Rind-Hörner aufbereiten

Hölzer, Kleber, etc.
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Ravenheart
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Rind-Hörner aufbereiten

Beitrag von Ravenheart » 20.11.2006, 00:05

Von einem Kollegen bekam ich 2 mächtige (ca. 50 cm lange) Hörner vom Schottischen Hochlandrind. In den Hörnern befand sich noch der Knochenzapfen, sie waren etwa 5 Tage alt (seit Schlachtung).

Das Entfernen des "Innenlebens" war eine reine Katastrophe!

Abgesehen davon, dass sie schon deutliche Verwesungsspuren aufwiesen, und beim Kochen einen infernalischen Gestank verbreiteten, wollten sich die Zapfen einfach nicht auslösen!

Nach MEHREREN Stunden des Kochens gelang es mir unter größten Mühen, einen der Zapfen zu ziehen. Den anderen konnte ich nur entfernen, indem ich das Horn (schweren Herzens) der Länge nach aufgeschnitten habe...

Aber selbst bei dem, wo er sich unter größter Anstrengung schließlich löste, blieben innen erhebliche Fleischreste zurück!

Fragen:

1. Was habe ich grundsätzlich falsch gemacht?

2. Wie bekomme ich die Fleischreste heraus?
Bei dem aufgesägten Horn kann ich diese "Haut" nur mit großer Anstrengung abschaben! Bei dem Intakten (das "gerne ein Rufhorn werden würde"!!) geht das nicht, da ich ja innen nur ein Stück weit heran komme!

Jemand ne Idee?

Rabe

P.S.: Es waren nicht die ersten Hörner, denen ich den "Zapfen gezogen" habe! Bisher ging es nach gut 1/2 Std Kochen völlig problemlos, allerdings waren die bisherigen Hörner deutlich kleiner!

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geomar
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Beitrag von geomar » 20.11.2006, 08:44

Haste ´nen Komposter?

...Falls ja, lass die Sauarbeit doch die kleinen Tierchen darin mache - die freuen sich sogar über die Zusatzmahlzeit.

Allerdings dauert diese Aktion "etwas" länger - so ein viertel bis ein halbes Jahr musste schon rechnen...

Deutlich schneller geht es, wenn du dir aus dem Angelladen ein paar Liter Maden besorgst und diese dann die Arbeit übernehmen lässt - aber dran denken, wenn Maden älter werden, sind´s irgendwann mal Fliegen (hängt von der Temperatur ab).
"I wish, I´d more nice things to say - but I was born not to lie" (Ben Cooper aka Radical Face)

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Knochenzapfen

Beitrag von Schluesselmeister » 20.11.2006, 09:18

Eine andere Mögl. ist, das Horn nicht im Kompost, sondern im Wald zu vergraben. Den Rest erledigen viele kleine Helfer, die keiner gern im Bett hätte. :D
Es dauert aber auch ne Wile, bis alles rausgefuttert ist.
Die schnellste Variante ist, das Horn in einen Ameisenhaufen zu legen.
Aber Vorsicht: Die possierlichen Krabbler stehen zum Teil unter Naturschutz...

Schluesselmeister
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart » 20.11.2006, 09:34

Danke!

Maden hatte ich mir auch schon überlegt! Als langjähriger Angler habe ich dabei auch keine "Ekelschwelle", und auch das Fliegenproblem ist mir bestens bekannt..
:D 8-)
Ebenso die Bezugsquelle...

Ameisen dürften, jahreszeitbedingt, eher schwierig werden... Außerdem hätte ich Bedenken, ob die wirklich das Horn selber in Ruhe lassen!

Ich denke, ich werd's mit Maden versuchen! Mal schauen, ob meine (nicht sehr hochwertige) DigiKamera da ne Fotodokumentation schafft...

