Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

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nicoladavinci
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Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von nicoladavinci » 05.09.2013, 16:57

Einst (gestern) war ein junger Bursch (der ich heißt) mit dem Hund spazieren, nahe des Hauses, in dem er aufwuchs. Da erspähte der Hund einen Feldhasen auf dem Stoppelfeld, der sodann gejagt werden wollte. Meister Lampe floh, aus der Not, über einen kleinen Graben in umliegendes Grün.

Voller Tatendrang und von Neugier und Geschwindigkeit berauscht folgten der Bursche und sein Gefährte, Fellbeutel der Hund, dem Hasen.

ALS PLÖTZLICH

ein alter Haselnussbaum ihren Weg kreuzte, und sagte:

"Ihr zwei kommt hier nicht weiter, ich wachse diesen Ort zu, und auch die Brennnesseln sind dichter als die Wolken über der stürmischen Nordsee, der Has ist fort !"

Doch der Hund und sein Bursche hatten keinen Sinn mehr für den Hasen, sie eräugten, im Hasel, einen mannshohen und faustdicken Stamm, der schrie; er schrie, ganz leise:

"Zu gut bin ich, nur ein Stamm unter Stämmen, ein Holz unter Hölzern zu bleiben ! Seit ich wachse, wachse ich so grad ich kann, kein Ast, kein Zweig wollt aus mir sprießen. Ein Bogen wollt ich immer werden, doch verstecken mich Schwarzdorn, Eberesche und faules Grün in ihrem Dickicht. Befrei mich, Bursch', und dein will ich sein !"

Hund und Bursche rannten, schneller als der Wind, Axt und und Säge zu holen. Sie kämpften sich durch Blatt und Dorn, dann schlugen sie und sägten unermüdlich, bis der Stamm ihrer war.



und die Moral von der Geschicht: Schaut weniger fern und geht raus, Kinder.




Da schöne Geschichten schöner sind, wenn man selbst mitspielt, gute Gelegenheiten selten sind, ich aus Gründen eines Unfalls seitens der Werkstattleitung seit einigen Wochen nicht in die Metallwerkstatt komme und absehbar ist, dass es erst Mitte Oktober mit meiner Armbrust weitergehen kann, es mich aber gewaltig in den Fingern juckt, soll nun mein erster Bogen gebaut werden.

Der Rohling ist sicher nicht perfekt, aber er hat eine akzeptable Länge und an keiner Stelle starken Drehwuchs. Statt zu spalten, schabe ich - zwei Staves würde der eh nicht hergeben.


Ich habe mir vorgenommen, mich erst vom Holz leiten zu lassen, d.h. ich nehme kein Maß, bis der Bogen beschlossenermaßen "fertig" ist und lege mich auf keine endgültige Form fest. Was sich gut anfühlt, das wird gemacht, wenn ein Fehler kommt, dann wird er gemacht, wenn's schief geht, dann ist es sehr schade drum aber man hat wenigstens etwas gelernt :) !

Eines steht allerdings schon fest: der fertige Bogen, wenn es ihn dann gibt, muss Hase heißen.


Ich will in regelmäßigen Abständen Bilder hochladen; Kommentare, Anregungen, Kritik sind höchst erwünscht !

mfG, Nico :)
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Bigfoot
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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von Bigfoot » 05.09.2013, 17:49

Gestern sah ich solch ein Stämmchen und hatte den gleichen gedanken.
Allerdings muss meines erst gefällt werden.
Wie lange trocknet man Hasel in der Regel eigentlich?
Gruß Roland

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Selfbower
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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von Selfbower » 05.09.2013, 19:13

Hi! nette Storry! ;)

Hasel sollte, nach meiner ganz persönlichen Meinung um die 2-3 Monate trocknen. Und zwar ebenso schonend, wie anderes Bogenholz. Also: luftig, kühl und trocken.

Man(n) KANN Hasel aber auch schnelltrocknen. Das geht im beheitzten Zimmern, oder gar hinter dem Kamin. ABER: Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es wohl das es wohl das Beste für´s Holz ist, wenn der Hasel ganz normal trocknet. Meiner ganz speziellen Meinung nach, sogar MIT Rinde. Auch wenn´s mehr Arbeit bedeutet.

