Pfeilspitzen gießen

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Pfeilharry
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Pfeilspitzen gießen

Beitrag von Pfeilharry » 18.09.2011, 11:39

Hallo Leute!
Ich habe überlegt mir Pfeilspitzen selber zumachen.
Da ich es mit schmieden nich so habe und das materieal z.B. Amboss,Schmiedehammer, Schmiedeofen usw. nicht besitze wollte ich fragen kann man sich Pfeilspitzen giessen?
Und wenn ja wie?
Eine Esse oder einen Hochofen besitze ich nich.
Könnte man mit einem Gasbrenner vom Camping deartige Temperaturen erreichen?
Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Gruss Harry!

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captainplanet
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von captainplanet » 18.09.2011, 11:49

Es hat hier mal jemand Pfeilspitzen aus Blei hergestellt und behauptet, daß die ganz gut gingen. Ich vermute aber, daß derjenige eine andere Vorstellung von "ganz gut" hatte als ich....
Stahl kannst Du privat nicht gießen. Vergiß es ganz schnell. Bronze geht mit erheblichem Aufwand. Alles darunter schmelzende ist imho für Pfeilspitzen, die das Prädikat "vernünftig" verdienen, völlig ungeeignet.

Was möchtest Du denn für Spitzen? Man kann Klingenspitzen sehr gut aus alten Sägeblättern ausschneiden.

Scheibenspitzen kauf Dir einfach. Sie sind spottbillig und viel gleichmäßiger - was bei Scheibenpfeilen, die ja alle möglichst gleich sein sollen ja auch nicht ganz unwesentlich ist -, als Du sie je herstellen könntest.
Obwohl ich mich auch nicht immer an diesen Rat gehalten habe: Dornspitzen ;D

Lg Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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Heimwerker
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von Heimwerker » 18.09.2011, 11:52

Hallo Harry,
an was für ein Material dachtest Du denn?
Mit einem Campinggasbrenner wirst Du nur Blei oder Zinn gießen können, das wird aber als Spitzenmaterial nichts taugen.
Bau Dir doch eine Esse, das ist nicht so schwer. Eine kurze Anleitung gibt es hier:
http://www.landsknechtsrotte.de/portal/esse.html
Mit dem entsprechende Schmelztiegel konnte mann damit dann auch Messing schmelzen und daraus Spitzen gießen.

Ich denke aber auch das sich das ganze unter dem Strich finanziell nicht lohnt und es einfacher und billige ist fertige Spitzen zu kaufen. Wenn Du aber Spaß dran hast ist es natürlich OK ;)

Gruß
Kai
Roteiche Selfbow 178cm 55# @ 28''

Pfeilharry
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von Pfeilharry » 18.09.2011, 12:13

Danke für eure Antworten!

Nee klar kann ich mir welche kaufen aber das sollte einfach mal ein spaßiges experiment werden.
Ich habe mir auch mal Bleispitzen gegossen.
Von der optik her waren die top aber ihr wisst ja Blei ist ein sehr weiches Metall.
Aber meine Frage richtete sich auch nicht dierekt nur auf Pfeilspitzen.
Ich wollte mir mal eine Armbrust bauen und solche kleinteile wie die Nuß z.B. gießen.
Aber aus euren Antworten ist ja nicht schwer zu schlussfolgern dass das nicht geht.
Wie könnte man eigentlich Metall so erhitzen das man es mit einem hammer leicht verformen kann?
Eine Esse will ich mir ehrlich gesagt nich bauen da mir der auffwand viel zu gross erscheint.

menix
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von menix » 18.09.2011, 12:54

Kauf dir Gas- und Sauerstoff Flaschen mit Brenner (Stichwort Autogenschweissgerät)
Gibts hobbymäßig im Baumarkt oder Ebay
Damit kannst du alles schmelzen und glühend machen was du willst.
Sogar Eisen schmelzen und giessen

Broken Arrow
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von Broken Arrow » 18.09.2011, 13:12

Hi

Der der die Spitzen gegossen hat war wohl ich.