Rabe

P.S.: Wer's nicht weiß: Maden sind übrigens hygienisch absolut unbedenklich, sogar im Gegenteil! Sie scheiden über die Haut ein hochwirksames Antiseptikum aus, das so effektiv ist, dass sie auch medizinisch eingesetzt werden: Auf entzündete Wunden werden mittels einer Abklebung lebende Fleischmaden aufgesetzt, die schmerzfrei in kürzester Zeit jedes kleinste abgestorbene Fleischteilchen entfernen, UND zudem die Wunde zuverlässig desinfizieren! Lebendes Gewebe hingegen wird von ihnen nicht angegriffen! Außer einem leichten Kitzeln soll dabei nichts zu spüren sein... Wer das psychisch verträgt, bekommt so eine perfekte Wundreinigung..
:o
http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/659595.phtml

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Elfichris
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Beitrag von Elfichris » 20.11.2006, 09:37

Tja,
aber die meisten kriegen dabei bestimmt den Ekel!!
Aber so eine ähnliche Sendung hatte ich auch schon mal gesehen.
Grüße
Christoph

hardigatti
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Mazerieren

Beitrag von hardigatti » 20.11.2006, 10:08

Weiche organische Bestandteile (Muskeln, Fett etc.) werden von härteren, oft anorganischen Teilen durch mazerieren ("Fäulnis" im weitesten Sinn) getrennt oder aufgelöst, erweicht etc. ...
Das geht auf "normalem organischem" Weg (sprich: Verwesung) oder kann auch chemisch (z.B. Laugen) sehr beschleunigt werden. Ich selber muss beruflich z.B. oft Insekten bestimmen; das effektivste ist da warme verdünnte Kalilauge. Bei Horn wird das allerdings nicht funktionieren, da das Horn ebenfalls angegriffen wird (bei Knochen sollte es gehen; hab ich aber nie probiert; da wäre wiederum Säure "tödlich" für den Knochen).
Weitere Möglichkeit statt Maden: Einfach noch länger verwesen lassen ! Z.B. in Wasser einlegen (und luftdicht verschließen ;-) ). In diesem Sinn waren die paar Tage seit der Schlachtung noch zu kurz.

Das ist übrigens auch schon eine ältere Technik (vgl. z.B. >hier< Das rohe H. wird zunächst 2-6 Wochen in kaltes Wasser gelegt und dann durch einen Schlag gegen ein Holzstück von dem Kern befreit.
Da stehen übrigens auch noch ein paar ganz interessante alte Dinge zur Hornbearbeitung).

Einziger Nachteil ist dann der Moment, wo man das Ganze öffnet bzw. aus dem Wasser nimmt ;-)

[royalblue](edit: Link verkürzt! Rabe)[/royalblue]

Brucky
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Beitrag von Brucky » 20.11.2006, 23:21

Interessante Dinge erfährt man hier :anbet

mein erster Gedanke war Cola, da soll sich ein kleines, darin eingelegtes Stück Fleisch über Nacht auflösen
Was das Cola mit dem Horn macht, (evtl. versprödung?) könnte man an nem Reststück testen
Ich denke mir aber, daß das bei einem Rufhorn nicht so das Problem wäre

Rabe gibs zu, das wird ein Trinkhorn :D
Das ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile

Aristoteles


Keine Ahnung..... aber davon jede Menge

nordbogen
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Beitrag von nordbogen » 21.11.2006, 06:27

Habe nicht alle Antworten gelesen. Ich habe sie einfach gekocht, als sie frisch waren. Roch schön nach Brühe. Da ploppen sie, wenn sie gar sind , einfach raus.

nomadic
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Cola Gerücht

Beitrag von nomadic » 21.11.2006, 08:26

@Brucky, das Cola Fleisch oder irgendwas anderes auflöst ist ein böses Gerücht!
Stimm leider nicht! Ich habe Tests diesbezüglich beigewohnt..
Ich würde Vorschlagen mit ner Dratbürste dat Zeug mechanisch grob zu säubern danach verbuddeln! ;)
Göttinger Grüsse
Bild
>nomadic
Unsere Feinde um uns herum waren wie eine Schar gew?hnlicher V?gel,
wir waren wie Raubv?gel!
(710-11n.Chr Bain Cokto/Mongolei Tonyukuk Inschrift 8.Zeile S?dseite)

Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 21.11.2006, 08:42

mein erster Gedanke war Cola, da soll sich ein kleines, darin eingelegtes Stück Fleisch über Nacht auflösen


Geht auch mit Mineralwasser, den die Kohlensäure zählt.

