Bogenholzernte nach der Mondphase

Hölzer, Kleber, etc.
Mongol
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2766
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Beitrag von Mongol » 04.07.2004, 09:37

@Kyujin

Also ich kann dir da eigentlich nur recht geben... die Wirkung auf unser "Körperwassser" ist vielleicht spührbar aber wohl kaum meßbar. (So ein Tidenhub im Köper wäre sicherlich auch alles andere als angenehm und gesundheitsförderlich.... :D )
Ich denke auch, daß der Beleuchtungseffekt eher unser vegetatives System beeinflußt...
Ein kluger Mann bemerkt alles.
Ein dummer Mann macht über alles eine Bemerkung
(H. Heine)

Benutzeravatar
Netzwanze
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2267
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Beitrag von Netzwanze » 04.07.2004, 10:36

Ich spreche hier ja auch nicht über einen Tidenhub im Körper (obwohl das einige Dickköpfe sicherlich erklären kann), sondern um einen allgemeinen Einfluss.
Ob dieser von der Stellung Mond,Erde,Sonne oder von den Lichtverhältnissen kommt, ist mir dabei eigentlich egal (auch wenn ich in einem völlig abgedunkelten Raum mit dem Mond Probleme habe).

Es geht mir hier aber vor allem darum, daß man nicht gleich alles, was nicht messbar bzw wissenschaftlich nachweisbar ist, als Unsinn abtun muß und anderen, die dran glauben, die Sache ausreden oder noch schlimmer, diese Leute als "Spinner" abstempelt.

Ich sage dabei nur, daß ich meinen Glauben habe und die anderen ihren. Solange wir gut nebeneinander Leben und nicht den anderen Missionieren müssen, ist doch alles in Ordnung.

Christian
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

Mongol
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2766
Registriert: 06.08.2003, 23:46

auch OT

Beitrag von Mongol » 04.07.2004, 11:10

@Schattenwolf

Wie? Der Mond hat dich dazu getrieben, mit spitzen Gegenständen schlafen zu gehen?:D :D

Oder vielleicht doch einmal zuviel selbigen angeheult? :) :) :)

Im Ernst: ich denke, die Mondeinflüsse auf uns sind bei weitem geringer als wir's wahrhaben wollen. Wenn man Kopfschmerzen hat, schieb man's ja auch gern aufs Wetter :o ;-)
Ein kluger Mann bemerkt alles.
Ein dummer Mann macht über alles eine Bemerkung
(H. Heine)

Benutzeravatar
Nacanina
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1367
Registriert: 19.10.2003, 21:34

auch OT

Beitrag von Nacanina » 04.07.2004, 11:11

Oh! Das hört sich gut an!
Wärst du einverwunschener Prinz, hätte es dir gut gefallen.
Stell dir vor als Froschkönig oben auf der Fontäne balanzieren...;-)) Herrlich. König der Wasserbetten.
Da gibts ja auch noch den schönen alten Spruch:
Wie man sich bettet- so schallt (quillt) es heraus.
Oder so...;-))
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

Linksschuss_Daniel
Newbie
Newbie
Beiträge: 6
Registriert: 04.07.2004, 11:07

Nur ein paar Cents

Beitrag von Linksschuss_Daniel » 04.07.2004, 11:48

Hoi zusammen,

hmmm, "netter" thread, erst mal eine Literaturempfehlung: Christoph Bördlein: "Das sockenfressende Monster in der Waschmaschine"
Ist ein ziemlich gutes Skeptikerbuch mit einer kostenlosen Leseprobe unter: www.boerdlein.gmxhome.de/Mond.pdf und wie der Name der .pdf-Datei schon sagt geht es in der Leseprobe um das hier besprochene Thema: den Gevatter Mond. Ist sehr zu empfehlen.

