Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust)

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Aagaard
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Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust)

Beitrag von Aagaard » 16.02.2015, 13:12

Hallo liebe FC'ler! :)

Manometer, jetzt bin ich ja schon echt laaange nicht mehr online gewesen, wie doch die Zeit vergeht... ::)

Anywho, ich erinnere mich damals ja sogar selber mal einen Thread zum Thema 'Sehnen und Strangzahlen' eröffnet zu haben, aber die dortigen Infos, bzw. auch die Suche (sowohl im Netz als auch hier im FC) hat mich bei meiner aktuellen Frage bis jetzt leider nicht wirklich weitergebracht und daher dachte ich mir, ich frage einfach mal so in die kompetente Runde rein, in der Hoffnung, daß mir vielleicht irgendwie doch etwas weitergeholfen werden kann. :)

Und zwar geht es um folgendes, ich würde gerne wissen, ob es irgendwie doch eine pauschale Formel gibt, mit der man die nötige Strangzahl bei Dacron B50 unabhängig vom Bogentyp (Recurve-/Compound-/Langbogen, Recurve-/Compound-Armbrust) für ein bestimmtes Zuggewicht errechnen kann?

Dazu generell auch erstmal die Frage, macht der Bogentyp (bei gleichem Sehnengarn) eigentlich einen Unterschied, also muß man als Beispiel für einen 100lbs Langbogen eine andere Strangzahl bei einer Endlossehne wählen, als z.B. für eine 100lbs Recurve-Armbrust?
Und ist eigentlich die Länge der Sehne ansich dabei auch noch irgendwie ein Faktor (die Sehne eines Langbogens ist ja schätzungsweise sicher dreimal so lang wie die einer Recurve-Armbrust)?

Ich selber habe jetzt auch mal einen Test zur Reißfestigkeit von Dacron B50 gemacht und muß daraus ergebend hiermit die diesbezügliche Aussage im o.g. Thread revidieren: Dacron B50 hat defacto nicht 50lbs Reißfestigkeit!

Bei allen Tests die ich gemacht habe, riß das B50 bereits immer schon zwischen 30lbs bis max. 35lbs.

Die Frage wäre nun erstmal, kann man das Zuggewicht pauschal einer Strangzahl zuordnen, bzw. gibt es vielleicht irgendeine Faustformel, z.B. so nach dem Motto, "die Sehne sollte -egal um welchen Bogentyp es sich handelt- immer mindestens das so und so vielte des Zuggewichts aushalten können"?

Wenn man jetzt mal als Rechenbeispiel zugrunde legt, daß ein Strang B50 eine Reißfestigkeit von sagen wir durchschnittlich 30lbs hat und wir mal den bisher überall angegebenen Wert von 18 Strängen bei 100lbs Zuggewicht nehmen würden, würde die Rechnung dann ja so aussehen:

18 Stränge x 30lbs = 540lbs Reißfestigkeit

(wobei die Öhrchen bei einer solchen Endlossehne ja dann aber nur die halbe Reißfestigkeit hätten, oder? ist dann nicht sogesehen eigentlich die Reißfestigkeit der Öhrchen der Maßstab, in Bezug auf das Zuggewicht?)

Bedeutet also bei einem Bogen mit 100lbs hat eine B50-Sehne mit 18 Strängen dann das 5,4-fache an Reißfestigkeit.

So wirklich analog nach oben hin fortsetzen tut sich diese Rechnung aber wohl scheinbar nicht, denn ich selber habe mir kürzlich erst eine 175lbs Recurve-Armbrust zugelegt und die Sehne die dabei war, die hat "nur" 28 Stränge (leider weiß ich nicht, welches Sehnengarn da Verwendung findet, aber nach meinen Recherchen kommt wohl auch bei Recurve-Armbrüsten meist das Standardgarn B50 zum Einsatz). Wenn man jetzt also mal davon ausgeht, daß da 28 Stränge B50 verbaut sind, sähe die Rechnung so aus:

28 Stränge x 30lbs = 840lbs Reißfestigkeit

Der Bogen der Armbrust hat ein Zuggewicht von 175lbs, bedeutet also die Sehne hat in dem Fall das 4,8-fache an Reißfestigkeit.

5,4 und 4,8 liegen dann ja nun jetzt aber doch relativ nah bei einander, läßt sich dadurch vielleicht doch ableiten, daß die Reißfestigkeit einer Endlossehne pauschal immer so um das 5-fache des Zuggewichts des Bogens haben sollte, egal eben um welchen Typ Bogen es sich handelt?

