Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

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Harald (✝)
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Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von Harald (✝) » 30.08.2008, 12:00

Hallo Leute,

leider gibt es keine richtige" Built Along" Geschichte über den Pfeilbau.
Ich hielt es für nicht so wichtig, weil schon so viel darüber geschrieben wurde. Trotzdem versuche ich's mal.
Allerdings habe ich nur Bilder gemacht von der Ernte und den fertigen Pfeilen.

Also:
zuerst muß der Bambus geerntet werden. Zweijährige Halme der Sorte "Pseudosasa Jaonica" eignen sich am besten. Das ist Japanischer Pfeilbambus und wächst bei mir im Garten. Das Zeugs ist winterhart. Achtung es bilden sich starke Wurzeltriebe. Eine Rizomsperre ist da angebracht.
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Ich schneide die Stengel alle ab. Das Kleinzeug kommt in den Kompost.
Die Stengel so um 3 mm Durchmesser lege ich beiseite für die Herstellung von Minipfeilen.
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Für die richtigen Pfeile nehme ich alle Halme mit Durchmesser 7 - 10 mm.
Die werden dann auf Länge geschnitten und zwar da wo der Durchmesser sich am besten eignet. In meinem Fall bevorzuge ich 30" weil ich wohl 29" ausziehe.
Ich habe dann verschiedene Pfeilrohlinge.
Welche die von 7 auf 10 mm in der Dicke steigen
und welche die von 7 auf 8 mm steigen
Welche die von 8 auf 9 mm steigen oder fast durchgehend so etwa 8 - 9 mm sind.
Dann fängt das Richten an. Ich verwende die Heißluftpistole. Ich richte immer nur einen Teil des Schaftes und nehme dann den nächsten Pfeil. So geht das reihum bis alle Schäfte fast ganz gerade sind.
Dann liegen die Dinger in der Sonne oder regengeschützt zum Trocknen.
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Dabei verziehen sie sich wieder und werden anschließend wieder gerichtet. Die eventuellen Buckel an den Nodien mache ich gezielt warm um sie dann unter Druck und hin- und herrollen etwas zu egalisieren.
Man muß den Bambus so heiß machen, daß man ihn gerade noch für 3 Sekunden anfassen kann, dann ist er weich genug.
Ich benutze ein rundes Holz, mein Knie, manchmal auch die Tischkante oder ein Stück Holz mit nem Loch drin um die Schäfte zu biegen.
Wenn die Schäfte dann nicht mehr grün sind und wie trockener Bambus aussehen geht es weiter.
Dann klebe ich in alle Schäfte unten und oben, oder vorne und hinten einen 30mm langen Hartholzbolzen ein. Das Anpassen der Durchmesser für diese Bolzen ist eine scheiß langweilige Fummelei aber leider notwendig.
Ab dann ist es einfach. Anspitzen und Spitze aufkleben oder schrauben, ich bevorzuge Schraubspitzen. Nocke auch anspitzen und Noche aufkleben oder aber Selfnock einsägen, runden und glätten.
Jetzt wird er Schaft noch mal mit Smirgelpapier bearbeitet. Die an den Nodien befindlichen unansehnlichen Vertiefungen und Rillen egalisiere ich mit Epoxi. Danach noch mal alles schön beischleifen. Dann wird auch diese Stelle mehr oder weniger schön rund und das kommt der Aerodynamik des Pfeiles sehr zu Gute.
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Ich nenne das den Schaft "Schönen" (Macht man ja auch mit Wein, der wird auch geschönt, sonst isser ungenießbar)
Jetzt wir der Schaft lackiert. Ich benutze dafür "G4 von Voss Chemie". Damit lackiere ich auch meine Bögen. Ich benutze das Zeugs generell für alles wes ich vor Feuchtigkeit schützen will, auch Metall. Man könte damit sogar die Federn einpinseln. Die werden dann aber ähnlich wie mit Plastik überzogen.
(Muß ich, jetzt wo mir das gerade einfällt, unbedingt mal ausprobieren. Hat also was für sich wenn man eine Geschichte schreibt und die Fantasie ihre Blüten ntreibt)
Ja, und jetzt Federn aufkleben, an beiden Enden wickeln, bei Selfnocks auch die Nockwicklung anbringen, und die Wicklung wieder lackieren oder mit wasserfestem Holzleim imprägnieren.
Ich wiege dann noch die fertigen Pfeile und schreibe das Gewicht drauf.
Ich habe bei der Tour 12 Pfeile mit geklebter Stahl-Feldspitze(100grn) und Plastiknocke gebaut,
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und 6 Sück mit Mesing-Bulletspitze(125grn) und Selfnock und 6 Stük mit geschraubter Stahl-Feldspitze(125grn)
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Fertsch. Alle ins Kill. Meine Erfolgsquote liegt bei 10 m bei 25 - 30 %. Ich muß noch viiiiieeel üben.
Zuletzt geändert von Harald (✝) am 30.08.2008, 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
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walta
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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von walta » 30.08.2008, 15:04

und gleich ein paar fragen hinterher:
rizomsperre: ich hab ein blumenbeet mit einer begrenzung aus beton. ca 5 cm dick und ca 30-50 cm tief. ist sowas als rizomsperre ausreichend? wenn ich bambus anpflanze und das ding breitet sich im garten aus hab ich grösstmögliches ungemach mit meiner frau.
hast du mal probiert den bambus beim trocknen zu bündeln? vielleicht verbiegt er sich dann weniger.

