Spitzen selbermachen

Alles zum Thema Pfeilbau.
silvio
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Spitzen selbermachen

Beitrag von silvio » 12.12.2002, 17:20

Jetzt bin ich grad in Fahrt(Schäfte selbermachen), da überlege ich mir, auch die Spitzen selber zu machen. Wenn man einen 100er Nagel zu einem U biegt und mit einem Hammer flach klopft, mit einer Eisenfeile vorne einen Spitz reinfeilt, dürfte das doch eigentlich eine brauchbare flache Pfeilspitze ergeben. Muss ja nur reichen, um auf 30m auf einen mit Lumpen gefüllten Karton zu schiessen. Dann hätte ich bis auf die Federn und das Sehnengarn meine gesamte Bogenausrustung selbst gemacht.

Jonathan
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Spitzen selbermachen

Beitrag von Jonathan » 12.12.2002, 17:44

Damit kannst du dann aber nicht auf 3D tiere schiessen, da meckern dich alle zu, dass die Tiere zu schnell abgenutzt werden.
ich würds nicht machen.
felix qui potuit rerum cognoscere causas

gervase
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Spitzen selbermachen

Beitrag von gervase » 12.12.2002, 17:57

Geht zwar, aber das Material ist ziemlich weich und verformt sich schnell. wenn du da einmal auf holz kommst, kannst du die spitze vergessen. und das gewicht wird auch nie gleichmässig, das heisst, dass jeder pfeil einen anderen spine hat. ist sicher beim schiessen interessant
Verstehen kann man das Leben nur rueckw?aerts, aber leben muss man es vorwaerts....

PeLu
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Spitzen selbermachen

Beitrag von PeLu » 12.12.2002, 21:03

Die Federn wirst ja auch noch selber rupfen oder aufsammeln können.

Und für das Sehengarn wird sich auch noch was selbergemachtes finden.

Bei meinen Bambusbögen ist die Sehne ein Streifen Bambus.

@gerwase: Ich galub' es geht nicht um die perfekte Spitze als darum, dass alles selbst gemacht ist (das ist doch was nettes!)

Harbardr
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Beitrag von Harbardr » 12.12.2002, 21:28

hab da schon ein wenig Erfahrung bei "unserem" Schmied gesammelt, aber ganz so einfach ist's doch nicht.
Bei Spitzen mit Tülle (der Schmied sagt "Haus" dazu) liegt die Schwierigkeit darin, besagte Tülle zum einen zentrisch zur Spitze, zum anderen passend zum Schaft zu schmieden.
Hab bisher immer ganz eifachen Baustahl genommen, durch das Schmieden kohlt der Stahl etwas auf und bekommt so eine ausreichende Härte. Aber versuch mal eine 5° Tülle zu schmieden, ist ein Sch....Job.
Mit'ner Angel versehene Spitzen sind zwar leichter herzustellen. aber auch die muss zentrisch sein.
Die Wikinger hatten da so einiges mehr auf dem Kasten.

PeLu
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Beitrag von PeLu » 12.12.2002, 21:37

Deswegen hab' ich auch die Spitzen-in-Indien-machen-lass Idee wieder fallengelassen.

jaberwok

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Beitrag von jaberwok » 13.12.2002, 08:47

@Silvio Das mit dem Nagel funktioniert ganz gut. Natürlich kommt das von der Härte nicht an eine geschmiedete heran aber vielleicht kann man die Dinger ja nachträglich härten. (Ich hab dem Marty vorgestern ein foto von einem Pfeil geschickt an dem so eine Spitze dran ist vielleicht stellt es es ja mal hier rein...).

Zum Thema Härten: (bevor wieder einer schreit: 1. Ich hab keine Ahnung davon 2. Bitte ich das als Diskussionsgrundlage zu verstehen). Also angenommen man hat sich die Spitze gedengelt ist Sie ja durch das Kaltverformen/Verdichten  schon härter als vorher. Wenn man sie jetzt mit einem Brenner (Lötlampe o.ä.) rotglühend macht und danach in Öl oder Wasser (?) langsam abkühlt/härtet sollte das doch den gewünschten Erfolg bringen. - Ich denke einen Versuch ists Wert....

