Jahresring freilegen

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Fischtnix
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Jahresring freilegen

Beitrag von Fischtnix » 01.06.2013, 20:05

Tach
Ich möchte mir einen Robinie-Bogen bauen.
Den Stave will ich vom Splintholz befreien und
Einen Jahresring freilegen.
Ich habe sowas noch nicht gemacht.
Hab ihn schon mal entrindet und dabei kamen
Dann die Fragen"mit was für einem Werkzeug
Mache ich das am besten?
Wie unverletzt muss der Jahresring sein?
Ich kann ja nicht unter den Splint schauen.
Darf er überhaupt keine Verletzung haben
oder darf er nur nicht durchtrennt werden.
Ihr könnt mir dovh sicher weiterhelfen.
Über eure Tipps würde ich mich sehr freuen.
Gruß Marco

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Squid (✝)
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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Squid (✝) » 01.06.2013, 21:18

Am besten gaaanz langsam...
Die oberen Schichten des Splints kannst du mit einem Ziehmesser runtersäbeln. Das ist solange ungefährlich bis nur noch 5 mm Splint übrig sind.
Dann wird es lustig: Je nach Fertigkeit und Routine kann man nun mit dem Ziehmesser vorsichtig weiter arbeiten. Rabe und Acker legen den Jahresring fast vollständig nur mit ein sonem Ding frei. Schön langsam und vorsichtig natürlich.

Alternativ steigt man auf die Methode "Raspel und Ziehklinge" um. Dabei wird mit der Raspel quer zum Holz immer nur wenig abbgeraspelt und dann längs zum Holz die Stelle geglättet bis man den nächsten Ring sehen kann. Dann nur noch die Reste mit der Ziehklinge abschaben.

Wen du Splint abnimmst um den ersten Kernring freizulegen, ist das an den unterschiedlichen Farben gut zu sehen.
Wenn du im Kern selber arbeitest, ist die Ziehklinge das Werkzeug der Wahl, denn bei Robinie muss man recht genau hinsehen, um die Trennlinie zwischen den Kernringen zu erkennen.

Je nach Dicke sollte der obere Jahresring möglichst unverletzt sein. Bei einem 5 mm Ring ist aber eine oberflächliche Beschädigung auch nicht schlimm. Die wird dann später sauber verschliffen.
Eng wird es bei sehr dünnen Ringen, die schnell mal durchschnitten sind.
Und was auf keinen Fall passieren sollte, sind größere Schnitte quer zum Jahresring. Das ist dann fast Bruchstellengarantie.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Squid (✝)
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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Squid (✝) » 01.06.2013, 21:37

Bilder bzw. Filme sagen ja oft mehr als Worte:
http://www.youtube.com/watch?v=tKhsvM3FvbI ff.

http://www.youtube.com/watch?v=SJyW-vz4uno ff.

Hier, der treibts ganz wild mit Robinie: http://www.youtube.com/watch?v=I5ttICQ-MhI

Und er hats mit Osage: http://www.youtube.com/watch?v=6eWDgNrLYps
http://www.youtube.com/watch?v=5e4lVUhBh90

Die Technik ist immer die gleiche.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Ravenheart
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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Ravenheart » 02.06.2013, 12:33

1. Rücken freilegen ist eine ziemliche Arbeit. Also sollte man es nur auf SO VIEL Holz machen, wie nötig, heißt:
Zuerst mal den Stave grob (d.h. + ca. 5 mm) auf Breite schneiden. Rücken, der wegfällt, muss nicht freigelegt werden!

2. Wie Squid schreibt: ERST MAL dicht ran. Dabei kann eigentlich nix passieren, nur an Wellen und Ästen aufpassen:
a) "kommen die einem entgegen", b) sind da drüber oft auch die Ringe dünner!

3. Bei Robinie hat man ja zwischen den Ringen das Frühholz. Das SIEHT man und FÜHLT man.

Vorgehen:
a) Entferne immer nur EINEN Ring zur Zeit über die ganze Länge. So behält man den Überblick! Das Licht sollte am besten schräg von vorn kommen. (Ich hab dafür ne Gelenkarm-Schreibtischlampe an der Werkbank!). Verlierst Du mal den Überblick, ändere den Lichtwinkel, und/oder mach die unklare Stelle mit nem feuchten Lappen nass! Die angeschnittenen Faserenden quellen auf und Du erkennst wieder was wo ist!

b) ÜBE bei den äußeren Ringen, nur BIS ins Frühholz zu schneiden, aber nicht DURCH. Entferne dann das Frühholz mit der Ziehklinge, dann erst den nächsten Ring runter.

c) Schwierige Stellen an Astgnubbeln z.B. lässt Du einfach erst mal aus und machst sie ganz konzentriert, wenn der restliche Ring schon freiliegt. Aber auch da immer erst den einen Ring GANZ entfernen, ehe Du den nächsten anfasst. (Ausnahme: Du willst um den Ast einen Ring mehr stehen lassen.)

d) Liegt der VORletzte Ring frei, wird's spannend. Du hast nun aber schon etwas Übung und Gefühl, also vertraue Dir und mach konzentriert weiter wie bisher.