ein paar gedankenansätze:
als spitze verwende ich die pfeilspitzen für alus (wo man normalerweise inserts braucht). der bambus wird passend aufgebort, etwas epoxy reingiessen und die spitze reinschrauben. die spitze muss sich leicht reinschrauben lassen beim ausprobieren sonst spaltet sich der bambus. mit hanf und epoxy umwickeln.
ich hab auch schon eine gewindestange reingeschraubt und aus zwei-komponenten knetmasse die spitze geformt.

den selfnock mach ich direkt hinter einer nodie ohne holzeinsatz - hält wunderbar.

die federn fixiere ich zuerst mit zahnspangengummiringe und wickle sie durchgehend. ich hab bis jetzt noch keinen kleber gefunden der auf der wachsschicht gut hält (kleber für fahrradschlauch soll anscheinend gehen).

grüsse
walta
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Harald (✝)
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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von Harald (✝) » 31.08.2008, 20:45

Der Betonring mit 50 cm Tiefe müsste reichen. Ich habe mal an den Seitentrieben gezogen, die waren etwa 5-10 cm tief und nach unten fein verwurzelt. Außerdem kann man das ja im Notfall auch mir 'nem Spaten wegstechen und anderen Pfeilbauern schenken. ;D
An die Verwendung von diesen Einschraubspitzen habe ich auch schon mal gedacht. Muß ich mich mal näher mit beschäftigen. An Stelle von Hanfwicklung würde ich Kunstfasergarn nehmen, sieht sauberer aus. Ich bin nicht unbedingt der "A" Freak. Bei geschmiedeten Spitzen passt es ja.
Ich scleife den Bambus mit Schmirgelpapier, Korn 80, an. Dann bekommt der Schaft eine Schutzlackierung, weil an den Nodien ist keine Wachsschicht.
Federn Klebe ich dann mit "Pattex Extrem Repair". das hät und zusätzlich wickel ich den Anfang und das Ende der Federn noch mal und fixiere die Wicklung mit Weißleim oder noch besser mit dem Schutzlack.
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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von kra » 31.08.2008, 21:43

Bei den Einsatzspitzen muß man unbedingt abwickeln. Es sieht zwar ohne toll aus, hält aber nicht lange. Eigene Erfahrung.

Was auch geht sind konische Schraubspitzen an einer Stelle, an der der BAmbus etwas Dicker als die Spitzen sind. Schaschlikspieß (auch Bambus  ;D) einkleben und dann anspitzen. Spitze heiß aufdrehen, verschleifen.

In einem Forum habe ich einen Tipp gelkesen: Zum Begradigen ein Dampfbügeleisen verwenden...
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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benz

Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von benz » 01.09.2008, 12:12

in TB Nr. 44 Seite 36 schreibt Angelika über ihren Besuch beim japanischen Pfeilmacher Takahashi:

"bei zu großer Hitze wird der Bambus schnell dunkelbraun geröstet, hart und spröde"

Auf Deinen Bildern, sowie auch bei meinen ersten Versuchen des Richtens, verfärbten sich die Schäfte an den Nodien braun.

Hat jemand die Erfahrung gemacht, dass sich das negativ auswirkt?


Und noch als Ergfänzung:

Herr Takahashi erwärmt die Schäfte einmal ganz, um austretendes Wachs und Verunreinigungen zu entfernen.

lG benzi

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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von kra » 01.09.2008, 12:32

Bisher habe ich immer mit der Heißluftpistole erwärmt und i.d.Regel braune Stellen bekommen. Teilweise habe ich auch die ganzen Schäfte "gebräunt".

Probleme - ja, wenn die Schäfte brachen, waren es sehr "kurzfaserige" Brüche, nicht mit so langen Spreisseln, wie man es von hellem Bambus kennt. Von daher stimmt das schon.

Ob die Stabilität dadurch nachhaltig beeinträchtigt wird - im Prinzip wohl auch, allerdings sind die Schäfte immer noch erheblich stabiler als Zedern- oder Kiefernschäfte..
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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von Snake-Jo » 01.09.2008, 13:16

@Harald: Gute Anleitung, mach ich im Prinzip auch so, nehme aber zum Erwärmen eine Spiritusflamme.
Von Insertspitzen und aufgeklebten Plastiknocken kann ich nur abraten. Die Plastiknocken fliegen aufgrund starker Vibrationen beim Aufschlag (ein Phänomen bei Bambus) schnell mal weg und die Insertspitzen sind sehr aufwändig (s. Kra).