Dann ein paar Cent zu den hier konkret angesprochenen Punkten:

Anything Goes
Findet sich hier häufig - "man kann es ja eh nicht untersuchen, ob ein Einfluß *wirklich* existiert, also sind alle Behauptungen gleichwertig" - stimmt nicht ganz. Im Gegensatz zu "Holz ist nicht gleich Holz - wie soll man das untersuchen" gibt es durchaus (mehr als) eine Methode um zumindest mit genügender Sicherheit eine These zu widerlegen oder zu stützen.

Beispiel:
Man schnappt sich eine Baumschule von 80 möglichst gleichen Bäumen, die nummeriert man von 1 - 80 durch, dann wartet man bis zum Vollmond, eine sonst nicht in die Untersuchung involvierte Person bestimmt per Zufallsauswahl 20 Bäume, die werden gefällt und untersucht (Ergebnisse jeweils mit Baumnummern kodiert). Selbiges macht man mit 20 weiteren Bäumen beim nächsten Neumond. Dann wartet man einige Zeit bis zum irgendwann wieder *Neumond* ist, fällt wieder 20 Bäume, waretet dann bis zum nächsten Vollmond und fällt die letzten 20.

Durch dieses Vorgehen
  • hat man genügend Bäume für einen Gruppenvergleich (Vollmond vs. Neumond)
  • kann man die Hypothese überprüfen, daß die Reihenfolge der Fällung einen Einfluß hat*

* (sobald man keinen Effekt bei etwas nachweist, wo Anhänger Zeit, Geld und Emotionen investiert haben, kommen diese meistens mit Post-Hoc-Hypothesen an à la: "Als die Bäume beim Vollmond gefällt wurden, haben die hinterbliebenen Bäume geweint - das hat dazu geführt, das kein Unterschied vorliegt.")

Am besten schnappt man sich vor der Untersuchung einen Mond-Schnitter-Anhänger und quetscht ihn aus, woran es liegen könnte, wenn man keinen Effekt findet und was er als Beleg akzeptieren würde (w'lich fällt ihm nach der Studie was ein, das er "vergessen" hatte, aber man hat es wenigstens versucht).

Eine statische Untersuchung in Form eines Gruppenvergleichs kann bei diesem Design zeigen:
  1. ob die Untersuchung ok ist (sollte statistisch gesehen kein Unterschied zwischen den am gleichen Mondstand gefällten Bäumen geben)
  2. ob der Mond einen Einfluss hat (dann müßte ein Unterschied zwischen den Vollmond vs. Neumond-Bäumen da sein).
    [/list=1]

    Da Gruppenvergleiche vorgenommen werden und nach der Klassichen Testtheorie sich die Fehlerwerte bei genügend Messungen selber eliminieren, dürften zufällige Variationen im Holz irrelevant sein und nur der "Mondeinfluß" eine Rolle spielen - oder eben nicht.

    Einige Wörter noch zur Statistik:
    Bitte keine Kommentare à la: "Torture numbers and they confess anything.", "There are three kinds of lies: lies, damned lies, and statistics." (Benjamin Disraeli) oder "Ich traue nur der Statistik, die sich selbst gefälscht habe."
    Das hier geschilderte Vorgehen ist probabilistisch, es kann durchaus passieren, daß ein Effekt gefunden wird, in Wirklichkeit aber keiner vorliegt, ebenso das keiner gefunden wird, aber in Wirklichkeit einer existiert. Aus diesem Grunde gibt es in der empirischen Wissenschaft Replikationen von Studien - diese Fehler sind sehr selten (je nach Art der Testung meist zwischen 5% und 1%), d.h. mit genügend Replikationen und einer Metaanalyse sollte sich zeigen, ob es an einem zufälligen Studienergebnis liegt oder ob wirklich ein Effekt vorliegt (z.B. könnte es sein, daß die zufällige Auswahl der Bäume in der obigen Studie leider identisch mit einer Auswahl von gesunden vs. kranken Bäumen war).
    Desweiteren kann man zwar mit Statistik Mißbrauch betreiben, aber zumindest bei kompetenten und (test-)fairen Wissenschaftlern sollte die Überprüfung o.k. sein. Statistik wird meist dann in dieser Form kritisiert, wenn man mit dem Ergebnis der Studie nicht einverstanden ist, was ein menschliches Problem ist, und kein statistisches (nicht alles was mit Mathe zu tun hat ist böse).

