Hainbuche Tillerhilfe

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
Mandos
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2093
Registriert: 09.06.2007, 17:28

Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Mandos » 04.04.2011, 20:13

Hallo zusammen,

ich baue derzeit meinen dritten Bogen - Hainbuche englische Form, Kreistiller 32" angestrebt, Zuggewicht 70-80# geplant.
Leinenbacking ist aufgebracht, hauptsächlich wegen der vielen Längsrisse vom Trocknen, die ich zum Schluss noch wickeln werde.
Die Länge beträgt 1,87 m. Der Griff ist 8 cm unter der Mitte und 4 cm über der Mitte.
Der Stave ist etwas deflex an manchen Stellen und reflex an anderen. Bisher habe ich nur Erfahrungen mit geraden Staves (Hickory und Roteiche/Hickory). Bei anderen fällt einem das Beurteilen rel. leicht, bei sich selbst viel schwerer.
Deswegen bitte ich um ein wenig Mithilfe.

Ich denke, dass ich vorallem die zweite Hälfte des linken (unteren) Wurfarmes noch mehr biegen lassen muss.
Eine Schwachstelle deutet sich gegen Ende des ersten Drittels an.
Durch die Schwächung würde die WAs auch mehr ins Gleichgewicht kommen.

Die Sehne ist natürlich noch sehr lang und wird bald gekürzt. Bei diesem Auszug zeigt die Waage übrigens ~70# an.

Was denkt ihr?
Dateianhänge
Standhöhe 04.04.11.JPG
weitester Auszug 04.04.11.JPG

Benutzeravatar
Blacksmith77K
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6025
Registriert: 17.09.2010, 22:55

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Blacksmith77K » 04.04.2011, 21:34

Hast das 2te Bild bitte größer? So 1500xirgendwas Pixel
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

Benutzeravatar
Mandos
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2093
Registriert: 09.06.2007, 17:28

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Mandos » 04.04.2011, 21:43

Ich habe nur noch eins mit etwa 5 Zentimeter weniger Auszug. Das andere habe ich leider überschrieben...
Dateianhänge
IMG_2970.JPG

Benutzeravatar
Blacksmith77K
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6025
Registriert: 17.09.2010, 22:55

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Blacksmith77K » 04.04.2011, 22:30

Das sieht STARK nach Bogenmaße für Eibe aus, kann das sein? Wie lang ist der mittlere Steg, auf welches Maß laufen die Tips nochmal? Ab wo hast du die WA's zu den Tips eingezogen?
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

Benutzeravatar
Mandos
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2093
Registriert: 09.06.2007, 17:28

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Mandos » 04.04.2011, 22:37

Blacksmith77K hat geschrieben:Das sieht STARK nach Bogenmaße für Eibe aus, kann das sein? Wie lang ist der mittlere Steg, auf welches Maß laufen die Tips nochmal? Ab wo hast du die WA's zu den Tips eingezogen?


Mittlere Steg: Breite 32 mm, Griff plus jeweils 15 cm, dann Pyramide auf 20 mm und die letzten 12cm nochmal Pyramide auf 12 mm.
Dicke müsste ich morgen nochmal nachmessen.
Allerdings haben sich an manchen Stellen die Breiten- und Dickenmaße etwas verschoben, weil ich 15 cm vor Ende des oberen WAs eine Schwachstelle eingebaut hatte und ich deshalb kürzen musste. Nun ist der obere WA auch 2 cm länger...
Also etwas assymetrisch.

Man muss auch bedenken, dass die Dicke nicht von beiden Seiten gleich ist, wegen der Spannrückigkeit.
Da kann es mal sein, dass Differenzen von 3-4 mm auftreten.
Sprich, die Maße einzuhalten war nicht leicht und ist mir sicher wegen der Ungleichmäßigkeiten nicht überall gelungen.
Bisher scheint sich ja auch im Griffbereich noch nichts zu biegen, an der Stelle links mit dem grünen "X" ist die Biegung wohl zu groß.

