Osage Recurve mit Sehnenbacking

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Lord Hurny
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Osage Recurve mit Sehnenbacking

Beitrag von Lord Hurny » 14.02.2012, 11:29

Liebe Gemeinde,
die Temperaturen gehen langsam wieder nach oben, die Werkstatt kann demnächst wieder aktiviert werden.

Da meine Ulmen/Eiben für künftige ELB's noch einige Monate Zeit zum Trocknen benötigen, starte ich in der Zwischenzeit ein für mich ganz neues Projekt: Osage Recurve mit Sehnen Backing

Ziel: es soll mein schnellster, selbstgebauter Bogen ohne Plastik in der ~50# Klasse werden 8)
Stärke: 50-55" bei 27", max. Auszug 28"
Länge: 65" NtN über den Rücken gemessen
Breite: pyramidal von 4cm (Fades) bis 1,5cm (Tips)
Sehnenbacking: 2 Lagen, vom Griff bis zum Beginn der Recurves (Kleber: Hautleim)

Fragen an die Experten hier:
A) ich möchte den Bogen vor dem Sehnenbelag fertig tillern, welches Zuggewicht soll ich hier anstreben, um dann mit dem Sehnenbelag auf mindestens 55# zu kommen?
B) mit welcher Trockenzeit habe ich zu rechnen zwischen der ersten und der zweiten Sehnenauflage?
C) beim engültigen Trocknen ziehen sich die WA's angeblich in eine reflexe Form, soll/kann man diesen Vorgang unterstützen/verstärken in dem man den Bogen verkehrt aufspannt?

heut Abend reiche ich noch Fotos vom nicht unproblematischen Stave nach (Risse, Deflex im Bereich eines Recurves)

falls gewünscht starte ich einen kompletten Build-Along,

danke im Voraus für eure Antworten, Meinungen, Vorschläge, Hinweise, Anregungen, Kritikpunke, etc...
Zuletzt geändert von Lord Hurny am 14.02.2012, 12:49, insgesamt 2-mal geändert.
lg,
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Re: Osage Recurve mit Sehenbacking

Beitrag von don_quichotte » 14.02.2012, 11:35

Wenn du wirklich einen schnellen Bogen möchtest, würde ich die Tips schmäler machen. 1.5 cm ist schon ordentlich breit! Blacky baut an seinen Warbows 12mm Tips! Sehnenbelag hab ich noch nie gemacht, da müssen andere helfen.

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Re: Osage Recurve mit Sehenbacking

Beitrag von Galighenna » 14.02.2012, 11:49

Klingt nach einem spannenden Projekt!

Meine Gedanken dazu:
65" sind für einen Sehnebelegten Bogen etwas lang, da Sehne Gewicht bringt, aber Bruch verhindert. Da der Bogen ausserdem Recurves bekommt, kannst du problemlos auf kurze Bogenlängen gehen, ohne in den Stackingbereich zu geraten.
Ich hätte dann eher 55-60" für 28" Auszug im Auge. Bei 50# Zugkraft ist das glaube ich drin. die kürze kommt dem WA-Gewicht entgegen und macht den Bogen schnell, allein schon weil Osage ein dichtes Holz mit hohem Gewicht ist. Und du möchtest ja einen schnellen Bogen bauen. ;)
Aber das ist nur ne Anregung, vll magst du ja partout keine kurzen Bögen ;)

Zu deinen Fragen:

A) Ich würde den Bogen auf 55# Tillern, die Sehne kommt ja auf den Rücken... Wenn der Belag fertig ist, kannst du ihn dann problemlos wieder auf 55# runterkitzeln.

B)Wenn ich mich recht erinnere liegt die Trockenzeit zwischen 2 Sehnenlagen irgendwo bei etwa 1 oder 2 Tagen. Bin mir da aber nicht 100% sicher. Nach dem dann aber alle Lagen aufgebracht sind, sollte der fertige Belag nochmal deutlich länger durch trocknen, so einige Wochen schweben mir da im Kopf.

C) Ja die Sehne zieht die WA beim Trocknen prinzipiell reflex. Bei den relativ dicken WA eines Flachbogens (im Gegensatz zum dünnen Rahmen eines Komposits) fällt dieser Effekt aber sehr gering bis unsichtbar aus. Unterstützen kannst du den Effekt in dem du den Bogen bereits vor dem Verleimen mit Reflex aufspannst und den Belag dann aufbringst. Erst wieder aus dem Reflex lösen, wenn der Sehnenbelag ordentlich durchgetrocknet ist.
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Re: Osage Recurve mit Sehenbacking

Beitrag von don_quichotte » 14.02.2012, 11:54


Butterfly
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Re: Osage Recurve mit Sehenbacking

Beitrag von Butterfly » 14.02.2012, 11:59

Den Sehnenbelag kannst Du eigentlich bis zum Anfang der Tips auflegen. Der Hautleim mit den eingeweichten Sehnen trocknet langsam. Eine Woche würde ich das Teil mindestens trocknen lassen. Beim Trocknen werden sich die Wurfarme in Richtung des Sehnenbelags leicht hochziehen, ist ja auch gewünscht. Was für ein Finish willst Du anschließen über dem getrockneten Sehnenbelag auftragen? Es pappt sonst etwas beim Anpacken .

