Expertenrat gesucht...

Themen zum Bogenbau
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Beitrag von Archiv » 07.06.2005, 12:21

Hallo Rabe,

danke :anbet

Auf die Idee das Pflaster zu dämpfen wäre ich nicht gekommen. Ich hätte da gefeilt und geschmirgelt und es hätte vermutlich nie richtig gepasst.

liebe Grüße benzi

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kleiner Erfahrungsbericht

Beitrag von Archiv » 13.06.2005, 16:33

Hallo zusammen,

ich wollte kurz einen kleinen Bericht zum Holzpflaster abliefern:

Ich hab ein Stück Esche (gleiches Material wie der Bogen) auf 4 mm gehobelt, die Breite grob dem Bogen angepasst, die Länge betrug 11 cm und ging ca 2cm über die Schwachstelle hinaus.

Ich hab das Brettchen über einem Kochtopf gedämpft, auf einem Stück Maschendraht liegen und mit Handtuch und Deckel abgedeckt.

Das erste Problem tauchte auf, als ich das Handtuch lüftete und das Stück sich in dem Dampf gebogen hatte.

Das zweite Problem war, das die Fadeouts ja am Bauch seitlich stark abgerundet waren und in Folge dessen das Pflaster dort nicht aufliegen konnte.

Ich hab also die Fadeouts so bearbeitet, daß es zu einer planen Auflage gekommen ist und mußte dabei natürlich auch die Schwachstelle weiter schwächen.

Dann habe ich das Pflaster nochmal von BEIDEN Seiten gedämpft. Ich habe es auf die markierte Stelle gelegt und mit Schutzplastik und Schraubzwingen an das Fadeout angepasst. (Wickeln war bei der Dicke nicht möglich)

Das hat dann eigentlich gut geklappt.

Beim Runterarbeiten des Pflasters fand ich es ziemlich schwierig am Übergang nicht eine neue Schwachstelle zu schaffen. Das Plaster muss ja in diesem Bereich ganz dünn und flach auslaufen und es darf dabei KEIN Material neben dem Pflaster entfernt werden.

Ich hab dann nur eine Wicklung am Übergang zum Wurfarm angebracht, mit Epoxydkleber.

Es haben sich an ein paar wenigen Stellen erneut kleine Stauchrisse gebildet. Bisher aber deutlich geringer als vor dem Pflaster.

Fazit mein erstes Pflaster ist ganz gut geworden, beim nächsten Mal müßte das Pflaster von vornherein dünner sein und länger, damit der Übergang leichter zu bearbeiten ist und ein Wickeln möglich wird.

Danke nochmal an Rabe für die Hilfe

benzi

graph zahl
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Re: Expertenrat gesucht...

Beitrag von graph zahl » 22.05.2007, 14:15

Ich muss diesen Thread jetzt einfach mal wieder aufwärmen, weil mein Problem schon angesprochen wurde. Neulich wurde hier ein Tischler gepostet, der u.a. Ulmenleisten recht günstig verkauft. Kann ich aus Ulme und einem Hickorybacking (3mm, das von Gervase) einen haltbaren Langbogen bauen? er würde an der breitesten Stelle 30mm breit, er muss nicht mehr als 30-35# haben.

Ich weiß, dass beide Hölzer sehr gut geeignet sind, bloß wurde hier auch schon oft von Stachrissen des Ulmenbauchs berichtet :( 
Eventuell das Hickory dünner schleifen (Taper?)?
Zuletzt geändert von graph zahl am 22.05.2007, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Expertenrat gesucht...

Beitrag von Ravenheart » 22.05.2007, 14:27

Gute Ulme braucht weder Backing noch Flachdesign, mit leicht abgeflachtem Bauch lässt sich daraus auch ein 50#-ELB herstellen.

Natürlich GEHT Hickory auf Ulme, aber Ulme ist so zugfest, dass es nix bringt, außer zusätzlichem Gewicht (Ulme ist leichter!).

Stauchrisse bei Ulme hatte ich erst 1x, und das Holz war deutlich poriger und schwammiger als jedes andere (Ulmenholz) zuvor!