Achso, ich denke die Dicke wirkt etwas größer, da das Bild leicht von unten aufgenommen wurde.

Benutzeravatar
Blacksmith77K
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6025
Registriert: 17.09.2010, 22:55

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Blacksmith77K » 04.04.2011, 22:57

Ja, denn mit der Dicke stimmt was net, miss mal bitte den Griffbereich nach. :P Ansonsten ist das erstmal garnet übel! 6/8tel würde ich nicht überschreiten mit der Hainbuche.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

Benutzeravatar
OsiRis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 69
Registriert: 09.03.2011, 17:39

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von OsiRis » 04.04.2011, 23:48

Tschuldigung für OT, aber ich habe gerade Hainbuche Stämme bekommen und wollte fragen wie du deine getrocknet hast (da du ja Probleme mit Längsrissen hast). Ausserdem, wie hast du die Rinde abgemacht (ich nehme an der erste Ring unter der Rinde ist dein Bogenrücken oder)?
Hast du sonst noch Tipps zum Spalten, Trocknen, Verarbeiten?

Grüße OsiRis

Benutzeravatar
skerm
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1466
Registriert: 20.03.2007, 14:37

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von skerm » 05.04.2011, 07:43

Sieht für mich so aus, als würde der linke Wurfarm beim Griff noch gar nicht arbeiten. Am meisten tut sich im leicht deflexen Bereich. Ich würd an dieser Stelle im linken Wurfarm im Griffbereich die Dicke reduzieren, bis der Bereich zu arbeiten beginnt. Der steife Bereich geht von der linken Kante des Tillerbaums ungefähr dessen Breite nach links. Arbeite nach, denn stell dich zu deiner Seilwinde, pack das Seil und zieh ein paar Mal ein Stück aus (nicht zu weit...). Schau dabei auf den steifen Bereich, du solltest gut sehen können, wenn der sich bewegt. Ein horizontaler Streifen Klebeband über den Rücken wäre ein hilfreicher Bezugspunkt für das Auge.
Wenn das passt, kannst du außen weiter nacharbeiten, wenn der Rest des Wurfarms dann noch etwas zu steif ausfällt. Mir fällt keine Schwachstelle auf, also nicht mehr punktuell raspeln oder hobeln, sondern immer eher flächig und auslaufend arbeiten, damit du nicht irgendwo eine Schwachstelle produzierst.
Der rechte Wurfarm gefällt mir gut. Außen noch etwas steif, aber die Biegung sollte da bei weiterem Ausziehen noch kommen. Das kannst aber erst beurteilen, wenn es soweit ist. Noch ist die lange Sehne drauf. Wenn der linke Wurfarm eingestellt ist, kannst du den Bogen normalerweise schon aufspannen.

Gruß,
Daniel

Benutzeravatar
Mandos
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2093
Registriert: 09.06.2007, 17:28

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Mandos » 05.04.2011, 09:27

OsiRis hat geschrieben:Tschuldigung für OT, aber ich habe gerade Hainbuche Stämme bekommen und wollte fragen wie du deine getrocknet hast (da du ja Probleme mit Längsrissen hast). Ausserdem, wie hast du die Rinde abgemacht (ich nehme an der erste Ring unter der Rinde ist dein Bogenrücken oder)?
Hast du sonst noch Tipps zum Spalten, Trocknen, Verarbeiten?





Ich hatte meinen Stamm (11 cm) mit dem Beil auf die Dimensionen 6x6 cm gebracht und dann zu früh in den Keller genommen. Ich bin mir zimlich sicher, dass die Risse nicht entstanden wären, wenn ich ihn auf 4x3 cm oder so gebracht hätte. Also, ich würde für empfehlen zimlich schnell die Stave-Form herauszuerarbeiten (4x3 cm) und ihn einen Monat in einem kühlen Unterstand oder ähnlichem zu lagern. Ich habe die Rinde runtergenommen. Vielleicht wäre es besser sie draufzulassen bzw. den Rücken zu versiegeln. Dann in den Keller oder ähnlichem und schließlich ruhig in einen beheizten Raum. Ich habe meinen zum Schluss in den Heizungskeller gelegt und er hat nicht weiter gerissen.

