Auszug und Zugkraft messen

Themen zum Bogenbau
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Fischtnix
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Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Fischtnix » 12.02.2012, 20:47

Tach
Ich hätte da mal ein paar Fragen zu den Auszug-und Schußwerten von einem Bogen
Wie messe ich am besten den Auszug?
Wie messe ich die Zugkraft?
Ich habe zwei Bögen aus Manau gebaut und wüßte natürlich gerne wie stark sie sind.
Habe es schon mal mit einer einfachen Zugwaage probiert,aber stimmen die Ergebnisse ohne das ich den Auszug weis?
Als Neuling dachte ich mir,bau dir einen Bogen und kauf dir ein paar Pfeile und schon kannst du loslegen.Aber je mehr ich mich mit der Marterie beschäftige desto mehr muss ich feststellen" so gehts doch nicht".
Spinewert bei Pfeilen abgestimmt auf Pfund und Auszug und und und.
Ich bin in im Moment ein wenig verwirrt und je mehr ich lese desto verwirrter werde ich. Steh scheinbar ein wenig auf dem Schlauch.
Wäre schön wenn ihr mir auf die Sprünge helfen könntet.
(Und nicht ärgern über die Anfängerfragen)
Gruß Marco

Gornarak
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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Gornarak » 12.02.2012, 20:52

Normalerweise baut man Bögen ja genau für einen bestimmten Auszug. Bei dir heißt das wohl, dass, wenn du sie verwendest, dein Auszug auch der Bogenauszug ist.

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Squid (✝)
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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Squid (✝) » 12.02.2012, 21:09

Den Auszug kann man nicht messen. Also, man kann ihn natürlich schon messen, er gehört beim Bauen und Fertigstellen des Bogens aber zu den Konstanten und muss nicht gemessen werden.

Das Zuggewicht bei einem bestimmten Auzug dagegen kann man natürlich schon messen. Entweder an einer Tillerwand unter Zuhilfenahme einer Auszugswaage, eine normale Kofferwaage oder Fischwaage für Angler tuts natürlich auch.

Für Leute ohne eine solche Waage: Man nehme einen Besenstiel und kerbe ihn an einem Ende ein.
Dann markiere man z. B. 28 Zoll vom eingekerbten Ende entfernt.
Dann hänge man seinen Bogen mit der Sehne in die Kerbe.
Nun stelle man das Ganze auf eine in den meisten Haushalten vorhandenen Personenwaage und ziehe den Bogen bis zur Markierung.
Auf dem Anzeigefeld der Waage kann man hunmehr das Zuggewicht in kg ablesen. Mit 2,2 multipliziert ergibt das dann das Zuggewicht in Pfund.


Wenn man seinen persönlichen Auszug ermitteln möchte, nimmt man einen Pfeilschaft an dem ein Pappring oder ähnliches befestigt ist. Dann stelle man sich in Positur mit diesem Schaft wenn auch ohnen Bogen, als wollen man schiessen und schiebe den Pappring nach vorn. Das ist dann halt der persönliche Auszug.

Alternativ: Man messe die Distanz zwischen Brustbein und nach vorne gestrecketen aneinandergelegten Händen. Bis zum Mittelfinger. Die Methode ist ungenauer, aber der ungefähre Auszug kommt trotzdem heraus...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Fischtnix
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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Fischtnix » 12.02.2012, 21:33

Hallo
Danke euch für die schnelle Antwort.
Jetzt habe ich das begriffen mit dem Auszug.
Wenn ich die Zugkraft mit der Waage messe,mus ich dann bis zu meinem vollen Auszug ziehen?
Woher weiß ich vor dem bauen wieviel Auszug der Bogen haben wird?
Bin nähmlich gerade an einem Hasel am rumschnitzen.Nicht das ich da was verkehrt mache.
Gruß Marco

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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Galighenna » 12.02.2012, 21:38

deine Verwirrung kann ich verstehen. Das System Pfeil&Bogen kann echt komplex sein, wenn man es genau nimmt.

