Eiben-Stave, mein Erster

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curulin
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Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von curulin » 18.10.2012, 21:56

Hallo geschätzte Bogenschnitzer!

Ich hab jetzt endlich mal, gemeinsam mit einem Freund, einen Eiben-Viertelstamm ergattern können und möchte gerne
einen ELB daraus bauen.
Etwas Theorie hab ich schon gelesen und auch schon mal 2 Bögen selber gebaut - den letzten aber vor 4 Jahren (Robinie Flachbogen in einem Kurs).

Zu diesem Eiben-Stave hätte ich jetzt ein paar Fragen:
Der 1/4 Stamm ist ca. 6 Jahre alt und lag wohl die meiste Zeit in einem Holzlager einer Tischlerei.
Holzfeuchte: ca. 10-12% (hab vor kurzem ein günstigen Holzfeuchtemesser gekauft - hoffe der ist relativ genau)
Länge: 198 cm.
Maße an den Enden: 1) 11 x 7,5 cm; 2) 11 x 5,5 cm (quer gemessen!)
Splintholz-Schicht ist ca. 1,5 cm stark
Der ganze Stave ist leider deflex - er biegt sich bereits zum Schützen hin. Das ist ja nicht gerade ideal soviel ich weiß.
Die Jahresringe sind etwa 1 mm breit. Ist das zuwenig ? Es soll dann ja schwieriger sein einen Jahresring am Bogenrücken freizulegen. (würde mich aber nicht davon abhalten :) )
Wir hatten auch überlegt ob sich 2 Bögen ausgehen könnten: Ich glaub aber mit 1 wären wir auf der sicheren Seite
- rein von den Maßen her. ???
Der Bogen zeigt auch ein ein paar Stellen am Bauch Risse; 1-2 mm breit. Wie weit die rein gehen kann ich leider nicht sagen.
Ganz wichtig: Er hat so eine "Erhebung" am Bogenrücken, etwa in der Mitte. Evtl. war da mal ein Ast oder eine alte
Verletzung.Ist ca. 10-15 cm lang und geht im Prinzip über die ganze Breite des Staves an der Stelle. Im Buckel ist auch ein
ca. 5 cm langer Längsriß.

Ich hab auch ein paar Fotos: Musste die aber leider mit dem Handy machen, weil ich keine Kamera zur Hand hatte.

gekrümmter Stave (hier nach links) - rechts ist der Stammrücken
Krümmung links.jpg


Bauch des Staves
Stave Bauch.jpg


Bogenrücken mit dem Buckel
Stave Rücken längs.jpg


gekrümmter Stave (nach rechts) - rot umrandet ist dieser Buckel (sieht hier etwas kleiner aus als er ist)
Krümmung rechts.jpg


Was ist eure Meinung zu dem Stave?
Ich weiß die Fotos sind nicht allzu toll - hab den Stave jetzt bei mir zu Hause und könnte noch ein paar bessere
mit der Kamera schießen, wenn notwendig.

Grüße,
Curulin

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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von Blacksmith77K » 18.10.2012, 22:03

curulin hat geschrieben:Ich weiß die Fotos sind nicht allzu toll - hab den Stave jetzt bei mir zu Hause und könnte noch ein paar bessere
mit der Kamera schießen, wenn notwendig.

Grüße,
Curulin


Ja bitte, IST notwendig!!! :)
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
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...and several yew warbows...

curulin
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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von curulin » 18.10.2012, 23:20

Hallo Blacksmith,

hab mich gleich an die Arbeit gemacht:

Stave seitlich (hier ist der Buckel erkennbar oberhalb der Mitte)
Stave seitlich.jpg


Rücken (mittig wieder dieser Buckel)
Stave Rücken.jpg


Längsriß am Buckel
Längsriss am Buckel.jpg


Bauch, detail
Bauch, Detail.jpg


Jahresringe
Jahresringe.jpg


Schaut schon etwas brutal aus der Stave. Die waren beim Spalten vermutlich nicht sehr zimperlich.
Inwiefern ist das jetzt eigentlich wichtig wie eng die Jahresringe sind - hab dazu schon verschiedene Meinungen gelesen;
z.B. zu enge Jahresringe (was ist zu eng, < 1 mm?) - am besten keinen Bogen daraus machen (od. zumindest ein Backing
verwenden >> Dean Torges).
oder auch je enger die Jahresringe desto stärker der Bogen (kann schmaler gebaut werden)
Was ist da jetzt richtig und was Bogner-Legende?

