Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

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Steilpassfänger

Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Steilpassfänger » 25.04.2007, 16:05

Hallo!

Habe in nächster Zeit vor meinem ersten Bogen (Esche) ein Backing mit gekämmten Flachsfasern und Hautleim zu verpassen. Hab schon einige Stauchbrücke auf dem Bogenbauch und es wäre schade, wenn das gute Stück in die ewigen Jagdgründe überwechselt.

Es ist ja allgemein bekannt, dass wenn man einen Bogen mit Sehne belegt, das Zuggewicht um 10 bis 15 Pfund gesteigert werden kann, da bei der Trocknung der Sehne und des Hautleims Spannung entsteht und der Bogen bekommt einen Reflex bekommt.

Ich finde aber Flachsfasern um einiges attraktiver und sie sind auch leichter zu besorgen.

Nun meine Frage:

Hat schon jemand versucht bei einem Bogen einen Reflex reinzubiegen (Dampf, kochen) , oder Recurves und diesen dann mit gekämmten Flachsfasern zu belegen um die Haltbarkeit und das Zuggewicht zu erhöhen?

Die Flachsfasern sind nicht so elastisch wie Sehne. Darum könnte es ja bei einem zu starken Reflex sein, dass das Flachsbacking unter Belastung bricht oder reißt.

Hat jemand Erfahrung in diesem Bereich?

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Ravenheart
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Re: Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Ravenheart » 25.04.2007, 16:15

Steilpassfänger hat geschrieben:Habe in nächster Zeit vor meinem ersten Bogen (Esche) ein Backing mit gekämmten Flachsfasern und Hautleim zu verpassen. Hab schon einige Stauchbrücke auf dem Bogenbauch und es wäre schade, wenn das gute Stück in die ewigen Jagdgründe überwechselt.


Hui, kapitaler Denkfehler!

Durch das Vorhaben würdest Du sein "Ableben" extrem beschleunigen!

Grund:
Jede Verstärkung des Rückens ERHÖHT die Belastung des Bauches! Die durch die Biegung entstehenden Kräfte müssen ja aufgenommen werden.

Bei einem "gesunden" Bogen werden sie tlw. durch Dehnung des Rückens, tlw. durch Kompression des Bauches aufgenommen.
Verringerst Du nun die Dehnfähigkeit des Rückens, wird der Bauch damit im selben Maß ZUSÄTZLICH belastet!!

Er würde also hier verstärkt Kompressionsfalten bekommen!!

Rabe

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Re: Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Steilpassfänger » 26.04.2007, 12:32

Hallo Ravenheart!

Die Kompressionsfalten machen mir weniger Sorgen, als dass sich vom Bogenrücken ein Spanabheben könnte oder gleich der ganze Wurfarm brechen könnte. Mein Grundgedanke war, dass mir der Bogen noch lange erhalten bleibt und trotzdem noch den einen oder anderen Pfeil schießt.

Was würdest du vorschlagen, damit der Bogen noch lange durchält.
Welche auswirkungen hätte es, wenn ich die kompletten Wurfarbe mit Flachsfasern und Hautleim umwickeln würde?

Beste Grüße

Matthias Herp
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Re: Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Matthias Herp » 26.04.2007, 12:36

Hallo Steilpassfänger!

Wenn es dir um die Haltbarkeit geht, dann sollte in diesem Fall kein starkes Backing drauf, da dieses, wie Rabe schon beschrieben hat, den Bogenbauch stark unter Druck setzt.
Ich würde dir empfehlen ein Backing aus Rohhaut zu machen. Das schützt vor abhebenden Spänen, sieht gut aus und ist sehr robust.

