Holzschäfte barreln, f. kurze Reflexbögen, meine Methode

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Windkanter
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Holzschäfte barreln, f. kurze Reflexbögen, meine Methode

Beitrag von Windkanter » 10.12.2020, 18:51

Hallo,

Hier meine Methode mit etwas background, klar ist: „Viele Wege führen nach Rom“ Ich schieße mit Daumentechnik und osman. Bogenformen, hier spielt vor allem das Gewicht und der Windwiderstand der Pfeile eine Rolle.

Hier im FC gibt es viele gute Darstellungen von Vorrichtungen und Einzelschritten. Die Prozess- Schritte sind deshalb meist kürzer beschrieben, bis auf einige Besonderheiten und das gezielte Arbeiten bezüglich Pfeilgewicht.

1) Pfeilgewichte, Federn, Spitzen, Schwerpunkt

Gewichte: Die Schäfte verlieren beim Barreln einiges an Gewicht, der Spineverlust ist geringer. Die Grain-per-pound-Min-Werte werden etwas unterschiedlich (je nach Hersteller) angegeben, für kurze Reflex-Glasfaser-Holz-Laminatbögen ab 7grp bis ca. 8,5grp, für professionell gebaute osman. Kompositbögen gibt A. Karpowicz (Osmanische Kompositbogen) Werte ab 5 grp an.
Kennt man die Gewichte von Federn, Nocks, Spitzen, Klebstoff, Lackierung sowie den Gewichtsverlust des Schafts beim Kürzen und Barreln, kann man gezielt auf einen konstanten grp-Wert hin arbeiten Die (32“) Rohschäfte werden dann gleich mit bestimmtem Gewicht gekauft.

Federn: Meine Meinung: die Reduzierung des Pfeilgewichts und des Zuggewichts bei heutigen Bögen relativ zu historischen Bögen sollte Hand in Hand gehen mit einer Reduzierung von Dicke, Gewicht, Steifigkeit und Windwiderstand der Feder. Ersatz von Truthahn durch Fasan, Taube, Huhn, Krähe etc. Imprägnierung mit Entenbürzelfett (Anglerbedarf, f. Fliegenfischen).

Spitzen: Ich verwende Scheibenspitzen (Klebespitzen, Innen-D 6,8mm) mit einem Gewicht von 1/7 des Pfeil-Gesamtgewichts, s. A.Swoboda / Bogenschießen mit dem Daumenring.

Schwerpunkt: Nach A.Swoboda / Bogenschießen mit dem Daumenring liegt der Schwerpunkt osman. Pfeile ca. 4,5cm vor der Pfeilmitte (Pfeillänge 27-29“). S. o.g. 1/7- Regel.

2) Einrichtungen zum Barreln

Hobellade (s. FC): Nach Vorversuchen mit einer Schleiflade Entscheid für Hobellade. Lehre: Pfeilspitze.

Einrichtung zum Glattschleifen (s. Foto): Dazu nehme ich 2 etwa quadratische Holzklötze mit ca. 10cm Kantenlange (D ca. 17-30mm), in einen der Klötze forme ich mehrere V-Nute (Flankenwinkel ca. 80-90°) in die der Schaft zu ca. 50% Tiefe hineinpasst. 60er Schmirgelpapier. Die beiden Klötze werden mit Gummis zusammengespannt und der Schaft im Nutbereich eingeschoben. Dann Akkuschrauber (um Schaftende Pappe oder Schlauchstück).

3) Ablauf

Schaftauswahl:
Dicke 11/32“. Niedrigere Zuggewichte Fichte (leichter), Zuggewichte > ca. 40# Kiefer, bei angepeiltem Pfeilgewicht von 7-8grp.
Ich lege Holztyp und Spine der Rohschäfte fest. Kleine Fehler (Astlöcher, Maserung etc.) im Mittenbereich sind tolerierbar, aussen absolut nicht.
Osmanische Pfeile, mit Daumentechnik geschossen, sind zwar weitgehend unabhängig vom statischen Spine, bei recht niedrigem Spine wird jedoch der ohnehin schon dünn gebarrelte Schaft weniger stabil. Ich wähle den zum Zuggewicht passenden Nennspine od. etwas mehr.
32“-Rohschaft-Gewicht für bestimmte grp: Die genaue Ziel-Gewichtsspanne (z.B. 0,5 g breit) muss man sich mit Versuchen + Statistik erarbeiten. Abschätzen kann man das im 1.Step mit Hilfe der bekannten Gewichte (Federn, Spitze, Nock, Klebstoff, Lack, Anspitzen Enden) + den Resultaten aus Abschnitt „Grobschleifen“. Hat man jeden Schaft gewichtsmäßig über den Prozess hinweg bis zum fertigen Pfeil verfolgt, bekommt man ausreichend Gewichtsdaten zur gezielteren Schaftauswahl.

