Veränderungen im Holz durch Dämpfen, welche?

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Bowster
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Veränderungen im Holz durch Dämpfen, welche?

Beitrag von Bowster » 21.05.2014, 10:26

??? Schon öfters habe ich in manchen Posts hier so nebenbei mitbekommen, dass das Dämpfen , vor allem das zu häufige Dämpfen auch negative Auswirkungen auf die Holzqualität hat, hat hier irgendjemand Ahnung, ob das tatsächlich so ist, und falls es so sein sollte, welcher Art diese unangenehmen Folgen sein sollen?
Zuletzt geändert von Bowster am 21.05.2014, 20:25, insgesamt 1-mal geändert.

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jetsam
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Re: Veränderungen im Holz durch dämpfen, welche?

Beitrag von jetsam » 21.05.2014, 14:48

Howdy, bis die wirklich kundigen aus dem Quark kommen, erlaube ich mir. hier eben diesbezügliches aus dem Wiki einzustellen, Grüße jetsam

"Dämpfen und Biegen

Vorweg zu bedenken: Dämpfen im arbeitendem Bereich kann das Zuggewicht reduzieren und zu vermehrtem Stringfollow führen. Vor Allem, wenn man die anschließende Trocknungsphase zu kurz ansetzt!

Beim Trocknen eines Holzes geschieht nicht nur ein Wasserverlust, sondern auch eine Verhärtung der Holzzellen durch das Abbinden der im Holzsaft gelösten Öle, Harze, Zucker, etc.

Durch Erhitzen werden diese Stoffe wieder verflüssigt, sogar ÜBER den natürlichen Zustand hinaus, darum lässt sich Holz dann ja heiß verformen. (In einigen Fällen wird dadurch aber die Fähigkeit zum Abbinden der Inhaltsstoffe völlig zerstört, das Holz bleibt "plastisch" ("Gummiholz")). Geschieht das Erhitzen durch Dampf, wird zusätzlich Wasser hinein befördert, was das erneute Aushärten dann verlangsamt.

Wie schnell ein Holz nach so einer "Tortour" wieder seine vorherige Festigkeit und Elastizität hat, ist leider unterschiedlich, tlw. selbst innerhalb einer Holzsorte.

Ich mache es mittlerweile so, dass ich Staves, die im arbeitenden Bereich gerichtet werden müssen, nach der Behandlung wieder mehrere Monate weg lege, also sozusagen eine komplette 2. Trocknungsphase nachschiebe. Allerdings bin ich in der glücklichen Situation eines gut gefüllten Stave-Lagers...

Um so mehr sollte aber der, der nur gerade "den einen" Stave zur Bearbeitung verfügbar hat, überlegen, OB eine Biegung notwendig ist und WELCHER Bereich erhitzt werden muss, und welcher geschützt werden kann - und danach die Ruhephase für das Holz so lange ausdehnen wie es nur IRGEND auszuhalten ist!

Biegungen im NICHT-arbeitenden Teil des Wurfarms (WA), z.B. statische Recurves, lassen sich ohne größere Gefahr auch nach wenigen Tagen weiter bearbeiten. Die Gefahr der Entstehung von "Gummiholz" bleibt jedoch auch hier (in den Fällen würden sich die Recurves beim ersten Ausziehen fast wieder völlig begradigen!). Besonders "anfällig" dafür sind z.B. Esche und Ahorn. Ich würde das Risiko auf ca. 10% schätzen! "
Dies ist die Welt.
Wundervolle und schreckliche Dinge werden geschehen.
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Benedikt
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Re: Veränderungen im Holz durch dämpfen, welche?

Beitrag von Benedikt » 21.05.2014, 15:40

Meine Erfahrungen:
1. Durch Dämpfen lässt sich Holz besser biegen und behält diese Form nach Trocknen und Auskühlen bei ;D

2. Durch Dämpfen kann das Holz etwas an seiner Farbintensität verlieren( kam bei mir vorallem bei Robinie vor)

3.Durch das Dämpfen werden mMn gewisse Stoffe im Holz angelöst und ausgewaschen. Warum? Wenn man das Wasser, das beim Dämpfen von Robinie an der Seite am WA austritt, auf etwas Stahlwolle gibt wird es schwarz, also wurde die Gerbsäure ausgewaschen.

