Beize selbst herstellen

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Trackerjack
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Trackerjack » 24.07.2014, 18:07

@shokunin: welche Farbe bekommt dann das Holz beim Kaliumdichromat? Nicht, dass ich es versuchen wollte – das Zeugs ist einigermaßen cancerogen und außerdem zu schwer zu bekommen, um es für sowas zu benutzen – aber ich glaube nicht, dass das stylische Orange auf Holz bleibt? Wobei … möglicherweise, wenn man das Holz zunächst mit einer Chlorlösung bleicht ….

Gut, Dichromat ist unpraktikabel, Permanganat ist hässlich – aber mir stellt sich gerade die Frage, wie es mit diesem Eisenacetat auf z.B. chlorgebleichtem Holz aussehen würde?

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Drako292
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Drako292 » 24.07.2014, 18:59

Ich schätze das es bei gebleichtem Holz grau wird. Eisenacetat reagiert mit den Gerbstoffen im Holz. Je mehr Gerbstoffe vorhanden sind umso dunkler bzw. Intensiver wird die Beizung. Deshalb wird Robinie ohne Vorbehandlung schwarz. Ich habe auf Manau ein Dunkelbrau erziehlt. Bei Hasel war es beim ersten Anstrich Grau , beim zweiten Dunkelbraun. Kann auch ein wenig an die Vorhandene Menge Eisen im Acetat liegen.

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shokunin
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von shokunin » 25.07.2014, 10:02

Ich denke auch bleichen zerstört mitunter tatsächlich genau die Stoffe im Holz, die man hernach dann evtl färben will...
Holz wird schon gelegentlich zurück gebleicht, wenn es fleckig ist, um es dann auf eine einheitliche Farbe beizen zu können. Meist nimmt man da Peroxid und dann aber Pigmentbeizen dazu oder drüber.
Muss man probieren, wird aber sicher auch von Stück zu Stück variieren.
Chlor ist sehr aggressiv, Peroxid ist evtl besser. Wasserstoffperoxid in 3%iger Potenz gibt es im Drogeriemarkt. Das ist das Zeug, das man nimmt um Wunden zu reinigen. Konzentriertes Wasserstoffperoxid gibt es in der Apotheke, ist aber auch nicht ungefährlich...

Zur Dichromat Farbe und allgemein...

Chromsalze (wie auch Kupfer) verführen durch ihre Farbe zu der Annahme, dass sie als "Farbe" funktionieren...
Viele tun es nicht - und viele davon sind giftig - auch die von Kupfer.

Man muss sich von der Idee trennen, dass buntes Salz buntes Holz macht.

Gibt man einen Tropfen Tinte in 1 Liter Wasser, dann wird das Wasser zwar blau, schreiben kann man mit der Lösung aber nicht mehr wirklich. Ähnlich ist es mit vielen bunten Salzen, die sind als Lösung farbig, als dünner Film - z.B. zwischen zwei Glasplatten gepresst - kaum mehr als farbig wahr zu nehmen. Solche Salze färben bestenfalls wenn man eine regelrechte Salzkruste aufträgt.

Der zweite Punkt ist der: viele dieser Salze sind nicht stabil, drum reagieren sie ja so stark. Sie sind begierig Reaktionen einzugehen durch die sie stabiler werden. Die Färbung entsteht hier nicht durch einen Farbstoff, der da halt auf der Oberfläche sitzt, sondern durch eine Reaktion mit dem Untergrund. Die Farbe der Ausgansstoffe ist nicht wirklich relevant, denn die Ausgansstoffe existieren hernach nicht mehr.

Chrom ist da evtl ein guter Kandidat als Beispiel... Chrom nimmt seinen Namen vom Griechischen Wort für Farbe - Chroma. Chromsalze gehen von Grün bis blau, rot, orange, gelb, lila... der ganze Regenbogen ist in Chrom möglich. Manche davon sind als Pigment tauglich - grünes Chromdioxid z.B. (habe ich hier als Poliepaste für harte Metalle). Das Zeug ist sehr stabil, ungiftig, wasserfest,.... Die Mehrheit dieser Salze ist nicht stabil - die will reagieren... Sobald die mit anderen Stoffen in Kontakt kommen sind sie weg und es bilden sich neue Stoffe - die haben dann mitunter auch andere Farben. Kaliumdichromat reagiert z.B. im sauren Milieu mit Wasserstoffperoxid - die Verbindung ist blau, zerfällt aber dann mit der Zeit spontan zu einer die grün oder auch violett sein kann... Welche Farbe ensteht nun durch Chrom auf Holz wenn es blau, grün, orange, lila, rot sein kann...? Gar keine, denn es ist der Sauerstoff im Dichromat, der hier relevant ist, der oxidiert das Holz.