Bei dem Material handelt es sich um Zamak (Aluminium und Zink, Eisen und Magnesium).
Die Legierung lässt sich bei 350-400 °C problemlos in Sand oder in Kokillen giessen.
Das Material ist sehr hart.
Ich selbst schiesse die so hergestellten Bodkins schon Jahrelang.

Ich giesse dies Spitzen und Plaketten regelmässig in NB und verteile diese dann.

Auf meiner HP kannst Du ein paar Bilder selbiger betrachten.

@Pfeilharry
Für die Portoerstattung oder ein adäquates Tauschgeschäft kann ich dir ein paar schicken.

(bitte PN)

Spitze Grüsse
BA

Pfeilharry
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von Pfeilharry » 18.09.2011, 13:22

Danke!
Könntest du mir ein Bild schicken und einen Preis vorschlagen?

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eddytwobows
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von eddytwobows » 18.09.2011, 13:30

Moin moin, Hr. Pfeilharry... ;)
Pfeilharry hat geschrieben:.../...
Wie könnte man eigentlich Metall so erhitzen das man es mit einem hammer leicht verformen kann?
Eine Esse will ich mir ehrlich gesagt nich bauen da mir der auffwand viel zu gross erscheint.


Aaalso, für beide Aktionen (gießen od. Schmieden) brauchst Du def. einen oder zwei Blasebalge und ein Stück, bzw. zwei Stck. Rohr von mind. 50cm länge und 2 1/2 - 3cm Durchmesser.

Es würde auch theoretisch zum Schmieden ein stabiler ( !! ) Grill und eine Heißluftpistole gehen, ist aber nicht so das dolle...

Ansonsten, einfach eine kleine, Kreisförmige Grube (so um die 30cm Durchmesser und 10- 15cm tief ) ausstechen, die Rohre in einem flachen Winkel schräg vom Grund der Grube nach oben verlegen, mit Hobelspänen und Holzkohle auffüllen, anzünden und mit den Balgen oder Heißluftpistole(n) Luft reingepumpt, bis Du Schmiede-bzw. Schmelztemperatur erreicht hast und dann los...

Zum Schmelzen brauchst Du natürlich noch einen entsprechenden Tiegel (aus Ton z.B.) und eine passende Tiegelzange, ansonsten brauchst Du damit gar nicht erst anfangen... ach ja, und dann wäre da noch die Frage nach der Form (verlorene Form, wiederverwendbare Form, Formsand im Formkasten...?) und natürlich die Positivform, bzw. das Urstück...

Das baut man üblicherweise vorweg aus Wachs, bettet das Wachsmodell mit Eingußtrichter (auch aus Wachs) in Gips, schmilzt das Wachs heraus und gießt dann die (verlorene)Form mit Zinn aus... büschen nachpolieren und anpaßen, fertig... oder man überspringt diesen Schritt und bettet das Wachsmodell gleich in eine Tonform ein, um es anschließend gleich mit dem Endmaterial zu gießen...
Also, Du siehst, auch wenn man es nur "mal eben schnell zum Ausprobieren" machen will, es ist gar nicht mal sooo viel Aufwand zu betreiben und Schwierigkeiten zu überwinden... ;)

Ich würde Dir z.B. für Deine Pfeilspitzen zu nichts weicherem raten als Bronze, obwohl Zinnspitzen auch gehen würden, Sie müßen halt nur entsprechend massiv und schwer sein (nicht unter 250gr.) und man sollte damit auch wohl auf nichts härteres als einen Strohballen schießen...

Bei den Armbrustteilen weiß ich es nicht... Vermutlich würde Bronze gehen, aber wir haben hier genug Armbrustexperten, die Dir dazu def. genauere und handfestere Auskunft geben können...