Weil mir das gerade eben eingefallen ist direkt noch die Frage, wie viele Stränge B50 werden eigentlich bei mittelalterlichen War Bows genutzt, bei z.B. 150lbs oder 200lbs Bögen? (vielleicht kann man ja darauf basierend auch noch weitere Rückschlüsse auf das Verhältnis Zuggewicht zu nötiger Sehnenreißfestigkeit ziehen)

Habt Ihr dazu jetzt vielleicht fundiertere Informationen (oder auch persönliche Meinungen und/oder Erfahrungswerte)?

Würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir da etwas weiterhelfen könntet. Dafür schon mal besten Dank im Voraus! :)

Beste Grüße,

Euer Aagaard
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Heidjer » 16.02.2015, 13:37

Zuerst, ich habe nur die Werte für einen Langbogen, bei einen Recurve sind sie sicher ähnlich, bei einen Compound bin ich mir nicht so sicher, da könnte der Impuls größer sein.
Die Größte Belastung für die Sehne, ist in dem Moment, wenn die Sehne beim Abschuß wieder die Standhöhe erreicht und die Wurfarme in ihrem Vorwärtsdrang zurück reißt.
Der Impuls erreicht das 2,9 fache des Nennzuggewichtes. ;)
Je nach Verwendung des Bogens macht man die Sehne deshalb mindestens 4 x Nennzuggewicht bis 8 x Nennzuggewicht stark.
4 faches Nennzuggewicht für eine Sehne beim Flightschiessen, die sollte dann nach 50 bis 100 Schuß aber erneuert werden. 6 faches Nennzuggewicht für eine Turniersehne, > schneller Pfeil aber Haltbarkeit so um 1000 Schuß. Eine Sehne mit 8 fachen Nennzuggewicht hält dann einige zig tausend Schuß, da macht dann ein kaputter Strang auch nichts, bzw bedeutet der nicht gleich ein Turnierende.

30# für einen Strang B50 ist realistisch, aber neuere Bögen werden mit Sehnen aus Fastflight ausgeliefert und FF hält je nach Typ oder Firma so 50# bis 60# pro Strang aus. ;)


Gruß Drk
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Aagaard » 16.02.2015, 15:01

Danke Heidjer,

für Deine diesbezüglichen Ausführungen, da haben wir ja schon mal einen guten Start, bzgl. dem Zusammentragen von entsprechenden Werten/Erfahrungswerten. *thumbs up* :)

Gruß Aagaard
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von acker » 16.02.2015, 17:40

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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Aagaard » 17.02.2015, 10:46

Danke für den Link, acker, das ist auf jeden Fall mit interessant, wenn man auch noch andere Materialien verwenden möchte, und ich habe mir diese Tabelle auch direkt mal gespeichert. 8)

Speziell geht es mir hier aber eben um die Frage, am Beispiel von Dacron B50, anhand von zusammengetragenen Werten/Erfahrungen die benötigte Reißfestigkeit einer Endlosehne einem bestimmten Zuggewicht zuordnen zu können, wenn auch vielleicht nicht 100% genau, aber halt doch schon so, daß man daraus einen optimalen Richtwert ableiten kann.

Einen Wert, wo in jedem Fall immer genug Sicherheit mit einkalkuliert ist, ohne aber ins andere Extrem zu schlagen und zu viele Stränge zu verwenden. Und das eben mit der Frage gekoppelt, in wie weit der Typ des Bogens diesen Wert beeinflußt (oder ob dieser egal ist und auch ob die Länge der Sehne mit ein Faktor ist).

Es geht mir darum, durch das Zusammentragen von Informationen am Ende irgendwie eine Formel formulieren zu können, nach der jeder dann relativ optimal die Strangzahl für eine Endlossehne (unabhängig vom Bogentyp) für ein spezifisches Zuggewicht selber errechnen kann.