    Was die subjektive Wahrnehmung vom "Mondeinfluß" betrifft:

    • Kategoriefehler und Selektive Wahrnehmung sollten viel erklären ("das Baby hat nicht wirklich soooo laut geschriehen, das tut es nur bei Vollmond"; "heute ist zwar Vollmond, aber es hat die Kuscheldecke, die kompensiert"; "ah, das Baby schreit und ich hab heute im Fahrstuhl noch gehört, daß heute Vollmond ist").
    • Selffulfilling Prophecy wurde auch schon genannt (schlecht geschlafen => Erklärung suchen => Vollmond ("das paßt") => subjektive Kontrollillusion, "weiß" jetzt woran es liegt)
    • Lichteffekt: Glühbirne wesentlich heller; Wirkung des Mondlichtes ist vergleichbar mit der Wirkung einer zusätzlichen Kerze: hat man nur eine Kerze an oder gar keine wirkt es sehr viel heller; hat man 80 Kerzen an, ist eine zusätzliche Kerze vernachlässigbar
    • und generell: Einzelfälle beweisen leider nichts
      (siehe dazu auch die Leseprobe:

      "Wenn also einzelne Menschen - ohne das sie es wüßten - über einige Zeit hinweg bei Vollmond bestimmte Besonderheiten zeigten, ließe sich damit ein Einfluß des Mondes nachweisen?
      Nein. Denn es gibt immer eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß es zufällige Übereinstimmungen gibt, daß also ein Mensch zufällig über einen gewissen Zeitraum hinweg Besonderheiten in Übereinstimmung mit dem Mondzyklus zeigt. Daher kommt auch der provokative Satz: 'Einzelfälle beweisen nichts'"
      )

      Aus diesem Grund gibt es statistische Untersuchungen um sich gegen diese Zufälle abzusichern.
      Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Es gibt Spontanremissionen von Krankheiten. Wenn jemand ein Anhänger von Eigenurin ist, wird er die Remission w'lich auf seine "Heilungsmethode" schieben. Das es nur ein Zufall war wird w'lich hier kaum jemand bestreiten. Der Mond ist nicht ganz so ekelig, aber soo groß und hell, also ist es eher akzeptabel da einen Einfluss zu vermuten. Und für irgendwas muß er ja da sein ...


    Naives Weltbild
    Obwohl Longbow_Alex die physikalischen Grundlagen erwähnt hat wird es trotzdem gerne verkehrt herum gesehen: Mond hat einen großen Einfluß auf die Weltmeere, deswegen wird ein großer Einfluß auf den Menschen vermutet - nope, auch hier ist die Größe entscheidend - und zwar bei beiden, vergleiche dazu Leseprobe:

    "Die Gezeiten sind im Atlantik am stärksten, im Mittelmeer ziemlich schwach, im Bodensee praktisch nicht meßbar und in meiner Badewanne gibt es sie überhaupt nicht.
    Zudem ist das Wasser im menschlichen Körper nur innerhalb der Zellen, im Blutkreislauf und zwischen den Körpergeweben frei beweglich.
    Die Gezeiten wirken nicht nur auf das Wasser, sondern jedes Material, das Masse besitzt. Nur das Wasser ist leicht verformbar, Steine nicht ganz so leicht.
    Die Gravitationswirkung des Mondes auf den Menschen ist geringer als die Gravitation einer Stubenfliege, die auf ihm sitzt.
    Der Mond als Masse ist immer gleich. Ob Vollmond oder Neumond, die Gravitationswirkung des Mondes ist davon unabhängig (und ändert sich nicht mit den Mondphasen)."


