Das Aufnahmeteil am Tillerstock

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Spanmacher
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Das Aufnahmeteil am Tillerstock

Beitrag von Spanmacher » 13.01.2014, 22:24

An anderer Stelle hatte ich vor einiger Zeit mal erwähnt, dass ich derzeit an einem Flachbogen aus Wildkirsche arbeite.

Dieser Bogen entwickelte sich im Lauf des Fertigungsprozesses zu einem der schönsten (wenn nich zum schönsten Bogen überhaupt), die ich je angefertigt habe.
Vorgestern war es soweit, dass ich ihn auf ca. 50# heruntergearbeitet hatte. Tagelang mit der Ziehklinge, um nur nichts zu riskieren. Angestrebt waren 45# auf Wunsch des Bestellers.
Dann kam der Moment, dass ich ihn letztmalig einer Zuggewichtsüberprüfung unterziehen wollte. Rauf auf den Tillerstock, Zugwaage eingehängt und auf 28" gezogen. Plötzlich ein leises Knistern , gefolgt von einem wohlbekannten Knall.

Es war aber nicht der Bogen, der platzte, sondern die Bogenaufnahme am Tillerstock verabschiedete sich aus dem Diesseits. Leider knallte daraufhin der Bogen mit dem oberen Wurfarm derartig wüst auf den Werkstattboden, dass das Ende dieses Wurfarmes brach. Mein Herz fast auch.

Inzwischen ist ein neues Aufnahmeteil in Arbeit. Diesesmal nicht aus Nadelholz (hat jahrelang seinen Dienst klaglos versehen), sondern aus Eiche.
Leidvoller Hinweis für alle, die noch nicht darüber nachgedacht haben: Spart nicht an der Materialqualität von scheinbar nebensächlichen Geräten.


Cornwell
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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ralfmcghee
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Re: Das Aufnahmeteil am Tillerstock

Beitrag von ralfmcghee » 13.01.2014, 22:36

Aua! :o Herzliches Beileid! Ich glaube, ich hätte geheult.
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

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Re: Das Aufnahmeteil am Tillerstock

Beitrag von Ravenheart » 13.01.2014, 22:58

Oh je, das tut ja selbst beim Lesen weh! Mein Mitgefühl ist Dir sicher!

Mein Tillerstock ist so konstruiert:

Tillerstock.jpg
Tillerstock.jpg (8.09 KiB) 1091 mal betrachtet

Das hat den Vorteil, dass die Mitte des Bogens - und damit die Sehne - fast VOR dem eigentlichen Stock verläuft. Folglich treten keine Querkräfte nach vorn auf, sondern nur senkrecht in Längsrichtung.
Der Ansatz ist geschraubt und geleimt, nicht dargestellt ist, dass in die Aufnahme noch ein Lederstreifen eingeklebt und am Rand oben -über die Kante- genagelt ist.

Rabe

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Frankster
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Re: Das Aufnahmeteil am Tillerstock

Beitrag von Frankster » 13.01.2014, 23:59

Das ist wirklich schade um den Bogen. Dennoch die Erfahrung lehrt: Der Nächste dieser Art wird den Alten übertreffen.
Mich bestätigt es allerdings darin ohne Tillerstock zu arbeiten. Was nicht da ist kann nicht brechen.
Nimm nicht den ganzen Baum wenn Dir ein Ast genügt

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Heidjer
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Re: Das Aufnahmeteil am Tillerstock

Beitrag von Heidjer » 14.01.2014, 00:08

Allein wegen dieser Möglichkeit habe ich meine Aufnahme aus Schichtholz gemacht und mit 4 M6 Maschinenschrauben durchgängig befestigt.
Tillerboard Bogenhalter.jpg

Tillerboard Rückseite.jpg

Mein Beileid für den blöden Bogenbruch.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Das Aufnahmeteil am Tillerstock

Beitrag von klaus1962 » 14.01.2014, 07:46

Ich kann Dir gut nachempfinden, was es heißt, einen fast fertigen Bogen wegen so eines blöden "Werkzeugbruchs" zu verlieren.

Mein erster Tillerstock war übrigens auch eines dieser heimtückischen Fichtenbretter.
Bei mir hatte sich allerdings nicht die Auflage verabschiedet, sondern einer der "Zähne" zum einhängen der Sehne.

Nach diesem Erlebnis (Bogen sauste Richtung Decke) habe ich einen ordentlichen Tillerstock aus Esche mit Griff-Auflage aus Multiplex gebaut. Er hat auch keine "Zähne" mehr, sondern Schrauben im 1" Abstand, die bei Nichtgebrauch (zB während des "Pumpens") mit einer Kunstst.-U-Schiene abgedeckt sind.

Gruß
Klaus

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Re: Das Aufnahmeteil am Tillerstock

Beitrag von Gornarak » 14.01.2014, 08:34

@Heidjer: Wofür ist denn die Metallplatte?

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Heidjer
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Re: Das Aufnahmeteil am Tillerstock

Beitrag von Heidjer » 14.01.2014, 09:51

Das sind im Prinzip nur stabile Haken an der Tillersäule aus Eiche in die ich die Boardbretter einhänge. So ist das ganze Tillerboard leichter zu händeln beim Auf- und Abbau und beim Transport.
Boardbefestigung1.jpg



Gruß Dirk
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Re: Das Aufnahmeteil am Tillerstock

Beitrag von Gornarak » 14.01.2014, 10:51

Achso - danke

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