Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

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Oni
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Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Oni » 23.12.2011, 16:28

Hallo, ich bins mal wieder

Per Zufall sah ich in einem Baumarkt ein paar dicke Bambusrohre und dachte mir, dass sich daraus doch sicherlich einen Bogen bauen lassen sollte. Also wurden ein paar Rohre gekauft (2; 1.5 und 1m lang und jeweils ca 7.5cm dick) und mit der Arbeit begonnen. Der Bogen sollte ein ca. 180cm langes Bilaminat werden und mit recurves versehen werden.
Zuerst lief alles mehr oder weniger gut, bis es an das Verleimen der Laminate ging: der Griff konnte zwar problemlos auf das Rückenlaminat geklebt werden, allerdings scheiterte der erste Versuch mit dem Bauchbambus kläglich. Da die Werkstat im Winter unbeheizt (ca 10°C) ist und der Epoxidkleber so wohl nicht richtig aushärten konnte (resp kristallisierte), konnten die beiden Laminate ohne Schwierigkeiten auseinandergezogen werden. "Aus Wchaden wird man klug" habe ich mir dann gedacht und und das Bauchlaminat vorsichtig runtergenommen und sämtliche Epoxidrückstände heruntergeschliffen, um das ganze dann von neuem zu verkleben; jetzt wurde der Bogen zum Aushärten aber ins Wohnzimmer (ca 20°C) gebracht. Diesmal härtete das Epokidharz prächtig aus, doch bei den ersten zaghaften Biegeversuche riss das Bauchlaminat am Griffbereich (siehe Bilder) und das gane Bauchlaminat konnte runtergezogen werden.

Kann mir vielleicht jemand sagen, was ich falsch gemacht habe und wie dieser Fehler in Zukunft zu vermeiden wäre?

Zudem habe ich noch eine andere Frage: Kann man aus einem 1.5m langem Bambusrohr einen brauchbaren Bogen machen?

Liebe Grüsse und schöne Feiertage
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1.jpg
Aufbau des Bogens, Rückenlaminat (oben), Griffstück (Mitte, kein Bambus) und bgesprengtes Bauchlaminat (Unten)
2.jpg
Abgesprengtes Bauchlaminat (links).
3.jpg
Griffpartie, wo der Ursprung des Risses war

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Squid (✝)
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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Squid (✝) » 23.12.2011, 17:30

Hi,
zu Frage zwei: Ja, das geht. Bambus macht vieles mit, dementsprechend ist abhängig vom Durchmesser des Rohres einiges möglich. Mehrlagige Bambusbögen, vielleicht etwas anderes Holz als Kern, Spielereien mit Perryrefles und ähnlichem. Der Fantasie sind da recht wenige Grenzen gesetzt.

Zur Leimproblematik: Das ist ungewöhnlich. Ich sehe hier folgende Fehlerquellen:
1. Schlechter Klebstoff. Entweder falsch gemischt oder überaltert. Niormalerweise hält ein bei 20 Grad verarbeiteter Epoxi alles, was er halten soll. Zum Trocknen auf der 40 Grad heissen heizung schadet aber auch jix ;-)
2. Verarbeitungsfehler. Da gibts eine Menge. War die Oberfläche nicht fettfrei? Vielleicht zu glatt? Du schreibst, du hättest die alte Kleberschicht abgeschliffen... hast du danach die Oberfläche ereut mit z. B. 40er Papier aufgerauht und vor allem, mit Aceton gespült?
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Mike W. » 23.12.2011, 17:51

Ich hab mit Baumarktbambus keine guten Erfahrungen gemacht.
Viele der dickeren Rohre sind schon mit Hitze gerichtet, teilweise angekokelt.
Außerdem habe ich selten welchen gefunden der von der Anzahl der Längsrisse auch nur halbwegs akzeptabel war.
Bei den Rohren, wo ich dachte das sie verarbeitbar sind, kamen dan meist spätestens beim Tapern Risse.
Fazit: Wenn dort genaoso ein Kram steht( womöglich noch im Freien), mußt du viel Glück haben.
Evtl. findet man was Brauchbares, wenn gerade neue Ware da ist.