Daraus folgt für mich, dass man gedämpfetes Holz nicht mehr allzu sehr beanspruchen sollte, da evtl. auch Harze usw., die für den zusammenhalt des Holzes sorgen, ausgewaschen werden könnten.
Deswegen dämpfe ich immer nur an Griff und Tips. :)

Allerdings könnte das auch Schwachsinn sein, ist wie gesagt halt meine Theorie ???
Gruß
Benedikt
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Re: Veränderungen im Holz durch dämpfen, welche?

Beitrag von Neugier » 21.05.2014, 18:01

Sehr klare Meinung dazu hat Dean Torges und es entspricht in ungefähr auch meinen Erfahrungen. Feuchtes Holz kann man sehr gut biegen auch ohne Verlust von Leistung. Trockenes Holz versuche ich wie Benedikt nur in den nicht arbeitenden Bereichen zu biegen.
Dean Toges vertritt die Meinung dass der Trocknungsprozess und die damit verbundene Verfestigung nur teilweise wieder aufgeweicht werden kann. Dadurch wird ein Teil der tragenden Struktur durch das Biegen irreversible zerstört.
Matthias

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Heidjer
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Re: Veränderungen im Holz durch dämpfen, welche?

Beitrag von Heidjer » 21.05.2014, 18:16

Durch das Zuführen von thermischer Energie in das Holz passiert dort einiges, was alles weiß ich auch nicht, aber ein erwärmen führt auf jeden Fall zu einer erheblichen Beschleunigung chemischer Vorgänge, wenn sie nicht erst vom Erwärmen ausgelöst werden.
Da ich mir beim besten Willen ein verschieben von Holzzellen oder gar von Holzfasern einfach nicht vorstellen kann, können die Holzzellen selbst nur "weich" werden und sich beim Biegen verformen. Die Frage ist also in wie weit sich die Holzzellen wieder verfestigen und die "neue" Form dabei halten?
Tatsache ist, das ein so verformtes Holzstück nicht mehr die Festigkeit erreicht die es vor dem Biegen hatte.

Wenn erkennbar ist, das Holz gebogen werden muß, dann ist es nach meiner Erfahrung am besten, dies so früh wie möglich zu machen und das Holz danach so lange wie möglich zu lagern und sich an seine neue Form gewöhnen zu lassen. Einige Hölzer wie Hartriegel zum Beispiel, lassen sich eigentlich nur grün vernümpftig biegen. Das hat dann noch den Vorteil das sich die "Holzsäfte" nach dem Biegen wieder gleichmäßig verteilen können und an allen Stellen im Holz gleichmäßig trocknen und verhärten können.

In jedem Holz sind verschiedene Zucker eingelagert, beim Erwärmen können die schmelzen und zum Beispiel zu einer Braunfärbung führen. Ob geschmolzener und wieder kristallisierter Zucker nun die Festigkeit erhöht, sollen die schreiben, die ihre Bögen toasten, ich mache das nicht. Bei Bambus zum Beispiel spricht man ja sogar vom Karamellisieren, aber auch Ahorn, Hasel und Esche enthalten sehr viel Zucker, Millionen von Holzwürmern Wissen das. ::)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Veränderungen im Holz durch dämpfen, welche?

Beitrag von Bowster » 21.05.2014, 19:55

ganz konkret geht es bei mir in erster Linie um das Dämpfen und Biegen von Osage, das mache ich inzwischen sehr gerne, wüsste aber gerne, ob ich mir da jetzt Sorgen machen soll. U. a. habe ich 2 sehr kurze Osage Primitivbögen die ich in etwa in die Form von Reiterbögen gebracht habe, den Kürzeren der beiden habe ich zusätzlich auch noch seitlich korrigiert. Durch das wiedeholte Dämpfen traten zum Teil mit der Faser laufende Längsrisse auf, die ich allerdings ignoriere. Beide Bögen haben auch gut Druck und ein exzellentes Leistungsgewicht, aber bei den gedämpften Bereichen handelt es sich u. a. um die Wurfarme und die arbeiten bei beiden intensiv. Muss ich da dann mit reduzierter Lebenserwartung rechnen oder ist Osage einfach ein Sonderfall?

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