Schellack für Bogen und Pfeile ?

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Botjer
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Botjer » 21.07.2014, 14:59

Ich benutze seit Jahren eine Kombination aus Schellack und Öl für Bögen und Pfeile und habe noch nie Probleme gehabt - im Gegenteil. Konkret besteht meine Standart-Versiegelung aus vier Schichten Schellack und vier Schichten Tungöl, jeweils mit leichtem Zwischenschliff.
Ich kann das also nur empfehlen.

Und ich meine mich zu erinnern, das hier mal jemand einen Test mit verschiedenen Versiegelungen bei Pfeilen gemacht hat.
Dazu wurden die Pfeile halt unterschiedlich behandelt und dann im Wald versteckt - und nach einigen Wochen wieder ausgebuddelt. da hat, soweit ich mich richtig erinnere, Schellack sehr gut abgeschnitten.
LG Niels

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shokunin
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von shokunin » 21.07.2014, 15:02

Waren das Pfeile, oder nur Holzproben...?
Ich erinnere mich auch dumpf... :-\

@max2
Ich find' das Zeug auch cool - gerade eben weil man es leicht mal anlösen, drauf lackieren oder nur mit Wärme/Reibung punktuell etwas retouchieren kann.
Dafür nehm' ich gern in Kauf, dass ich ein wenig mehr drauf aufpassen muss.

@wilfrid
da stimme ich Dir zu :)
Das Finish muss am Bogen immer noch am wenigsten leisten und ist bei Versagen am leichtesten mal erneuert/aufgefrischt.
Leinöl, Tungöl usw sind da am pflegeleichtesten und haltbarsten.




Gruss,
Mark
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Botjer
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Botjer » 21.07.2014, 15:08

Habe den Test gefunden. Die Durchführung war dann doch anders, als ich mich erinnert habe, aber das Ergebnis ist korrekt:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=14&t=16666&hilit=finish+test

und hier:
http://de.wikibooks.org/wiki/Bogenbau/_Finish/_Finish-Vergleich
LG Niels

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Wazuka
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Wazuka » 21.07.2014, 16:05

Ralph hat geschrieben:Abzuraten ist von Leinöl-Firnis oder Mischungen mit jenem - das Trocknen dauert ewig und es klebt danach trotzdem (meiner Erfahrung nach - ich bin aber auch nicht Moses...).


Das höre/lese ich immer wieder mal, kann es aber nicht so wirklich glauben. Laut z.B. dem Artikel über Leinölfirnis in Wikipedia heißt es:
Reines Leinöl kann ebenfalls einen Leinölfirnis ausbilden, wird wegen der langen Trocknungszeit aber seltener verwendet.


Ja was denn nun?

Ich verwende Leinölfirnis noch nicht lange, aber immer öfter. Klebrig wird es nur, wenn man den Überschuß nicht abwischt (wie ich Trottel es anfangs gemacht habe). Also auftragen und nach ca. 30 min mit einem Lappen den Überschuß aufnehmen. Dann klebt sich da gar nix.

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Benedikt
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Benedikt » 21.07.2014, 16:09

Also Leinölfirnis verwende ich seit jeher für meine Bögen...
Klebrig ist da nach einem Tag nix mehr ;)
Man muss nur aufpassen, nicht zu viel aufzutragen und nach ca. einer alben Stunde nicht eingezogenes Öl mit einem Lappen abwischen :)
Gruß
Benedikt
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Heidjer » 21.07.2014, 16:38

Leute, Leinölfirnis ausser beim ersten mal, nur sehr sehr dünn auftragen, am besten mit einen Papiertaschentuch ein-zweimal drüber wischen und trocknen lassen.
Leinölfirnis härtet durch eine Reaktion mit dem Luftsauerstoff aus, wenn sich da ein Film gebildet hat, dann kommt an dem darunter liegenden Öl fast kein Sauerstoff mehr ran und dann härtet da auch nichts mehr. ;)

Und immer bedenken, auch das Leinölfirnis im Papiertaschentuch reagiert mit dem Sauerstoff und produziert dabei Reaktionswärme, wird die nicht abgeführt kann es zu einer Selbstentzündung kommen. Also immer ausgebreitet trocknen lassen oder im WC runterspülen, nie in den Abfalleimer oder Mülltüte stopfen, solange es nicht ausgehärtet ist. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Hachiman » 21.07.2014, 17:09

@ Dirk
Ein wichtiger Hinweis den man beachten soll. Konnte mal Live mit erleben wie so eine Selbstentzündung, in einem Behälter, mit einem leichten "Boom" herrlich fackelte. ;D
Sonst kann ich bei allen euren Anführungen beipflichten ;)
Und eben das mit dem dünn auftragen... ich tu es sogar sooo dünn mit Lappen auftragen das es nach 20 min Staubtrocken ist. Nach 2 maligen aufbringen einen leichten Zwischenschliff, noch mal 2 Lappschichten, sehr feines nachschleiffen und zum Schluss mit Microfasertuch heftiges rubbeln bis gewünschter Glanz da ist. Fertisch is das Fünnisch uf nem Pfeil ;D

Grüäss
Veredlerandreas

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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Inopel » 21.07.2014, 18:17

Max2, doch werden sie, es gibt alte Rezepturen worin Schellack aufgekocht in Terpentinen wird und anderen Zuschlagsstoffen wird.
Und nebenbei bemerkt, Schellack ist reversibel und wird als nicht wasserfest (Bildung weißer flecken im Lack) bezeichnet. Jedoch unter Zugabe von u. a. Zellulloid wird es wasserfest. zudem Wurde früher, wo die Chemie noch nicht so weit war, mit Balsamen und Terpentinen der Schellack wasserfest gekocht.

