Bogenbruch nach dem Lackieren

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Uli
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Bogenbruch nach dem Lackieren

Beitrag von Uli » 20.02.2006, 11:30

Nach einigen Wochen hatte ich nun meinen Eibenbogen fertig. Der Tiller war gut gelungen, die Wurfarme haben sich über die Ganze Länge gleichmäßig gebogen. Nun kann es ja passieren, dasss sich der Tiller während des einschießens noch ändert. Also habe ich den Bogen erstmal nicht lackiert. Nach etwa 200 Schuß habe ich den Tiller überprüft und für gut befunden. Dann habe ich den Bogen lackiert und den Lack 1 Woche trocknen lassen.
Das Aufspannen der Sehne ging schon eigenartig schwerer wie vor dem Lackieren. Statt den Tiller nochmal zu überprüfen habe ich dann geschossen. Die ersten 2 Pfeile mit nicht ganz vollem Auszug hat er überstanden. Beim 3. Pfeil bei vollem Auszug gab es einen fürchterkichen Knall und beide Wurfarme sind etwa im zweiten drittel gebrochen. Kann es sein, dass der Lack das Biegeverhalten und damit den Tiller dermaßen verändert? Oder vielleicht ist das Holz selber durch den Lack angegriffen worden? Der Lack war ein Kunstharzlack, der laut Aussage des Verkäufers, auch solche extremen Biegungen mit macht und hoch schlagfest ist.
Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht?

Gruß
Uli
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Holzbogenbauer
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Beitrag von Holzbogenbauer » 20.02.2006, 11:38

Hallo uli, hab mir auch schon vor Jahren einen Osage FB mit Backing ruiniert, ist nach dem lackieren zersprungen. Allerdings hatte der Bogen ein Hickorybacking und ich denke der Lack hat den Weißleim in der Leimfuge angegriffen. Seit dem habe ich nie wieder einen Bogen lackiert, hat mir sowieso nicht gefallen. Ich denke die Oberfläche am Rücken wird dadurch spröder und das Holz büßt an Zugfestigkeit ein.

Gruß: André

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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart » 20.02.2006, 11:46

Nun, ich vermute, der Lack hat die BAUCHSEITE verhärtet! Dadurch steigt die Belastung des Rückens; war die schon vorher "grenzwertig", kann das tatsächlich reichen, dass es ihn "zerreist"...

Kann es aber sein, dass die Eibe relativ spröde war? Vielleicht übertrocknet?

Rabe

Uli
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Beitrag von Uli » 20.02.2006, 12:52

Ob die Eibe übertrocknet und dadurch spröde war kann ich jetzt nicht so genau einschätzen. Aber ich glaube mal, wenn das der Fall wäre, hätte der Bogen die ca. 200 Schuss vor dem Lackieren schon nicht überstanden. Aber, dass der Lack den Bogenbauch verhärtet hat, vorallem wenn er in die Holzoberfläche eindringt, höhrt sich ganz plausibel an.
Also, nie wieder Bogen lackieren.

Danke für die Antworten.
Gruß Uli
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Eldoro
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Beitrag von Eldoro » 21.02.2006, 19:54

und geht des mit dem "selbstmachlack" aus der TBB 1, hats schon mal jemand probiert, gibts da nachteile ?? :D :anbet :anbet :D
Juhhuuu, neues UsErBiLd .......

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arcus
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...Frage...

Beitrag von arcus » 21.02.2006, 21:56

hast du den lack verdünnt ? wenn ja mit was ?

wie oft hast du lackiert ? wie oft zwischengeschliffen?

kannst mir ja mal verraten(IM) welcher Lack das war (IM wegen Negativwerbung)

Rolf
Verlange von niemenden etwas, was Du nicht selbst bereit bist zu geben

Ulmenblatt
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RE:

Beitrag von Ulmenblatt » 21.02.2006, 22:00

Original geschrieben von ravenheart

Nun, ich vermute, der Lack hat die BAUCHSEITE verhärtet! Dadurch steigt die Belastung des Rückens; war die schon vorher "grenzwertig", kann das tatsächlich reichen, dass es ihn "zerreist"...

Kann es aber sein, dass die Eibe relativ spröde war? Vielleicht übertrocknet?

Rabe




Sorry Rabe
So kompetent Deine Kommentare auch sind - und ich schätze sie immer -, aber Lack kann kein backing und kein bellying dermassen verstärken, dass ein Wurfarmbruch die Folge ist; die Belastung ist höchstens marginal, aber keineswegs bruchentscheidend.

Gruss
Cyp
Denn die Eibe, nicht die Esche, ist der Weltenbaum!

benz

Beitrag von benz » 21.02.2006, 23:02

ich würde sage:

Eibe, da bist du nie vor Überraschungen sicher, hätte mit Öl und Wachs auch passieren können......

liebe Grüße benzi

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Ravenheart
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RE: RE:

Beitrag von Ravenheart » 22.02.2006, 11:08

Original geschrieben von Ulmenblatt
...Lack kann kein backing und kein bellying dermassen verstärken, dass ein Wurfarmbruch die Folge ist; die Belastung ist höchstens marginal, aber keineswegs bruchentscheidend.