So das man dann eben in der Lage ist, die Strangzahl für jedes gewünschte (egal wie hoch es auch sein mag) Zuggewicht berechnen zu können. Die Standard-Tabelle mit Richtwerten für normale Bögen, siehe u.a. in dem oben im ersten Post verlinkten Thread von mir:
Aagaard hat geschrieben:
STRANGZAHLEN nach Rob DiStefano:

Dacron:
10 stränge - bis zu 35# zuggewicht
12 stränge - 30# bis 40#
14 stränge - 40# bis 55#
16 stränge - 55# bis 70#
18 stränge - 70# bis 100#

Moderne HMPE Fasern (= FastFlight):
10 stränge - bis zu 50# zuggewicht
12 stränge - 40# bis 65#
14 stränge - 50# bis 75#
16 stränge - 70# bis 100#

oder auch die, die man sonst so im Netz findet:
20 - 30 lbs = 10 Stränge
30 - 45 lbs = 12 Stränge
45 - 60 lbs = 14 Stränge
60 - 80 lbs = 16 Stränge
80 - 100 lbs = 18 Stränge
über 100 lbs = 20 Stränge

also diese sind ja wohl den meisten geläufig, aber die beziehen sich halt nur auf "normale Bögen" und auch nur bis "über 100 lbs = 20 Stränge".

Aber: Was ist, wenn man jetzt z.B. einen selbstgebauten englischen Langbogen mit 130, 140, 150, 160, 170, 180, 190 oder 200lbs berechnen möchte?

Oder: Was ist, wenn man als Beispiel eine selbstgebaute Recurve-Armbrust mit 170, 180, 190, 200, 210, 220, 230 oder 240lbs berechnen möchte?

Da möchte ich gerne mit diesem Thread hin, daß am Ende jeder diese Fragen mit einer relativ optimalen Formel dann selbst beantworten, respektive die nötige Strangzahl für sein Projekt selber errechnen kann. 8)

Daher würde ich mich freuen, wenn Ihr hier so viele Werte/Erfahrungswerte wie Euch bekannt sind posten könntet, damit wir daraus dann im weiteren Verlauf anfangen können besagte Formel abzuleiten. :)

Gruß Aagaard
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Heidjer » 17.02.2015, 12:13

Die genaue Formel kann es nicht geben, da jeder an seine Sehne andere Ansprüche stellt!

Man kann nur die minimale Strangzahl errechnen, die für eine gut gebaute Sehne ausreicht. ;)

Der eine schießt nur 12 oder 14 Strangsehnen, weil dann alle Pfeilnocken passen, der andere hat für seine Bögen 2 oder 3 Sehnen mit unterschiedlicher Strangzahl je nach Einsatzzweck. Der eine legt Wert auf Sicherheit der andere auf Speed, der eine will den Bogen schonen, dem anderen sind 5m mehr an Weite wichtiger und dem nächsten dann eine angenehme Schußruhe oder eine extra leise Sehne.
Von daher ist das vergebene Liebesmüh, jeder muß sich sein Optimum suchen und dabei noch am besten an den Vorgaben seines Bogenherstellers halten. ;)


Gruß Dirk
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Aagaard » 17.02.2015, 13:36

Es muß doch aber möglich sein einen Richtwert zu etablieren?
Die bereits bekannten Richtwerte, siehe Tabellen meines Vorposts, müssen ja auch irgendeine Grundlage haben.

Denn was ist mit, ich wiederhole nochmal:

Aber: Was ist, wenn man jetzt z.B. einen selbstgebauten englischen Langbogen mit 130, 140, 150, 160, 170, 180, 190 oder 200lbs berechnen möchte?

Oder: Was ist, wenn man als Beispiel eine selbstgebaute Recurve-Armbrust mit 170, 180, 190, 200, 210, 220, 230 oder 240lbs berechnen möchte?

Mal erstmal völlig abgesehen von persönlichen Vorlieben wie Geschwindigkeit, Paßgenauigkeit zur Pfeilnocke (die es bei Armbrüsten nicht gibt), Bogenschonung etc., wenn wir uns nur mal diese beiden Fragestellungen zur Hand nehmen, also mit den üblichen Tabelle, siehe mein Vorpost, kommt man damit ja nun überhaupt nicht weiter.

Denn was nützt mir die Aussage "über 100 lbs = 20 Stränge" für einen normalen Bogen, wenn ich aber einen Langbogen mit 160lbs oder aber eine Armbrust mit 240lbs bauen möchte?! 20 Stränge B50 sind doch ganz sicher nicht ausreichend für einen 160lbs Langbogen, und sicher schon gar nicht ausreichend für eine 240lbs Armbrust?!

Ergo: Es muß dafür doch Richtwerte / eine gewisse Formel geben.

Wie kommt es denn sonst zustande, daß die Originalsehne meiner 175lbs Recurvearmbrust jetzt 28 Stränge hat? Das muß doch irgendwer mal so berechnet haben, daß 28 Stränge für 175lbs ein passendes Maß ist, mit genügend Sicherheit einkalkuliert und aber eben nicht überdimensioniert? Aber wie ist derjenige jetzt auf die Zahl 28 gekommen?