Jochen
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Lord Hurny
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Re: Osage Recurve mit Sehenbacking

Beitrag von Lord Hurny » 14.02.2012, 12:12

@don:
danke für den Link,
bei Recurves ist das mit schmalen Tips so ne Sache, die Sehne soll ja beim Schuss nicht von den Recurves rutschen - und je schmäler die Tips, desto schwieriger wird das ohne Sehnenbänkchen (möcht ich nicht anbringen).

@Gali:
61-63" werd ich noch in meine Überlegung einbauen, unter 60" will ich nicht gehen, es soll ein schneller (MEIN schnellster), aber auch sicherer und dauerhafter Bogen werden.
Wenn ich den Bogen vor dem Sehnenbelag schon auf 55# tillere, wie stark ist der dann mit dem Sehnenbelag?
(ich hab mal irgendwo gelesen, dass +10-15# mit dem entsprechenden Reflex normal sind)

Nachtrag zu den Recurves:
der gebogene Recurve Bereich wird mindestens 15cm betragen, ca. 60° im Winkel haben und soll ganz leicht arbeiten.
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Re: Osage Recurve mit Sehenbacking

Beitrag von Lord Hurny » 14.02.2012, 12:17

@Buterfly,
beim Finisch möcht ich wegen dem Hautleim auf Nummer sicher gehen und 3-4 Lagen seidenmatten Bootslack drüberziehen,
im Hintergekop hab ich auch Schlangenhaut, die kommt aber nur zum Einsatz wenn der Bogen bis dahin schon als ausgesprochen geglücktes Projekt bezeichnet werden kann.
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Re: Osage Recurve mit Sehenbacking

Beitrag von Meckimac » 14.02.2012, 12:18

Ich würde auch max. 60 " Länge vorschlagen und erstmal auch auf 55 lbs tillern. Den Bogen dann vorsichtig mit einem Reflex aufspannen und die erste Sehnenschicht aufbringen. Die 2. Schicht geht schon am nächsten Tag. Die Sehnen immer gut ausdrücken, damit nicht zuviel unnötiger Hautleim das Gewicht und die Trockenzeit erhöht. Nach ca. 10 -14 Tagen in der Wohnung kannst Du dann weitermachen. Osage in der Stärke zieht keine Sehne in den Reflex.
Gruß Meckimac

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Re: Osage Recurve mit Sehenbacking

Beitrag von Galighenna » 14.02.2012, 12:55

Hmm arbeitende Recurves... hmmm... hmmmm....... Das wird nix, weil eingedämpfte, oder per Heißluft reingebogene Recurves nur halten, wenn sie nicht arbeiten.
Lass die Recurves steif...

Ein Bogen mit 55" Länge mit Sehnenbacking ist durchaus sicher und haltbar! Ich meine nämlich, das einige Indianerstämme ihre Bogen so bauten. mir schwebt da Plains-indianer vor? Kann das sein?
Also sehr kurz, fürs Pferd, dafür aber mit Sehne druff damit es hält. Und nach meiner Erinnerung waren die noch deutlich kürzer als 55". Ok aber die hatten auch nen anderen Anker und zogen nicht sooo weit. Trotzdem halte ich 55-60" Bogenlänge für sehr sinnvoll.
Osage allein, ohne Backing, kann ja schon problemlos sehr kurz gebaut werden, viel kürzer als andere Bogen... Der acker und einige andere haben ja schon solche Bogen gebastelt...

Aber ich will dir das natürlich nicht aufzwingen...

Evtl sagt noch ein weiterer Sehnen-Erfahrener hier etwas dazu ;)
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Re: Osage Recurve mit Sehenbacking

Beitrag von tomtux » 14.02.2012, 12:56

wenn der bogen aus osage mit 64" schnell werden soll:
keine sehne (wird nur schwer), tipps 5-6mm, tempern, keine recurves, gewicht ca. 550 gramm.
mit sehne + recurves:
max. 58", tipps unter 8mm, gewicht für 55# ca. 500 gramm.

schwer ist langsam, immer!

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Re: Osage Recurve mit Sehnenbacking

Beitrag von Lord Hurny » 14.02.2012, 13:05

@Tomtux,
das hört sich alles wunderbar an, man sollte aber eines dabei bedenken:
das wäre dann mein ERSTER Osage unter 60", mein ERSTER Recurve mit Tips unter 15mm Breite, mein ERSTER Bogen mit Sehnenbacking - so weit so gut, ABER...
...ich bin ein DURCHSCNITTLICHER Hobby-Bogenbauer mit DURCHSCNITTLICHEN handwerklichen Fähigkeiten und DURCHSCNITTLICHEM Geduldslevel ;D !

