Warum Horntips auf engl. Lanbogen?

Themen zum Bogenbau
horsebow
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Ich sach's ja...

Beitrag von horsebow » 11.11.2004, 20:07

...glaubt ruhig, was Bogi postet, der Mann hat Ahnung! Hier im Forum sind nicht viele Mitglieder so belesen, was die englischen LB-Schützen des HochMA angeht, wie er!
Und sooo wenig wissen wir auch nicht über den mittelalterlichen englischen LB, selbst wenn sich keine Originale erhalten haben!

Gruß, horsebow
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Taubert
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Neulich im Kunsthaus Zürich

Beitrag von Taubert » 10.10.2005, 23:18

Als Teil eines Triptychons "Anbetung der hl. Könige" von Jan ????? (Name leider nicht gemerkt) war auf dem rechten Drittel der Hl. Sebastian abgebildet. Die Darstellung datiert aus dem Jahr 1500-1510.
Entgegen sonstiger Gepflogenheiten war Sebastian noch nicht gefesselt und durchlöchert, sondern trug einen übermannshohen Eibenlangbogen mit Horntips in der Rechten und zwei schwere Kriegspfeile in der Linken. Die üppige Panzerung zeigt ihn in der Darstellung wahrscheinlich als begüterten Ritter.
(Leider keine Abbildung im Sammlungskatalog!)

Gruß Götz

FoerLivUnSeel
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RE: kein Schmuck...

Beitrag von FoerLivUnSeel » 12.01.2006, 08:22

[quote]Original geschrieben von Harbardr

...sondern Mittel zum Zweck.

Um dies zu vermeiden machten die alten Wikinger am oberen WA die Kerbe nur auf eine Seite, unten wurde die Sehne geknotet.

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Hier waren die Alemanen schon vorher dran. Vom Archäologen und Bogenbauer Jürgen Junkmann weiß ich, dass die Alemanen ihre Bögen schon so bauten. Hab selbst einen auf diese Art gefertigt.
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Den Bogen als Pike kenne ich nur aus der nordischen Eisenzeit, da war aber der "Tip" als Spitze ausgearbeitet u. die Sehne lag unter diesem!

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Die Wickinger nutzen die selbe Technik, setzten aber auch gerne eine Geweihspitze auf ein Bogenende. Genau weiß es keiner, war wohl zum Nahkampf gedacht. (Auch schon zu Zeiten wo die Wickinger noch überwiegend im eigenem Land waren.)
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FoerLivUnSeel
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RE:

Beitrag von FoerLivUnSeel » 12.01.2006, 08:36

[quote]Original geschrieben von horsebow

Auch Jürgen Junkmanns hat bei seien archäologischen Studien Zuggewichte von über 80# bei Wickingerböge in Heitabu ermittelt. Sein Buch über den Bogen von Steinzeit bis Mittelalter ist da sehr auschlußreich, allerdings keine große Stütze für den Bogenbau.

FoerLivUnSeel
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RE: Zuggewichte

Beitrag von FoerLivUnSeel » 12.01.2006, 08:47

[quote]Original geschrieben von Broken Arrow

Was ist mit einem einigermassen Spine??
Hab hier gelesen dass Leute Probleme haben einen 80 er Spine zu bekommen.

#########
Ich kann nur mutmaßen aus dem was ich an Lektüre und Gesprächen mitbekommen habe.
Beim Kriegsschießen sag mir meine Logik folgendes:
Im Krieg sollten die Pfeile nur so regnen.
Auf Distanzen von 100 Metern und mehr auf eine Horde mit Schilden gerüsteter, sich bewegender Menschen schießt da wohl keiner mehr gezielt.
Somit ist die Flugbahn des Pfeils auch nicht zwangsläufig als präzise anzunehmen. Hauptsache möglichst viele Pfeile pro Minute auf den Gegner regnen lassen.
Die Pfeile von damals waren ja auch oft aus Esche und die ist schwerer und wohl auch eher auf hörere Spines zu bringen. Lass mich gerne auch eines besseren belehren;-).
Bei der JAgd sieht das da schon anders aus. Hier ist Präzision das A und O. Und für die JAgd reuchen schon Werte um 50# aus. Ich möchte keinen Vogel mit einem Blunt und 120# vor einem Baum zur Strecke bringen. Vermute, da bleiben dann nur Federn und ein roter Fleck übrig.

