Etwas verdrehten Hasel richten

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Ravenheart » 10.05.2014, 13:52

...genau! Und bitte beim nächsten Bogen - und ab jetzt! - wenn er noch so ungleichmäßig biegt: NICHT so weit ausziehen!

Grundregel:
Du ziehst erst DANN eine Kerbe weiter - EINE Kerbe weiter - wenn er bei der vorherigen nahezu perfekt biegt!

Das kann man zu ANFANG zwar etwas vernachlässigen, weil er dann ja kaum weiter als auf Standhöhe-Maß gekrümmt wird, aber ab jetzt gilt: ERST
a) beide WA zueinander im Vergleich und
b) jeden WA in sich
auf gute, harmonische Biegung bringen und erst DANN eine Kerbe weiter ziehen!

Rabe

Benutzeravatar
steffi_83
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 318
Registriert: 19.09.2013, 19:03

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 10.05.2014, 18:38

So, um mich an Rabes Anweisung zu halten und nicht wieder zu schnell zu sein hier das nächste "Zwischenstands-Bild". Für einen Anfänger ist das alles gar nicht so leicht zu sehn, ich habe zwar schonmal einen Bogen in einem Workshop gebaut, aber zum einen war das ein schon recht gut zugesagter Rohling, noch dazu aus schönem Holz ohne Äste o.Ä. und der Kursleiter hat einem immer schön angezeichnet wo was weg muss ;-).
Hier mit den ganzen Hubbeln im Holz ist's dann doch was anderes. Außerdem verwirrt mich der Knick außen im rechten Wurfarm beim gucken. ;-) Allein deshalb können ja beide schonmal nicht genau gleich aussehen und es fällt schwer, sich den wegzudenken beim hingucken.

Lange Rede kurzer Sinn: für mich siehts so ganz gut aus, aber was meint das geschulte Auge?

Ach ja: und der rechte Wurfarm ist auf unerklärliche Weise (da hat sich wohl jemand vermessen, als der eine Wurfarm noch verdreht war) etwas kürzer. Was mach ich da? Den linken kürzen? Oder so lassen und den rechten dann später zum unteren erklären?
Dateianhänge
b6.jpg

Benutzeravatar
Idariod
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1684
Registriert: 23.10.2012, 10:22

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Idariod » 10.05.2014, 23:27

Links, äußere Hälfte noch ein bisserl schwächen, wenn mich meine alten müden Augen nicht täuschen. ;)
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.

Benutzeravatar
steffi_83
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 318
Registriert: 19.09.2013, 19:03

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 11.05.2014, 09:33

Danke. Hab ich gemacht und nu siehts so aus. Mein ungeübtes Auge findets ganz gut so? Was meint ihr?
Dateianhänge
b7.jpg

Benutzeravatar
Benedikt
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2904
Registriert: 01.09.2013, 12:41

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Benedikt » 11.05.2014, 09:41

Sieht gut aus, allerdings scheint er links noch zu stark.
Mach Späne
Benedikt
Zuletzt geändert von Benedikt am 11.05.2014, 13:27, insgesamt 1-mal geändert.
A dream is not reality, but who is to say which is which?

The Wolfe
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 79
Registriert: 26.12.2011, 09:19

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von The Wolfe » 11.05.2014, 12:10

Hallo Du meinst bestimmt NOCH zu stark, oder Benedict?
Gruß Udo

Benutzeravatar
Benedikt
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2904
Registriert: 01.09.2013, 12:41

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Benedikt » 11.05.2014, 13:28

Kommt davon, wenn man noch nicht richtig wach ist ;D
A dream is not reality, but who is to say which is which?

Benutzeravatar
steffi_83
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 318
Registriert: 19.09.2013, 19:03

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 11.05.2014, 13:47

So, ich hab links noch etwas geschwächt und mich dann getraut noch eine Kerbe weiter auszuziehen. Etwas stärker scheint der linke immer noch zu sein? Aber sollte nicht auch ein Wurfarm etwas stärker sein am Schluss um auszugleichen, dass der Pfeil nicht in der Mitte liegt? ist aber vermutlich doof gelaufen, dass der linke was stärker und der rechte was kürzer ist, oder?

P.s. Vielen Dank für Eure Geduld.
Dateianhänge
b8.jpg

max2
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 490
Registriert: 19.09.2010, 12:41

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von max2 » 11.05.2014, 21:37

Hallo,

rechts aussen vor dem Knick biegt sich noch nicht viel, in der Mitte wäre ich erstmal vorsichtig. Dort ist der Stave reflex, im Auszug hat er aber die gleiche Biegung wie der Rest des Arms.
Links sieht harmonisch aus, könnte aber vielleicht griffnah etwas mehr Biegung vertragen, der Deflex hier biegt wenig. Optisch wirkt das dann aber geknickt.
Tendenziell würde ich die Biegung beider Wurfarme etwas weiter nach aussen verlagern.
Interessant bezüglich des Sets wäre ein neues Foto des entspannten Bogens.