Noch ne Frage,
tillern auf 55# und dann erst die Recurves eindämpfen?

mein Ansatz wäre ja dieser:
- auf 40-45# bei 27" tillern, dann Recurves reindämpfen und nachtillern - der Bogen sollte jetzt 45-50# bei 27" haben.
- dann Sehne auflegen und in leichten Reflex ziehen, nachtillern - jetzt sollte er 55-60# bei 27" haben.
- dann einschießen, schleifen und versiegeln - Zuggewicht 50-55#

so der Plan...
lg,
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Re: Osage Recurve mit Sehnenbacking

Beitrag von don_quichotte » 14.02.2012, 13:10

An der Sehnenkerbe 15mm scheinen mit dennoch zu breit und damit zu schwer. Das geht schon schmäler, ohne dass dir die Sehne abspringt. Weiter gegen den Griff, der Beginn des Recurves, muss dann natürlich schon breit genug sein!
Hier noch der Link zu einem ähnlichen Projekt http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=18373&p=312774&hilit=osage#p312774

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Re: Osage Recurve mit Sehnenbacking

Beitrag von tomtux » 14.02.2012, 13:14

meine angaben sind sehr konservativ, ich würde für mich selbst deutlich "schärfer" bauen.

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kra
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Re: Osage Recurve mit Sehnenbacking

Beitrag von kra » 14.02.2012, 13:25

Was Tomtux geschrieben hat stimmt prinzipiell (und hätte ich auch geschrieben, wenn er nicht...)

Bei deinen Bedenken - Ich würde den Bogen max. 60" lang machen, etwas recurve gebogene Enden (ca. 5-8cm lang) und eher schmal anlegen. 4cm ist für Osage schon viel. Die Enden unter 10mm breit! Auf die ersten 20cm nach den Fadeouts paralell und dann "eifelturmmäßig" zu den Tips auslaufen lassen.

Im ersten Schritt auf 55# bei 27" tillern und so die ersten 100 Schuß einschießen, dann Tiller korrigieren. Rückwärts aufspannen (soweit du dich traust ;) ) und den ersten Sehnenbelag drauf. Beim Trocknen schrittweise weiter reflex spannen. Nach 1 Woche abschmirgeln und die zweite Lage ebenso aufbringen und dann unter zunehmender reflexer Spannung ca. 1 Monat trocknen lassen.
Sehnenbelag nur im biegenden Bereich aufbringen, vor den Tips aufhören, kostet sonst nur Speed da totes Gewicht.
Bogen auf 55# tillern und einschießen.
Den abdichtenden Schutzbelag frühestens nach weiteren 2 Monaten Trocknung aufbringen (Sehnenbacking ist nicht soooo empfindlich) und nochmals tillern.

Die Zeit ist jetzt ideal, weil trocken ( da kalt)
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Snake-Jo
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Re: Osage Recurve mit Sehnenbacking

Beitrag von Snake-Jo » 14.02.2012, 13:28

Lord Hurny hat geschrieben:@Tomtux,
das hört sich alles wunderbar an, man sollte aber eines dabei bedenken:
das wäre dann mein ERSTER Osage unter 60", mein ERSTER Recurve mit Tips unter 15mm Breite, mein ERSTER Bogen mit Sehnenbacking - so weit so gut, ABER...
...ich bin ein DURCHSCNITTLICHER Hobby-Bogenbauer mit DURCHSCNITTLICHEN handwerklichen Fähigkeiten und DURCHSCNITTLICHEM Geduldslevel ;D !

Na und? Irgendwann ist immer das erste Mal.... ::)
Hier wurde ja schon einiges angemerkt, muss ich nciht wiederholen. Völlig klar, das ein schneller Bogen irgendwo abgespeckt weden muss. Ein pyramidales Design, kurz, plus Recurve plus Sehnenbacking ist völlig in Ordnung.
Dazu noch vier Tipps:
1. Bezüglich Gewicht ruhig etwas schmaler bauen, auf 34 mm Breite. Dennoch anfangs von 40 auf 20 mm pyramidal, später dann reduzieren, wenn die Sehne gut fluchtet.
2. Wenn der Bogen sich auf ganzer Länge biegt, dann dämpfen. Später kann man die Recurves noch schmaler oder dünner machen, anfangs überbreit bauen.
3. Ziemlich früh die Sehnenrinne an den Recurves anbringen
4. Sehnenpackung sollte konkav im Querschnitt sein. Dazu mit den Elastikbändern arbeiten. Diese drücken auch überflüssigen Leim an die richtigen Stellen bzw. nach oben, wo er dann ein wenig abgeschmirgelt werden kann.

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