Aber man kann ihn unter bestimmten Voraussetzungen auch im Außenbereich anwenden. Sprich wenn der Schellack nicht Schlagregen oder Dauerfeuchte ausgesetzt ist.
Spricht also nix dagegen ihn am Bogen und Pfeil zu verwenden. ich habe jetzt mittlerweile alle meine Pfeile mit Schellack behandelt. Und du kannst sogar die Federn drauf kleben mit lösmittelhaltigen Klebern aber auch, so wie ich mit wasserverdünnbaren Kleber von tesa.
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Ralph
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Ralph » 21.07.2014, 18:52

@
Wazuka:

"Ja was denn nun ?" - Genau das, was ich schrieb. Das Aushärten dauert mir bei Leinölfirnis oder Mixturen mit diesem im Vergleich zu den Mischungen, die ich erwähnt und nach meiner Erfahrung verwendet habe, ewig und im direkten Vergleich zu diesen ist´s klebrig. Daher verwende ich die Tungöl-Mischung oder Hartöl (Letzteres ist auch nur eine Mischung...). Ich schrieb aber auch, dass ich nicht Moses bin.

Also kann ich Leinöl-Firnis (-Mischungen) nach meinen Erfahrungen nicht empfehlen, sondern nur etwas anderes. Wenn andere anderes empfehlen, so mögen sie es tun.

Ralph
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Bogenhannes » 21.07.2014, 19:06

Heidjer hat geschrieben:Also immer ausgebreitet trocknen lassen oder im WC runterspülen, nie in den Abfalleimer oder Mülltüte stopfen, solange es nicht ausgehärtet ist. ;)

Falls man es nicht mehr verwenden will...Feuerzeug dran halten hilft auch ;D
Die Richtung eines Pfeils wie auch eines Wortes lässt sich nicht mehr ändern

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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Inopel » 21.07.2014, 19:13

Leinöl, wie alle Öle auch, trocknen nicht, sie härten aus. Genauer gesagt findet eine oxidative Polymerisation. dieses kann um es salopp zu sagen schnell gehen oder aber ewig dauern. Wenn du es schnell willst, mach nicht zuviel drauf, abwischen heißt die Devise.
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von shokunin » 22.07.2014, 10:36

@Inopel
Du klingst als hättest Du neben Scientia auch Usus et Experientia in der Kunst der Lackherstellung... ;)
... sorry, konnte der lateinischen Signatur nicht widerstehen :-[ aber ernsthaft, bist Du auch irgendwie "vom Fach" in Sachen Oberflächenbeschichtungen, Restauration,...?
Der Grund wieso ich frage... und sorry allerseits wegen O.T... :-[
Hast Du da konkrete Rezepte für die erwähnten Lacke?
Das wäre absolut super.
Ich verwende bei Restaurationsarbeiten gern Lacke und Kleber auf Schellackbasis, weil sie eben reversibel sind (drum auch meine Frage an Dich, Du hattest es auch erwähnt, es interessiert ausserhalb von restauratorischen Anwendungen aber kaum einen).

Ich kenne halt aber nur so die gängigen Schellack-Rezepte... was man bei Kremer findet z.B., oder auf Holz- und Geigenbau-Seiten...
Ich hab' auch schon (mehr oder weniger systemlos) einiges probiert... mit Ölen, Wachsen, Kolophonium, Terpentin,... bis hin zu Pech (da aber eher als Klebstoff als als Lack).
Ein "offizielles" Rezept für einen selbst-herstellbaren belastbaren Lack auf Schellackbasis wäre sehr sehr interessant.

Gruss,
Mark
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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Reisender66 » 22.07.2014, 10:58

Guten Morgen ...

wow, das war jetzt aber Lesestoff *g*

An Leinöl - nicht L.firnis - dachte ich auch zu Anfang. Damit behandel ich gerne Holz (und die Sohlen meiner MA-Schuhe) es feuert schön an und gibt wohl auch einen guten Schutz - habe ich den Eindruck. Nun wollte ich den Bogen aber auch beizen und war deshalb etwas unsicher, was das Ölen betrifft.
Aber Schellack, die wechselnde Spannung des Bogens, schlechtes Wetter ... rissiger Lack ist doch nicht so schön.

Ich denke doch, dass ich zu Leinöl greifen werde.
So wie ich das sehe, ist die Benutzung von Lein- oder Tungöl reine Geschmackssache - zumal man Tungöl ja auch noch mit Leinöl mischen sollte ?

Aber bis dahin muß der Bogen ja erst mal fertig sein *lach*
Das herrliche Wetter gestern hat mir doch einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ich wünsch allen hier noch einen schönen Tag - man liest sich. :)
Helmut

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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Wazuka » 22.07.2014, 11:26

Ralph hat geschrieben:@
Wazuka:

"Ja was denn nun ?" - Genau das, was ich schrieb.


Eben nicht genau das. Du hattest geschrieben, daß Leinöl schneller aushärtet als Leinölfirnis. Leider hab ich Dich nicht komplett zitiert. Denn leider hast Du Deinen Beitrag entsprechend editiert, gestern um 19:17 Uhr, kurz nach der Antwort an mich.

Jetzt steh ich natürlich so da, als könnte ich nicht richtig lesen. Dankeschön.

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Re: Schellack für Bogen und Pfeile ?

Beitrag von Felsenbirne » 22.07.2014, 12:09

@Reisender
Wie kommst du jetzt drauf, dass Shellack auf dem Bogen reißt?
Ich verwende das Zeug seit Jahren, und habe nie Probleme damit gehabt. Ähnliche Erfahrungen haben die anderen doch auch gepostet.
Wasserdicht bekomnst du den Bogen eh nicht ;)
Gruss Matthias

Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften.

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller

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