LG. Daniel

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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von Gornarak » 05.09.2013, 19:30

Solange die Hasel trocknet, kannst du noch Eberesche und Schwarzdorn einsammeln :)

Taran
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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von Taran » 05.09.2013, 20:11

Hasel beim Trocknen auf einem Brett fixieren. ist mir schon passiert, dass der Stamm nach dem Trocknen krummer war als vorher!
Ja, und langsam trocknen. Reißt gern. Die ganz grobe Form rausarbeiten geht aber schon. Nur noch nicht biegen (auch kein Bodentiller). In feuchtem Zustand geht das mit dem Set ganz schnell.

Ach ja: Sehr nette Geschichte!
Foto von Fellbeutel gehört aber dazu! Bitte!

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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von Spanmacher » 05.09.2013, 21:09

Cornwell hat geschrieben:
Gornarak hat geschrieben:Solange die Hasel trocknet, kannst du noch Eberesche und Schwarzdorn einsammeln :)


Das wollte ich dem "Burschen" auch empfehlen. Allerdings empfiehlt es sich bei den beiden Hölzern vielleicht, noch bis November zu warten. Vielleicht ist dann der Rücken als Jahresring ausgereifter, als das momentan noch der Fall ist. Ich werde Hasel und Holunder auf jeden Fall erst ab November ernten. Hainbuche übrigens auch. Der Förster hat mir eine versprochen. Und Eberesche werde ich im November ebenfalls bekommen.

Hach! Mir tropft schon der Zahn!


EDIT: Ein Bild vom "Fellbeutel" würde mich ebenfalls erfreuen.

EDIT 2: Einer unserer drei Hunde heißt übrigens Taran. Ich hoffe, dass das der Nutzer namens Taran nicht übel nimmt. Darf ich fragen, wie Du auf den Nick "Taran" gekommen bist?
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von The Wolfe » 05.09.2013, 21:31

An dem Hasel wäre ich auch nicht vorbeigekommen.
Trocknung etwa 4 wochen in der wohnung , nicht zu warm!
LG Udo

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jetsam
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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von jetsam » 05.09.2013, 22:18

Er kam als Mann - und blieb als Junge. Glückwunsch!
Hör aber ruhig auf die Leute hier, umso mehr Spaß hast Du an der Fortsetzung...

ganz nebenbei: potentes kleines Gartenwerkzeug, mit dem Du da operierst.
Dies ist die Welt.
Wundervolle und schreckliche Dinge werden geschehen.
Sei ohne Furcht.

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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von Gornarak » 06.09.2013, 08:35

Taran hat geschrieben:Ja, und langsam trocknen. Reißt gern.

Hmm Hasel ist im Vergleich zu z.B. Obsthölzern oder Robinie aber extrem gutmütig. Ich kenne kaum ein Holz, das pflegeleichter trocknet. Dennoch ist langsam trocknen immer ein guter Rat :)

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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von Taran » 06.09.2013, 12:25

Okay, den Vergleich zu Obsthölzern hab ich nicht, nur Esche usw.

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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von nicoladavinci » 06.09.2013, 13:36

Vielen Dank für die vielen Tipps und comments, wohlwollend zur Kenntnis genommen !

Bigfoot hat geschrieben:Gestern sah ich solch ein Stämmchen und hatte den gleichen gedanken.


Dann auf ans Werk !

Selfbower hat geschrieben:Hi! nette Storry! ;)

Hasel sollte, nach meiner ganz persönlichen Meinung um die 2-3 Monate trocknen. Und zwar ebenso schonend, wie anderes Bogenholz. Also: luftig, kühl und trocken.
(...)
Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es wohl das es wohl das Beste für´s Holz ist, wenn der Hasel ganz normal trocknet. Meiner ganz speziellen Meinung nach, sogar MIT Rinde. Auch wenn´s mehr Arbeit bedeutet.


Danke :) - mit Rinde ist gut, die am Rücken werd ich dran lassen. Knapp 2 Monate darf er trocknen, nachdem die grobe Form da ist. Anfang November möchte ich weitermachen. Ich denke er bekommt ein schattiges, warmes Plätzchen im Keller; ein Kompromiss zwischen Schnelltrocknung und der schonenden Variante.