Die Rinde habe ich mit Ziehmesser beseitigt, den Bast teilweise auch, teilweise auch mit Schnitzwerkzeug. Angebracht wäre wohl eine Schwanenhalsziehklinge. Den Bast in den "Fugen" habe ich schließlich mit Wasser und einer Plastik-Schrubbbürste an einer Bohrmaschine beseitigt. Teilweise war ich leider schon mit dem Ziehmesser etwas tief geraten, aber nicht viel. Deshalb auch das Backing.

Bürste: http://cdn-img.westfalia.eu/ms/80/80/00 ... 74.101.jpg

Achso, Spalten geht gut. Ein anderes Exemplar (15 cm) habe ich zu Vierteln verarbeitet. War allerdings nicht drehwüchsig.

@skerm
Dankesehr für deine ausführliche Antwort. So werde ich heute (?) fortfahren.

Benutzeravatar
OsiRis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 69
Registriert: 09.03.2011, 17:39

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von OsiRis » 05.04.2011, 09:41

Danke auch dir für deine ausführliche Antwort! Dann werde ich das mal so machen.

Grüße OsiRis

Benutzeravatar
Mandos
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2093
Registriert: 09.06.2007, 17:28

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Mandos » 05.04.2011, 16:34

So, habe heute etwas weitergetillert.
Indem er mich ausgerenkt hat, hat der Bogen sein Verlangen nach einer Spannschnur geäußert. Dem bin ich dann heute Mittag nachgekommen. Alleine krieg ich das aber irgendwie nicht wirklich gereiht...

Zuggewicht bei diesem Auszug dürfte über 70# liegen.
Die Standhöhe beträgt zur Zeit ein paar Zentimeter.
Ich habe noch zur besseren Beurteilung ein Bild bei Standhöhe von Gestern eingestellt. Set ist bisher noch nahe Null, denke ich mal.

Ich denke, dass sich der linke griffnahe Bereich nun biegt, der recht könnte noch etwas mehr Biegung vertragen.
Habe mal selbst ein wenig in meinem Bild rumgemalt, wie ich es sehe.

Kommentare erbeten!
Dateianhänge
Tillerbeurteilung 05.04.11.jpg
Standhöhe.jpg
weitester Auszug 05.04.11.jpg

Benutzeravatar
Faltenhemd rigoros
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 714
Registriert: 06.04.2006, 12:16

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Faltenhemd rigoros » 06.04.2011, 07:52

Kann deine Markierungen nachvollziehen. Ich würde jeweils in den äusseren Hälften der WA was wegnehmen. Die Mitte (Griffbereich) würde ich vorerst so lassen.

Falti

Benutzeravatar
skerm
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1466
Registriert: 20.03.2007, 14:37

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von skerm » 06.04.2011, 08:33

Wenn du bei dem Auszug schon beim Zielgewicht bist, dann musst du erstmal das Zuggewicht reduzieren. Du machst also überall was weg und bei steifen Stellen halt ein bißchen mehr. Beim reduzieren solltest du bedenken, daß 1mm dünner außen viel mehr Unterschied macht als in Griffnähe. Ich bringe das Zuggewicht deshalb immer über die inneren Wurfarmhälften in einen guten Bereich. Wenn sich die Mitte schön biegt und du mit eher steifen äußeren Wurfarmhälften auf halbem Auszug oder so bist, dann kannst gemütlich die Wurfarme schaben bis sie mitarbeiten und zuggewichtserhaltend den Vollauszug erreichen. Wenn du andersrum erst die Wurfarme weiter draußen dünner machst, musst du dann die Mitte soweit reduzieren, bis sie auch mitbiegt. Ob du dann noch das Wunschgewicht packst ist so eine Sache, weil eben ein wenig zu viel außen einiges mehr wegraspeln innen erfordert.