Nun, das sehe ich anders!

Gerade Eibe nimmt Lacke gut an, er zieht relativ tief ein. UND gerade Eibe bezieht einen erheblichen Teil seiner Elastizität aus der Deformierung des Bauchholzes. UND es gibt Lacke, die sehr HART werden!
Unzweifelhaft wird diese Deformierbarkeit durch SO EINEN Lack verändert! Die Frage ist natürlich: wieviel? Das könnte man nur durch Vergleichstests herausfinden. Dass es GAR KEINEN Effekt hat, bezweifele ich! WENN es aber einen Effekt hat, KANN das der "Tropfen sein, der das Fass überlaufen lässt"... Warum nicht?

Ich habe mal eine Schwachstelle in einem Robinien-Kinderbogen dadurch erfolgreich ausgeglichen, dass ich den Bereich bauchseitig mit Epoxi bestrichen, erhitzt, und leicht reflex gespannt erhärten gelassen habe! Dabei rede ich NICHT über eine dicke Schicht! Ich habe ihn eingestrichen, erwärmt, und den Überschuss im dünnflüssigen Zustand abgewischt, so dass oberflächlich nur ein Film blieb! Dennoch war die Schwachstelle weg! Gut, der Bogen hatte nur ca. 12#... Aber einen Effekt hatte es!

Rabe

Uli
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RE: RE: RE:

Beitrag von Uli » 22.02.2006, 14:16

Original geschrieben von ravenheart

Nun, das sehe ich anders!

Gerade Eibe nimmt Lacke gut an, er zieht relativ tief ein. UND gerade Eibe bezieht einen erheblichen Teil seiner Elastizität aus der Deformierung des Bauchholzes. UND es gibt Lacke, die sehr HART werden!
Unzweifelhaft wird diese Deformierbarkeit durch SO EINEN Lack verändert!...


Nun ja der Lack war auf Kunstharzbasis und Epoxydharz ist ja nun auch ein Kunstharz. Laut Verkäufer macht der ausgehärtete Lack Biegungen bis zu einem gewissen Grad mit, ist aber sehr schlagfest, sprich hart. Wenn dieser Lack in die Holzoberfläche eindringt, könnten die Effekte, die Rabe beschreibt durchaus auftreten. Und wie gesagt, die Sehne ließ sich nach dem Lackieren merklich schwerer aufspannen.

@arcus
Ich habe den Lach unverdünnt genommen und nur einmal lackiert. Der Lack ist sehr gut glatt verlaufen und die Schichtdicke fand ich auch ausreichend.

Uli
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Beitrag von Ravenheart » 22.02.2006, 15:38

Ich kann da nur noch mal meinen geliebten Setta AquaSiegel PU-Acryl-Lack an's Herz legen!

Bild

Kommst Du zur Rattenjagd nach Vechta? Dann könnte ich Dir ne Probe mitbringen!

Rabe

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Beitrag von Uli » 23.02.2006, 12:40

@Rabe
Danke für den Tip und das Angebot. Ich werde mal bei uns sehen ob ich den Lack bekomme.
Vechta ist für mich doch ne ganze Ecke weg.

Uli
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Beitrag von Indie12 » 23.02.2006, 17:20

tach!
mal ein anderer erklärungsversuch:
hast du den bogen mit dem lack vielleicht ZU lange
bei ZU großer hitze trocknen lassen?
vielleicht war er danach ZU trocken!
gruß an alle!
erkläre es mir, und ich werde vergessen;
zeige es mir, und ich werde es mir merken;
lass es mich tun, und ich werde verstehen!  konfuzius

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Beitrag von Ravenheart » 24.02.2006, 08:47

Hmmm.. halte ich eher für unwahrscheinlich!
Lackiertes Holz verliert nur noch sehr langsam Feuchtigkeit!

Denke insgesamt, egal, ob ihm nun der Lack den letzten "Kick gegeben hat, oder nicht, er war von vornherein grenzwertig und wäre auch ohne Lack, dann oder etwas später, gebrochen!

Hatte schon diverse Eibenstves, deren Splintholz total versprödet war, und kaum noch so zugfest wie Pappel oder Erle!

Rabe

schiefa
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Beitrag von schiefa » 24.02.2006, 11:43

hab mal versucht das ganze abzuschätzen.
habe eine Dicke am WA-begin von 20mm angenommen, E-Modul von Epoxi-Harz = 20.000MPa, Eibe 16.000MPa lt. Internet. neutale Faser 1/3 vom Bogenrücken.
Da kommt pro 0,1mm Harzdicke gut 4% Zuggewichtserhöhung raus. nehmen wir 0,25mm an wären das 10%. da die neutrale Faser näher am Rücken ist, entfallen auf die Lackschicht am Rücken nur 20% der Zunahme, am bauch 80% damit wandert die neutrale Faser zum bauch, der rückenfasern werden mehr gedehnt was zum bruch führt.
bei einem holz wie esche, das sehr hoch zugbelastbar aber wenig druckbelastbar ist, wäre das vermute ich mal kein problem, vermutlich sogar positiv für die effizienz.
Grüße
Andreas

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