Gornarak hat geschrieben:Solange die Hasel trocknet, kannst du noch Eberesche und Schwarzdorn einsammeln :)


Guter Schwarzdorn wird schwierig, aber definitiv ein Holz, dass mich interessiert.

Eberesche ? Mir war nicht klar, dass die was taugt. Da könnte ich eine Menge von bekommen. Wie ist ein optimaler Ebereschenstamm oder -Stave denn so beschaffen ?

Taran hat geschrieben:Hasel beim Trocknen auf einem Brett fixieren. ist mir schon passiert, dass der Stamm nach dem Trocknen krummer war als vorher!


Fixieren, auch eine gute Idee, das mach ich !

Cornwell hat geschrieben:EDIT: Ein Bild vom "Fellbeutel" würde mich ebenfalls erfreuen.


Fellbeutel.JPG


Fellbeutel ist nun etwas älter als 4 Monate und zu einem Achtel Border Collie, einem Viertel Kuvasz und überwiegend Australian Shepherd, also durch und durch Hirte. Treu, verspielt, klug, und hat viel Energie für Blödsinn.

jetsam hat geschrieben:Er kam als Mann - und blieb als Junge. Glückwunsch!
Hör aber ruhig auf die Leute hier, umso mehr Spaß hast Du an der Fortsetzung...

ganz nebenbei: potentes kleines Gartenwerkzeug, mit dem Du da operierst.


Und Junge soll er bleiben. Ich nehme an du meinst das alte Bowie Knife ? Hab' ich seit über 10 Jahren in Gebrauch, wurde nie geschliffen, ist mittlerweile relativ stumpf aber dank dünner, harter Klinge optimal zum groben Schnitzen.

-
Im folgenden Post gibt's nun ein kleines Update und eine Frage. Da meiner einer zur Zeit nämlich frei hat, hat er viel Zeit produktiv zu sein.

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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von nicoladavinci » 06.09.2013, 14:36

So, hier nun ein paar neue Bilder.

a0.JPG
Bauch
a1.JPG
Seite 1
a2.JPG
Stärke Tip oben

a3.JPG
Stärke Grip
a4.JPG
Griff Seite


Die Stärke der groben Form könnte nun so stimmen. Sollte ich mich nun daran wagen, den Bogen schmaler zu ziehen oder lässt sich feststellen, dass da noch was fehlt ?


Hier kam noch ein Übel zum Vorschein, am Bauch beider Wurfame:

a5.JPG
Kern


Der Kern, der außerdem nicht in der Stammmitte sitzt (was ja nicht unüblich ist), ist ... wie nennt man denn das ? Korkig ?

Zum Ende der WA hin wurde es eh mit abgetragen, aber im Griff und nahe des Griff sitzt es natürlich noch. Ich nehme an, das kann ich ignorieren, oder ? Ist genaugenommen ja sogar ein angenehmer Indikator dafür, Wo genau ich am innersten Jahresring arbeite.

mfG, Nico

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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von Gornarak » 06.09.2013, 14:49

nicoladavinci hat geschrieben:Sollte ich mich nun daran wagen, den Bogen schmaler zu ziehen oder lässt sich feststellen, dass da noch was fehlt ?

Das lässt sich nur von den Fotos schwer sagen, aber unabhängig davon kannst du schonmal mit dem groben Breitentaper anfangen.

nicoladavinci hat geschrieben:Wie ist ein optimaler Ebereschenstamm oder -Stave denn so beschaffen ?

Das häng immer vom Betrachter ab :)
Ich mag es lieber ein bischen knorrig, aber am einfachsten ist so dick, gerade und asrfrei wie möglich.

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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von Taran » 06.09.2013, 14:52

Den Markkanal im Kern kannst du tatsächlich ignorieren.

Sehr netter Fellbeutel! Dann bist du ja immer unter Aufsicht.

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arcus
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Re: Der intuitive Hase(l), ein Bogenbau-Märchen

Beitrag von arcus » 06.09.2013, 19:36

na, dann erstmal herzlichen Glückwunsch zu solch einem Hasel

bisher haste alles richtig gemacht--jetzt noch 2 Monate trocknen . die Rinde am Rücken würd i dran lassen--auch beim fertigen Bogen--kannst sie ja bissl ausdünnen--wenn die dann geölt ist, gibt es eine super Optik--Tarnung.

Gruß Arcus

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