Laminate kommen bei mir zum Aushärten auf den Küchenschrank( zumindest, wenn kalt iss :D )
Und vor dem Kleben steht dort der Kleber, weil der sich warm besser verarbeitet.
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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Oni » 23.12.2011, 17:57

Vielen Dank für die Schnelle Antwort :)
Das erstaunliche an der ganzen Sache war ja, dass der Leim bombenfest gehalten hat. Teile des Bauchlaminates kleben noch am Rücken, es hat die innerste Schicht Bauchbambus verrupft. Irgendwie hat es Fasern aus dem Bauchlaminat gerissen; oder wie man das am besten beschreiben soll. Tut mir leid, das habe ich wohl vergessen zu schreiben.
War am Ende einfach nur die Qualität des Bambuses schlecht? obwohl er den Bambustest (wie im How-to board beschrieben) bestanden hat?


Edit: noch zu Mike W.: Die Rohre machten auf mich eigentlich einen guten Eindruck, die meisten hatten nur einen grossen, durchgehenden Längsriss. wobei sich meine Erfahrungen mit Bambus auf das Bambusflötenspielen in meiner Kindheit beschränken ;)

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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Mike W. » 23.12.2011, 18:09

Sieht aus als hättest du den Bambus geschliffen.
Wenn ja, dann evtl. die Nodien zu flach gemacht?
Versuch doch das nächste mal ein Nodium genau mittg zu platzieren.
Und lass die Bauchlaminate schön weit auf den Griff laufen, das sieht zu kurz aus.( oder täuscht)
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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Squid (✝) » 23.12.2011, 18:33

Du musst genau gucken, wo die Klebefuge versagt hat.
Hat sie sich von einem der beiden Laminate gelöst? Dann war dieses zu glatt / fettig.
Ist sie in sich gerissen? Dann hat de Leim versagt.
Oder hat eine der beiden Schichten nachgegeben? Das kommt bei Rattan gelegentlich vor, weil die Fasern nicht gut aneinander hängen. Nach dem was du schreibst, könnte das auch bei deinem Bambus der Fall sein.

Für diesen Fall hilft folgendes: Massiv aufrauhen, sogar Löcher stechen, im Extremfall mit einem Zahnschaber ähnlich wie bei Kompositbögen Rillen in die Oberfläche ziehen.
Alles dient dazu, die Klebefläche zu vergrößern.

Im Extremfall kann man noch chemisch werden: Epoxid wird bei hohen Temperaturen sehr flüssig und dringt in feinste Lücken. Warum also nicht die aufgerauhte angeritzte Klebefläche erwärmen (Fön, HLPistole, 100+ Grad) und erst mal eine Schicht Epoxy ins Holz dringen lassen?
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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von kra » 23.12.2011, 19:08

Poste mal ein Bild vom Querschnitt eines der BAmbusstücke.
Ich hatte schon Bambus, der deutrlich zu weich war und zu wenig innernen Zusammenhalt.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von the_Toaster (✝) » 23.12.2011, 19:49

Warum nehmt ihr eigentlich immer Epoxi um einen Bogen zu kleben?
Nehmt anständigen Holzleim und es gibt keine Probleme.

Zum Bambus:

Es gibt zwei Arten, die sich zum Bogenbau eignen. Moso und Madake. Madake ist besser aber sehr schwer zu bekommen.
Alles Andere ist zu weich oder spröde.
Auch im Baumarkt kann man gute Rohre bekommen, wenn man ein paar Dinge beachtet.
Kein Gammel - Riechprobe und innen darf nix schwarz sein.
Keine Viecher - beim schütteln darf nix rascheln.
Farbe - hellbeige muss der Bambus außen sein und innen fast weiss. Ist er großflächig dunkel wurde er mit Feuer gerichtet. Sprich, er ist spröde.
Flecken - hier und da mal ein kleiner brauner Fleck ist nicht schlimm. Sieht er aber etwa wie ein drei Jähriger mit Windpocken aus taugt er nix.
Risse - sind, wenns nur einer oder zwei sind, nicht schlimm, mehr wird ärgerlich.
Hörprobe - ein schöner "Döönnngggg" Klang zeigt, dass der Bambus keine verborgenen Risse hat. Klingts schnarrig oder nach einem dumpfen "Plock" hat er Risse, auch wenn sie nicht zu sehen sind.
Durchmesser - 10 bis 12 cm ergibt gutes Material.
Kraftfasern - sollten so dicht wie möglich stehen. Sie werden von außen nach innen immer weniger. Je weiter der Bereich der Kraftfassern reicht, desto besser.
Wandstärke - 5 mm reichen aus. 7 mm sind gut. Alles über 10 mm ist schlecht.
Nodien - sollten möglichst flach sein.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Squid (✝) » 23.12.2011, 20:19

Banzai!!!
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Oni » 23.12.2011, 21:33

so, nach erneutem eingehendem Betrachten des Bambuses und einnem erneuten Bruchtest kann ich sagen, dass es wohl doch am Material lag. wobei ich für diesen ersten Testbogen auch das "hässliche, schwarze" Rohr genommen habe. Darum bin ich auch zuversichtlich, dass der nächste Bogen (aus dem "hellen, schönen" Rohr) besser gelingen wird.

@kra: Noch ein Bild des Querschnittes
4.jpg

bei den verbleibenden Rohren sind die Kraftfasern feiner, ich hoffe das ist gut so.


wiedem auch sei, wieder viel gelernt und vielleicht wird aus dem Rückenlaminat noch ein ganz brauchbarer Bambusselfbow :). der nächste Bogen wird bestimmt besser.

Vielen Dank nochmals für die Antworten

@The Toaster: kann es sein, dass du der Chef von handrücken.de bist?

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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Galighenna » 23.12.2011, 21:34

;) Das KANN nicht nur sein, das ist sogar so... *gg*
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von kra » 23.12.2011, 22:49

@oni, dem Bambus auf dem Bild würde ich zumindest nicht sehr trauen.
Evtl. noch als Backing über schwächeren Hölzern und bei Zuggewichten bis 45#. In der äußeren Zone sind mir zu wenig dunkle Fasern (sogen. Kraftfasern).
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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von orang utan klaus » 24.12.2011, 15:37

Für mich siehts auf Bild1 und 2 so aus als ob die Klebefuge nicht geschlossen war und dort der Bruch begonnen hat. Hatte ich auch mal in ähnlicher Form.
Alles was glänzt ist ohne Kontakt ausgehärteter Epoxi, Lücke in der Fuge also.

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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Oni » 28.12.2011, 15:35

ja, dort hat es wohl eine Blase gegeben. schade habe ich sie nicht beim Verkleben bemerkt. Da sie aber schon im Griffbereich ist, wo sich der Bogen nicht mehr biegt, habe ich sie für nicht so wichtig befunden. Wird in Zukunft vermieden :)

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Re: Bambusbogen: Bauchlaminat abgesprengt

Beitrag von Heidjer » 28.12.2011, 17:44

Oni hat geschrieben:ja, dort hat es wohl eine Blase gegeben. schade habe ich sie nicht beim Verkleben bemerkt. Da sie aber schon im Griffbereich ist, wo sich der Bogen nicht mehr biegt, habe ich sie für nicht so wichtig befunden. Wird in Zukunft vermieden :)


Gerade im Fadeout ist, in einen Bogen, mit die größte Belastung im Material, auch wenn es sich wenig oder garnicht biegt!
Das sieht man besonders schön, wenn man Bögen die nicht FF-tauglich sind mit FF schießt, wenn sie nicht an den Tips aufgeben, dann fliegen sie an den Fadeouts auseinander! ::)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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