Sehnenleim hergestellt
Sehnenleim hergestellt
Ich habe wieder einmal Sehnenleim hergestellt. Dieses Mal mit etwas veränderter Vorgehensweise (die erste Herstellung hier: https://fletchers-corner.de/viewtopic.p ... im#p553861):
Die erste Charge habe ich bei exakt 80° C "gekocht" und nach ca. 8 Std. abfiltriert, die Sehnenreste wurden dann nochmal 12 Std. bei 80° C "gekocht".
Vorbehandelt wurde dieses Mal nur 6 Tage (wenn ich das richtig erinnere, es können auch 7 gewesen sein), wieder im Kalkwasserbad (pH-Wert zwischen 12,5-13), dieses Mal aber bei Zimmertemperatur. Im letzten Waschwasser wurde dann ein Schluck 24% Salzsäure zum entfernen evtl. Kalkreste zugegeben, nochmals gründlich ausgewaschen und händisch ausgepresst.
"gekocht" wird grundsätzlich mit destilliertem Wasser! (1 l Wasser für bei der ersten Charge und 400 ml bei der zweiten, man kommt aber sicher auch mit weniger aus, bei der ersten Charge hätten auch 600-700 ml gereicht).
Rein optisch, wie auch mengenmäßig bin ich sehr zufrieden. Der Leim ist hochflexibel und nahezu transparent. Eine Klebeprobe steht noch aus.
Aus 200 g getrockneten Sehnenabfällen wurden 100 g getrockneter Leim (erste Charge 63 g).
Die erste Charge habe ich bei exakt 80° C "gekocht" und nach ca. 8 Std. abfiltriert, die Sehnenreste wurden dann nochmal 12 Std. bei 80° C "gekocht".
Vorbehandelt wurde dieses Mal nur 6 Tage (wenn ich das richtig erinnere, es können auch 7 gewesen sein), wieder im Kalkwasserbad (pH-Wert zwischen 12,5-13), dieses Mal aber bei Zimmertemperatur. Im letzten Waschwasser wurde dann ein Schluck 24% Salzsäure zum entfernen evtl. Kalkreste zugegeben, nochmals gründlich ausgewaschen und händisch ausgepresst.
"gekocht" wird grundsätzlich mit destilliertem Wasser! (1 l Wasser für bei der ersten Charge und 400 ml bei der zweiten, man kommt aber sicher auch mit weniger aus, bei der ersten Charge hätten auch 600-700 ml gereicht).
Rein optisch, wie auch mengenmäßig bin ich sehr zufrieden. Der Leim ist hochflexibel und nahezu transparent. Eine Klebeprobe steht noch aus.
Aus 200 g getrockneten Sehnenabfällen wurden 100 g getrockneter Leim (erste Charge 63 g).
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
Re: Sehnenleim hergestellt
Starke Sache - das mit dem Kalk war mir nicht geläufig - was genau ist daran nachteilig für die Qualität des Kleber?
Fall down seven times, stand up eight.
Carve a little wood, pull a few strings and sometimes magic happens - Gepetto
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- schnabelkanne
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Re: Sehnenleim hergestellt
Schöne Doku, danke dafür dass du es mit uns teilst, hoffe du bist mit der Qualität des Leims zufrieden.
Lg Thomas
Lg Thomas
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Re: Sehnenleim hergestellt
Das Bad im Kalkwasser hilft dabei das Kollagen aufzuschließen und erleichtert die Umwandlung in Glutin. Ich habe vor kurzem Leim aus unbehandelten Sehnen gekocht und die Ausbeute lag nur bei 35%, und das trotz deutlich längerem "Kochvorgang".
Verbleibende Kalkreste behindern die Umwandlung in Glutin, deswegen zum einen die Neutralisierung mit Salzsäure und zum anderen die Verwendung von demineralisiertem Wasser zum "kochen" (sollte man in einer Gegend mit sehr weichem Leitungswasser wohnen, kann man das sicher auch verwenden). Nach der Zugabe der Salzsäure quellen die Sehnenstückchen massiv auf (geschätzt mind. auf das doppelte Volumen) und sehen aus wie Glasnudeln (auf die Gefäßgröße achten). Quelle hierzu z.B.: "Glue and Gelatine", Paul I. Smith, 1943
Beim Vorquellen von Hausenblase (oder sonstigen Schwimmblasen) sollte unbedingt dem. Wasser benutzt werden, da die im Leitungswasser enthaltenen Calcium- und Magnesiumsalze das Quellvermögen der Schwimmblasen massiv behindern. Quelle hierzu: "Restauratorentreffen zum Thema Zubereitung von Störleim mit Diplomrestaurator Tobias Haupt im Atelier Strebel, CH-5502 Hunzenschwil, 15. Oktober 2007"
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
Re: Sehnenleim hergestellt
Prima, danke Dir!
