Speere für Atlatl

Alles zum Thema Pfeilbau.
Azawakh

Speere für Atlatl

Beitrag von Azawakh » 18.04.2016, 07:44

Hallo zusammen,

Ich habe mal wieder etwas gespeerschleudert und über praxistaugliches Speerbaumaterial sinniert. Ich möchte gern auf Bogensportmaterial zurückgreifen, da man so auch auf den Parcours gehen kann ohne Mecker zu riskieren.

Bisher getestet wurden Carbonschäfte, sind viel zu leicht. Bambus, zu steif und entsprechend dünner kaum in tauglicher Länge und Qualität zu bekommen. 12mm Kiefer aus dem Baumarkt, fliegt gut ist aber extrem variabel in Gewicht und Spine.

Lärche, Birke o.ä. wäre im Spine 90 zu bekommen und wenn man 23/64" nähme, könnte man z.B. den Tophat Adapter und normale Schraubspitzen verwenden und kein 3D Tier nähme Schaden. Die 12mm Kieferstäbe haben einen Spine von 100lbs plus/minus 20 und vom Gewicht her wären sie ebenfalls ähnlich. Hat mit solchem Material jemand Erfahrung?

Anasazi
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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Anasazi » 18.04.2016, 08:52

Man kann die Kiefernrundstäbe auch barreln... von10 oder 12mm in der Mitte auf 23/64 an den Enden.
Da passen dann 23/64 Spitzen vorne. Allerdings bricht 23/64 bei einer ordentlicheen Speermasse auch schnell - speziell beei normal langen Speeren und etwas schrägen Treffern.
Das Problem wird immer die Länge sein. Für präzises Werfen sind lange Speere (2000mm +) besser als kurze. Kurze Speere sind eher was für Weitwürfe.
Einzig die Inuit haben mit relativ kurzen Speeren erfolgreich gejagt (Speere von ca. 1200mm). Die Schleudern waren dementsprechend auch kurz und die Technik war auch sehr eigen (im Sitzen aus dem Kajak).

Pfeilschäfte mit 33" dürften immer noch zu kurz sein - aber probieren geht über studieren und wenn man die Schleudern auch verkürzt, könnte es sogar funktionieren..

Ich würde nach Bambus oder sogar festem Schilf (River Cane - wächst auch in Südfrankreich) suchen und dann bei Durchmessern um 10mm und Längen von ca. 1,2 - 1,6 m experimentieren.

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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von fatz » 18.04.2016, 08:59

Wenn du 3/8" Feldspitzen suchst schau mal bei pfeilschaft.de . Falls du irgendwo noch fettere und guenstige findest sag mir bescheid.

Wenn du Pfeile zu weit runtertaperst um eine (zu)kleine Spitze draufzumachen bricht der Schaft genau da leicht ab.
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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Azawakh » 18.04.2016, 09:27

Eben, deshalb ja die Idee Schäfte zu verwenden, die bereits den richtigen Durchmesser haben und nicht gebarrelt werden müssen. Meine 12mm Darts sind etwa 1,90m und fliegen gut, leider gibt es große Unterschiede in Spine und Gewicht. Das ist der ohnehin nicht großartigen Präzision natürlich abträglich, denke ich mir.

Ich probiere es einfach, habe mal eine Fuhre Lärche geordert. Zumindest das Problem der unterschiedlichen Darts lässt sich damit lösen und auch das der zu großen Löcher in 3D-Tieren. Stabilität.....wird sich zeigen....in der Hoffnung, dass ~10mm Lärche ähnlich viel aushält wie 12mm Baumarktkiefer.

Mit dem Adapter von Tophat lassen sich 5/16 Spitzen verwenden und auch 23/64" Spitzen, dann natürlich ohne Adapter, gibt es in ziemlich schwer, das sollte ausreichen. Bisher habe ich einfach angespitzte Buchenstäbe als Spitze benutzt, funktioniert.

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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von fatz » 18.04.2016, 10:15

Ich glaub nicht, dass 10mm Laerche den gleichen Spine wie 12mm Kiefer bringt. (3. Potenz und so....)

