Lacke aus Baumharzen

Hölzer, Kleber, etc.
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Rado
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Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Rado » 26.03.2007, 17:58

Hey Leuts,
wir(Bootsbaubetrieb) haben einen LKW-Hänger mit ca 8 Lärchenstämmen fürdiesn Römergaleerennachbau bekommen und da tropft Harz in Mengen herunter.
Ich las in der TBB1 daß man aus Baumharzen urtümliche Lacke herstellen kann, indem man sie in Alkohol auflöst und reinigt.
Nun hab ich ein paar Fragen:
Hat dashier irgendwer probiert?
Ich frag mich grad welche Hölzer überhaupt taugen.Nadelbaumharze sehen im Wald machmal weißlich, spröde aus,.Dagegen kann ich mich an einen Pflaumenbaum in meiner Kindheit erinnern, dessen Harz hart - zäh war und wie polierter Bernstein aussah.
Ist da was dran, oder kann man so gut wie alles verwenden?
Wie filtert man ihn am besten, mit möglichst wenig Verlust?
Gibt es eine Methode einen Baum "anzuzapfen", ohne ihn ernstlich zu schädigen?
Wie lange härtet das Zeug wenn es in dünner Schicht mit Alk aufgetragen wird?
Und zu guter letzt: Ist es wasserbeständig?Denn es war im Baum schließlich mit Wasser vermengt.
Hoff mir kann jemand mit ein paar Tips helfen.

Gruß
Rado
Zuletzt geändert von Rado am 26.03.2007, 18:00, insgesamt 1-mal geändert.

Charles
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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Charles » 26.03.2007, 20:05

Hallo Rado,

ich mache es so: Ich nehme irgendeine Dose und ein altes spitzes Messer und sammle beim Spazierengehen in den Wald Harz von allen möglichen Bäumen. Am besten sollte der Harz noch relativ weich sein. Denn ausgehärtetes altes bröseliges Harz kann sonst der Spiritus (Alkohol) nicht so gut auflösen. Außer man macht sich Mühe und zerkleinert den harten Harz mit einem Mörser.

Dann nehme ich ein Behälter mit großer Öffnung und dichtem Verschluß,  gebe ins Gefäß ungefähr eine gute handvoll Harz rein und fülle es mit Spiritus auf. So ein halber Liter sollte es schon sein. Regelmäßig schütteln ist wichtig, und nach ca. einem Monat hat sich der Harz vollständig aufgelöst. Nun nimmt man ein Trichter und Lacksieb oder Kaffeefilter und füllt die Flüssigkeit um. Fertig ist der Naturlack. Ich gebe meistens noch ein bisschen Blätterschellack dazu, dann ist der Lack perfekt.

Ich streiche mit diesem Lack meine Schäfte ein und einen Selfbow habe ich auch damit bestrichen. Gibt eine schöne harte Oberfläche und hält sogar Regengüsse ab.
Nach dem Pfeilziehen riecht es so gut nach Harz  ;D

Ach ja, nach Gebrauch den Pinsel mit Spiritus reinigen. 

Ausprobieren, es lohnt sich!


Charles
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Rado
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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Rado » 26.03.2007, 20:37

Jau, danke Charles!
Damit wäre für mich erstmal alles geklärt,
aber vieleicht hat sonst jemand noch Fragen?!
Gruß
Rado

PS:Ach ja, da wär noch was.
Was wäre, wenn ich keinen  Schellack hinzugieße, und ich ihn so "primitiv"  ließe?
Zuletzt geändert von Rado am 26.03.2007, 20:40, insgesamt 1-mal geändert.

Charles
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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Charles » 26.03.2007, 21:43

Rado hat geschrieben:
PS:Ach ja, da wär noch was.
Was wäre, wenn ich keinen  Schellack hinzugieße, und ich ihn so "primitiv"  ließe?


Ich sage es mal so: Der Schellack bringt den Glanz und der Harzlack pur ist so "seidenmattig"  ;D

Schönen Gruß

Charles
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Karl-Heinz

Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Karl-Heinz » 27.03.2007, 11:38

Ich habe einen Spiritus/Harz Lack, und die Oberfläche glänzt wie ein Spiegel. Hängt wahrscheinlich mit der Reinheit des HArzes zusammen. Im Künstlerbedarf kann man Kollophonium gut und recht preiswert kaufen.

K-H

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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von captainplanet » 29.03.2007, 20:47

Vielen Dank für diese interessante Anregung! Hab gerade Fichtenharzlack angesetzt. Allerdings habe ich entgegen Charles´ Rat nicht eine Hand voll genommen, sondern gleich die halbe Flasche angefüllt. Ich will ja sicher sein daß die Lösung am Ende gesättigt ist!
Bester Rindengrapscher von FC!!!

Stefan K
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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Stefan K » 30.03.2007, 07:35

Hat schon jemand eigene Erfahrungen mit Kolophonium ?

Bisher habe ich nur folgendes gefunden:
"In der Lackherstellung (Geigenlack) wurde es ersetzt, da das Material zu spröde ist und einen wenig widerstandsfähigen Lackfilm erzeugt."
(Quelle: Wikipedia)

Das Stimmt mich da irgendwie skeptisch...

Karl-Heinz

Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Karl-Heinz » 30.03.2007, 08:01

Stimmt nicht.