Gruss, Max

Benutzeravatar
steffi_83
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 318
Registriert: 19.09.2013, 19:03

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 11.05.2014, 22:00

Dein Wunsch ist mir Befehl. Hier nochmal ein Bild des entspannten Bogens.

Vom Prinzip her ist der Bogen leider doch ein ganzes Stück schwächer als ich ihn gern gehabt hätte. Das macht zwar nix, am Anfang war ich auf Grund des Stücks, das von dem gerissenen Ast noch brauchbar war sowiso skeptisch ob nicht einfach Brennholz draus wird. Mein Vorsatz war und ist also was schießbares zu produzieren, egal wie ;-)

Wenn möglich wäre es für mich aber erstrebenswert, einen Kompromiss zu finden a la "nur noch schwächen wenn wirklich für die Funktion nötig".

Wegen des Zuggewichts und nur um es mal durchzudiskutieren (ob ich da wirklich was unternehmen würde... mal sehn, vielleicht investier ich die Energie lieber in den nächsten Bogen, aber man will ja lernen was es so an Möglichkeiten gibt...)

Aber: Welche Möglichkeiten gäbe es, das Zuggewicht zu erhöhen?

was mir einfiele (wo ich schonmal von gehört hab):

- Sehnen o.Ä. als Backing: scheidet für mich aus.

- kürzen: der Bogen hat aktuell eine Länge von 1,83 m. Ich hab eine Länge von 1,71 m und einen Auszug von ca. 28 Zoll.
Da könnte man sicher noch was kürzen? Wie viel wäre empfehlenswert bzw. wie viel müsste man um einen nennenswerten Effekt zu erzielen?

- irgendwas mit der Heißluftpistole? Quasi den etwas deflexen Ausgangszustand in einen Reflexen verwandeln?
Dateianhänge
b9.jpg

Benutzeravatar
ralfmcghee
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2019
Registriert: 02.01.2014, 16:00

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von ralfmcghee » 11.05.2014, 22:27

Ich muss kurz nachfragen: Mit dem Tillern bist Du fertig? Wenn ja, welche maximale Auszugslänge hat der Bogen denn?

Grundsätzlich kommt für die Erhöhung des Zuggewichtes die Kürzung des Bogens in Frage. Dann musst Du aber nachtillern, damit die Biegung der Wurfarme wieder optimiert wird.

Du kannst das Zuggewicht auch erhöhen, indem Du den Bogenbauch mit der Heißluftpistole kräftig erwärmst. Manche sagen auch Rösten oder Toasten dazu. Allerdings verändert so eine Prozedur sicherlich die Zellstruktur des Holzes. Eine thermische Behandlung ist letztlich eine Belastung für das Bogenholz. Ich denke, dass die Lebensdauer des Bogens dadurch beeinträchtigt werden könnte. Tillern musst Du überdies auch noch einmal.

Wenn der Sehnenwinkel imVollauszug noch nicht 90 Grad erreicht, kannst Du die Länge soweit reduzieren (und neu tillern), bis Du im Vollauszug an die 90 Grad herankommst. Oder Du lässt den Bogen so wie er ist und freust Dich über einen gelungenen Bogen, auch wenn er etwas overbuilt und nicht völlig ausgereizt ist. Das ist btw meistens das Ergebnis bei meinen Bauversuchen.

Vielleicht hast Du jetzt ja richtig Spaß am Bogenbau und magst mit noch einem Hasel ein wenig mehr an die Grenze gehen. :)

Ich freue mich, wenn ich ein klein wenig zu Deiner Meinungsbildung beitragen kann.

LG
Ralf

Edit: Die Wurfarme in reflexe Richtung zurückzubiegen, würde ich Dir auf keinen Fall empfehlen. Das gäbe höchstwahrscheinlich eine Überlastung im Holz und ein baldiger Bruch wäre vorprogrammiert.
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

Benutzeravatar
Heidjer
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6864
Registriert: 16.08.2006, 22:00

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Heidjer » 11.05.2014, 22:49

Bei 28" Auszug und einen nicht zu hohen Zuggewicht kannst Du den Bogen bis zu einer Gesamtlänge von 168cm (166cm von Nockkerbe zu Nockkerbe) kürzen. Das kann man auch asymetrisch machen so das man den Bogen wieder umdreht (oben und unten tauschen).
4" (10cm) kürzen sollte so mit Tillerabzug 10% bis 15% mehr an Zuggewicht bringen.