Ich hab neulich das Rundstabregal vom Obi nach Schaeften fuer meinen 77Pfuender durchsortiert und die 10mm Stangerl mitgenommen, die gerade waren, wenig auslaufende Ringe hatten und sich steif genug angefuehlt haben. Das Ergebnis war soweit OK. Der Spine war so um die 110# rum (+-10) und auch das Gewicht war von der Streuung her tolerabel. Wenn ich da noch mit dem Pfeilhobel drangeh krieg ich die alle gut zusammen.
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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Anasazi » 18.04.2016, 10:54

Wie bestimmt ihr denn den "richtigen" Spine von Speerschleuderspeeren?

Wie das Pfeilschäften geht, weiß ich, aber bei Speeren?? Ein normaler Spinetester mit 26" oder 28" Meßstrecke ist doch bei Speeren von 80" + Länge wohl nicht das richtige Meßinstrument, oder?

Wie stimmt ihr denn den Gegenpart - die Schleuder - auf den Spinewert ab? Längere Schleuder = mehr Spine, kürzere Schleuder = weniger Spine? Was gibt es da für Wissen und Erfahrungswerte?

Ich persönlich habe mit Baumarkt Fichte/Kiefer in 10 - 14mm Erfahrungen sowie mit Bambus um 10mm (-).
Bambus ist top. Hasel und Escheschößlinge gehen aber auch gut.
Den Spine habe ich noch nie gemessen, deswegen ja auch meine Fragen.
Einige der belgischen Topwerfer schwören auf Rivercane aus Südfrankreich. Ihre Speere sind aber auch ab 2,5m und länger.

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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Azawakh » 18.04.2016, 11:19

Ich habe den Spine analog zu Pfeilschäften gemessen, auch um vergleichen zu können. Das geht bei knapp 2 Meter langen Stäben natürlich nur sehr grob. Reicht aber um einen Näherungswert zu haben und halbwegs identische Speere zu haben. Eine Genauigkeit wie beim Bogenschießen erforderlich geht so nicht, ist aber m.E. auch nicht nötig.

Im Paleoplanet habe ich mal gelesen, dass man auf den aufrecht stehenden Speer drückt und dann anhand der Biegung "abschätzt" ob es passt, richtig verstanden habe ich das nicht und mir ist dieMethode auch zu vage.

Das Speerwerfen besteht ja im Grunde aus lauter Variablen: Abwurfkraft- und Geschwindigkeit, "Ankerpunkt", Ausrichtung des Darts im Verhältnis zum Ziel, Entfernung, Geländebeschaffenheit. Mit möglichst präzisen Speeren kann man zumindest eine dieser Variablen ausschalten. Dann nähert es sich dem Bogenschießen an, wo das Gelump immer hinterm Bogen steht....LOL

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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von fatz » 18.04.2016, 11:28

Ich kenn mich mit dem Speerzeug nicht aus, aber einen groesseren Spinetester zu bauen oder einfach mit mehr Gewicht (doppeltes Gewicht = doppelte Auslenkung) zu arbeiten sollte jetzt nicht das Problem sein. Die Probleme hast du auch, wenn du mal Pfeilschaefte mit +100# brauchst
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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Azawakh » 18.04.2016, 15:16

Der hohe Spine ist nicht das Problem, eher die Länge. Wenn man fertige Darts messen will, hängt hüben und drüben ein halber Meter des Schaftes über die Auflage und "zieht" die Mitte nach oben. Das verfälscht das Ergebnis. Aber wie schon geschrieben, es reicht aus, um eine Idee zu bekommen und für gleichmäßige Schäfte innerhalb eines Satzes auch.

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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von fatz » 18.04.2016, 16:01

Nein, das verfaelscht das Ergebnis nicht, da sich die Kraft durch die Enden ja nicht aendert (ausser die Enden liegen irgenwo auf). Du misst ja nur den Hoehenunterschied mit und ohne Gewicht. Mit dem langen Pruegel verschiebst du beide Messpunkte ein bissl nach oben. Der Abstand bleibt aber gleich.
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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Anasazi » 18.04.2016, 16:30

gleichmäßiges Gewicht und ein gleichmäßiges Schwingungsverhalten (Schaft in der Mitte greifen und dann schütteln) dürfte ein hinreichendes Auslesekriterium sein.