    Vielleicht als Analogie (die Wirkung funktioniert anders, es ist nur eine Vorstellungshilfe):
    • Mond als Magnet vorstellen, Objekt auf der Erde ebenfalls als Magnet - Masse des Objektes ist die Stärke des Magnetes: bei Weltmeeren sehr groß => sehr große Wirkung
    • Mensch sehr klein => schwache Wirkung


Die Vorstellung die sich in den Köpfen festgesetzt hat ist w'lich eher so was wie: Mond = Magnet, Objekt auf der Erde ist ein Stück Eisen - sorry, aber läuft so nicht.

Ein letzter Punkt:
Angenommen man vergleicht gekauftes "Mondholz" mit "normalem" Holz und findet heraus, das "Mondholz" besser ist, könnte dies auch am Marketing liegen. Hat man als Händler qualitativ hochwertiges Holz und schlechteres Holz, kann man normale Güteklassen aufmachen, oder aber man verkauft das gute Holz als "Mondholz" und das schlechte als normales Holz.
Bei der zweiten Art von "Güteklassen" ist die Gewinnspanne w'lich wesentlich höher und das Phänomen durch und durch irdisch.

Das waren meine paar Cent dazu.

Ich hoffe, ihr habt letzte Nacht gut geschlafen, falls:
ja: ist keine Erklärung nötig und der Mondstand der letzten Tage wurde w'lich ignoriert
nein: es war zwar nicht Vollmond (der war am 2.07.), aber kurz nach Vollmond, also lag es w'lich doch am Mond, diesmal war die Wirkung w'lich nur verzögert ... ;-)

Bis dann,

Linksschuss_Daniel

Noch ein Nachtrag zum Posting:
Die Untersuchungsanordnung oben schließt natürlich ein, daß sonst alles gleich ist. Also nicht einmal Bruno Baumsprecher, der die Bäume beruhigt und sie sanft zu Fall bringt, und das nächste Mal Igor die russische Kettensäge, weil Bruno das Fällen empathisch voll mitbekommen hat und jetzt schmollend auf seinem Stumpf liegt. Untersucht werden soll nur "der Mondeinfluß", sonst nichts (ok, Fällreihenfolge wird miterhoben).

Auch sollte man einen Zeitpunkt aussuchen, in dem das Wetter einigermaßen stabil ist, z.B. wäre es 'bedenklich', wenn nach dem ersten Fällen plötzlich der Frühling ausbricht oder ein Sturm die halbe Schule ummäht.

So eine Studie zu planen und durchzuführen ist nicht einfach, aber durchaus im Bereich des Möglichen. Auf der anderen Seite muß natürlich das Interesse da sein und die Kosten getragen werden ... wobei die Ergebnisse natürlich keinen Hardcore-Gläubigen überzeugen werden. Dafür wurde zu viel investiert - kaum jemand sagt dann "Oh, da hab ich mich geirrt und zig-Euro kompostiert, danke für die Info." sondern meist wird es auf andere Faktoren geschoben. Es kann ja immer noch an was anderem gelegen haben, wie "Venus die den Mondeinfluss zu diesem Zeitpunkt kompensiert hat" oder "der Skeptiker hat die Bäume massiv verunsichert" oder weiß-der-Geier-was).

Linksschuss_Daniel

--
"Stupid is stupid -- faith doesn't make it smart."
Robert A. Heinlein - To Sail Beyond The Sunset

Benutzeravatar
shewolf
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2202
Registriert: 12.09.2003, 11:22

Beitrag von shewolf » 04.07.2004, 12:33

Hallo LS Daniel, willkommen im Forum... also wenn wir mal einen Feldzug gegen Einzeiler starten, kriegst Du das strategische Oberkommando :D ;-)

Was willst Du uns damit sagen? Nachweisbar ist nix, und der Rest ist Ansichtssache :-) Also obliegt es wieder mal jedem einzelnen, wieviel Geld er extra für Holz (bzw. Mondholz) ausgibt. Nicht zu unterschätzen ist der psychologische Aspekt der Sache. Der ist nur völlig unmeßbar oder nicht in Zahlen faßbar (oh Graus), und doch entscheidend für Siege oder Niederlagen.