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Re: Sehnenleim hergestellt
Sehr gute Informationen, vielen Dank. Vlt. werde ich das mit dem Kalkwasser auch mal versuchen.
Berichte mal, wie du mit der Klebefestigkeit zufrieden bist.
Berichte mal, wie du mit der Klebefestigkeit zufrieden bist.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw
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Re: Sehnenleim hergestellt
Ja, toll wären Vergleiche mit und ohne mit Säure hergestelltem Leim.
Wo ich wohne haben wir sehr weiches Wasser, ein wirkliches Glück, aber ich finde das so interessant, dass ich das mal ausprobieren werde. Mit Test.
Mal sehen, wann ich dazu komme...
Wo ich wohne haben wir sehr weiches Wasser, ein wirkliches Glück, aber ich finde das so interessant, dass ich das mal ausprobieren werde. Mit Test.
Mal sehen, wann ich dazu komme...
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Re: Sehnenleim hergestellt
@Neumi:
Möchtest du nicht eine kleine Anleitung schreiben für unser "How to- Board" ?
Incl. Pdf zum Runterladen?
Du hast ja oben im ersten Post schon einiges geschrieben.
LG, Jo
Möchtest du nicht eine kleine Anleitung schreiben für unser "How to- Board" ?
Incl. Pdf zum Runterladen?
Du hast ja oben im ersten Post schon einiges geschrieben.
LG, Jo
Re: Sehnenleim hergestellt
Das kann ich gerne machen, ich will aber noch eine Charge mit 70° C herstellen (also mit 70° C für den ersten Teil und den Rest dann mit 80° C) und die Ausbeute vergleichen.
Und die Klebeprobe mache ich in Kürze auch noch.
Grüße - Neumi
Und die Klebeprobe mache ich in Kürze auch noch.
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
Re: Sehnenleim hergestellt
Hier ein Foto der Klebeprobe. Leider kann ich das Ergebnis nicht einschätzen. Das Holzstück wurde stirnseitig verleimt und war händisch nicht zu zerbrechen. Zerbrochen habe ich das Stück mit einem Hammerschlag.
Kanadischer Ahorn (eine genauere Angabe zu dem Teststück habe ich nicht), Kantenlänge ca. 30x30 mm.
Kanadischer Ahorn (eine genauere Angabe zu dem Teststück habe ich nicht), Kantenlänge ca. 30x30 mm.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
Re: Sehnenleim hergestellt
Hier nun das Ergebnis der letzten Herstellung bei 8 Std. 70° C + für das übrige Material zusätzliche 17 Std. bei 80° C
Ausbeute aus 200 g Trockenmaterial: erster Abguss 30,5 g und zweiter Abguss 56 g
1.
Getrocknete Sehnenabfälle zerkleinern
2.
Sehnen für 5-7 Tage bei Zimmertemperatur in Kalkwasser einlegen. Die Sehnen müssen gut vom Kalkwasser bedeckt sein. 5-10g gelöschter Kalk (Calciumhydroxid, Ca(OH)2) für 100g getrocknete Sehnen, pH 12,3 ist optimal.
VORSICHT beim arbeiten mit stark ätzenden Materialien - geeignete Schutzausrüstung benutzen!
3.
Sehnen gründlich waschen. Um evtl. verbliebenen Kalk zu neutralisieren, ins letzte Waschwasser etwas Salzsäure zugeben (im Beispiel ca. 2 cl, Konzentration 24%). Das Sehnenmaterial quillt nach der Zugabe stark auf - auf ausreichende Gefäß-Größe achten.
Danach nochmals gründlich waschen und das Wasser bestmöglich auspressen.
VORSICHT beim arbeiten mit stark ätzenden Materialien - geeignete Schutzausrüstung benutzen!
4.
Sehnen "kochen". Die ausgepressten Sehnen mit ca. 250-500 ml demineralisiertem Wasser pro 100 g Sehnentrockenmasse für 8 Std. auf 70° C erhitzen.
Die zugegebene Wassermenge sollte möglichst gering gehalten werden, um später unnötig lange Trocknungszeiten zu vermeiden. Hierzu kann man beispielsweise die ersten 1-2 Std. nur soviel Wasser zugeben, dass nur ca. 3/4 der Sehnen mit Wasser bedeckt sind und danach entscheiden, ob noch mehr Wasser nötig ist.
Wenn möglich immer mal wieder gut umrühren oder einen Magnetrührer verwenden.
Danach die erste Charge filtrieren und gelieren lassen (ein Passiertuch sollte sich gut eignen, ich benutze ein Filtertuch von stoerleim-manufaktur.de). Das abfiltrierte Sehnenmaterial für weitere 16-18 Std. bei 80° C, mit gleicher Wassermenge wie vor, erhitzen.