Und genau da möchte ich hin, ich möchte gerne das Verständnis dafür bekommen, wie dieses "werkseitige Standardmaß" (egal ob für Armbrust oder normalen Bogen und egal für welches Zuggewicht) errechnet wird.

Fangen wir doch nochmal so an (vielleicht ist meine Frage dann leichter zu verstehen, also worauf ich hinaus will):
Wenn ich Euch rein hypothetisch beauftragen würde, mir sowohl einen Langbogen mit 160lbs, als auch eine Recurve-Armbrust mit 240lbs zu bauen und Ihr mir dazu einfach eine passende Standard-Endlossehne liefern sollt, die eben keinen spezifischen Schützen-Präferenzen angepaßt ist, also eben nur eine ganz normale Standard-Sehne (so wie sie ab Werk auch jeder andere Bogen- und Armbrusthersteller mitliefern würde), die also genügend Sicherheit einkalkuliert hat und nicht überdimensioniert ist, wie würdet Ihr dann jetzt rangehen, um diesen beiden Sehnen zu erstellen, also auf welcher Grundlage würdet Ihr dann die dafür nötigen Strangzahlen berechnen?

Gruß Aagaard
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Heidjer » 17.02.2015, 15:17

Ganz einfach, nach der Bruchlast und der nötigen Sicherheit!
Für einen 160# würde ich "Notfalls" eine 22 - 24 Strang B50 Sehne oder viel eher eine 16 - 18 Strang FF+ Sehne bauen, kommt auch darauf an, für wen das ist, wenn ich dem Schützen traue bekommt er auf Wunsch auch eine dünne Sehne. sonst eher eine auf Sicherheit gebaute.

Für die Armbrust würde ich nehmen was der Hersteller genommen hat, wenn das eine 28 Strang B50 war, würde ich sie wieder so bauen oder eine 18 - 20 Strang FF+ Sehne. ;)

Übrigens, für die letzte Armbrust (auch 175# Bogen) habe ich auf Wunsch des Besitzers eine 16 Strang FF+ gebaut, hält auch seit über einen Jahr, ich habe nur im Bereich der Säule, die Mittenwicklung doppelt übereinander gewickelt.
Ich empfinde die Sehne nur als laut, bzw nach meinen Empfinden ist die Armbrust lauter geworden.


Gruß Dirk
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Idariod » 17.02.2015, 15:50

Einfach weil ich neugierig bin und im Sehnenbau auch immer etwas feig:

Für einen 200 lbs Warbow würde ich für eine auf Sicherheit gebaute Sehne 32 Strang FF brauchen, halbwegs sicher und schnell 24 Strang FF, und am Limit gebaut 16 Strang FF.
Bei Dacron wären es 54, 40, und 28 Strang (aufgerundet).
Ich hab noch nie eine 54 Strang Sehne gesehen, wie sieht so was aus und wie macht man das?

LG,

Idariod
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Aagaard » 17.02.2015, 19:27

Heidjer hat geschrieben:Ganz einfach, nach der Bruchlast und der nötigen Sicherheit!
Für einen 160# würde ich "Notfalls" eine 22 - 24 Strang B50 Sehne oder viel eher eine 16 - 18 Strang FF+ Sehne bauen

Bleiben wir erstmal beim Standardgarn B50, Du würdest also 22 - 24 Stränge für 160# wählen, heißt also:

22 x 30# = 660# Reißfestigkeit
24 x 30# = 720# Reißfestigkeit

660# : 160# = 4,125-fache
720# : 160# = 4,5-fache

Also gehst Du pauschal nach der Faustformel, auf jeden Fall immer mindestens das 4-fache des Zuggewichts zu nehmen?
Ist das jetzt für Dich eher unterste Grenze oder schon so das Mittelmaß mit genügend Sicherheit?




Heidjer hat geschrieben:Für die Armbrust würde ich nehmen was der Hersteller genommen hat

Mein hypothetisches Beispiel war ja, daß ich eine 240# Recurve-Armbrust bei Dir bauen lassen würde, würdest Du dabei dann auch nach der Formel immer-mind.-das-4-fache gehen?
Sprich (nach o.g. Vorlage):

240# x 4,125 = 990# Reißfestigkeit
240# x 4,5 = 1080# Reißfestigkeit

990# : 30 = 33 Stränge
1080# : 30 = 36 Stränge

Würdest Du das so machen oder bei dem Zuggewicht, bzw. generell da doch irgendwie anders an die Berechnung rangehen?