Viel Spaß beim experimentieren und machen
LG
etb

texas92
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von texas92 » 18.09.2011, 13:50

hi..
ich hätte da auch einen vorschlag:

thermit!

funktioniert sogar ;D
da ich mich gerne pyrotechnisch "engagiere" >:) weis ich das..

du musst Eisen(III)-oxid (gibts in der apotheke) und aluminium im verhältnis von etwa 9:1 mischen

das gemisch lässt sich mit wunderkerzen zünden und verbrennt mit über 3000°C also: EXTREME VORSICHT!!!
http://de.wikipedia.org/wiki/Thermitverfahren

auf einem autodach schmilzt es sich bis zur straße durch und verbrennt auch noch den asphalt und es is UNLÖSCHBAR (weil zu heiß) (evtl. mit sand; aber zu gefährlich um näher hin zu gehen)

als endprodukt entsteht reines Eisen (in flüssiger Form logischerweise :P )
wenn du also eine art pfanne (ton-blumentopf o.ä.) mit auslaufkanal baust kannst du das flüssige metall in deine gussform für spitzen leiten. Selbst schon probiert (leider keine fotos :-[ )

bei bedarf lassen die sich dann auch noch härten/ausschmieden u.s.w.
ich habe meine blank verwendet und sie hielten gut. habe alle verkauft; also kann ich nicht mal von den spitzen fotos liefern :-\
YIIIIIIIEEHAAA!! :-)

Broken Arrow
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von Broken Arrow » 18.09.2011, 14:16

Hi

Bitte Finger weg von irgendwelchen Gipsformen oder andere Suizidmechanismen.

Ich selbst bin Giessereimeister und habe in den letzten 33 Jahren genug brennende Menschen und verlorene Augen... gesehen.
Wir reden hier nicht über Kochen mit Tim Mälzer sondern über feuerflüssiges Metall.

Sucht euch einen Fachmann der euch hilft oder kauft die Spitzen.

ich habe noch Vorrat und kann diesen entsprechend in kleinen Mengen zusenden (Porto)

Zum obigen Thema:
Das Resultat ist wenn es gelingt reines Eisen in kleinen Mengen.
Dieses Reine Eisen ist "butterweich" da es sich um ein relativ reines Metall handelt.
Reine Metalle sind immer um einiges wseicher als die daraus hergestellte Legierung (Stahl aus Eisen, Bronze aus kupfer)
Bronze selöbst ist auch relativ weich. (88%Kupfer)


Nochmals mein Apell
Finger weg von dubiosen Geschichten mit flüssigen Metallen.

Gruß
BA

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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von eddytwobows » 18.09.2011, 14:44

Broken Arrow hat geschrieben:Hi

Bitte Finger weg von irgendwelchen Gipsformen oder andere Suizidmechanismen.
.../...


Wie jetzt...? Zum Zinngießen mit verlorener Form wird doch üblicherweise Gips verwendet ?

Und bei der Herstellung einer Pfeilspitze als Zinn Ur-oder Positivform wird ja nu auch nicht sooo viel Zinn verwendet, daß die Hitze die Form sprengen würde oder könnte... wenn man sie natürlich nicht zu dünn macht...

Im Gegenteil, meistens ist es sogar ziemlich langwierig, die Form warm genug zu bekommen, damit das Wachs herausfließt...

Bis jetzt hab ich damit auch noch keinerlei Probleme gehabt...könnte mir natürlich vorstellen, daß, wenn man die Gipsform, bzw. das Wachsmodell nicht ordentlich genug auschmelzen läßt, es da beim Gießen zu "unangenehmen Reaktionen" kommt, aber ansonsten sehe ich das bei der kleinen Masse und rel. geringen Temperatur beim Zinngießen eigentlich ziemlich unkritisch...

LG
etb

Broken Arrow
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von Broken Arrow » 18.09.2011, 15:00

Hi

Zinn giesst man mit ca. 200°C
Zamak giesst man mit ca.350°C
Bronzen giesst man mit ca. 1100°C
Stähle giesst man mit ca. 1650°C

Wenn man Wasser (Gipsformen enthalten nunmal Wasser, auch wenn man diese Form trocknet bleibt unter Umstäden interkristallines Wasser übrig) schlagartig über 100°C erhitzt, erhöht sich das Volumen (Änderung des Agrregatzustandes zu Dampf/Gas)um den Faktor 1000 (tausend)
Diese Gas muss nun irgendwo hin und zwar schlagartig.
Dies kann zu Explosionen führen.
Hier wird unter Umständen die Form gesprengt und feuerflüssiges Material fliegt einem um die Ohren.