Verletzungen:
Bis 1/4 Ringdicke unproblematisch, aber wenn Du so vorgehst wie oben beschrieben kommt NICHT mal das vor.
Sorgfalt:
An ganz kritischen Stellen lass lieber Reste des drüberliegenden Ringes stehen, als den Rücken unnötig zu verletzen. Du polierst kein Auto, Du baust "nur" einen Holzbogen!

Viel Erfolg!!

Rabe

PS: Auch bei der "Raspel quer zur Faser"- Methode raspelt man nur BIS in's Frühholz. Trotzdem gibt es hin und wieder kleine "Querrillen". Die einfach verschleifen!

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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Fischtnix » 02.06.2013, 12:58

Hallo Squid und Hallo Rabe
Danke schonmal für eure ausführlichen Tipps.

@Rabe
Mir ging es hauptsächlich um minimale "Schnitzer" im Jahresring.Wenn du schreibst das bis 1/4 Ringdicke unproblematisch sind
dann bin ich ja beruhigt.Denn ein 1/4 sind die Schnitzer nicht. Ist schlecht zu beschreiben.Ich denke das bei eurem ersten Jahresring evtl. auch so kleine Macken drin waren.
Ich mache den jetzt mal ganz beruhigt fertig und sollte er mir nicht gefallen kann ich noch einen wegnehmen.
Freue mich immer über eure Fachkundige Hilfe und Anleitung.
Gruß Marco

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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Gornarak » 02.06.2013, 13:38

Meinen ersten Jahresring hab ich zumn Üben bei ner Kieferbohle freigelegt. Hier ist das dokumentiert: http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=18107

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bowa
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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von bowa » 02.06.2013, 19:33

Squid hat geschrieben:
Hier, der treibts ganz wild mit Robinie: http://www.youtube.com/watch?v=I5ttICQ-MhI



"MIt Hacke bearbeiten", da bin ich damals dran verzweilfelt. :D
Ich konnte mir gar keinen Reim drauf machen was das sollte ;D

Heuet ist es klarer ;)
Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.
Die zehnte summt die Melodie von Tetris.

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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Archerbald » 02.06.2013, 21:05

Hab heute das erste mal bei Robinie einen Ringe freigelegt, mit der Ziehmesser und Ziehklinge. Wie Rabe oben schreibt fühlt man nach einer Weile dass man im Frühholz ist. Da ich noch nicht so recht weiß wie ich den Bogen reinlege, habe ich an der Breite des Staves nix gemacht und alles freigelegt. Hat richtig Spaß gemacht, tolles Holz.
Grüße Archerbald

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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Squid (✝) » 02.06.2013, 21:27

Jupp, es gibt gewisse Erfahrungswerte, wenn man die gesammelt hat, dann fühlt man das Ziehmesser im Frühholz.
Es klingt anders und fühlt sich auch anders an.

Für Feinarbeiten in dem Bereich sind oftmals Ziehmesser geeigent die nicht mehr superscharf sind.
Man kann das Ziehmeser auch umdrehen und mit der Fase nach unten Arbeiten, damit es sich nicht selbständig einschneidet.
Aber das kommt eben alles erst mit der Zeit...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von bowa » 03.06.2013, 11:46

Ich mach das auch immer mit dem Ziehmesser,
hat auch bis heute immer geklappt.

Mien Ziehmesser ist aber ziemlich scharf und damit kann ich dann auch ganz feine Späne runterschneiden. Allerdings mit der Phase nach oben. Andersrum schneiden das garnicht vernünftig.
Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.
Die zehnte summt die Melodie von Tetris.

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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Gornarak » 03.06.2013, 11:55

Ich benutze ein kleines rasiermesserscharfes Ziehmesser über Kopf.

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Idariod
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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Idariod » 03.06.2013, 12:21

Ich hab mir das Dingen gekauft, das der Rabe mal als gute Idee genannt hat. Das Teil hat ja nur ne 10 cm Klinge, aber so lange die scharf ist, kann man damit einerseits ziemlich schnell ziemlich viel Holz wegnehmen, andererseits ebenso feine Späne abheben wie mit der Ziehklinge. Ich nehm dann aber trotzdem oft die Ziehklinge beim Rückenring rausarbeiten, einfach weil ich zu feige und wohl auch zu ungeschickt bin, um alles mit dem Ding runterzuschaben.
Und das was Bowa sagt. Mit Fase nach unten nur arbeiten, so lange man wirklich viel Material wegnehmen will. Ansonsten sollte man den Anstellwinkel der Klinge wirklich saugut im Griff haben, sonst geht da auch mal ein halber Zentimeter Holz weg, einfach so. O.o
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.

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Re: Jahresring freilegen

Beitrag von Fischtnix » 03.06.2013, 20:35

Danke für eure Tipps
Hab jetzt mal mit dem Ziehmesser und der Ziehklinge angefangen.
Erst mal gaaanz langsam.
Bin mal gespannt ob es über den ganzen Ring klappt.

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