Hallo Freunde der Nacht,
nachdem ich vorhin bis 20.30 Uhr meinem Sohn ein paar Kapitel "Wilde Kerle" vorgelesen habe, bin ich gleich in die Werkstatt, um die hier in den letzten Tagen gesammelten vielen Erkenntnisse zumindest teilweise umzusetzen.
Einen Bambusstreifen mit knapp 4 cm Breite aus einem ca. 13 cm Durchmesser-Bambusrohr hatte ich noch, ebenso ein etwa 24 langes Stück Bambus, das vom Radius her dazu passte. Den Streifen habe ich Pi mal Schnauze auf 160 cm gekürzt, dann habe ich das Stück Bambus angepasst und beides mit dem Ziehmesser im künftigen Griffbereich etwas schmaler gemacht. Nach Augenmaß habe ich dann per Ziehmesser und Schmirgelpapier die Wurfarme pyramidal herausgearbeitet. Danach habe ich die Innen- und die Außenseite per Ziehklingen von der obersten ("Wachs-")schicht befreit. Anschließend habe ich beide Teile im Griffbereich mit der oben genannten schwarzen Wurstschnur zusammengebunden mit drei Wicklungen, wie sie mir gerade so in den Sinn gekommen sind. Dann wieder in den Keller, dort habe ich beide Wurfarme mit der Heißluftpistole auf der Bauchseite je ca. 5 Minuten gegrillt, Selfnocks waren auch schnell gefeilt. Eine Sehne hatte ich noch von einem Bogen, der nicht mehr existiert, die war schnell neu abgelängt.
Fertig - wenn auch noch nicht mit fertiger Oberfläche - war der erste Bogen im Bhutan-Stil dann gegen 22.30 Uhr, bzw. im Semi-Bhutan-Stil, da ich nicht zwei Arme habe mittig überlappen lassen, sondern einem durchgehenden Stück Bambus ein kurzes Stück aufgebunden habe. Ob das einen prinzipiellen Unterschied macht, weiß ich noch nicht.
Folgende Messungen habe ich dann noch gemacht:
Länge 160 cm
Breite am Griff 3,8 cm
Breite an den Tipps 1,0 cm
Grifflänge 24 cm
Stärke des Bambus ca. 1,0 cm
29 # bei 72 cm Auszug
Bauzeit gut 2 Stunden
Und hier ein paar Bilder:
![Bild](http://www.bild-hoster.de/thumbs/Royaljudge/semibhutanbogen1seitlichentspannt.jpg)
![Bild](http://www.bild-hoster.de/thumbs/Royaljudge/semibhutanbogen1rcken.jpg)
![Bild](http://www.bild-hoster.de/thumbs/Royaljudge/semibhutanbogen1ausgezogen.jpg)
![Bild](http://www.bild-hoster.de/thumbs/Royaljudge/semibhutanbogen1.jpg)
Der Bogen ist von seinen Werten sicher keine Offenbarung. Die Dimensionen könnten aber bestimmt noch optimiert werden (breitere, dickere und kürzere Wurfarme, längeres Tempern). Aber immerhin, der Tiller ist gar nicht so schlecht dafür, dass ich gar nicht getillert habe. Ob ich den Bogenrücken (= die Bambusinnenseite) richtig à la Snake Joe wegschabend bearbeitet habe, weiß ich nicht, es hat jedenfalls beim schrittweisen Ausziehen zunächst mächtig geknistert. Das hat sich dann aber gegeben, beim zweiten Auszug auf die vorige Auszugslänge hat dann nichts mehr geknistert. Das Knistern dürfte sich aber auf die verbliebene glänzende Schicht auf der Bambusinnenseite beschränkt haben, die jetzt fein mit engen Querrissen versehen ist, die aber nicht bis in die tieferen Fiber-Schichten zu gehen scheinen.
Der Griff biegt sich mit, es ergibt sich eine leichte Verschiebung der beiden Bauteile an den Übergangsbereichen gegeneinander. Vielleicht wäre es ratsam, das aufgesetzte kürzere Stück dünner auslaufen zu lassen, damit die Wurfarme am Ende des Griffteils nicht so übergangslos belastet werden.
Der schnelle Bau hat Spaß gemacht, und da ich dazu einige Gläser selbstgekelteren Apfelwein geleert habe, bin ich jetzt durchgehend gut drauf.
Bin auf Eure ersten Ergebnisse gespannt.
Gruß
Christian