K-H

rainer.wa
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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von rainer.wa » 30.03.2007, 10:22

Hallo Rado
Bin selber ein verkappter Bootsbauer,habe vor einigen Jahren meinen alten Fischkutter renoviert,einen neuen Mast gebaut und ihn mit selbst gemachten Lack gestrichen.
Dazu nahm ich Harzbrocken,die kann man hier( auf Madeira)für cent Beträge kaufen,sehen aus wie Bernstein.Mit Leinsamenöl(ich glaube 1zu1,erinnere mich nicht mehr genau)auffüllen und erhitzen.Bei offeneFeuer aufpassen das die Flamme nicht überschlägt.Umrühren und noch heiss auftragen,das Holz saugt wie ein Schwamm,nach Möglichkeit in einem geschlossenem Raum sonst kleben nach 10 minuten die Bienen aus der ganzen Gegend darauf,muss irgendwas drin sein was die sehr mögen.Der Lack trocknet natürlich nicht so schnell wie der neumodische Kram,aber auf meinem Mast hat er 4 Jahre gehalten,wobei die Sonne selbst den teuersten Bootslack nach spätestens 2 Jahren zerstört hat.
Gruss
Rainer

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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Rado » 30.03.2007, 18:57

@rainer: Das klingt interessant.
Wie war die Oberfläche bei solch großem Werkstück und der Trocknungszeit?
Mein Bootslack hat bei offenem Fenster und winterlichen Temperaturen 2 Tage gebraucht und war natürlich pickelig vor lauter kleinen Staubpartikeln.
Hattest Du da keine Probleme?
Gruß
Rado

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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von captainplanet » 31.03.2007, 00:37

rainer.wa hat geschrieben:Dazu nahm ich Harzbrocken,die kann man hier( auf Madeira)für cent Beträge kaufen,sehen aus wie Bernstein.Mit Leinsamenöl(ich glaube 1zu1,erinnere mich nicht mehr genau)auffüllen und erhitzen.

Das ist sicher sehr gut. So wird auch Linoleum hergestellt, das muß auch einiges aushalten!

Spiritus löst übrigens viel mehr Harz als ich gedacht habe! Vor zwei Tagen hab ich eine Flasche bis über die Hälfte mit Harzbrocken aufgefüllt, dann mit Spiritus aufgegossen. Das Harz ist schon fast komplett aufgelöst!

Edit: Die Linoleummischung habe ich schon ausprobiert. Trocknet elendslange. Dauert bei uns noch viel länger als im sonnigen Süden. Ganz anders wird der Lack wenn man alle drei Komponenten, Spiritus, Harz und Leinöl, kombiniert: Es dauert immer noch fast eine Woche, aber es trocknet deutlich schneller. Diese Mischung ist während der Trocknung sehr klebrig, man kann den Bogen als Fliegenfänger verwenden.... ;D
Zuletzt geändert von captainplanet am 14.05.2007, 16:42, insgesamt 1-mal geändert.
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von graph zahl » 03.06.2007, 21:06

Ich scheu mich immer, neue Threads aufzumachen, deshalb meine Lack-Frage hier:
Ich würde gerne mal das Mittelteil meines Takedowns lackieren (ist nur gebeizt, denke ich). Wie mach ich`s/welchen Lack nehm ich, dass das Mittelteil nachher so schön glänzt wie die alten Bear- und Martinbögen (wer schonmal einen gesehen oder in der Hand gehalten hat, weiß, was ich meine).
Bring deine trivialen Angelegenheiten in Ordnung, dann kriegst du auch die gro?en Dinger in den Griff.

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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Domo » 07.06.2007, 14:58

@ Charles
Hi ich habe auf deinen Rat hin auch Harzlack aufgesetzt dabei habe ich Harz aus Kirschbäumen und Fichten genommen. Der Sririzus nimmt auch schon die Farbe gold- gelb an, kann ich da noch etwas Spiritus hinzufügen, und mit welcher Farbe ist er fertig. Zuletzt noch, wie lange braucht der Lack um auf dem Bogen zu trocknen??
MFG      Domo
Wie macht man sich einen Bogen??
Man nimmt ein St?ck Holz und schl?gt alles weg, was nicht wie ein Bogen aussieht.

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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Charles » 13.06.2007, 17:32

Hallo Domo,

die Farbe des Spirituslösungs ergibt sich durch die eingebrachte Harzmenge und -Sorte. Wenn ich einen hellen Lack möchte, löse ich den frisch gesammelten und unbehandelten Harz gleich in Spiritus auf. Will ich einen sehr dunklen Lack, dann koche ich das gesammelte Harz am offenen Feuer in einer Konservendose und rühre den Harz so lange um, bis es schwarz ist. Obacht bei der Arbeit, der Harz spritzt stark! Die Harzmasse lasse ich auskühlen, zerstoße ihn im Mörser und setze es in Spiritus an.  Fertig ist der dunkle Naturlack.

Je nach Harzlösung im Spiritus sind die Trocknungszeiten zwischen zehn Minuten bis hin zu einer Woche oder länger.


Harz bei Kirschbäumen? Echt? Noch nie gesehen sowas.  ???


Charles, der jetzt rausgeht in den Garten zum Kirschenbaum
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Re: Lacke aus Baumharzen

Beitrag von Brucky » 09.10.2009, 12:57

frage an die Selberpanscher ;D

ich habe eine knappe Hand voll getrocknetem, zerkeinertem Harz vom Mandelbaum
in Balsamterpentin eingelegt
das war vor ca. 4 Wochen nur da löst sich nichts auf - zumindest sieht man nix
ich habe Balsamterpentin  genommen, weil ich es da hatte
ist das normal das man die Kristalle noch sieht - werden die wirksamen Bestandteile herausgelöst und bleibt dann nur noch das "Gerüst" stehen?
Oder muß ich das Zeug entsorgen weil sich in BT. Harz nicht auflöst?
Oder war es nur das falsche Harz?

ratlose Grüße, Brucky
Das ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile

Aristoteles


Keine Ahnung..... aber davon jede Menge

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