Also fangen wir mal bei dem einfachsten an, dem Auszug.
Der Auszug ist normalerweise bei selbst gebauten Bögen die Strecke von der Vorderkante des Bogens, also vom Bogenrücken, bis zum Nockpunkt, wenn der Bogen voll ausgezogen ist, wie du ihn beim schießen ausziehen würdest. Die meisten Schützen haben eine Auszuglänge von etwa 27-31"

Dann die Zugkraft:
Die Zugkraft kann prinzipiell an jeder Stelle gemessen werden. Das Ganze funktioniert ja etwa wie eine Feder. Je weiter man zieht, desto mehr Kraft braucht man. Deshalb wird die Stärke eines Bogens immer zusammen mit einer Auszugslänge angegeben. 45#@28" bedeutet also, das der Bogen bei einem Auszug von 28" eine Zugkraft von 45# erzeugt. Würde man den Bogen weiter ausziehen, wäre die Kraft größer, z.B. 47#
Damit Bögen auf einen Blick vergleichbar sind, geben aber viele das Zuggewicht eines Bogens standard-mäßig bei 28" an, auch wenn der Bogen weiter ausgezogen werden KÖNNTE. Dadurch lässt sich das Zuggewicht schneller mit anderen Bögen vergleichen.
Wenn du eine Kofferwaage in die Sehne des Bogens hängst, daran ziehst und ein Gewicht misst, dann stimmt das Gewicht. Die Angabe ist halt nur nicht aussagekräftig, wenn man nicht weiß wie weit man gezogen hat. Aber ich denke das leuchtet dir jetzt ein, wenn du daran denkst das das Zuggewicht davon abhängt wie weit man den Bogen auszieht. Grundsätzlich kannst du aber das Zuggewicht bei jedem beliebigen Auszug messen. dann muss man nur wissen wie weit du gezogen hast. es gibt ja auch Mini-Bögen, die haben dann z.B. 9#@10" oder so. Die können dann, weil sie so klein sind, nicht weiter als z.B. die 10" gezogen werden, ohne zu brechen.

Aus dem gleichem Grund muss man bei passenden Pfeilen auch diese Dinge im Kopf behalten. Zum einen muss der Pfeil mindestens so lang sein wie die Auszugslänge, und zum anderen ändert sich mit der Länge des Pfeiles auch die Steifigkeit, und bei einem langen Auszug ist der Bogen stärker, bei kurzem Auszug ist der Bogen leichter.

Nachtrag:
Wenn du einen Bogen baust, der einen bestimmten Auszug mindestens vertragen kann, dann gibt es dafür eine Daumenregel. Für einen normalen Langbogen mit steifem Griff lautet sie: 2x Auszugslänge + Griff (alles was am Griff steif ist) = Bogenlänge
Das kommt ganz gut hin und ergibt immer einen Bogen, der so lang ist, das er den gewünschten Auszug problemlos aushält.
Zuletzt geändert von Galighenna am 12.02.2012, 21:42, insgesamt 1-mal geändert.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Windmann » 12.02.2012, 21:42

Tja, habe alles wieder gelöscht. Gali war schneller :'(

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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Ravenheart » 12.02.2012, 21:43

Squid hat geschrieben:Nun stelle man das Ganze auf eine in den meisten Haushalten vorhandenen Personenwaage und ziehe den Bogen bis zur Markierung....


Ergänzend: Aber bitte SO, dass sich der Bogen ZWISCHEN Dir und dem Besenstiel befindet!
SOLLTE der Stiel nämlich wegrutschen, haut er Dir sonst mit 30 # in die Ei-....Ei-Ei, das möchte ich mir gar nicht vorstellen!