Grüsse Achim

gervase
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Beitrag von gervase » 13.12.2002, 08:56

@jaberwok:
metall wird durch kaltverformen nicht härter, eher weicher, weil die struktur gestört wird. härten erreichst du durch erhitzen und langsames abkühlen (öl ist besser als wasser), bei dem sich die moleküle zu einer gleichmässigen struktur anordnen können. allerdings sollte das metall nur bis in den bereich zwischen blau und dunkelrot erhitzt werden, nicht mehr rotglühend
Verstehen kann man das Leben nur rueckw?aerts, aber leben muss man es vorwaerts....

jaberwok

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Beitrag von jaberwok » 13.12.2002, 09:08

Aha das hört sich doch gut an ! Wer kann denn das mal ausprobieren ?

PeLu
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Beitrag von PeLu » 13.12.2002, 09:41

Ah, gervase war schneller .-)

Ein normaler Nagel ist ja höchstens St37  (weiss das wer genauer?), ich glaub ned, dass da mit dem Härten recht viel zu holen ist (aber es müsste reichen).

Und nachdem eine Pfeilspitze recht klein ist, kann man das schnell ausprobieren. Billige Baumarktlötlampe sollte reichen.

Und je nach Öl, isses dann auch etwas brüniert....

Eines ned vergessen: Umso hart umso spröd.

Ich glaub eigentlich ned, dass Spitzen für usnere Zwecke recht hart sein müssen. Wenns auf was Hartes geht (Felsen, Stahlkette) sind sowieso deformiert und bei den anderen 'Gegnern'  isses hübsch wurscht.

Juergen Becht
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Beitrag von Juergen Becht » 13.12.2002, 10:42

ein Nagel ist maximal St35 bis St30.

Das Problem besteht darin, das du :

a) durch das Kaltbiegen den Faserverlauf des Materials brichst, ein Nagel ist ja ein Ziehteil, und deshalb liegen die Moleküle faserartig zusammen.
b) der Nagel hat einfach nicht genug Kohlenstoff um 'hart' zu werden.

Um einen Stahl zu härten, muss er einen gewissen grad Kohlenstoff besitzen.
Andere Stoffe wie z.b. Chrom, Nickel bestimmen, ob es ein Öl, Wasser, oder Lufthärter ist.

Du könntest die Spitze hart kriegen, wenn du sie aufkohlst, d.h. du musst die Spitze in einer Art mit Kohlen gefüllter Box aufglühen.
Das hat jedoch den Nachteil, das nur die Oberfläche hart wird, nicht der Kern selbst.
Man würde jetzt sagen, das ist genau das was ich meine, nur die Oberflächenhärte liegt im tausendstel millimeter dickenbereich, der Rest bleibt halt Butterweich.
Das rechnet alles nicht den Aufwand.
Dann würde ich gleich von Anfang an einen Härtbaren Stahl verwenden.
Aber Achtung : wenn der Stahl zu hart (man spricht von Glashart) wird, ist die Spitze noch schneller hin.
Es gilt ein gesundes Mittelmass zwischen Hart & Flexibel zu finden.
bedenke, je härter die Spitze, desto mehr gibt sie an deinen Schaft weiter.

Meines Erachtens wären Spitzen mit 'schnellwechseloption' aus Aluminium das Ideale. Geht Sie auf einen Stein o.ä. ist Sie zwar kaputt, weil total demoliert, aber der Schaft wird bestimmt nicht brechen, weil die Spitze schon einiges der Energie abgebaut hat.
(ist natürlich nicht für Traditonalisten)

Infos über Stahlsorten findet wer Interesse hat unter :
http://www.stahl-online.de/glosar/glossar3.htm
http://www.tools-portal.com/de/werkstoffe/stahl_1.asp

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Beitrag von jknoell » 13.12.2002, 11:53

