Wie lange hält ein selfbow???

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harry
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Wie lange hält ein selfbow???

Beitrag von harry » 03.05.2003, 20:34

Nachdem heute beim ersten Schuss auf meinem ersten Turnier mein Bogen gebrochen ist muss ich mir grundlegende Gedanken machen.
Der Bogen war Esche mit Hickorybacking(55Pfund  28").Der Bogen war ordentlich getillert und wurde fast jeden Tag seit diesem Jahr geschossen.Liegts an der Esche die 55 Pfund nicht packt oder muss ich alle 3 Monate einen neuen Bogen bauen?
Wer schiesst überhaupt fast jeden Tag und kann mir was dazu erzählen?

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tarek
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Wie lange hält ein selfbow???

Beitrag von tarek » 03.05.2003, 20:41

das scheisse mit dem bogen
Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu f?rchten...
(Sunzi-Die Kunst des Krieges)

harry
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Wie lange hält ein selfbow???

Beitrag von harry » 03.05.2003, 20:51

JO!!Fühl mich auch ganz toll heut!

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Wie lange hält ein selfbow???

Beitrag von Archiv » 03.05.2003, 20:56

uuups - nicht wirklich dein tag heute!

deswegen gehe ich auch immer mit zwei bögen auf ein turnier! - aber das mit dem bruch kann sehr viele ursachen haben!

PeLu
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Wie lange hält ein selfbow???

Beitrag von PeLu » 03.05.2003, 22:21

Ach Harry, dafür hast Dein Pech auf dem Turnier für heuer schon gehabt. Jetzt kann es nurmehr bergauf gehn.
Ich fühle mit mit Dir.

Ich hab' ja von einem Winterturnier gehört, wo (durch die Kälte?) drei Bögen gebrochen sind.

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Beitrag von Ulmenblatt » 03.05.2003, 23:59

Die Esche ist an sich ok. Ich habe Eschen-Selfbows mit einem Zuggewicht von 60 und mehr Pfund gebaut. Sie schiessen heute noch (allerdings neigt die starrköpfige Esche dazu, deine Gelenke zu brechen).

Zu deinem Pechtag: Könnte es sein, dass du an deinem ersten Turnier übermotiviert (und vielleicht auch ein bisschen nervös) warst und beim ersten Schuss noch voller Kraft den Bogen überspannt hast?

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Ravenheart
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Wie lange hält ein selfbow???

Beitrag von Ravenheart » 04.05.2003, 01:57

@ harry: Der älteste, mir bekannte Selfbow ist ca. 8000 Jahre alt ;-)
Aber im Ernst: Ein Bruch (sorry for, kann es nachempfinden, hatte es auch schon 2x) kann viele Ursachen haben. (Wie alt war er eigentlich?)
Meine Erfahrung / Einstellung dazu:

Wenn mir ein Bogen versagt hat (die meisten durch Kompressionsbrüche, also Knautschfalten bauchseitig, aber auch s.o.), wusste ich HINTERHER immer genau, woran es gelegen hatte. In 80 % der Fälle waren es (doch) Bearbeitungsfehler, in wenigen das Holz (was man vorher hätte sehen KÖNNEN). Dein wievielter Bogen war es denn? Als ich anfing, hatte ich mir zum Ziel gesetzt, dass AB DEM 30. die meisten gelingen müssen, sonst hätte ich das Hobby aufgegeben. Ein Selfbow ist, technisch gesehen, ein äusserst riskantes Werkstück. Das Material ist NICHT homogen, also gibt es viele unwägbare Variablen, die man NUR MIT VIEL ERFAHRUNG zu beherrschen lernt. Erfahrung sammeln heisst aus Fehlern lernen; heisst nicht, keine Fehler zu machen!!! Und manchmal gehört auch Glück dazu, denn niemand kann in das Holz hinein sehen.

Sieh den gebrochenen Bogen als Chance! Analysiere den Bruch und lerne daraus. Und baue einen Neuen. Wahrscheinlich wird er länger halten, als der vorherige. wenn Du das oft genug wiederholt hast, baust Du irgendwann einen, der bis an Dein Lebensende hält!

Ob das dann am Bogen oder an Deinem Lebensende liegt, hängt davon ab, wie gut Du im Lernen aus Fehlern bist... ;-)

Rabe

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Beitrag von harry » 04.05.2003, 08:00

Der Bogen war der 7te.Ich nehme mein Schicksal an und erkenne meine Chance.Eines Tages baue ich einen der länger als8000 Jahre hält (wegen dem Lebensende)
Den Fehler zu analysieren fällt mir nicht wirklich leicht.
Die Wurfarme haben etwa mittig seit einiger Zeit ganz feine Querrisse bekommen.Hauptsächlich am unteren Wurfarm in einem Bereich von 20-40 cm aus der Mitte.An dieser Stelle ist er auch gebrochen.Stauchfalten kann ich aber nicht sehen.Kennt solche Risse jemand.Sieht aus als wäre das Holz einfach ausgedürrt.

harry
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Beitrag von harry » 04.05.2003, 10:12

Solche feinen Risse (waren die am Bogenbauch?) sind wirklich Stauchschäden - dazu braucht sich das Holz nicht aufzuwölben.
Ein "ausgedörrter" Bogen ist eigentlich nur dann zu befürchten, wenn du ihn im parkenden Auto bei praller Sonne aufbewahrst, oder schwarz streichst und in der Sonne liegen lässt.
Ich nehme mal an, dass das Hickorybacking zu stark war...

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Beitrag von HZ » 04.05.2003, 10:24

@harry
Sind die Querrisse auf der Rücken- oder Bauchseite?