Weil der Bogen so stark deflex ist: was macht man da am besten? Dämpfen und Recurves rein?

Grüße,
Curulin

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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von Blacksmith77K » 18.10.2012, 23:29

Bist du aus Mitte-Deutschland und die Eibe stand einst auf einem Braunkohle-Tagebau? (...die anderen Fragen klären wir anschließend...)
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von curulin » 19.10.2012, 07:34

Nein - bin aus Österreich, Nähe Salzburg. Von dort irgendwo muss auch die Eibe s tammen.

Braunkohle-Tagebau? Hat das was mit dem aussehen der Eibe zu tun?
Sieht ja auch abgerissen aus ;)

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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von neliebejung » 19.10.2012, 07:53

....da gibts keine mehr... sind alle dem Loch zunm Opfer gefallen.... :-(

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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von Chirion » 19.10.2012, 08:53

Also alpine Eibe. Erst mal ist es gut dass der Splint nicht zerfressen ist, hatte auch mal ähnlich gelagerte Eibenstücke (die sind allerdings 20 Jahre in einem Schuppen rumgelegen)da war der Splint zerfressen. Der Buckel wird ein tiefliegender üerwachsener Totast sein, Regel: je größer und flacher der Buckel desto tiefer der überwachsene Ast. Schau mal auf der Bauchseite auf der Höhe des Buckels ob da irgendwo Totholz zu sehen ist. Längsrisse im Splint sind erst mal nicht so schlimm, lassen sich falls sie in die Tiefe reichen mit Epoxy vergießen. Der Deflex macht beim ELB auch keine großen Probleme. Damit zu der Frage was meinst du mit ELB. Einen viktorianischen Langbogen in der Zuggewichtsklasse 50-70# oder einen schweren englischen Langbogen mit 80#+. Teilen des Staves sollte bei der Breite gut möglich sein kommt hauptsächlich darauf an was sich am Bauch unter dem Buckel abspielt. Mach den Stave erst mal sauber, das heißt, Rinde runter und mit dem Ziehmesser die Seiten von Spänen und überstehenden Holzteilen befreien, sodass recht glatte Seiten entstehen, dann kann man das besser einschätzen.
Jahresringe.jpg
ca so glätten
Jahresringe.jpg (10.3 KiB) 2284 mal betrachtet
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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von curulin » 19.10.2012, 09:28

Hallo Chirion,

danke für die Infos. Wollte einen Langbogen um die 50# erreichen, falls der Stave das zulässt.
Kann aber auch mehr sein.
Werde heute nachmittag den Buckel nochmals untersuchen, wie du vorgeschlagen hast.
Glätten: Er ist ziemlich arg gespalten worden - versuchs mal mit dem Zugmesser, evtl. muss ich auch
mit der Bandsäge ran (falls meine kleine das packt).
Was meinst du zu dem Thema Jahresringe: Hab gestern gemessen. Die meisten sind ca. 1 mm breit.
Einige bis zu 2 mm, andere auch < 1mm.
Teilen des Staves: Mit der Bandsäge in der Mitte durchschneiden oder mittels Keil/Axt an einem Ende in der Mitte
ansetzen und spalten? Was wäre denn besser für den Stave?

Grüße,
Curulin

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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von Chirion » 19.10.2012, 11:03

Glätten, lieber mit Geduld und Zugmesser, mit der Bandsäge hast schnell zuviel weggeschnitten. Vor allem wenn du Eibe nicht gewohnt bist lernst dabei auch gleich das Holz kennen. Mit etwas Routine gehts natürlich auch mit der Bandsäge oder sogar mit der Tischkreissäge. Jahresringe sind nicht alles, aber grundsätzlich ist bei Eibe "fein=gut" in deinem Fall heißt das da sollten 100#+ drin sein wenn du willst. Teilen des Staves geht dann wenn er sauber ist mit Band- oder Tischkreissäge, (geht auch mit einer guten Stichsäge, dauert nur länger)
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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von curulin » 19.10.2012, 11:19

Das hört sich besser für mich an, als ich erwartet hätte.
Hab auch keinerlei Erfahrung mit Eibe.
Ich besitze 1 Zugmesser mit dem ich meinen ersten Bogen Zuhause (Esche) gebaut hab.
Hat gut funktioniert soviel ich mich erinnern kann.
Vor kurzem hab ich auch gelesen, zum abrinden des Staves sollte es auch gar nicht zu scharf sein!
Trifft das zu - wenns sehr (scharf) ist wird es ja auch kein Nachteil sein, oder?