Also wenn man von Mittelalterlichen Spitzen ausgeht, ist die Verwendung von ST37 schon "besser wie original"
Im Mittelalter hatte man zwar auch schon recht gute Stähle, aber dies wurden bestimmt nicht für ein Verbrauchsgut wie Pfeilspitzen verwendet.
Wenn man ST37 verwendet, ist dies schon ein High-Tech-Material.
Zum Härten:
um einen Stahl durch Glühen und Abschrecken zu  härten, muss dieser einen Kohlenstoffgehalt von mindestens 0,5% haben (oder waren es 0,05?).
St37 hat aber "nur" 0,37 und ist somit durch diese Methode nicht härtbar.
Wie Jürgen Becht schon geschrieben hat, kann man die Oberfläche aufkohlen, aber dann muss man das schon mal locker über 12 Stunden machen um überhaupt etwas davon zu merken.

ST37 hat noch eine weniger gewünschte Eigenschaft....die Anfälligkeit für Rost.

Ich habe, was einfache Werkzeuge betrifft (und die Spitze ist ja ein solches) sehr gute Erfahrungen mit "Silberstahl" / c110 / vergleichbar ST110 gemacht.
(Kohlenstoffgehalt 1,1%)
Dieses Material lässt sich noch recht gut bearbeiten, ist in der Flamme(Aztylen/Sauerstoff > 1250°C) härtbar und muss nur Goldgelb bis Blau angelassen werden um nicht zu spröde zu sein und rosten tuts auch nicht so schnell.

Grundsätzlich gilt aber auch:
Wenn man als "Fachfremder" etwas tun möchte, für das Spezialisten jahrelange Erfahrung benötigen, darf man nicht gleich mit den besten Ergebnissen rechnen.

Mein Tip: wenn es sich ergibt, unterhaltet Euch mal mit Ulli Stehli.....dann wisst Ihr ganz schnell mehr über Stähle, welche Zeit welche Stahlqualitäten hervorgebracht hat und wie diese damals und huete gewonnen wurden. Von Ullis Wissen über Pfeilspitzen ganz zu schweigen

Sollte das Eine oder Andere nicht ganz richtig sein, freu ich mich darüber wenn mir jemand hilft mein Gedächtnis wieder auzufrischen ;-)
(habe mich 15 Jahre nicht mehr damit beschäftigt)

silvio
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Beitrag von silvio » 13.12.2002, 12:12

Na, da kennen sich einige ganz schön aus. Mir persönlich geht es gar nicht um Präzision, sondern darum, mit den allereinfachsten Mitteln einen halbwegs brauchbaren Pfeil komplet selbst zu bauen. Ich denke, die Pfeile in der Steinzeit waren auch nicht perfekt, die hatten keinen Spinetester und Drechselmaschinen, aber für die Jagd waren sie gut genug. Oder die Pfeile, die ich als Kind gebaut habe: ein frisch geschnittener Stecken samt Rinde, zusammengefaltetes Klebeband als Federn, mit dem Taschenmesser hinten eine Kerbe rein und vorne einen abgezwickten Nagel, fertig. Da haben wir auch auf 20m auf Bäume geschossen und die Dinger waren nicht mal schlecht.

Juergen Becht
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Beitrag von Juergen Becht » 13.12.2002, 13:28

Wenn die Pfeile vom Spine her passen, warum nicht ;-))

Nee, jetzt mal Schurz beiseite.
Versuchs doch mal mit Rohr, dessen Innendurchmesser (11/32 = 8,7 mm)
ungefähr zum Aussendurchmesser deines Schaftes passt, steck in das Rohr einen einen Dorn, und Schmiede das Rohr zu ner Bodkin aus, das geht recht gut.
Wenn du das ganze dann im Griff hast, kannst du ja auch andere Formen schmieden.
Ich hab mal einen Schmied gesehen, der Pfeilspitzen vielerlei Form auf diese Art gemacht hat. Aus Zollrohr hat er sogar Lanzenspitezn geschmiedet.

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Beitrag von silvio » 13.12.2002, 13:42

@Juergen Brecht
Das mit dem Rohr ist eine gute Idee. Aber wo bekommt man ein Rohr, dass genau 8,7 oder 9mm Innendurchmesser hat?

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