Idariod hat geschrieben:Bei Dacron wären es 54, 40, und 28 Strang (aufgerundet).

Heiß also (für B50):

54 x 30# = 1620# Reißfestigkeit (halbwegs sicher)
40 x 30# = 1200# Reißfestigkeit (schnell)
28 x 30# = 840# Reißfestigkeit (am Limit)

1620# : 200# = 8,1-fache (halbwegs sicher)
1200# : 200# = 6-fache (schnell)
840# : 200# = 4,2-fache (am Limit)

Du hattest ja geschrieben, daß Du beim Sehnenbau "etwas feig" wärst, was ich jetzt so verstehe, daß Du da lieber ein paar mehr Stränge nimmst, erklärt sich daraus dann der Unterschied zu Heidjer's Zahlen (für Dich ist das 4,2-fache "am Limit", wo das 4-fache bei Heidjer ja offenbar der Standard ist?

Was meinen die anderen dazu, ist Idariod zu vorsichtig, also könnte man bedenklos schon in Richtung der Werte von Heidjer gehen und die als gutes Mittelmaß / Standard bezeichnen?




P.S.:
Idariod hat geschrieben:Ich hab noch nie eine 54 Strang Sehne gesehen, wie sieht so was aus und wie macht man das?

Aussehen, recht dick, würde ich mal meinen. ;)
Und machen, na wie jede andere Endlossehne auch, würde ich jedenfalls mal denken. Wüßte nicht was da beim Bau anders sein sollte. 8)
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Idariod » 17.02.2015, 19:38

Ich mach ja keine Endlossehnen.
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.

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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Heidjer » 17.02.2015, 22:05

Es kommt ein wenig darauf an wofür die Sehne ist, ich habe schon Flightsehnen mit 4 Strang für einen 35# Flightbogen gebaut, da ist dann nicht viel, eher keine, Sicherheit drin.
Die meisten Sehnen die ich für mich baue, haben zwischen 10 und 14 Strang und im Mittelbereich werden alle auf 14 Strang aufgefüttert, so haben alle den optimalen Durchmesser für meine Pfeilnocken.

Eine dünne Sehne mit 3,0facher Nennzugfestigkeit würde reichen, wenn denn die Stränge sich nicht gegenseitig quetschen würden. Ein ordentlicher Spleiss oder aber eine Wicklung (bei Endlossehne) schnürt lange nicht soviel ein wie ein Knoten, mit 10% Zugkraftverlust muß man aber dennoch rechnen. Von daher baue ich Sehnen, die ich aus der Hand gebe, mit mindestens 3.5facher Sichheit plus 2 Strängen extra, für den leichten Verschleiß. Solch eine Sehne ist dann aber nur für besondere Zwecke und muß ständig kontrolliert werden.

Eine Sehne für den dauerhaften Gebrauch besteht bei mir aus der 6fachen Nennzugkraft plus 2 Strängen. Die halten dann noch, wenn ein Strang durch ist und das Turnier noch zu Ende geschossen werden muß. Anfängern und meinen Bogenbauschülern sage ich immer sie sollen die 8fache Nennzugkraft anstreben, zumindest für die ersten Sehnen bis sie absolut gleichmäßige Sehnen bauen können.

Wenn die Strangzahl größer wird, geht schon so bei 10 - 12 Strang los, dann verteilt sich auch die Belastung der Sehne nicht mehr gleichmäßig über alle Stränge. Die Stränge in der Mitte der Sehne, werden nicht so stark Belastet wie die Stränge die aussen an Sehne liegen. Von daher sind "dicke" Sehnen nicht unbedingt so Sicher, wie es die Mathematik es einen Glauben lassen würde.
Es belastet eine Sehne auch sehr, wenn sie stark eingedreht wird, ein Feingewinde an der Sehne schnürt den Kern ab.

Wie auch immer, eine Sehne sollte Regelmäßig kontroliert werden, je mehr auf Kante gebaut, desto öfter und ab und zu mit Wachs behandelt werden. Jeder Bogenschütze sollte soviel über Sehnen Wissen, dass er Verschleiß erkennen und einschätzen kann.


Gruß Dirk
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Aagaard » 18.02.2015, 18:04

Heidjer hat geschrieben:Die meisten Sehnen die ich für mich baue, haben zwischen 10 und 14 Strang und im Mittelbereich werden alle auf 14 Strang aufgefüttert, so haben alle den optimalen Durchmesser für meine Pfeilnocken.