Vom Tempern oder Rösten halte ich persöhnlich garnichts.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

Benutzeravatar
steffi_83
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 318
Registriert: 19.09.2013, 19:03

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 11.05.2014, 22:56

Ich muss kurz nachfragen: Mit dem Tillern bist Du fertig? Wenn ja, welche maximale Auszugslänge hat der Bogen denn?


Ich weiß nicht? ich wärs gern, wenn ihr nix schlimmes mehr findet? Woher soll ich das wissen? ;-) Ich hab ihn mal ausgezogen auf meine 28 Zoll und auch schon was weiter: er hat nicht "aua" geschrien und ist noch ganz ;-)

Grundsätzlich kommt für die Erhöhung des Zuggewichtes die Kürzung des Bogens in Frage. Dann musst Du aber nachtillern, damit die Biegung der Wurfarme wieder optimiert wird.


Ja, das hab ich befürchtet, aber das wär schon ok, dann kann ich gleich weiter üben und das macht ja bekanntlich den Meister ;-)

Du kannst das Zuggewicht auch erhöhen, indem Du den Bogenbauch mit der Heißluftpistole kräftig erwärmst. Manche sagen auch Rösten oder Toasten dazu. Allerdings verändert so eine Prozedur sicherlich die Zellstruktur des Holzes. Eine thermische Behandlung ist letztlich eine Belastung für das Bogenholz. Ich denke, dass die Lebensdauer des Bogens dadurch beeinträchtigt werden könnte. Tillern musst Du überdies auch noch einmal.


Dann wäre wohl eher kürzen was mir zusagt. Außerdem find ich (als Reiterbogenfan) Langbogen eh viel zu lang ;-)

Wenn der Sehnenwinkel imVollauszug noch nicht 90 Grad erreicht, kannst Du die Länge soweit reduzieren (und neu tillern), bis Du im Vollauszug an die 90 Grad herankommst.




Ok, dann wär noch Luft. Gibt es eine Faustformel wie viel cm kürzen wie viel Pfund Zuggewicht etwa bringen könnten?

Oder Du lässt den Bogen so wie er ist und freust Dich über einen gelungenen Bogen, auch wenn er etwas overbuilt und nicht völlig ausgereizt ist. Das ist btw meistens das Ergebnis bei meinen Bauversuchen.


Ich denke, das wird ich erstmal ne Weile tun und wenn ich dann noch Lust habe ggf. noch was abschnibbeln.

Vielleicht hast Du jetzt ja richtig Spaß am Bogenbau und magst mit noch einem Hasel ein wenig mehr an die Grenze gehen. :)


Hab nur noch Holunder ;-) Über den wird ich wohl in den Sommerferien herfallen.

Ich freue mich, wenn ich ein klein wenig zu Deiner Meinungsbildung beitragen kann.


Vielen Dank. Ich bin über jeden Ratschlag froh.

Benutzeravatar
steffi_83
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 318
Registriert: 19.09.2013, 19:03

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von steffi_83 » 11.05.2014, 23:04

Heidjer hat geschrieben:Bei 28" Auszug und einen nicht zu hohen Zuggewicht kannst Du den Bogen bis zu einer Gesamtlänge von 168cm (166cm von Nockkerbe zu Nockkerbe) kürzen. Das kann man auch asymetrisch machen so das man den Bogen wieder umdreht (oben und unten tauschen).
4" (10cm) kürzen sollte so mit Tillerabzug 10% bis 15% mehr an Zuggewicht bringen.

Vom Tempern oder Rösten halte ich persöhnlich garnichts.


Gruß Dirk


Danke für die Antwort. Hmmm... dann könnte ich so ca. 15cm kürzen. Im Moment scheint er so ca. 25 Pfund zu haben. 35 wären schön gewesen ;-). aber da komm ich dann eh nicht so schnell hin. Ich wird ihn erstmal so lassen: man weiß nie, wann man nochmal einen schwachen Bogen brauchen kann ;-). Vielleicht will ich ja mal einen an jemand untrainiertes verleihen.
Wenns mich zu sehr nervt, kann ich später immer noch kürzen.

Ich hab mal irgendwo gelesen, bei etwas deflexen Bögen könnte man die Standhöhe eher etwas höher machen um noch etwas Leistung rauszuholen?

Benutzeravatar
Heidjer
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6864
Registriert: 16.08.2006, 22:00

Re: Etwas verdrehten Hasel richten

Beitrag von Heidjer » 11.05.2014, 23:22

Das Erhöhen der Standhöhe bringt nur ein ewas strammeres Auszugsgefühl, der Bogen verliert dabei aber effektiv an Leistung da ein längerer Beschleunigungsweg mehr bringt als etwas mehr Zuggewicht.

2" kürzen bringt etwa 8% mehr Zugewicht, wenn Du die 15cm (6") ausreizt und der Bogen nur wenig nachgetillert werden muß, solltest Du bei etwas über 30# landen. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“