Wir mischen hier nicht Farben... orange und braun ergibt... wir zersetzen Stoffe... und bilden neue.
Bei Eisen mit Gerbsäure ist dieser neue Stoff eben schwarz in Farbe. Das hat aber nix mit der Farbe der Ausgansstoffe zu tun.
Bei Kaliumpermanganat und Dichromat ist es ähnlich.

Prinzipiell ist der Effekt von Kaliumpermanganat / Kaliumdichromat der, dass es das Holz oxidiert. Es passiert das, was sonst auch an der Luft passiert - nur halt sehr viel schneller. In der Regel werden Hölzer dadurch einfach dunkler.
Bei manchen Hölzern geht mit Permanganat mehr, bei anderen mit Dichromat. Als groben Anhaltspunkt kann man sagen: das Holz wird aussehen als wäre es hundert Jahre alt... also nicht orange, blau oder lila, sondern eben dunkler, oft mit Rosttönen,... hängt aber davon ab was im Holz drin ist... Gerbsäure, Zucker,...

Wenn man sich die Arbeiten hier im Link ansieht http://contemporarymakers.blogspot.de/ (eines meiner All-Time-Lieblingsblogs - in USA gibt es ein paar wirklich sagenhaft talentierte Leute) dann sieht man sehr viele dieser "gealterten" Oberflächen.

Das sind typische Effekte von Permanganat, Dichromat, oft auch Salpetersäure...
Der Effekt wird oft in Lagen aufgebaut mit selektivem Abrubbeln zwischendrin um eine Farbtiefe zu bekommen die der eines Langjährigen Gebrauches gleichkommt. Finish ist oft Schellack-Leinöl o. Ä. Das vertieft das ganze noch.

Man kann sehr ähnliche Effekte mit ganz oridinären Pigmentbeizen auch bekommen. Ich nehme zu 99% die Spiritusbeizen von Clou. Die sind unter einander mischbar, man kann auch in Lagen aufbauen,... und sie sind harmlos.
Diese Beizen wirken wirklich als Farbe. Sie reagieren nicht mit dem Holz, sie werden nur aufgesogen und lagern sich ein - so wie man Tinte auf Papier malt.

Für Farbeffekte oder buntes Holz ist das sehr viel sinnvoller als raktive Beizen.
Reaktive Beizen sind wirklich sinnvoll wenn man eine Patina will - gealtertes Holz - und wenn das auch beanspruchbar sein soll.
Und kaum eine davon (Eisenacetat mal ausgenommen und evtl Ammoniak) ist wirklich harmlos...

Gruss,
Mark
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Drako292
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Drako292 » 25.07.2014, 22:40

Hier mal meine jetzigen Testergebnisse.
Teilweise mit Tee Vorbeize und mit Leinöl Finish.
Habe noch mal kleine Tests gemacht mit Bleiche das Dunkelbraun schlägt in ein Rotbraun um. Und das Grün wird Braun.

P.S. Nachahmung auf eigene Gefahr es entstehen bei der Herstellung Gesundheitsschädliche Stoffe und Gase.
Dateianhänge
rps20140725_223349.jpg

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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Tontaube » 18.08.2014, 17:57

Habe eben auf der Suche nach Pflanzen, die grün färben, folgende Liste gefunden:
Natürliche Färbemittel für Holz aus Pflanzenfarben
Quelle:
Färberpflanzen
Hintergründe zu Färberpflanzen ( Färbepflanzen ) und Pflanzenfarben (Naturfarben) von Eberhard Prinz

Vielleicht gibt die Liste ja noch ein paar Anregungen zum Ausprobieren.

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Benedikt
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Benedikt » 18.08.2014, 19:00

Hi Tontaube!
Danke für den Link, sehr interessant :)
Walnussschalenbeize bin ich schon am Sammeln, ein Glück habe ich nen Walnussbaum im Garten :D
(Wobei der in ein paar Jahren wegkommen wird....steht im Weg....und Walnussholz ist hübsch >:) )
Gruß
Benedikt
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Zoffti » 18.08.2014, 20:19

Benedikt hat geschrieben:Hi Tontaube!
Danke für den Link, sehr interessant :)
Walnussschalenbeize bin ich schon am Sammeln, ein Glück habe ich nen Walnussbaum im Garten :D
Gruß
Benedikt


Uh, mach lieber was Rechtes aus dem Walnuss-Zeug - (Nix Schale abpulen- lass die milchreifen Nüsse mal schön drinne) - (fürn Bogen nimmste solange Billig-Wasserfarben - schwarz+braun geben den gleichen Effekt uffm Holz - schmecken aber überhaupt nicht :-\ )....
Grüne Nüsse dagegen.....mit so und so viel Schnaps, Zucker und Wasser....... :o lecker!!!!
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Benedikt » 19.08.2014, 16:38