Leider bin ich am Wochenende nicht zuhause - werde vor Montag nicht beginnen können. :(
Dafür kann ich mir am Wochenende eine alte Hobelbank anschauen (so aus Großvaters Zeiten) und mitnehmen wenn sie mir gefällt.
Und kostet mich garnix ;D
Auch Werkzeug soll dabei sein.
Zuletzt geändert von curulin am 19.10.2012, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von Chirion » 19.10.2012, 11:42

Das Zugmesser sollte recht stumpf sein wenn du es zum Abrinden eines Staves verwendest, bei dem du den ersten Jahresring verwenden willst. Grund: der Bast ist weicher als der erste Jahresring mit einem stumpfen Zugmesser ist es recht leicht in der Bastschicht zu bleiben ohne den ersten Jahresring zu verletzten, in deinem Fall wirst du den Splint allerdings reduzieren müssen, da 1,5cm zuviel sind, daher ist es erstmal zum Abrinden nicht so wichtig ob du ein paar Schnitzer in den ersten Jahresring machst.
Trotzdem solltest du versuchen die Oberfläche nicht komplett zu verwüsten, da es beim reduzieren des Splintes einfacher ist Ring für Ring vorzugehen.

Eibe läßt sich übrigens hervorragend messern, deshalb sollte das saubermachen des Staves mit dem Zugmesser geradezu ein Vergnügen sein.
Reienfolge nochmal:
1.Rinde runter
2.Seiten saubermachen
3.Bauch saubermachen
4.Stave eingehend prüfen
5.entscheiden ob der Save in 2 geteilt wird
6.Schnittebene anzeichenen
7.nochmals prüfen
8. durchschneiden

Alte Hobelbank und altes Werkzeug das nochts kostet immer mitnehmen. :)
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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von curulin » 19.10.2012, 13:38

Hallo Chirion,

hab soeben in diesem Thread gelesen, dass du mal aus Eibenästen Bögen geschnitzt hast.
viewtopic.php?f=15&t=17970&start=150

Ich hab auch eine Eibe im Garten stehen - ist ein ziemlich großes strauchartiges Exemplar.
Aber vermutlich das, was hier im Forum als "Garteneibe" bezeichnet wird.
Aber evtl. wenn ein dickerer Ast dabei ist könnte man ja trotzdem sein Glück versuchen?

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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von Chirion » 19.10.2012, 13:45

Bei Eibe lohnt fast jeder Versuch, im schlimmsten Fall hat man trotzdem was gelernt.

Den Thread muss ich auch mal fortsetzen....
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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von curulin » 19.10.2012, 13:57

Schauen echt klass aus deine Bögen dort ! O0

Außerdem wird die Eibe dort mal weichen müssen, weil in 1,2 Jahren möchte ich da ein Gartenhäuschen hinstellen.

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Re: Eiben-Stave, mein Erster

Beitrag von Galighenna » 19.10.2012, 16:59

Auf mich macht das Stück Holz einen recht trockenen drögen Eindruck, auf diesem Bild:
Bild
Daher ist es gut wenn du den Stave mit dem Ziehmesser ein wenig in Form bringst, also alles geborstene etc entfernen. Dabei spürst du auch ob das Holz trocken und spröde ist, oder ob es weich und elastisch ist. Ist schwer bis unmöglich zu beschreiben, aber vll spürst du was ich meine.
Der dicke Knubbel ist hmm irgendwie unschön. Da sitzt ein Ast drunter, wie chirion schon richtig gesagt hat. Ich bin da ein wenig skeptisch ob es sinnvoll ist den Stave nochmal zu teilen. Da würde man dann genau mittig durch den Knubbel (und damit den Ast) Sägen. Dann kann es sein das dir bei beiden Hälften nicht mehr genug Breite bleibt. Er kann aber auch so dick sein, das man da irgendwie gar nicht richtig nen Bogen raus bekommt. bin gespannt was Blacky dazu sagt.

Zu den Ringen:
Bei Eibe sind dünne Ring gern gesehen, aber kein Muss. Die Wahrscheinlichkeit das Eibe mit dünnen Ringen gute Eigenschaften hat ist aber höher als bei Eibe mit dicken Ringen. Wichtig ist laut Blacky auch wie sich das Holz anfühlt, die Farbe des Holzes, der Geruch, und auch wie gleichmäßig das Holz gewachsen ist. Dazu kann dir Blacky aber mehr erzählen.
Für ca 50# sind die Ansprüche an die Eibe aber nicht so sehr hoch. Das geht auch mit den meisten Garteneiben ganz passabel.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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