Was das "Sprödewerden" angeht: Ja, das ist ein Problem, man muss da ein Mittelmaß finden zwischen Biegsamkeit durch Erwärmen und ein Zuviel und damit ein Sprödewerden.

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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von walta » 01.09.2008, 18:38

meine bambus sind anfangs auch braun geworden. mit der zeit hat man das in griff. bei mir hilft ständiges drehen des pfeils - wurde so hier im forum mal beschrieben. zum heissmachen soll sogar ein teelicht funktionieren.

insertspitzen find ich überhaupt nicht aufwendig - aber das ist halt meine meinung (die blöden federn machen mir mehr schwierigkeiten :-)

gekaufte bambusschäfte sind sauteuer weil es eine menge handarbeit ist die dinger grade zu kriegen - dafür halten sie gar mächtig. bis heute ist mir erst ein einziger pfeil direkt hinter der spitze abgebrochen und das auch nur weil das rohmaterial nicht das beste war.

in den bauanleitungen werden übrigens das herstellen von bambusschäften beschrieben.

grüsse
walta
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bambusfan :-)

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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von Ravenheart » 01.09.2008, 19:59

Weil's hier thematisch grad herpasst:

Ich habe bei Bambus bisher schon öfter den Eindruck gehabt, dass die schönen Begradigungen sich manchmal (oft nur an bestimmten Stellen, dafür da aber penetrant!) immer wieder krumm biegen - einfach durch Herumstehen!

Kann das jemand bestätigen? Gibt's nen Trick/Tipp?

So hatte ich vor'm Urlaub 2 Schäfte (Neubau) richtig perfekt gerade gerichtet. Einige Tage blieben die auch so.
Nach dem Urlaub aber, (sie waren nicht mit!), waren die wieder bös "aus der Linie"...
:'(

Rabe

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walta
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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von walta » 01.09.2008, 20:33

ja - gibts manchmal. bei mir meistens nur ein bischen verbogen und schnell wieder gerichtet.

wahrscheinlich waren sie beleidigt das du sie nicht mit in den urlaub genommen hast.

grüsse
walta
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der derzeit nur mit bambus schiesst :-)

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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von gervase » 02.09.2008, 09:42

gekaufte bambusschäfte sind sauteuer weil es eine menge handarbeit ist die dinger grade zu kriegen

kommt auf den Lieferanten an.  Ich bezieh die in grösseren Mengen günstig aus China, da lohnt sich der Aufwand des Selbermachens nicht mehr.
Verstehen kann man das Leben nur rueckw?aerts, aber leben muss man es vorwaerts....

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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von Snake-Jo » 02.09.2008, 10:23

@Rabe:Beim Richten passiert ja folgendes: Die gewachsene Faser wird mit Gewalt gedehnt/ gestaucht. Durch die Hitzeeinwirkung wird die Wachsschicht zerstört, das Bambusmaterial offenporiger und feuchteanfälliger. Tritt nun Luftfeuchtigkeit an die behandelte Stelle, streckt sich die malträtierte Faser wieder ein wenig, der Schaft geht ein Stück in die Ausgangslage zurück. Abhilfe: Zwei- bis dreimal richten, sofort lackieren.

benz

Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von benz » 02.09.2008, 13:34

benz hat geschrieben:in TB Nr. 44 Seite 36 schreibt Angelika über ihren Besuch beim japanischen Pfeilmacher Takahashi:

Herr Takahashi erwärmt die Schäfte einmal ganz, um austretendes Wachs und Verunreinigungen zu entfernen.

lG benzi


ich könnte mir vorstellen, dass dieses Erwärmen auf voller Länge dem nachträglichen "Verbiegen" entgegenwirkt. Außerdem zieht her Takahashi die Wachsschicht komplett ab, so entsteht kein "Ungleichgewicht" zwischen den gerichteten und den restlichen Stellen.

lG benzi

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Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von walta » 02.09.2008, 18:43

@gervase: besteht ev die möglichkeit das du eine bezugsquelle bekannt gibst? bzw. wieviel ist günstig?

danke
walta
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der kein geld hat :-)

Panthertatze_alt

Re: Wie ich meine Bambuspfeile herstelle

Beitrag von Panthertatze_alt » 02.09.2008, 21:18

Hallo Leute
Erst einmal Stell ich mich kurz vor: Bin 36 Jahre alt und komme aus der obersten Ecke von NRW.Ich schiesse seit ca. einem Jahr intensiv einen einen Bogen, den mie mein Bruder geschenkt hat. 38 lbs bei 28" Auszug auf den Fingern.
Bei uns im GArten wächs auch Bambus und der Gedanke, diese in Pfeile zu verwandeln juckt mir in den Fingern.
Mein gedanke: die Schäfte auf den Grill zwischen den Steaks und Würstchen. Dann die Wärme nutzen und als Nebenwirkung gibs Fleisch.(Zu Nebenwirkungen fragen Sie IhreM Bogenbauer)
MfG Löwenherz

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