robinienbogen/splintholz

Themen zum Bogenbau
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joern lies
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robinienbogen/splintholz

Beitrag von joern lies »

ich bin gerade dabei eine robinienrohling zu bearbeiten. nun hab ich schon viele verschiedene meinungen zum thema splintholzbeseitigeng gehört, die reichten von "muss alles runter" bis "kannste auch dranlassen".
kann mir vielleicht jemand etwas ausführlicheres dazue sagen, wenn er was weiss. das splintholz müsste doch auch als backing ganz gut funktionieren, wenn es so weich ist. hab bei konrad vögele gelesen, das der unterschied der härte von splint und kernholz bei robinie besonders gross ist.
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Frank
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robinienbogen/splintholz

Beitrag von Frank »

Robinienbögen hab ich bisher drei gebaut - daher habe ich ein wenig Erfahrung mit dem Holz (aber eben nicht viel).
Bei Robinie ist ja das Splintholz nur eine sehr dünne und sehr weiche Schicht. Ich kann mir nicht vorstellen, das dieses Splintholz irgendetwas in Richtung Zugsteifigkeit bewirken kann. Das Splintholz ist einfach viel zu weich - das 'zieht' bestimmt nicht.
Viel wichtiger ist bei einem Robinienrohling, einen sehr guten Ring zu finden, den man als Bogenrücken nehmen kann.
Gute Robinie ist ein hervorragend geeignetes Holz für einen Selfbow. Der einzige Nachteil ist eine höhere Bruchgefahr gegenüber z.B. Esche.
Daher muss man den Rücken sehr sorgfältig arbeiten.

Bei Konrad Vögele hab ich meinen ersten Bogen (aus Robinie) gebaut. Er hat mir gezeigt, wie man den geeigneten Ring im Holz findet und rausholt. Für den ersten Bogen ist da Esche leichter zu bearbeiten, besonders wenn man das allein in Heimarbeit tut. Wenn man das ganze Ruhig angeht, sollte aber auch Robinie für den ersten Bogen tun.

Um aber nochmal auf Deine Frage zurückzukommen: Im Kurs hat mir Konrad gesagt, dass leider das Splitholz der Robinie ungeeignet ist - ich glaube mich daran jedenfalls Erinnern zu können.
Bei anderen Hölzern ist das natürlich anders (Ulme Eibe).

Falls der äusserste Kernholzring bei Deinem Rohling gut ist (dick und wichtiger, kaum helles Frühholz drunter) kannst Du das mit dem Splintholz ja mal ausprobieren. Im Zweifelsfall kannst Du die Schicht ja immernoch herunterholen.
joern lies
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robinienbogen/splintholz

Beitrag von joern lies »

also vielen dank für die ausführliche antwort!

leider ist es aber schon zu späte, um noch den besten jahresring rauszusuchen, da der rohling auch in der dicke schon grob zugesägt ist. es gab nur die option das splintholz zu reduzieren oder ganz runter zu holen. aber da rubinie ja echt hart ist, werde ich mal probieren, das splintholz drauf zu lassen. ich will sowieso "nur" einen schussfähigen bogen bauen, der eher wenig zuggewicht haben dürfte. ist eh erst der dritte bogen, und da kann üben ja nix schaden. wie du sagst, ich kann das splintholz ka auch nachträglich runterhohlen und durch einen sehnenbelag ersetzen.

werde euch auf jeden fall über das ergebnis auf dem laufenden halten . . .
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Frank
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robinienbogen/splintholz

Beitrag von Frank »

Einen schussfähigen Bogen wirst Du bestimmt bekommen, zumal das ja nicht Dein erster ist.
Wie lang wird er denn? Welches Profil?