Rabe

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Re: Expertenrat gesucht...

Beitrag von graph zahl » 22.05.2007, 14:45

Ist Ulme denn wirklich so (zug)fest, dass man auch aus Leisten, deren Faserverlauf möglicherweise nicht optimal ist (Bogenrücken besteht nicht aus einem Jahresring, eventuell folgt er nichtmal der Faser) einen LB mit hohem Profil machen kann? Ich weiß nicht...  Die Leisten kommen immerhin aus einer Tischlerei, nicht vom Bogenbauer.

Würde in diesem Fall (suboptimaler Faserverlauf speziell am Rücken) denn ein Rohhaut-, Leinen, Hanf- oder was weiß ich für ein Backing mehr Sinn als Hickory machen?

Viel Spielraum hab ich bei 30x25mm auch nicht wirklich :D
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Re: Expertenrat gesucht...

Beitrag von Ravenheart » 22.05.2007, 15:55

Nein, ich bin natürlich von einem durchgehenden Ring ausgegangen!

Ulme ist zwar toleranter bei "angeknabberten" Ringen als viele andere Hölzer, kommt aber an Hickory nicht heran! In DEM Fall wäre tatsächlich ein 3 mm - Backing aus H. sinnvoll!

Rabe

traditional archer
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Re: Jedes Problem ist lösbar!

Beitrag von traditional archer » 22.05.2007, 17:36

ravenheart hat geschrieben:Erst mal etwas Theorie:

Wodurch entsteht ein Stauchriss?

Ein Wurfarm (WA) ist statisch gesehen ein Kragarm, also ein einseitig eingespannter Balken, auf dem am Ende eine punktuelle Last aufgebracht wird (Wie ein Springer am Ende eines Sprungbretts).

Diese erzeugt ein Biegemoment, dass mit zunehmender Hebel-Länge (Abstand von der Sehnenkerbe) zunimmt und in Bogenmitte am größten ist.

Da die Kraft aber NICHT rechtwinklig angreift, sondern im Längsrichtung der Sehne, entsteht zusätzlich ein Druck längs durch den Stab zur Mitte hin.

Für den oberen WA-Teil nimmt diese Druckkraft beim Auszug AB, durch die Winkeländerung, bei Vollauszug steht die Sehne etwa rechtwinklig zum WA-Ende. Dort wirkt NUR noch Biegung, kein Längsdruck mehr. Je weiter man zum Griff kommt, desto mehr Längsdruck bleibt.

Auf dem Bogenrücken wirken allerdings Zugkräfte durch die Krümmung, diese heben sich mit der Druckkraft auf, auf der Bauchseite hingegen herrscht Druck, und zwar nun 2-fach! Daher ist das Holz, je weiter man zum Griff kommt, bauchseitig um so mehr druckbelastet.

Wird dabei die elastische Verformung der Holzzellen überschritten, kollabieren sie, wie ein Ei auf das man drauftritt!

Folge sind die Kompressionsfalten, und wenn die oberste Zellschicht kollabiert, muss die darunter liegende die Kraft aufnehmen, kann sie das auch nicht, kollabiert sie ebenfalls. daher können Kompressionsbrüche bis zur neutralen Zone (WA-Mitte) tief rein gehen!

Wir der WA nun (im Schuss) wieder entspannt, werden die (kollabierten) Zellen wieder auseinander gezogen. Nach kurzer Zeit sind die Zellwände völlig zerstört. Der Bogen bricht.

Was tun?

Die kollabierten Zellen kann man nicht "reparieren". Also muss man sie "ersetzen". Außerdem muss man verhindern, dass sie weiter gestaucht-gedehnt-gestaucht-gedehnt... werden, damit nicht der Schaden zunimmt und die Zellwände völlig reißen.

Damit aber kommen wir zu einem anderen Problem:

Wird die schadhafte Stelle versteift, müssen die angrenzenden Bereiche deren "Arbeit" mit übernehmen! Dies kann zur Folge haben, dass dann DORT neue Schadstellen entstehen. (Auf die Weise habe ich mal über 10 gewickelte Stellen auf einem Bogen "produziert", bis ich aufgegeben habe!