Wenn jemand mit "Mondholz" besser Bogen baut und besser schießt, why not... schließlich haben selbst die Fitanesen ihren Glücksbringer am Köcher baumeln...
Thoughts are magnetic -
you attract what you think about most.

Benutzeravatar
Netzwanze
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2267
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Beitrag von Netzwanze » 04.07.2004, 13:24

@Shewolf: Gut gesagt

Der ganzen Technik und dem wissenschaftlichen Wahn zum Trotz ist der menschliche Glaube doch der stärkste Faktor an der Sache. Wenn der Mensch glaubt, daß Mondholz gut ist und damit selber gute Erfahrungen gemacht hat, geht es ihm gut. Und genau das wollen wir doch alle, daß es uns gut geht.

Ich finde es zum Beispiel furchtbar, wenn es mir Zeit lang wunderbar geht, weil ich an etwas geglaubt hatte und mir dann irgendein Erwachsener sagt, daß es den Weihnachtsmann nicht gibt (nein, denn das ist nur ein verkleideter Ostehas). Was ist denn falsch daran, wenn jemand trotzdem daran glaubt, auch wenn die Wissenschaft sagt, daß es beide nicht gibt, sondern nur die Eltern oder Studenten (oder vielleicht ein Außerirdischer) sind?
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

Longbow Alex
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 337
Registriert: 21.12.2003, 18:09

Konsequenz

Beitrag von Longbow Alex » 04.07.2004, 14:10

@netzwanze

Heißt das also, ich soll wider besseres Wissen nichtbelegte Behauptungen zur Güte von Mondholz vertreten, nur damit es irgendwem gutgeht? Und es dann einem potentiellen Käufer einen "Expertenrat" geben, auf den er sich dann mangels eigener Prüfmöglichkeit verlassen muß und ihm zum Kauf meines teuren Mondholzes raten?

OT: Ich habe da noch ein paar Bambusstreifen. Bei Neumond an geheimen Kultplätzen beim Klang altkeltischer Kultgesänge und Anrufung eines ganzen Pantheons von Göttern gespalten. Die bringen meiner Erfahrung nach eine unglaubliche Geschwindigkeit in den Bogen. Aber das hat natürlich seinen Preis.... Bei Interesse IM an mich. :D

Benutzeravatar
Netzwanze
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2267
Registriert: 06.08.2003, 23:46

RE: Konsequenz

Beitrag von Netzwanze » 04.07.2004, 15:06

Original geschrieben von Longbow Alex

@netzwanze

Heißt das also, ich soll wider besseres Wissen nichtbelegte Behauptungen zur Güte von Mondholz vertreten, nur damit es irgendwem gutgeht? Und es dann einem potentiellen Käufer einen "Expertenrat" geben, auf den er sich dann mangels eigener Prüfmöglichkeit verlassen muß und ihm zum Kauf meines teuren Mondholzes raten?

Das habe ich nicht gesagt. Du sollst ja nicht gegen deinen Glauben eine andere Meinung vertreten (wenn es dabei um reine Profitgier geht, ist das meiner Meinung zwar verwerflich, aber es ist deine Entscheidung). Es geht mir auch nicht um dich, sondern eher allgemein.

Natürlich kann man seine Meinung weitergeben. Was derjenige nun daraus macht, ist aber seine Sache. Ich weiß nicht, ob man jemanden dann unbedingt seinen Glauben ausreden muß. Hatten wir das nicht irgendwo schonmal (dort im Zusammenhang mit Religion).

Sicherlich wird mit dem Glauben der Menschen viel Schindluder getrieben, darunter auch mit dem Mondholz. Die Jahreszeit ist sicherlich entscheident, wie sich das holz verhält. Das wird ja auch speziell im Mondkalender so angegeben. Ob Voll- oder Neumond mitspielen gehört aber eher in den Bereich des Glaubens und der eigenen Erfahrung.