Bin gespannt, davon weiter zu hören.
joern lies
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Beitrag von joern lies »

also länge ca. 1,70. spannender ist aber die frontansicht: wenn das ding fertig ist, wirds wohl einem propeller nicht unähnlich sein, da ich ja der faser folgen musste. wird wohl ein recht hübsches teil, und dabei habe ich noch glück, der propeller ist so gestaltet, das die sehne den bogenstab tatsächlich überm griff kreuzt. wahnsinn . . .
joern lies
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Beitrag von joern lies »

Jorge Zschieschang (Bogenbauer aus Göttingen - sollte aber bekannt sein) hatte am Sonntag die gleiche Frage beantworten müssen (ich stand zufällig in der Nähe). Er meinte, dass man das Splintholz komplett entfernen muss, da es später 100%ig reissen wird.
joern lies
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Beitrag von joern lies »

. . . ok, also ich muss zugeben, ich bin schwach geworden und hab das splintholz doch runtergenommen. war sicher auch vernünftiger.
mein letzter bogen ist beim tillern gebrochen (schlechtes bogenholz, obwohl der rohling gekauft war!) und da wollt ich beim nächsten doch kein risiko eingehen. hab keine lust, das der mir dann auch beim tillern wegzischt.

obwohl es mich immernoch reizen würde zu testen was denn genau passiert . . .
Wittiko
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Beitrag von Wittiko »

Arbeite jetzt auch an einem Stück Robinie. Beim Zugmessern scheint es so, als sei das Splintholz zäh und langfaserig, das Kernholz eher etwas spröder (spricht ja dann für Splint dranlassen). Ist das nun eine rohlingspezifische Erscheinung oder habt ihr ähnliches festgestellt?
Ralf (✝)
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Beitrag von Ralf (✝) »

Ich selbst habe schon 3 bögen aus robinie gebaut die eigentlich nur aus splintholz bestanden ,da es relativ junge bäume mit kleinem durchmesser waren die zuggewichte liegen zwischen 38 un 47 lbs im griffbreich ist der wurfarm 50 mm breit und tapert auf gleichmässi auf 13 mm  die wurfarme sind sehr rund getillert und viel holz wird zum arbeien bewegt , trotzdem sind alle drei schnell im wurf und ohne handschock.
experemetiere mit deinem splint ruhig weiter ,
man kann viel lernen von jedem bogen den man baut ,aber man lernt noch mehr von jedem bogen den man zerbricht.
gruss ralf
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

Ich habe keine vergleichenden Erfahrungen, aber in der Literatur zum Thema wird EINHELLIG ausgesagt, dass der Splint der Robinie ungeeignet ist. Warum daran zweifeln? Beim Vorbereiten einiger Rohlinge aus Robinie hatte ich auch den Eindruck, dass das Splintholz "spröder" ist, also habe ich es weggenommen. Die Dunkelfärbung des Kernholzes kommt ja durch Einlagerung zusätzlicher Stoffe (Harze?), das könnte die (Zug-)Festigkeit verbessern. Wäre plausibel...

Rabe

Nachtrag: Mittlerweile ist bewiesen, dass es definitif doch auch mit Splint geht!
Wittiko
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Beitrag von Wittiko »

Danke für eure Meinungen.

Ralf,
wie sieht es mit Stringfollow Deiner Vollsplintrobinienbögen aus?
Wegen starker Krümmung des Ringes werde ich nicht so breit bauen können wie ich will, daher wird die Zugfestigkeit des Rückens sicher ein massgebliches Kriterium für den Erfolg. Auch wenn man nicht soviel lernt, ist mir ein geglückter Bogen doch lieber hehe.

Rabe,
ich denke, es existieren zu viele einhellige Meinungen, bedenkt man die Variationsbreite des Werkstoffes (denke da auch an "Esche gibt keinen Langbogen" oder (noch zu wiederlegen) "Eibe muss 4 Jahre reifen"). Besonders da Du den Eindruck hast, Robiniensplint sei spröder. Vielleicht hat mein Rohling aus einem nicht nachvollziehbaren Grund etwas andere Eigenschaften und genau da muss man die einhellige Meinung verlassen und dem Instinkt folgen. Beispielsweise bei Eibe wird die Zugfestigkeit durch die eingelagerten Stoffe herabgesetzt.