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RE:

Beitrag von FoerLivUnSeel » 12.01.2006, 09:00

[quote]Original geschrieben von horsebow
In meiner usergalerie findet ihr u.a. Darstellungen englischer Bogenschützen des hundertjährigen Krieges aus der Chronik von Jean Froissart, die als sehr detailgetreu gilt.

#######
Soweit mir bekannt sind alle Abbildungen zudiesem Krieg mindestens 100 Jahre danach entstanden und werden von einigen Historikern als nicht autentisch gewertet.
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Pictor Lucis
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Horn oder Reflex

Beitrag von Pictor Lucis » 12.01.2006, 20:49

Hallo, schaut euch doch bitte mal dieses >> Bild << an.

sind das Hornnocks oder Hatte der Bogen schon einen Reflex in den Wurfarmen?

Würd ich gern bis Anfang März wissen
Bild <= neuer Grinsesmilie
»Arbeite, als bräuchtest du kein Geld; liebe, als wärst du nie verletzt worden; tanze, als würde niemand zuschauen; schieße, als hättest du nie einen Pfeil verloren.«

horsebow
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RE: RE:

Beitrag von horsebow » 12.01.2006, 21:08

Original geschrieben von FörLivUnSeel

#######
Soweit mir bekannt sind alle Abbildungen zudiesem Krieg mindestens 100 Jahre danach entstanden und werden von einigen Historikern als nicht autentisch gewertet.
#######


Die Abbildungen zu diesem Krieg sind in den 1470er Jahren entstanden, sie wurden von Louis de Gruthuse, einem flämischen Edelmann, in Brügge Auftrag gegeben. Die vier Bände, die sich heute in der Bibliotheque Nationale Francaise in Paris befinden, enthalten 116 Miniaturen der besten Künstler der Zeit, unter anderem Loiset Lyédet.
1470 war ja wohl noch im Mittelalter, und man wird damals auch gewußt haben, wie ein Langbogen aussah, oder?
Wer sind denn "einige Historiker"? Ich kenne auch "einige" Historiker, und die bezeichnen speziell diese Abbildungen als sehr detailgetreu, wenn man die komplizierten Regeln mittelalterlicher Ikonographie zugrunde legt.
"Authentisch" wären höchstens Fotos...

Gruß, horsebow
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Schaut mal in die Galerie von William!

Beitrag von Rado » 13.01.2006, 01:14

Ich finds schade daß sich William nicht an dieser Diskussion beteiligt hat.Er hat da ein Bild von einem(ist nicht so bös gemeint wie´s jetzt klingt)bierbäuchigen Zwerg der 150# zieht.
Der Bogen sieht für meine unerfahrenen Augen wirklich nach hundertfünfzig Pfund aus.Es scheint also zu gehen,ohne ein Comic-Heft-Superheld zu sein.Würd den Kerl gern mal fragen wie der dafür trainiert.
Respekt Respekt

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Beitrag von Bogi » 13.01.2006, 15:12

Lutz,
das Bild ist keine zeitgenössische Abbildung und unterliegt somit noch mehr der künstlerischen Freiheit. Dermaßen Detailgetreu hat zu der Zeit keiner gemalt, erst recht nicht Farblos. Der erste Künstler von dem ich diesen Stil kenne ist Dürer, Anfang 16. Jhdt. Das sah allerdings noch beeindruckender aus!
[url=http://www.fletchers-corner.de/images/noimg.jpg.jpg]
Bild[/url]

Oder dieses:
[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10505/apollounddiana.jpg]
Bild[/url]

Aber um auf das Thema zurück zu kommen, ich denke der abgebildete Bogen hat eine leicht Recurveform. Die haben die beiden von Dürer gemalten Bögen aber auch ;)
Gut Schuss und allzeit blauer Himmel
Bogi

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Beitrag von Peter O. Stecher » 13.01.2006, 15:42

In Robert Hardys Buch sind auch einige Bilder von Schlachten in denen man Bögen mit und ohne Recurveähnliche Form sehen kann...allerdings sind die Bögen als Eibenbogen(Splint/hell/dunkel) zu erkennen.