OT: Ich habe da noch ein paar Bambusstreifen. Bei Neumond an geheimen Kultplätzen beim Klang altkeltischer Kultgesänge und Anrufung eines ganzen Pantheons von Göttern gespalten. Die bringen meiner Erfahrung nach eine unglaubliche Geschwindigkeit in den Bogen. Aber das hat natürlich seinen Preis.... Bei Interesse IM an mich. :D

Wenn du damit Kunden fängst, die den Preis bezahlen und dann noch dran glauben, ist da sicherlich nichts einzuwenden. Du bist glücklich, daß du einen guten Preis gemacht hast und der andere auch.
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

Linksschuss_Daniel
Newbie
Newbie
Beiträge: 6
Registriert: 04.07.2004, 11:07

RE: Wissenschaftlicher Nachweis und Wahn?

Beitrag von Linksschuss_Daniel » 04.07.2004, 15:31

Hoi zusammen,

Original geschrieben von shewolf
Was willst Du uns damit sagen? Nachweisbar ist nix, und der Rest ist Ansichtssache :-)

Kommt darauf an, was man unter "nachweisbar" versteht. Man kann begründete Aussagen machen die besser sind als der Zufall und nach denen man sich - wenn man auf eine Wirkung aus ist die nicht nur auf Selbsttäuschungen beruhen soll, richten kann.
Das setzt natürlich voraus, daß man daran Interesse hat - wenn jemand sagt: "Hey, mein erstes Portemonnaie ist voll, bevor ich mir ein zweites kaufe hole ich mir lieber Mondholz" ist das natürlich seine Sache. Da kann jeder nach seiner Facon glücklich (und arm) werden.
Ich verwehre mich aber gegen die Behauptung, das keine objektiven Aussagen drüber möglich sind.

Original geschrieben von shewolf
Nicht zu unterschätzen ist der psychologische Aspekt der Sache. Der ist nur völlig unmeßbar oder nicht in Zahlen faßbar (oh Graus)

Öhh, nö. Sieh dir die empirische Psychologie an - die mißt und faßt in Zahlen ...

Nachtrag:
Mögliches Untersuchungsdesign: Wir nehmen die 80 Hölzer aus der Studie, stellen 80 identische Bögen her (40 aus Mondholz, 40 aus normalen Holz). Um möglichst identische Bögen zu bekommen lassen wir sie alle von einer Maschine machen - es geht nicht darum, einen "perfekten" Bogen zu machen, nur das mit dem man schießen kann.
Dann bekommst du die 80 Bögen. Da es hier spezifisch darum geht, nachzuweisen, ob du mit einem Mondbogen besser schießt wenn du weißt, das es ein Mondbogen ist (also subjektive Überzeugung statt bogenimmanente Mondmagie), bekommst du immer abwechselnd einen Mondbogen (was man dir sagt) und einen normalen Bogen (was man dir auch sagt). Mit jedem schießt du ein Mal. Damit dürften zufällige Qualitätsunterschiede im Bogen ausgeglichen sein und durch die abwechselnde Reihenfolge sind Reihenfolgeeffekte aufgehoben. Würdest du zuerst die normalen Bögen bekommen, dann die Mondbögen, könntest du dich einschießen (und zum Ende hin besser werden), was nicht gewünscht ist.
Die Treffer werden gezählt (Mondbogenschüsse vs. Normalbögenschüsse) und auf einem bedeutsamen Unterschied hin statistisch überprüft. Im Endeffekt kann man dann sagen, daß du - wenn du weißt das es ein Mondbogen ist und mit ihm schießt - durchschnittlich zwischen x1 und x2-Punkte besser schießt.
Das wäre eine Möglichkeit, die These zu untersuchen, daß man aufgrund subjektiver Ursachen mit einem Mondbogen besser schießt als mit einem Normalbogen.

Heißt allerdings nicht, das es am Mondbogen per se liegt - dafür müßte man ein Design machen, in dem der Schütze nicht weiß, wann er mit einem Mondbogen schießt und wann nicht (und auch nicht die Person, die ihm den Bogen reicht, sondern das ganze mit Nummern kodiert wird die erst am Ende des Schießens ausgepackt werden). Dann könnte man eine Aussage darüber machen, ob es am Mondbogen per se liegt und nicht an der Überzeugung, das man damit schießt (wenn die Mondgläubigen jetzt nicht die Maschine verantwortlich machen, die "den Effekt zerstört hat").