Wenn ich erfolgreich bin und ein Dogma umgestossen habe, gebe ich Bescheid! Bei einem Misserfolg wiederrufe ich hehe!
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Beitrag von Ravenheart »

@wittiko
Deine Einstellung gefällt mir!

rabe
Ralf (✝)
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Beitrag von Ralf (✝) »

wittiko
sorry das ich mich erst jetzt melde ,aber zum stringfollow kann ich nur sagen das es aufgrund der WA-breite wirklich nicht vorhanden ist .nach ca. 500 Schuss sieht der immer noch so aus als wäre er nie aufgespannt gewesen .
und im übrigen ,Dogmen existieren um aufgebrochen zu werden .
viel spass und vile glück bei deinem Projekt
Ralf
Wittiko
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Beitrag von Wittiko »

Hier mein Forschungsbericht:

Ist natürlich nur eine Abschätzung, viel Augenmass bei dem Bruchtest, da ich keine Apparatur zum Winkelmessen benutzt habe. Material war Aachener Robinie, 3 25cm lange Stücke aus dem gleichen Stammsegment gespalten. Ich habe für den Rücken unterschieden zwischen Splint aussen, direkt unter dem Bast, mit grün-gelbem Schimmer, Splint innen, cremeweiss (hier 3 Jahre alt) und Kernholz (hier ab 6 Jahre). Alle Stücke hatten natürlich die gleichen Abmasse, die Kanten leicht gerundet und komprimiert. Dann eingespannt und mit der Rohrzange langsam gebogen.

1: Rücken Splint aussen, Bauch Splint innen, kein Kernholz, brach bei 40 Grad.
2: Rücken Splint innen, Bauch Kernholz, brach bei 25 Grad.
3: Rücken und Bauch Kernholz, brach bei 40 Grad.

Bei 1 und 2 dicke, wenige Splitter, bei 3 viele kleine. Teil 1 mit Splint auch am Bauch zeigt sehr früh dünne Kompressionsbruchlinien, bei allen laufen die Linien kreuzweise von beiden Seiten unter 60 Grad zur anderen Seite.

Manches habt ihr sicher erwartet. Abgesehen von der Tatsache, dass der Versuch statistisch nicht abgesichert ist, könnte man spekulieren, dass die Zugfestigkeit des jungen Splintes durch Alterungsprozesse erst verlorengeht und später bei der Umwandlung in Kernholz durch einen anderen Effekt wieder verbessert wird. (Wenn bei gleichen Bedingungen der Bauch Druckfester wird, steigt oder fällt dann die Last für den Rücken?).

Fazit: Allem Anschein nach lohnt es nicht, das (junge) Splintholz dranzulassen, besonders wenn zu erwarten ist, dass es auch ausserhalb des intakten Baumes altert und die Zugfestigkeit mit der Zeit sinkt. Die von mir oben angesprochene höhere Zähigkeit des Splintholzes könnte in Anbetracht der unterschiedlichen Bruchsplitter auf einen besseren Zusammenhalt der Fasern im Splint zurückzuführen sein ("interlocking grain" kennt jemand den deutschen Begriff?).

So weit so gut, werde beim aktuellen Bogen den Splint entfernen, da er recht schmal wird. Aber beim Ralf hat es geklappt ;) !

Nur Forschung macht aus Glauben Wissen!
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Beitrag von Ravenheart »

@wittiko: Danke für die Forscherarbeit, sehr interessant! Wenn man jetzt noch unterstellt, dass junger Splint sich vielleicht stärker dehnt (was verstärkes Stringfollow bedeuten würde), spricht tatsächlich alles für "nur Kernholz". Q.E.D.

Rabe
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