Wichtig für die Wahl der Gegenmaßnahme ist daher erst mal eine Ursachenanalyse! Damit kommen wir zur theoretischen Vorbetrachtung Teil 2:

Mögliche Ursachen sind:

1. Der Bogen ist (für das Holz) zu stark, bzw. das Profil (z.B. gerundeter Bauch) falsch gewählt.

Schadensbild: Falten im gesamten unteren WA - Viertel oder -Drittel, die zum Griff hin stärker werden.

2. Der Bogen hat eine Schwachstelle. (Das KANN ein Bearbeitungsfehler, aber AUCH eine von Natur aus schwache Holzstelle sein!).

Schadensbild: Falten in einem begrenzten Bereich, nach oben und unten davon abnehmend. Ergibt das Nachmessen einen uneinheitlichen Dicken-Verlauf (Taper), = Bearbeitungsfehler, ist der Taper perfekt = schwaches Holz.

3. Uneinheitliche Holzstruktur. Entweder eine Versteifung (durch Wunde oder Ast), NEBEN der dann der Schaden auftritt (wie bei einer Wicklung, s.o.), eine Schwachstelle (z.B. Totast, Wurmloch), oder eine nicht ausreichend berücksichtigte Welle (Wellen IN Biegerichtung reagieren oft weicher, bei Wellen GEGEN Biegerichtung ist an der Stelle der bauchseitige Ring dünner, wenn man dort das Holz begradigt!).

Schadensbild: wie bei 2, evtl. auf einen sehr kleinen Bereich beschränkt (Tostast, Wurmloch).

Maßnahmen:

Ursache 1 (Bogen zu stark): Der Bogen muss schwächer gearbeitet werden. Dabei werden auch die Schadensbilder entfernt. Oft geht der Schaden allerdings schon tiefer, als mit bloßem Auge erkennbar ist, so dass dennoch neue Schadensbilder entstehen können; diese verstärken sich dann aber nicht mehr. In dem Falle lebt man damit, und schießt den Bogen, so lange es geht, was durchaus viele Jahre sein können!

Ursache 2 (schwacher Bereich):

a) Die übrigen Bereiche schwächen, so dass es insgesamt passt. Da die Schadensbilder dabei erhalten bleiben, kommt es darauf an, wie stark sie schon sind: Erst am Beginn > enfach so lassen, schon fortgeschritten > leichte Verstärkung: bauchseitig mit Epoxi bestreichen und wickeln. (Rückenseitig KEIN Epoxi, nur Lack! Soll sich ja weiter dehnen!)

b) Den schwachen Bereich verstärken: Gerade Fläche hobeln/schleifen, gleichwertiges Holz aufleimen, neu Tillern ("Holzpflaster"). An beide Enden des "Pflasters gehören Wicklungen!)

Ursache 3 (kleine Schwachstelle):

a) Totäste und Wurmlöcher ausbohren und mit gleichwertigem Holz wie WA füllen. Da drüber gehört eine Wicklung, evtl. noch zusätzlich eine kleinräumige Verstärkung wie bei s.u. b).
b) Bei kleinen Wellen o.Ä. die Stelle bauchseitig verstärken, darüber eine Wicklung. Zur Verstärkung gehen:
- kleines Holzpflaster
- Glasfasermatte in Epoxi
- dickes Leinen oder Hanf in Epoxi
- dünne Hornscheibe

Viel Erfolg!!

Rabe


das könnte man doch ins wiki schreiben oder ?
im wiki ists viel nützlicher

grüße roman
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten

Matthias Herp
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Re: Jedes Problem ist lösbar!

Beitrag von Matthias Herp » 22.05.2007, 21:43

Hallo Roman!

traditional archer hat geschrieben:das könnte man doch ins wiki schreiben oder ?
im wiki ists viel nützlicher


Ich habe es ins Wiki gestellt, unter Bogenbau.

@ Rabe: Ich vermute, du hast sicher nichts dagegen!  ;D

Liebe Grüße,
Matthias

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