Wie gesagt, es ist untersuchbar, aber es ist aufwändig, man muß die möglichen Fehlerquellen kennen und Maßnahmen dagegen ergreifen.

Nachtrag Ende

Original geschrieben von Netzwanze
Der ganzen Technik und dem wissenschaftlichen Wahn zum Trotz ist der menschliche Glaube doch der stärkste Faktor an der Sache.

Im Sinne von Selbsttäuschung kein Widerspruch - aber wieso wird bei einem wissenschaftlichen Nachweis immer von "Wahn" gesprochen?
Seltsamerweise kommen diese Vorwürfe kaum bei statistischen Nachweisen in anderen Bereichen, z.B. der Nachweis über die Wirksamkeit von Sicherheitsgurten oder Airbags. Da wird auch nicht der Standpunkt vertreten: "Ich hab meinen Platik-Jesus, mit kann nichts passieren und der ganzen Technik und dem wissenschaftlichen Wahn zum Trotz ist der menschliche Glaube doch der stärkste Faktor an der Sache" - oder?

Bis dann,

Linksschuss_Daniel

--
I don't care if it rains or freezes, long as I got my plastic Jesus, sittin' on the dashboard of my car;
It makes no difference if we hit a bump, he's held on by a suction cup, sittin' on the dashboard of my car.
I can even go a hund'rd miles-an-hour, as long as I've got that dee-vine power, sittin' on the dashboard of my car.
"Plastic Jesus," c. 1969, sign-on song of disc jockey Don Imis

Benutzeravatar
Kyujin
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 719
Registriert: 16.03.2004, 10:01

RE:

Beitrag von Kyujin » 04.07.2004, 17:00

Original geschrieben von Netzwanze
Der ganzen Technik und dem wissenschaftlichen Wahn zum Trotz ist der menschliche Glaube doch der stärkste Faktor an der Sache.


Ich bin ja nun kein Wissenschaftler, sondern nur Arzt (wenn auch mit ein paar Jahren Forschungserfahrung). Dennoch auch von mir die Nachfrage: Was genau meinst du mit "Wahn"?
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会

Benutzeravatar
Netzwanze
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2267
Registriert: 06.08.2003, 23:46

RE: RE:

Beitrag von Netzwanze » 04.07.2004, 17:16

Original geschrieben von Kyujin
Dennoch auch von mir die Nachfrage: Was genau meinst du mit "Wahn"?

Ganz einfach, der pure Wissenschaftglauben. Alles was nicht wissenschaftlich nachweisbar ist, gibt es nicht.

PS: Ich bin Computerwissenschaftler und dabei erlebt man manchmal Dinge, die nicht sein können und trotzdem sind sie da (was aber meist auf menschliche Fehler zurückzuführen ist). :D
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

Benutzeravatar
boegli
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 260
Registriert: 28.05.2004, 23:42

bogenrohlinge

Beitrag von boegli » 04.07.2004, 17:20

wer von den bogenrohlingverschenkern - verkäufern hat ´mondgeschlagenes´ und/oder unabhängig von mondphasen geerntede rohlinge?
seid mal ehrlich. beim entdecken eines zum fällen gedachten bogentauglichen baumes wird sich jeder nach dem mond und der jahreszeit richten. wenn ein verkäufer den zusatz `mondphasenabhängig´ geschlagenes bogenholz anpreist, den deshalb teurer macht, gibt´s nur eins: tschüss sagen und am besten hier outen. wir werden heutzutage fast überall verarscht, (nur der kohle wegen) das brauchen wir uns (ob esotherik- oder realistischdenker) nicht antun.
schon beim rechtfertigen eines rohlingpreises mit dieser eigenheit verliert der verkäufer bei mir jegliches vertrauen, fühl mich sofort als geldbeutelfüller und nicht als `kunde`. also lasst die finger von dubiosen ausnutzern.
;D ;D ;D

Benutzeravatar
Kyujin
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 719
Registriert: 16.03.2004, 10:01

RE: RE: RE:

Beitrag von Kyujin » 04.07.2004, 18:15

Original geschrieben von Netzwanze

Ganz einfach, der pure Wissenschaftglauben. Alles was nicht wissenschaftlich nachweisbar ist, gibt es nicht.