Falls die alten Schützen/Bogen keine Hornnocken hatten, würde sich die Frage stellen: Wann wurden diese eingeführt und warum ?? 8-|
https://classic-archer.com/

Anasazi
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Beitrag von Anasazi » 13.01.2006, 16:28

@Rado
Der Mann, von welchem du sprichst, ist Mark Stretton und ein guter Freund von P. Bickerstaffe. Er ist Stahlbauer und hat sich zum Training extra ein Gerät gefertigt. Damit trainiert er seine Muskulatur, wenn er nicht schießt.
Die Pfeile, die er schießt sind der sogenannte "standard arrow". Hierbei handelt es sich um 3/8 Schäfte aus Esche mit mittelalterlichen Spitzen, aus praktischen Erwägungen sind es meist Bodkins. Bei Schäften dieses Durchmessers ist es kein so großes Problem mit dem Spinewert. In England gibt es Wettbewerbe, bei denen nur mit dem Standard arrow geschossen werden darf. Mark Stretton kommt mit seinem Bogen und dem "standard arrow" so auf ca. 300 yards. Den genauen Wert weiß ich leider jetzt nicht, aber bei der Veranstaltung, von welcher Williams Bild ist, hat er ca. 250m weit geschossen. Auf die Entfernung ist sonst keiner mit den "normalen Pfeilen" gekommen. Es ist schon erstaunlich, wie weit so ein kleiner Baumstamm fliegen kann...

P.S. Es war ein reines Holzbogen / Primitivbogenturnier

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Rado
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Beitrag von Rado » 13.01.2006, 19:51

@Anasazi: Danke dir für die Info.Ist er öfter auf Mittelaltermärkten zu sehen?Mit dem kann man bestimmt stundenlang über ELB´en quasseln.
Als Bootsbauazubi kommt man kraftmäßig nicht an einen Stahlbauer ran, aber den Traum von solch einem Bogen erfülle ich mir noch.
Ich hab das Bild für ein Englischreferat über "Irlands Abholzung für das British Empire" verwendet.Muss ich aber erst noch halten,aber die welche das Bild jetzt schon gesehen haben sagten nur:"Wow!"

Anasazi
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Beitrag von Anasazi » 14.01.2006, 12:18

@Rado
Mark wirst du vielleicht auf Mittelaltermärkten und anderen -veranstaltungen treffen, allerdings in England!
Das Bild wurde übrigens Hessen bei einem Mittelalterturnier gemacht. Eine Bognergruppe um Pip Bickerstaffe war damals zu Gast.
Auf der web-site von Bickerstaffe findest du noch mehr Bilder und andere gute Hinweise bezüglich des mittelalterlichen Bogenschiessen. Pip Bickerstaffe hat die Mary Rose Bögen auh eingehend untersucht und ebenfalls ein interessantes Buch über Langbögen und deren Funktion geschieben.

FoerLivUnSeel
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RE: RE: RE:

Beitrag von FoerLivUnSeel » 24.04.2006, 17:34

Original geschrieben von horsebow


1470 war ja wohl noch im Mittelalter, ..


Da stimme ich unter Einschränkung zu.
Je nachdem was unter Mittelalter verstanden wird, variieren hier die Zeitagaben.

Unter
http://www.sewanee.edu/german/Literatur/mittel.html
ist das Mittelalter 1350 zu Ende.
Unter
http://www.tu-harburg.de/~vbp/docs/zeitrahmen.html
geht es bis ins 16. Jahrhunder (1519).

...die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen (1453) wird als ein Ereignis genannt, das das Ende des Mittelalters markiert...(aus wikipedia)
Danach kam die Renaisance.

Suchet, und ihr werdet finden.....

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