Liebe Grüße,
Matthias

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Re: Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Squid (✝) » 26.04.2007, 12:41

Alternativ geht auch Leinenstoff. Gibts günstig in der Resteschublade beim Stoffladen um die Ecke. Stoff ist dehnbarer als rohe Leinen- bzw Hanffasern. Wenn man das mit Holzleim aufpappt OHNE den Bogen unter reflexe Spannung zu setzen, hat man praktisch nur Bruchschutz und kaum Änderungen an der Spannungsverteilung. Der Bogen wird wegen des Anstiegs des Gewichts nur einen Tick langsamer werfen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Ravenheart » 26.04.2007, 12:56

Wenn der Rücken aus einem ausreichend dicken, unverletzten Ring besteht und schon die Einschießphase (500 Schüsse) überstanden hat, ist die Gefahr eines Bruchs durch Faserriss dort eher gering! Einzige Ausnahme: Die Kompressionsbrüche auf der Bauchseite sind so stark und auf eine bestimme Stelle konzentriert, dass er da üebrlastet wird (was sich vorher durch eine deutlich erkennbare Knickstelle ankündigt!).

Doch in DEM Fall nützt ein Backing auch nicht mehr viel!

Rohhaut wäre sicher die beste Wahl, da sie den Bauch am wenigsten zusätzlich belastet. Aber wie gesagt: nicht unbedingt (s.o.) notwendig!

Leinen- und Hanfgewebe geben sich bezüglich der vorab beschiebenen Problematik wenig! ICH würd's nicht machen!

Rabe

P.S.: WENN der Rücken eigentlich o.k. ist - was wirklich was bringen würde wäre ein Facing, also Bauchseite inkl. Griff abhobeln, dann mind. 3 mm druckfestes Holz aufleimen (durchgehend), da drauf dann eine neue Griffverstärkung. Danach neu tillern.
Der Aufwand kommt jedoch einem Neubau gleich. Lohnt sich bei Esche nicht wirklich...
Zuletzt geändert von Ravenheart am 26.04.2007, 13:09, insgesamt 1-mal geändert.

Steilpassfänger

Re: Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Steilpassfänger » 26.04.2007, 15:02

Hallo zusammen!

Nach so zahlreichen Antworten werd ich mal mein Glück mit Rohhaut versuchen, kann sicher nicht schaden damit ein bisschen herumzuprobieren. Erfahrung sammeln.

In welchem Fall ist ein Flachsbacking dann sinnvoll? Also nur bei Bögen,
die noch einen intakten Bogenbauch haben?

greetz

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Re: Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Ravenheart » 26.04.2007, 15:06

Nicht nur intakt, sondern auch vom Holz her druckfest!
Osage, Eibe (Kern), Bergahorn u.ä. sind relativ drucktolerant und vertragen auch ein "hartes" Backing.

Esche, Robinie, Hasel, Hickory u.a., die leicht Bauchprobleme haben, sollte man besser damit verschonen!

Rabe

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Re: Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Nighty » 26.04.2007, 16:59

Hallihallo
Ich finde eine grossangelegte Umbauaktion oder  auch nur ein aufwendiges Backing wäre "Perlen vor die Säue" für einen Eschebogen.
Ein einfaches Backing stellt für mich ein Backing aus Seidenstoff da.
Die Vorteile sind das Seide so ein Span abheben verhindert und das es recht einfach auf zubringen ist ,Ponal blau und gut. Sogar das Holz des Bockenrückens sieht man hinterher noch.
...lerne auch aus den Fehlern anderer ,das Leben ist zu kurz um Alle selber zumachen...

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Re: Leistungssteigerung durch Reflex, Recurve und Flachsbacking

Beitrag von Indie12 » 27.04.2007, 14:52

ein dünnes flachsbacking geht bestimmt auch, gerade so stark, dass sich kein span abheben kann.
reflex und recurve? da zersäg ihn gleich, dann können dich die bruchstücke beim bruch wenigstens nicht verletzen. ;D ;)
erkläre es mir, und ich werde vergessen;
zeige es mir, und ich werde es mir merken;
lass es mich tun, und ich werde verstehen!  konfuzius

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