Eine solche Position hat mit Wissenschaft allerdings auch nichts zu tun. Dass aber umgekehrt nicht die Existenz irgendwelcher Dinge beliebig behauptet werden kann, hat schon William Ockham im 14 Jhdt. erkannt, ihm wird der Satz zugeschrieben: "Vervielfache Entitäten nicht ohne Notwendigkeit". (Der Mann ist schon deswegen interessant, weil er als Franziskaner dem Papst Häresie vorwarf und exkommuniziert wurde). Wissenschaft konstatiert gegebenenfalls die Nichtnachweisbarkeit von Phänomenen , und nimmt dann vorläufig die Nullhypothese an - behauptet aber eben nicht die Nichtexistenz. Man kann die Nichtexistenz eben nicht nachweisen.

Wer Aussagen über die physische Natur (wie Gezeiten, Gravitation, Menschenkörper oder Bogenholz) macht, muss sich der naturwissenschaftlichen Konkurrenz stellen und gute Gründe angeben können.

Und wenn darüber hinaus sogar Dinge mit Behauptungen zu ihren besonderen Eigenschaften angepriesen und verkauft werden, ist nachfragende Skepsis vollends gerechtfertigt, ja sogar geboten. Im Falle von Holz zu Mondpreisen mag das noch relativ harmlos sein, in meinem Fach ist das dann schon etwas kritischer. Typisches Beispiel sind da die Sonnenhutpräparate gegen Erkältung... :bash
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会

Linksschuss_Daniel
Newbie
Newbie
Beiträge: 6
Registriert: 04.07.2004, 11:07

Wahn2

Beitrag von Linksschuss_Daniel » 04.07.2004, 18:23

Hoi zusammen,

Original geschrieben von Netzwanze
Ganz einfach, der pure Wissenschaftglauben. Alles was nicht wissenschaftlich nachweisbar ist, gibt es nicht.


Hmm, was sind für dich Kritieren, nach denen du die Exisitenz von etwas annehmen würdest (außer wissenschaftlichem Nachweis)?

Subjektive Überzeugung? Der Effekt ist wissenschaftlich nachweisbar (siehe Posting).
Einzelfallberichte und Anekdoten? Die sind nicht mal als Existenzaussagen verwertbar, solange nicht geklärt ist, daß es auch objektiv passiert ist (wie viele Leute haben schon Jesus im Bierglas oder Mutter Theresa im Zimtbrötchen gesehen? Menschliche Wahrnehmung und Schlußfolgerung ist sehr fehleranfällig). Objektiv nachgewiesen zeigen sie nur die Existenz dieses Einzelfalles, aber nicht eine generelle Wirkung, da sie auf Koinzidenzen zurückgehen können (wiederholte Messungen und Kontrollgruppen sind nötig).

Ich hatte mal den Vergleich mit dem Eigenurin und der Spontanremission gebracht. Wissenschaftlich gesehen hilft Eigenurin nicht, laut Anekdoten und Einzelfällen schon - also, "wohl bekommt's"? :D Oder sind diese Kritierien nur dann "überzeugend", wenn man schon vor Nennung der "Belege" dem Untersuchungsobjekt zugestimmt hat? Dann sind die Kritieren wertlos, weil sie nichts neues beitragen.

Bis dann,

Linksschuss_Daniel

--
Truth does not demand belief. Scientists do not join hands every Sunday, singing, "yes, gravity is real! I will have faith! I will be strong! I believe in my heart that what goes up, up, up must come down, down. down. Amen!" If they did, we would think they were pretty insecure about it.
Dan Barker

Antworten

Zurück zu „Materialien“