Je höher die Temperatur desto BUMMS

Wenn du Pfeilspiten aus Zinn giessen willst ist da wahrscheinlich undramatisch.
Das Wachs(falls welches übrigbleibt ) ist auch unkritisch.


Mein Anliegen ist ja auch nur zur absoluten Vorsicht zu mahnen.

Heisse Grüße
BA

Hammer
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von Hammer » 18.09.2011, 15:11

Hallo,
wenn Du einen Goldschmied kennst, kann der Dir sicher helfen, auch mit dem Setup. Möglich wäre eine 2-teilige Form aus Sandstein, die den Vorteil hat, immer wieder benutzt werden zu können; wurde auch in der Bronzezeit schon verwendet. Bronze habe ich schon mit Gasbrenner und Schmelzpfanne (gehen vielleicht 100g maximal 'rein) gegossen, allerdings in eine Eisenform (Kokille).
Wichtig ist ausreichend Schmelzpulver (Streuborax), das mit in die Schmelzpfanne /den Tiegel gegeben wird um Oxidation zu vermindern.
Als Gas habe ich handelsübliche Propan (Camping-)gasflaschen.
Gießtisch.jpg
mein Setup

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shokunin
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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von shokunin » 18.09.2011, 18:41

Hi,
Schmelzen ist absolut kein Problem...
(ok aufpassen muss man schon... und Schutzkleidung tragen... mit einem Tiegel flüssiges Metall spazieren laufen ist gefährlich... und manche Metalle, Messing z.B., geben recht ungute Dämpfe ab.)

Man kann viele Nichteisenmetalle durchaus selber giessen - mit simplen Propanbrenner z.B.
Man baut eine kleine "Höhle" aus Schamottsteinen und stellt einen Schmelztiegel rein - gibt's im Goldschmiedebedarf von Fingerhut - bis Masskrug-Grösse. Dazu kommt dann Borax oder Borsäure als Flussmittel... dann Brenner draufhalten... ich hab an der Esse einen kleinen Schraubstock montiert da spanne ich den Brener ein...
Tiegel z.B. hier - 3-6 Euro für Ton in Grössen von "Schnapsglass" bis "Pils"... ;)
http://www.goldschmiedebedarf.de/produc ... ts_id=4769

Also leicht schmelzbar/giessbar sind Bronze, Silber, Neusilber, Tombak, Kupfer, Messing,...
Kupfer braucht etwas mehr Hitze... Messing dampft Zink aus... da sollte man nicht zu viel erwischen gibt Grippesymptome die zwar vergehen aber es ist eine Vergiftung...
Und Blei und sonstige Schwermetalle nur unter grösster Vosicht und passenden Bedingungen... da entstehen wirklich giftige Dämpfe die in der ganzen Umgebung auskondensieren.
Es gibt ungiftige Zinnlegierungen, die sind ok und auch oft recht hart. Zinn 98%, 1,5% Wismuth, 0.5% Kupfer z.B ist gut hart und schmilzt bei ca 260C. So was kann man auf der Herdplatte oder Spirituskocher schmelzen.
Stahl geht nicht recht gut daheim weil er sehr viel heisser gegossen wird (ab 1500 Grad) und sehr stark oxydiert (sprich es gibt ein Funken-Feuerwerk :o ) ohne Schutzgas.


Zum eigentlichen Giessen...
industriemässig ist das Wachsausschmelzverfahren das gängigste und felexibelste... ist aber zu aufwändig für daheim.
Will man Bronze z.B. giessen muss das unter Druck geschehen und die Gipsform (siehe Eddie's Post) muss innen noch glühen... 5-600 Grad so was... Man braucht da schon einen Brennofen... und eine Zentrifuge o.Ä um das flüssige Metall in die Form zu schleudern...
Man kann aber z.B. ein Modell machen und bei jeder Feingiesserei Abgüsse in beliebigen Metallen machen lassen.