Reden wir hier von B50, und für welches Zuggewicht/welche Zuggewichte sind diese 10 - 14 Stränge?





Heidjer hat geschrieben:Eine Sehne für den dauerhaften Gebrauch besteht bei mir aus der 6fachen Nennzugkraft plus 2 Strängen.

Gilt das für Dich durch die Bank weg, also egal für welchen Bogentyp und egal für welches Zuggewicht?

Würdest Du dann aus Deiner Erfahrung heraus sagen, weil ich das gerade so als praktisches Beispiel vor mir habe, daß die 28-Strang-Werkssehne meiner 175# Armbrust dann schon eher mit weniger Sicherheit und nicht für die dauerhafte Nutzung ausgestattet ist?

Weil wenn ich jetzt mal rechne, beträgt die Reißfestigkeit von 28 Strängen B50 bei 175# das 4,8-fache.
28 x 30# = 840# : 175# = 4,8

Nach "Deinem Werksstandard" mit 6-facher Reißfestigkeit (+2 Str.) wäre die Sehne für diese Armbrust ja dann (auf eine gerade Zahl gerundet) 38 Stränge dick.
6 x 175# = 1050# : 30# = 35 Stränge + 2 Str. + Rundung

28 oder 38 Stränge ist ja doch schon eine recht große Differenz. Ich kann mir jetzt aber irgendwie nicht so richtig vorstellen, daß der Hersteller der Armbrust eine Sehne beigepackt hat, die (nach Deinen Werten) schon eher in den Bereich "weniger Sicherheit" tendiert? Wie siehst Du das?





Heidjer hat geschrieben:Wenn die Strangzahl größer wird, geht schon so bei 10 - 12 Strang los, dann verteilt sich auch die Belastung der Sehne nicht mehr gleichmäßig über alle Stränge. Die Stränge in der Mitte der Sehne, werden nicht so stark Belastet wie die Stränge die aussen an Sehne liegen. Von daher sind "dicke" Sehnen nicht unbedingt so Sicher, wie es die Mathematik es einen Glauben lassen würde.
Es belastet eine Sehne auch sehr, wenn sie stark eingedreht wird, ein Feingewinde an der Sehne schnürt den Kern ab.

Das war mir so bisher noch nicht bekannt, danke für diese Tipps! :)

Gruß Aagaard
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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Heidjer » 18.02.2015, 19:21

Meine Bögen haben zwischen 35# und 70# und ich baue Sehnen aus B50, FF+ und Spektra 652.
Auf dem Hillbogen mit 70# habe ich jetzt seit 6 Jahren eine B50 Sehne mit 14 Strang, der Bogen soll wohl FF ab können, aber ich habe mich noch nicht getraut ihn mit FF zu schiessen. ::)
Wenn, dann würde er eine 10 Strang FF+ bekommen. Auf meinen 40 Jahre alten Bear Grizzly mit 55#@29,5" schiesse ich eine 12 Strang B50, da kommt nie eine FF drauf, die aktuelle Sehne dürfte auch schon so 5 - 6 Jahre drauf sein. ;)

Da die meisten Bögen die ich baue, im Bereich von 35# bis 60# liegen, sind die meisten Sehnen die ich baue, ebend im Bereich von 10 Strang bis 14 Strang.
Andere Sehnen baue ich eher selten und dann nicht für mich, sondern für meinen Verein oder für Freunde, Sehnen für Bögen über 100# habe ich dabei erst 3 oder 4 mal gemacht, eine davon als Endlossehne für die Barnett Armbrust mit 175#.

Irgendwie glaube ich auch nicht, das der Armbrustbogen beim Abstoppen der Sehne einen Impuls vom 2,9fachen der Zugkraft erreicht, dafür ist der Beschleunigungsweg zu kurz. Von daher denke ich das eine Vierfache Sicherheit bei so einen Bogen ausreicht, selbst wenn da 2 oder 3 Stränge durch sind, wird die Sehne noch nicht reißen, nur dann sollte man sie ersetzen.


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Re: Strangzahl Endlossehne - genaue Formel? (Bogen, Armbrust

Beitrag von Aagaard » 19.02.2015, 11:11

Vielen Dank Dirk, für diese ganzen Infos, habe dadurch jetzt auf jeden Fall schon mal ein besseres Verständnis dafür bekommen. :) :) :)

Ich würde mich natürlich freuen, wenn auch noch andere hier ihre diesbezüglichen Erfahrungen mit uns teilen würden, je mehr Infos, desto besser. Besten Dank! :)
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