Der Spinewert beim Pfeil und dem zugehörigen Bogen hat was mit dem Griff bzw. dem "umsegeln" des Griffes zu tun. Ein Bogen mit Centercut ist viel spinewerttolerabler als ein Bogen mit breitem Griff....
Auch wird beim Pfeil der Spinewert senkrecht zur Nockebene (mit den Jahresringen) gemessen, da ein Pfeil ja um den Bogen herum schwänzelt... ein hin und her. Beim Speer hat man in diesem Sinne keine Nock, sondern eine kleine Mulde, so dass der Speer nicht in einer definierten Ausrichtung der Jahresringe geworfen wird, wie beim Pfeil, wo die Nocke die Ausrichtung vorgibt. Die Schwingung bei der Speerschleuder ist auch eher ein auf und ab und kein hin und her. Der Speer muss auch um nichts herum.
Mir erschließt sich die Problematik Spinewert und Auslese über Spinewert bei Speerschäften immer noch nicht. Kurz schütteln und dann beurteilen reicht meiner Meinung nach aus.

Gibt es hier denn irgendwen, der schon mal Turniere mit der Speerschleuder bestritten hat und uns von seinen Erfahrungen erzählt. Nächstes WE ist doch so eine prähistorische Veranstaltung in / bei Schlüchtern??
Ich persönlich habe das nie ernsthaft verfolgt und nur zum Spaß mit mäßigen Treffern agiert.
Zuletzt geändert von Anasazi am 19.04.2016, 10:24, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Anasazi » 18.04.2016, 16:37

Termin und Ort für das vorgenannte Turnier
Am 24. dürfte der Speerschleuderwettbewerb sein

23. und 24. April in Sinntal-Weiperz
„Spessartbogen-Bogenturnier“
Zuletzt geändert von Anasazi am 19.04.2016, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Azawakh » 18.04.2016, 17:03

Fatz, doch das tut es. In der Praxis liegen die Schäfte auf zwei 26" voneinander entfernten Punkten auf. Lege ich einen knapp 2m langen Speer drauf und hänge mein Gewicht in die Mitte, wirkt das nicht nur entgegen der Stabilität (=Spine) des Holzes. Es muss zusätzlich die links und rechts überhängende Masse der Speerspitze und -nocke angehoben werden.

Um Schäfte oder Pfeile untereinander vergleichen zu können ist das egal, das stimmt. Den tatsächlichen Spinewert kann man so aber nicht ermitteln, jedenfalls nicht genau.

@Anasazi
dass der Spine beim Atlatln weniger relevant als beim Bogenschießen ist, glaube ich auch. Aber denkst du nicht, dass ein "weicherer" Speer anders/höher/kürzer/weiter.... fliegt als ein steiferer? Und ein leichterer sich im Flugverhalten zu einem schwereren unterscheidet?
Wenn man nur so zum Spaß ein bisschen wirft, ist das alles ziemlich wurscht, da fliegt fast alles. Wenn man aber auf eine gewisse Präzision aus ist....

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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Anasazi » 18.04.2016, 18:26

Deswegen mache ich ja auch diesen Hin und her Schwingtest....
So habe ich mir dass von leuten zeigen lassen, die regelmäßig Turniere bestreiten und die so 90 - 120 Punkte von 150 möglichen Punkten auf den prähistorischen Turnieren werfen - ist in meinen Augen schon ganz präzise für ne Speerschleuder...

Bei einem Pfeilspinetester mist man den Spine in der Richtung in der später auch die Kraft wirkt. Bei nem Speer ist das anders bzw. die Kräfte wirken in andere Richtungen.....
Für den Speer ist es vielleicht noch interessant zu messen, ab welcher Kraft er biegt. Den Speer dazu auf ne Waage stellen und von oben den Speer auf die Waage drücken und schauen ab wieviel kg der Speer "biegt" - dass ist dann so ähnlich wie du es von dem paleoplanet Beispiel gepostet hast.

Ich würde nicht so viele Gedanken an das Testen von Schäften verschwenden, sondern einfach werfen...
Wie heißt es so schön: Nach den ersten 10.000 Würfen wirst du ruhiger.... ;)
Zuletzt geändert von Anasazi am 19.04.2016, 10:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Speere für Atlatl

Beitrag von Anasazi » 19.04.2016, 10:18

Ich glaube der Bruno Ballweg bietet Rohlinge für den Speerbau an - aus Tanne.
Wahrscheinlich kann er auch Spitzen empfehlen. Vielleicht hat er sonst auch noch Tips.

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