Oder aber die gesamten 24-26 Std. auf 70° C oder auf 80° C erhitzen. Hier sind etliche Varianten möglich.
5.
Trocknen der Leimlösung. Mit Hilfe eines Ventilators kann man den Vorgang deutlich beschleunigen. Das Gelee am besten in kleine Quadrate o.ä. ritzen um den Trocknungsvorgang nochmals zu beschleunigen.
6.
Ergebnis. Die Ausbeute liegt ca. 45-50% der Sehnen-Trockenmasse und kann lt. Literatur bei max. 70% liegen (möglicherweise bei einer Dreiteilung des Kochvorgangs: je 8 Std. bei 70°, 80° + 90° C)
Ausbeute aus 200 g Trockenmaterial: erster Abguss 30,5 g und zweiter Abguss 56 g
Herstellung von Sehnenleim aus zerfaserten Sehnenabfällen
1.
Getrocknete Sehnenabfälle zerkleinern
2.
Sehnen für 5-7 Tage bei Zimmertemperatur in Kalkwasser einlegen. Die Sehnen müssen gut vom Kalkwasser bedeckt sein. 5-10g gelöschter Kalk (Calciumhydroxid, Ca(OH)2) für 100g getrocknete Sehnen, pH 12,3 ist optimal.
VORSICHT beim arbeiten mit stark ätzenden Materialien - geeignete Schutzausrüstung benutzen!
3.
Sehnen gründlich waschen. Um evtl. verbliebenen Kalk zu neutralisieren, ins letzte Waschwasser etwas Salzsäure zugeben (im Beispiel ca. 2 cl, Konzentration 24%). Das Sehnenmaterial quillt nach der Zugabe stark auf - auf ausreichende Gefäß-Größe achten.
Danach nochmals gründlich waschen und das Wasser bestmöglich auspressen.
VORSICHT beim arbeiten mit stark ätzenden Materialien - geeignete Schutzausrüstung benutzen!
4.
Sehnen "kochen". Die ausgepressten Sehnen mit ca. 250-500 ml demineralisiertem Wasser pro 100 g Sehnentrockenmasse für 8 Std. auf 70° C erhitzen.
Die zugegebene Wassermenge sollte möglichst gering gehalten werden, um später unnötig lange Trocknungszeiten zu vermeiden. Hierzu kann man beispielsweise die ersten 1-2 Std. nur soviel Wasser zugeben, dass nur ca. 3/4 der Sehnen mit Wasser bedeckt sind und danach entscheiden, ob noch mehr Wasser nötig ist.
Wenn möglich immer mal wieder gut umrühren oder einen Magnetrührer verwenden.
Danach die erste Charge filtrieren und gelieren lassen (ein Passiertuch sollte sich gut eignen, ich benutze ein Filtertuch von stoerleim-manufaktur.de). Das abfiltrierte Sehnenmaterial für weitere 16-18 Std. bei 80° C, mit gleicher Wassermenge wie vor, erhitzen.
Oder aber die gesamten 24-26 Std. auf 70° C oder auf 80° C erhitzen. Hier sind etliche Varianten möglich.
5.
Trocknen der Leimlösung. Mit Hilfe eines Ventilators kann man den Vorgang deutlich beschleunigen. Das Gelee am besten in kleine Quadrate o.ä. ritzen um den Trocknungsvorgang nochmals zu beschleunigen.
6.
Ergebnis. Die Ausbeute liegt ca. 45-50% der Sehnen-Trockenmasse und kann lt. Literatur bei max. 70% liegen (möglicherweise bei einer Dreiteilung des Kochvorgangs: je 8 Std. bei 70°, 80° + 90° C)
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
Re: Sehnenleim hergestellt
@Neumi: Vielen Dank! Schöner Versuch und gutes Ergebnis. 
Ich stelle den letzten Post als Dublette demnächst ins " How to-Board".

Ich stelle den letzten Post als Dublette demnächst ins " How to-Board".
- KnechtKarl
- Hero Member
- Beiträge: 791
- Registriert: 08.06.2009, 21:11
Re: Sehnenleim hergestellt
Großartig! Danke
Re: Sehnenleim hergestellt
Hallo Snake-Jo,
der thread im "how to" Bereicht wird immer wieder als "ungelesen" aufgeführt (letzter Beitrag von Knecht...). Kannst du das bitte ändern?!
Vielen Dank
Harald
der thread im "how to" Bereicht wird immer wieder als "ungelesen" aufgeführt (letzter Beitrag von Knecht...). Kannst du das bitte ändern?!
Vielen Dank
Harald