So, bin gerade dabei, Wallnussbeize nach Rezept von meinem Opa(Tischler) zu machen, der mir leider nichts mehr beibringen kann :-\
Und er fänds bestimmt besser, wenn ich Berize statt Likör draus mache ;)
Morgen gibts dann Vorgehensweiße und Doku ;)
Gruß
Benedikt


P.S: Eins noch: Es stinkt gewaltig ;D
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Tontaube » 19.08.2014, 17:44

och, ich denke, er wäre sicherlich auch einem Gläschen Walnusslikör nicht abgeneigt gewesen - der ist nämlich echt lecker ;) aber das ist eindeutig OT - viel Erfolg mit der Beize!
:)

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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Zoffti » 19.08.2014, 17:54

Benedikt hat geschrieben: Beize statt Likör
stinkt gewaltig ;D


Er wollte es ja nicht anders.... ::)
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Zoffti » 19.08.2014, 18:37

@Tontaube
OT?? Vonwegen! Dat is Beize für Innen!!
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Spanmacher » 19.08.2014, 20:00

Benedikt hat geschrieben:
ein Glück habe ich nen Walnussbaum im Garten :D
(Wobei der in ein paar Jahren wegkommen wird....steht im Weg....und Walnussholz ist hübsch >:) )



Ich habe aus Walnuss einen eindrucksvollen Bogen hergestellt..........
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Spanmacher » 19.08.2014, 20:02

Wo Lena recht hat, hat sie recht.

Und in diesen Fällen kann Benedikt durchaus noch etwas dazulernen.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Benedikt » 19.08.2014, 20:07

Jajaja ist klar ihr Alkoholiker ;D
Um nochmal zu rekapitulieren, ich bin 14 :-*


@Spanmacher: Zeig doch mal :)
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Re: Beize selbst herstellen

Beitrag von Benedikt » 21.08.2014, 20:24

Also....

Wir machen Walnussbeize

Schritt 1
Walnüsse sammeln. Am besten im Spätsommer,, wenn noch die grüne Schale dran ist, welche auch mitverwertet wird, da sie ebenfalls reich an Farbstoffen ist. Ich habe so 20 Stück genommen.

Schritt 2
Die Walnüsse mehr oder minder gewaltfrei zerkleinern.
Gibt ne nette, duftente Pampe, die so aussieht:
Zerkleinern.jpg
Sehr appetitlich ;)


Schritt 3
Die Pampe zusammen mit Wasser in einen Topf geben(sollte alles unter Wasser stehen). Der Topf sollte am Bestem nicht mehr gebraucht werden, meiner ging zwar sehr leicht wieder sauber, aber ich garantiere für nichts ;D
Walnusssuppe.jpg
Walnussschalensuppe


Schritt 4
Das alles jetzt für 15 Minuten kochen lassen. Nicht wundern, wenn es dunkel wird, dat soll so ;)
Ach ja, wers auf dem Herd macht, ist selber schuld. Spritzt wie Sau ::)
Sieht dann so aus......
Kpochen.jpg


Dann alles 24h lang ziehen lassen.

Schritt 5
Nochmal aufkochen.
Wieder 24 h ziehen lassen.

Schritt 6
Ein letztes Mal aufkochen. Diesmal aber mindestens eine Stunde. Bei Bedarf Wasser nachfüllen, wir möchten die Walnüsse ja kochen, nicht rösten ;)

Schritt 6
Jetzt alles schön sieben, bzw. filitrieren.
Hab ich mit einem Stück Leinen, einem Eimer und ein paar Gummis gemacht.
Sieht so aus:
Filitrieren.jpg
Seltsames Gebilde.....

Nicht vergessen, auch die Brocken in das Tusch zu packen und ordentlich auszuwringen! Das gibt erst so richtig Farbe ;)

Schritt 7
Die dabei enstandene, hoffentlich klare und bröckchenfreie Flüssigkeit
Filitriert.jpg
Das mein ich :)

ist natürlich noch viel zu wässrig, also ab damit auf die Kochplatte und etwa 3/4 des Volumen verdampfen :)
Dadurch wird natürlich die Kontzentration des Farbstoffes erhöht und somit der Farbton intensiver.
Eindämpfen.jpg
Köchelköchel.....


Danach hat man eine Flüssigkeit, die doch sehr stark an Kaffee erinnert :D
Kontzentrat.jpg
Walnusskaffee


Schritt 8
Jetzt noch im Verhältnis 2 Konzentrat : 1 Weingeist(Hochprotzentiger Alkohol) alles mischen, damit der farbstoff schön tief ins Holz zieht.

Leider hat aber der Benedikt noch kein Weingeist, deshalb wirds noch etwas dauern, biss die Beize fertig und die Teststückchen fotograpiert und hier hochgeladen sind :)

Allerdings färbt es auch ohne Alkohol schon recht net braun, wenn auch noch etwas unintensiv ;D

Bis denne,

Macht Beize
Benedikt
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