Mir ist ein betagter Selfbow ebenfalls beim ersten Auszug gebrochen, nachdem er mehrere Stunden im heissen Auto gelegen hatte(Austrocknung).

Ein alter Bogenbauer sagte mir einmal, dass Holzbögen altern, je nach Holzart, Holzqualität, Machart (z.B. Bogen mit Recurve kurzlebiger als Langbogen), Lagerung und Benutzung unterschiedlich schnell. Er war der Meinung, ein Holzbogen sollte bei "regelmässigem Gebrauch" nach 3-4 Jahren ins Altenteil. Das Altern mache sich bemerkbar durch nachlassende Leistung und zunehmenden stringfollow, er breche jedoch nicht einfach.

Mein einziger "alter" Bogen ist ein Langbogen, Hickory-Eschelaminat, der Firma Wings. Das Teil ist bald 30 Jahre alt. Von den ursprünglich 30 lbs sind nur noch knapp die Hälfte da, der stringfollow ist mittlerweile ganz erheblich. Ich habe den Bogen allerdings nicht ständig geschossen.

@alle
Ich hätte da noch eine Frage: welche Art von Bögen bezeichnet Ihr als "Selfbows"?
Die Definition, die ich im Kopf habe, ist die, dass ein Selfbow aus einem (oder zweien im Handteil gespleissten) Holzteil bebaut wird.
Wenn ein Backing aufgebracht wird (wie beim Bogen von harry) sehe ich den Bogen als laminierten Holzbogen. Liege ich da falsch?
Nach obiger Definition stellt ein Selfbow ganz andere (höhere) Anforderungen an das Holz als ein laminierter Bogen.

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Beitrag von HZ » 04.05.2003, 10:32

@HZ
Du hast Recht; eigentlich ist Harrys Bogen kein Selfbogen. Die Grenzen werden (je nach Backing) jedoch verschieden gezogen - die Frage ist wohl, ob das Backing etwas "leistet" (was ein Hickorybacking sicher tut) oder nur zum Schutz da ist.

harry
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Beitrag von harry » 04.05.2003, 11:30

Ich bezeichne den Bogen als selfbow da ich ihn vor dem Backing als reinen selfbow geschossen habe .Da hatte 35 Pfund.Die Trennlinie wann ein Laminatbogen anfängt und ein selfbow aufhört ist glaube ich nicht exakt abzustecken.Aber im Prinzip ja auch egal.
Die Risse sind im Bauch.Das Backing ist unversehrt und bei dem Bruch komplett geblieben.
Bogen im heissen Auto oder in der Sonne scheidet als Ursache aus.
Das Stringfollow war nach 4 Monaten schon ganz erheblich aber die 55 Pfund hat er bis zum Schluss gehalten.
Vom Gefühl her denke ich dass sbartels Recht hat und das Backing zu kräftig dimensioniert war.Aber warum dann eine höhere Belastung auf die Druckseite kommt ist mir nicht ganz klar

Frank
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Beitrag von Frank » 04.05.2003, 12:02

@Harry
einen Bogen, der schon fertig getillert und eingeschossen ist, würde ich nicht mehr mit einem - sagen wir mal 'aktivem' - Backing versehen. Verschiedene Schichten des Holzes haben sich ja an die Belastungen gewöhnt. Wenn Du ein Holzbacking aufleimst, verlagerst Du die neutrale Schicht im Bogen nach vorne und der Bauch wird mehr, bzw. andere Schichten werden neu belastet.
Die Stauchrisse würde ich also auf das natchträgliche Ändern des Bogens schieben.
Wenn ich selber einen Bogen hätte, mit dem ich nicht zufrieden währe, würde ich da auch dran rumbasteln. Letztendlich lernt eben man daraus.
Es gibt immer den nächsten Bogen...

Frank
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Beitrag von Frank » 04.05.2003, 12:13

Deswegen mehr Druck auf der Bauchseite, weil sich das Hickory nicht so stark dehnt wie Esche, der Bogen jetzt aber auch dicker ist und die neutrale Ebene des Bogens (die weder unter Druck noch unter Zug steht) weiter vom Bauch weggewandert ist. Also steigen die Kompressionskräfte und kleine Ungenauigkeiten des Tillers und Unregelmässigkeiten in der Wurfarmdicke wirken sich auf einmal aus. Hast du den Bogen nach dem Backen nachgetillert?
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Beitrag von Ravenheart » 04.05.2003, 23:56

Schliesse mich sbartels in vollem Umfang an, und wette, Du hast NICHT nachgetillert; klingt alles plausibel nach Bearbeitungsfehler. Aber beim 7. macht das nix. Ab dem 30. kommt das nicht mehr vor. Bogenbau ist Uhrmacherarbeit und erfordert zudem locker die üblichen 3 Jahre Lehre. Wer schneller konstant funktionierende Ergebnisse schafft, ist ein Naturtalent oder baut nur Kinderbogen bis 30#.
Risse auf der Bauchseite sind Überlastungszeichen. In begrenztem Umfang kann man gegensteuern, wnn man sie rechtzeitig bemerkt. Tut man das nicht, ist das (Dein) Ergebnis vorprogrammiert.

Hänge ihn Dir als "Mahnmal" an die Wand und bau den Nächsten.

Mir hat mal ein Bogenbauer (aus Sachsen, mit vielen Jahren Bauerfahrung, der sehr schöne Bogen baut!) folgenden Satz gesagt: "Was hab ich für schöne Hölzer versaut - und was hab ich mich geärgert!"
Diesen Satz "trage ich immer bei mir", und er hat mich über viele Misserfolge hinweggetröstet!

in dem Sinne...

Rabe

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