Rutschfeste Unterlage unter dem Stiel is auch gut... Aber trotzdem (s.o.)... ;)

Rabe :)

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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Sateless » 12.02.2012, 21:58

Was ich noch hinzufügen möchte:
Für den Auszug gibt es drei Messmethoden!
1. Die Strecke vom Boden der Nocke, bis zur vorderkante (Rücken) des Bogens. Diese Methode wird im Selfbowbereich gerne verwendet, da sie gleichzeitig die Mindestpfeillänge angibt.
2. Die Strecke vom Nockenboden zum Tiefsten Punkt des Griffs (Druckpunkt, oder Bogenbauch) +1,75". Das ist der Auszug nach AMO, eine Amerikanische Methode. Die hat den Grund, dass verschieden Bögen unterschiedlich dick sind. Bei 50# Selfbows kann das recht ähnlich sein, aber es bleibt eine Variable. Zu der Zeit, als man sich auf diesen Standart einigte, waren die meisten verkauften Bögen mit Schussfenster und dieses war im Schnitt zwischen 1,5" und 2" Tief. Daher kommt der Ausgleichswert.
3. Den Auszug vom vom Nockenboden zum Tiefsten Punkt des Griffs (Druckpunkt, oder Bogenbauch) ohne Korrekturen. Das ist der eigentliche Auszug. Interessiert hier aber eigentlich keinen, da hier im Forum überwiegend Selfbow-Nahe Leute sind. Dieses Maß ist vor allem im Compound-Bereich ein Begriff. Z.B. die deutsche Firma OK-Archery misst genau so. Diese Methode erleichtert auch das Rechnen, da die Standhöhe auch genau so gemessen wird, was interessant wird, wenn man Errechnen will, wieviel Energie man aufwendet, um den Bogen zu spannen. Diese Zahl kann man dann mit der Bewegungsenergie eines geschossenen Pfeils verrechnen und erhält so den Wirkungsgrad des Bogens bei diesem Pfeilgewicht, was ein Maß für Qualität unter anderen Kriterien ist.

Das Zuggewicht kannst du bei den Auszugslängen messen, die für dich interessant sind. Wenn du dir viel Mühe machen willst, kannst du bei jedem Zoll Auszug messen. Interessant zum Vergleich ist auch das Zuggewicht bei 28" AMO-Auszug bei Glasbögen, oder 32" bis zum Bogenrücken bei englischen Langbögen. Für dich ist natürlich das Zuggewicht bei deinem Auszug am wichtigsten. Sinn macht es, auch die Messmethode anzugeben, da 31,5" echter Auszug (Methode 3) was völlig anderes ist, als 31,5" Auszug nach Amo, oder 31,5" Auszug bis zum Bogenrücken.

Frohes messen!
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس

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Fischtnix
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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Fischtnix » 13.02.2012, 18:15

@sateless,Rabe,Gali
Das habt ihr ja mal richtig klasse erklärt.Jetzt sind einige dunkle Stellen gleich viel heller geworden.
Tja,das mit dem Besenstiel werde ich mal lassen,wegen dem Ei,Ei Ei. Bild
Gruß Marco

(Grinsie-Link repariert! Rabe)

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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Snake-Jo » 13.02.2012, 18:55

@Sateless: Gut!

@Marco: Für die Praxis mit der Zuggewichtswaage: Es gibt im Bogensportbereich Federwaagen mit Griff zu kaufen, die man in die Sehne einhängt und dann mit einem geeichten Pfeil bei bestimmter Auszugslänge (s. Sateless) das Zuggewicht bei normaler Bogenhaltung mißt. Diese Waage kann ich nicht empfehlen, außer man wendet sie oder eine andere Waage nach folgender Methode an:
Man setzt sich auf den Boden, nimmt den Bogen wie einen Fußbogen gegen die Fußsohlen und zieht mit der eingehängten Waage und dem genockten Eichpfeil den Bogen aus, also mit beiden Händen zu sich heran. Vorteil: Man kann auch höhere Zuggewichte und auch wesentlich weiteren Auszug managen, als man sonst bewerkstelligt bekommt.
Mit der "normalen Bogenhaltung" plus eingehängter Bogenwaage fehlen einem mindestens 3 cm (Abstand Griff-Bogensehen), d.h.
wenn man (so wie ich) mit Ach und Krach 28" auszieht, dann sind das meist nur noch 27".
Der Vorteil mit dem Fußbogen: Wenn der frisch gebaute Bogen mal krachen sollte, fliegt einem das Teil nicht an den Kopf, sondern nur an Bein.