Anzeichnen der Barrelbereiche:
Ich lasse das mittlere Drittel (bezogen auf den fertigen Pfeil !!) unbearbeitet. Gewichtserfassung für jeden Schaft wenn noch keine Erfahrungswerte vorliegen.

Hobeln mit Hobellade:
Die Enddicke ist dann erreicht, wenn die Längskanten am Schaft minimal über den Spitzenaussendurchmesser (Lehre) überstehen. Gewichtserfassung. Zeitbedarf je nach Übung 2-5 min., Schaftlänge ist noch 32“.

Grobschleifen (Klötzchenmethode, s. Foto): Meist reicht ein Durchgang. Kleine Gewichtskorrekturen dicht beim Mittenbereich möglich. Noch keine Statistik/Erfahrungswerte da: man opfert einen geschliffenen mitgelaufenen Ausschussschaft, schneidet auf Solllänge zu und wiegt die abgeschnittenen Enden. Dieses Endengewicht zieht man von den Gewichten der einzelnen geschliffenen Schäfte ab um herauszufinden, welcher gebarrelte 32“-Schaft noch eine Korrektur durch zusätzliches Schleifen benötigt. Hört sich kompliziert an, geht aber flott. Resultat: grobgeschliffene 32“ lange Schäfte mit Gewicht im Sollbereich. Zeitbedarf je nach Übung 2-3 min

Feinschleifen (von Hand): Längs, 180er bis 220er Schmirgelpapier. Gewichtsänderung gering.
Ablängen: Auf Schaft-Solllänge, feine Säge. Gewichtserfassung.

Lackieren: 1x dünn mit Läppchen. Parkettlack auf PU-Basis (hart, abriebfest), was für den „Normalbetrieb“ reicht. Bei stärkerem Regeneinsatz oder bei traditionsbewusstem Arbeiten nimmt man Leinöl oder eine Öl-Harzverkochung (s. A. Karpowicz) z.B. Harttrockenöl als Grundierung. Die Öle dringen tiefer ein, es wird mehr aufgesaugt > Lackierung wird schwerer. Glätten mit Stahlwolle (Baumarkt) , Schlusslackierung z.B. auch mit Läppchen.

Anspitzen der Schaftenden: Gewichtsverlust bei Kalkulation mit berücksichtigen.

4) Resultate aus meiner Methode

Wiegt man eine Anzahl 32“ -Rohschäfte durch, stellt man z.T. beträchtliche Gewichtsunterschiede fest, z.B. Kiefer, D= 11/32“, 40-45#, 17 Rohschäfte, Spanne 24,5 – 29,5g, Mittelwert 25,1g. Unterschiedliche Ursachen. Ausgleich dieser Unterschiede mit Barreln/Schleifen: besser nicht.

Hat man erst Gewichts-Erfahrungswerte , kann man abschätzen welche Schaftgewichte man für ein bestimmtes Pfeilgewicht kauft.

Der statische Spine nimmt um scheinbare ca. 5-6# ab (bei Barreln zu 29“-Schäften mit Endendurchmesser 6,8mm), gemessen bei der genormten Messlänge von 26“. Wobei je nach Pfeillänge die dünnen Enden über die Auflage der Messeinrichtung überstehen, was einen höheren Spine vortäuscht. Dynamischer Spine: weniger geändert.

Die Gewichtsabnahme vom 32“-Rohschaft zum gebarrelten Schaft ist je nach Holzsorte, Pfeillänge und Endendurchmesser unterschiedlich.
----Beispiel für Endendurchmesser 6,8mm:
Kiefer 11/32“ Länge 32“ 43 53# durchschnittliche Gewichte unlackiert: roh 25,4g, gebarrelt und abgelängt auf 72,2cm 17,3g.

Der Hauptaufwand ist das Finden von Erfahrungswerten, anfangs. Das Barreln, Schleifen und Wiegen benötigt nur ca. 5-10Min/ Pfeil mehr als die Pfeilherstellung aus einem Holzschaft mit Fixdurchmesser.

Grüße
Windkanter
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Vorrichtung Grobschleifen. Die Nuten habe ich mit eingeklebten/ genagelten angeschrägten Leisten erzeugt.

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