K-H

jaberwok

RE:

Beitrag von jaberwok » 21.11.2006, 10:31

Original geschrieben von nordbogen

Habe nicht alle Antworten gelesen. Ich habe sie einfach gekocht, als sie frisch waren. Roch schön nach Brühe. Da ploppen sie, wenn sie gar sind , einfach raus.


Kann ich so bestätigen - bis auf den Geruch nach Brühe... bei mir stank das infernalisch :D - aber wat mut dat mut ;)

Evtl. anhaftende Fleischreste gehen in der Spülmaschine raus. Die Hörner sehen danach aus wie neu....

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Spülmaschine

Beitrag von Ravenheart » 21.11.2006, 12:25

Leidet das Horn nicht in der Spülmaschine? Ich meine, dass es z.B. versprödet?

wg. "Ploppen": Die Hörner haben bei mir mindestens 3 Stunden gekocht, aber da ploppte nix! Und ich habe dann 2 Schrauben in den Knochen gedreht, diese in den Schraubstock gepannt und bis zur Rückenzerrung am Horn gezogen, aber da löste sich (bei einem, eines kam dann ja irgendwann) nix...

Zwischen Knochen und Hornschicht befand sich eine (heiß) gelatine-artige Masse (ca. 2 - 3 mm), die sehr schnell wieder erstarrte und dann äußerst fest (Hartgummi) und klebrig war. Nach dem Ziehen des einen Zapfens blieb diese zur 1/2 innen im Horn haften und lies sich nur schwer abschaben (etwa wie das Abziehen einer flächig verklebten, selbstklebenden Kunststoff-Folie). Voll erkaltet ist sie hart wie Weichplastik.

Rabe

P.S.: Frühere Auskoch-Aktionen liefen ählich leicht ab wie oben von Andern beschrieben! Daher hat es mich dies Mal ja so erstaunt...

Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 21.11.2006, 12:36

Ich würde den Fread schließen, denn jeder bekommt das Horn was er verdient.
:) :) :) :)

K-H

P.S. Bin ich froh das mir das nicht passiert

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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo » 21.11.2006, 12:47

@Rabe: Nein, das war alles richtig so. ich hatte auch schon 50 cm langes Highland. Wenn es nicht rausgeht, einfach noch länger kochen. Wenn es angegammelt ist: Zusatz von Waschpulver und draußen kochen auf separater kleiner Kochplatte. 3 h waren bei mir auch Minimum, ein ganzer Rinderschädel incl.Hörner hat ca einen Tag gekocht (8 Std).
Heiß ziehen, sonst klebt die Zwischenhaut (haste schon gemerkt! :D )

Noch eine Alternative: Versenk das Teil in einem See oder Teich und zwar so, dass es keiner findet.
Dauer 3 Wochen, dann nachschauen. Unter Wasser mit Gummihandschuhen den Zapfen ziehen (wegen Geruch etc.) und dann nochmals 2 Wochen im Wasser lassen, damit der Rest abmaseriert bzw. von Kleinkrebsen gefressen wird. Danach kurz mit Waschpulver kochen und eventuelle Reste rausbürsten.
Waschpulver in Wasser funktioniert als Lauge und weicht alle Bindegewebe auf. Horn besteht aus verklebten Haaren und wird nicht angegriffen, sonst würde ja auch der Wollpullover beim Waschen zerfallen. 8-|

benz

Beitrag von benz » 21.11.2006, 13:14

Hallo Rabe,

wegen Ameisen als Helfer: bitte nie IN den Waldameisenhaufen packen das zerstört den Haufen, auch in einem Abstand von ca 5 - 10 Meter finden und fressen die Ameisen das Fleisch. Die Gegenstände müssen aber gegen Wegtragen von Fuchs oder Marder gesichert werden, ist bei einem Horn nicht ganz einfach ohne ein Loch rein zu bohren.

Vergraben im Waldboden greift das Horn vom Rand her an sieht dann so aus:

Bild

Der obere Rand dieses Horn ist auf ca 6 cm unbrauchbar.

naja waren nur tips wie was nicht geht, ich hoffe es hat trotzdem geholfen

liebe Grüße benzi

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