Für Zinn kann man eine Form aus Gummi selber machen oder auch Hartholz oder Gips geht gut... Zinnspitzen, auch in Zinn-Wismuth sind aber denke ich eher Schau... Schwer und weich... keine erfolgversprechenede Kombination...

Will man Buntmetalle - Bronze, Neusilber, silber,... selber giessen dann gehen Ossa-Sepia Guss sehr gut
oder giessen in Delfter Sand.
Man kann die Teile auch nur recht roh vor-giessen und dann fertig ausschmieden (kalt) das härtet auch gleich das Metall.

Googel or youtube doch mal "ossa sepia guss" oder "cast"
oder "delft clay cast" dann bekommst Du eine Idee.
Ich schau morgen mal ob ich in der Werkstatt ein paar Pics machen kann...

Gruss,
Mark
"I don't believe it!!" (Victor Meldrew)

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Re: Pfeilspitzen gießen

Beitrag von Galighenna » 18.09.2011, 18:42

Ich als Hobby-Feuerteufel mag da auch immer gerne was zu sagen:

Broken Arrow hat absolut recht, mit flüssigem Eisen ist absolut nicht zu spaßen.
Gips und Tonformen bergen ein generelles Gefahrenpotential beim Gießen mit heißen Metallen. Gips wird mit Wasser angerührt und härtet dann durch einlagerung eines Teiles des Wassers in das Kristallgitter aus. Deshalb hat Gips auch in trockener Form IMMER einen Wasseranteil, wenn es mit Wasser angerührt und ausgehärtet ist. (Das noch nicht angerührte Pulver im Beutel enthält kein Wasser) Dieses Wasser ist relativ fest im Kristall gebunden und wird erst bei einer bestimmten Temperatur freigesetzt. Ich glaube bei Gips liegt die irgendwo in der Nähe von 300-400°C ungefähr. Deshalb kann man Zinn in Gipsformen gießen. Versucht man das aber mit Rotguss von etwa 1000°C oder mit flüssigem Eisen von über 1600°C, wird dieses Wasser sehr sehr schnell aus dem Kristallgitter ausgetrieben und die Formplatzt, bzw kann sogar explodieren. Zumindest wird aber durch den Wasserdampf eine Menge flüssiges Metall aus der Form herausgedrückt und spätestens dann hört der Spaß auf. Für ungebrannten Ton gilt das selbe. Dieser enthält ebenfalls Wasser. Beim Brennen im Feuer wird CO2 eingebunden und der Ton wird wasserunlöslich.
Deshalb KANN man Tonformen verwenden, WENN!!!!! sie VORHER in einem Feuer etc ausgebrannt wurden und zum Gießen auf etwa die gleiche Temperatur vorgewärmt werden wie das zu gießende Material. Das verhindert nämlich temperaturbedingte Spannungen die ebenfalls zum Platzen der Form führen.

Ich habe mir z.B. früher formen aus blauem Lehm gemacht den ich vorher zu einem sehr feinen Pulver zerrieben habe und dann wie Ton verarbeitet hab. Nach dem Ausbrennen ist das Material wasserfest, ausserdem weich genug damit es nicht platzt, aber fest genug um eine Form zu halten.

Mit Eisen hat man noch zusätzlich ein Problem bei so hohen Temperaturen, denn Eisen verbrennt durch den Luftsauerstoff und verprüht dabei den reinsten Funkenregen. Diese Funken will man nicht auf die Finger bekommen. Man braucht also oben auf dem Eisen etwas, das das flüssige Metall vom Sauerstoff trennt. Dann hat man aber wieder das Problem, das man dieses Zeug NICHT mit in die Form gießen möchte etc...
Deshalb ist es sehr schwierig Eisen oder Stahl bei sich zu Hause privat zu gießen. Mal ganz davon abgesehen das es sehr aufwändig ist, die nötigen Temperaturen überhaupt zu erreichen und zu halten. (Aber es geht, sogar mit Holzkohle, aber viiiiiiiiel Holzkohle und viiiiiiiel vorgewärmter Luft (HLP oder sowas mindestens und der richtigen "Feuerführung")
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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