Gruß,
Daniel

Benutzeravatar
Mandos
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2093
Registriert: 09.06.2007, 17:28

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Mandos » 06.04.2011, 09:09

@Daniel
Also sollte ich jetzt zuerst noch den Griffbereich, vorallem rechts, noch nacharbeiten und die griffnahen Bereiche bis sie mehr mitbiegen und das Zuggewicht etwas geringer wird und mich dann erst an die äußeren Bereiche machen?
Ok, mach ich. ;)

Benutzeravatar
Galighenna
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8835
Registriert: 19.07.2004, 21:59

Re: Hainbuche Tillerhilfe

Beitrag von Galighenna » 06.04.2011, 11:52

Ich glaube da hat jeder so seine eigene Vorgehensweise. Ich mache es genau umgekehrt, denn sonst habe ich es leicht das der Griffbereich zu schwach wird. Und ich halte skerms Methode für leicht fragwürdig. (nichts für ungut skerm, du baust tolle Bögen!)
Denn im Gegensatz zu deiner Behauptung skerm: Eine Schwächung in Griffnähe wirkt sich viel viel stärker auf das Zuggewicht aus, als eine Schwächung im äusseren Bereich. Das liegt an der Hebelwirkung. Wenn es sich in Griffnähe eine Winzigkeit mehr bewegt, bewegen sich die Tips schon ein ganzes Stück weiter, wegen der Länge der WA... Ist doch logisch oder? Wenn sich dagegen die Tips etwas weiter bewegen, bewegen sie sich eben genau so weit wie sie sich bewegen...

Ich lasse deshalb die WA zuerst aussen biegen. Dann verlagere ich die Biegung immer weiter nach innen. Wenn man dabei immer auf einen gleichmäßigen Tiller achtet, stellt sich der richtige Auszug mit gutem Tiller und passendem Zuggewicht von selbst ein. Man darf halt natürlich nicht zu viel auf einmal wollen.

Daher meine Vorgehensweise: Tillern von aussen nach innen. In der äusseren Hälfte, oder 2/3 der WA eine leichte gleichmäßige Biegung hinbekommen. Der Auszug darf noch nicht gleich zu groß werden, vielleicht so bis 10". So das sich die WA schon schön gleichmäßig biegen. Dann vergrößert man die Biegung und schwächt den gesamten WA weiter, jeweils mit Verlagerung zum Griff so das sich die Biegezone immer weiter vergrößert. Man darf dann auch nicht vergessen die Sehne passend zu kürzen. Allein durch das kürzen der Sehne verlagert sich die Biegung schon weiter zum Griff, weil der Sehnenwinkel sich verändert. Wenn man so weitermacht, und die Biegung von aussen zum Griff hin ausbreitet vergrößert sich automatisch der Auszug und man verhindert, das sich der Griffbereich zu stark biegt. Es kommt einfach nur auf das gleichmäßige Arbeiten und kürzen der Sehne an. Denn erst wenn die Sehne fast auf Standhöhe ist, kann man nämlich erst richtig sehen, wie stark sich der Griffbereich tatsächlich schon biegt.

Das entspricht übrigens auch dem Ratschlag den Rabe mal gebracht hat: Ein Bogen rollt sich beim Tillern von aussen auf. Die Biegung des WA erfolgt von aussen nach innen. Damals hab ich das auf das Biegeverhalten des WA und den Auszugsvorgan bezogen und es nicht verstanden. Jetzt weiß ich, das es auf den Tillervorgang bezogen war und es leuchtet mir ein ;)

Schwächt man erst den Griffbereich, Tillert dann weiter und kürzt die Sehne passend, ändert sich beim Kürzen der Sehnenwinkel und die Biegung am Griff nimmt stärker zu als man vielleicht wollte. Dann kann der griffnahe Bereich vielleicht schon zu schwach sein und man verfehlt das gewünschte Zuggewicht weil man den Rest der WA anpassen muss. (Das KANN passieren, muss aber nicht zwingend...)
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“