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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von walta » 14.02.2012, 15:52

Fischtnix hat geschrieben:Bin nähmlich gerade an einem Hasel am rumschnitzen.Nicht das ich da was verkehrt mache.
Gruß Marco

Falscher Ansatz - versuche beim ersten Bogen alle Fehler zu machen die möglich sind dann hast du es hinter dir und hast beim zweiten einen perfekten Bogen ;-)

Im Ernst: mach dir nicht allzu viel Gedanken über das Zuggewicht, im Normalfall wird der erste Bogen zu schwach. Versuche ihn so stark zu machen das du ihn gut (leicht) ziehen kannst und schaue das der Tiller so gleichmässig wie möglich ist.
Ich selber habe erst nach 2 Jahren mir einen Zugwaage gekauft. Vorher habe ich, wenn überhaupt, das Zuggewicht mit der Besenstielmethode gemessen.

walta

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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Lord Hurny » 14.02.2012, 16:45

Ich hab auch noch eine Frage zum Auszug messen:

wenn ich mich mit einem Schaft plus Schiebering (wie von Squid oben beschrieben) in Position "Vollauszug" bringe, habe ich einen Auszug von 29" (Bogenarm ganz leicht angewinkelt, Mittelfinger im Mundwinkel), wenn im wirklichen Leben einen 55 Pfünder spanne und bis zum Mundwinkel ziehe erreiche ich mit ach und krach 27". (Ein Kraftproblem gibt's erst ab 65 Pfund)

Kann es sein das der (mein) Körper beim Vollauszug unter Last "gequetscht" wird? Und dann gleich um 2 Zoll?
lg,
Lord Hurny

der manchmal den Bogen überspannt...

Genni
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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Genni » 14.02.2012, 16:48

Das kann dadurch kommen, dass du durch das höhere Zuggewciht unbewusst den Bogenarm ein wenig mehr anwinkelst, und gleichzeitig (ich habe das gleiche Problem) mit dme Kopf ein Stück nach vorne gehst ebenfalls durch das Zuggewicht ohne, dass dus merkst. Dadurch kommen dann die 2" weniger zustande.

Felix
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Snake-Jo
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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Snake-Jo » 14.02.2012, 17:06

...und dann die Schultern zusammendrücken. Bei trainierten Bogenschützen kann man die flache Hand zwischen den Schulterblättern einklemmen lassen. das bringt mind. 1". :)

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Re: Auszug und Zugkraft messen

Beitrag von Fischtnix » 14.02.2012, 18:52

Hallo Walta
Ich hatte vor ca. 1 1/2 jahren schon einmal angefangen.Ohne Bücher und ohne so eine gute Hilfestellung wie hier in dem Forum.
Sollte natürlich ein Eibe -Bogen werden (wie man halt so ist als Anfänger,nur das beste).
Hab fleißig daran rumgeschnitzt und dann in die Ecke gestellt.Im letzten Herbst wieder Lust bekommen und weitergeschnitzt.
Und dann beim ersten mal richtig ziehen kam so ein komisches Geräusch.Es erinnerte mich an so eine Scheibenreparaturwerbung
aus dem Radio ( Krack) und dann war er hin.
Jetzt hab ich erst mal gelesen und versuche halt die Fehler so klein wie möglich zu halten.
Sollte sich der nächste auch verabschieden fange ich halt wieder von neuem an.
Bin ja schon am Holz bunkern,bei uns ist nämlich noch Schnittsaison ( Gärtner).
Gruß Marco

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