Bambusschäfte gebrochen

Alles zum Thema Pfeilbau.
Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von Ravenheart » 04.09.2009, 11:31

Problem:
Ich hatte kürzlich eine Portion "industrieell" gefertigter Bambusschäfte erworben, also diesen Typ, der perfekt rund und eben geschliffen ist.

Sie waren auch einigermaßen gerade, - aber eben nur einigermaßen! 3 hatten noch (oder wieder?) seitliche Abweichungen von ca. 1 Schaft-Dicke .... je im Bereich einer Nodie....

Nun, dachte ich, no Prob, schließlich habe ich schon einige Bambusstäbe erfolgreich gerichtet!

Also Heißluftpistole eingespannt, Stelle erwärmt und gebogen - KNACKS!
Der 1. brach an der zu richtenden Nodie!

Nun gut etwas geärgert, aber kann ja passieren. Vielleicht war die sehr schief gewachsen und hat beim Schleifen zu viel verloren?

Nr. 2 erhitzt, wieder gebogen... KNACKS! Wieder an einer Nodie gebrochen, aber NICHT an der erhitzten, sondern der nächsten!!

Grrrr....  ;D Wütend das Ding in die Ecke gepfeffert, Nr. 3 genommen.
Erhitzt, gebogen .... - Ihr ahnt es! - KNACKS!!! Diesmal ZWISCHEN den Nodien! Dabei auffällig: Das Markmaterial rieselte wie STAUB aus dem Schaft!!

Nun kam mir das Ganze komisch vor!!

den 4. Schaft genommen, (im Sitzen) ein Ende auf dem Bein abgestellt, das andere Ende gehalten, und den Schaft in der Mitte durchgebogen, etwa handbreit...: KNACKS!

Nächsten Schaft.....

Am Ende waren von 15 Stück 11 gebrochen, die meisten an einer Nodie, einige dazwischen....

Natürlich habe ich den "Biege-Belastungstest" mit anderen Schäften zur Kontrolle wiederholt:

Bambus (eigene Ernte)
RiverCane (von Dusty)
Holz (Zeder)
Holz (Birke)

KEINER davon brach, Bambus und Birke wurden leicht krumm, ließen sich aber wieder kalt richten.

Frage:
Wo lag der Fehler?

Bei den Schäften?
Können diese geschliffenen (und zusätzlich vmtl. stark erhitzten) Schäfte das nicht ab?

Oder in meiner Behandlung?
Es ist zwar so, dass Schäfte in Hochgeschwindigkeits-Videos erstaunliche Verformungen vertragen, und ich gehe davon aus, dass sie es dann auch "per Hand" abkönnen müssen - (ich teste gespleißte Schäfte immer so auf Haltbarkeit!!) - aber vielleicht verlange ich da ja auch zu viel....

Eure Meinungen und Erfahrungen würden mich interessieren!!

Rabe
Zuletzt geändert von Ravenheart am 04.09.2009, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
walta
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5016
Registriert: 05.11.2005, 21:58

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von walta » 04.09.2009, 11:42

das ganze klingt nach supertrocken. ich hab einige bambusstäbe hier die ein ganzes jahr in der sonne gestanden sind (nach den abschneiden) - die kann man auch nur für blumen verwenden da sie bei belastung sofort brechen oder sich aufspalten.
vielleicht, aber auch nur vielleicht, hätte es funktioniert wenn du die schäfte über nacht ins wasser gelegt hättest. aber eigentlich sollte sowas bei gekauften schäften nicht passieren.

mein beileid
grüsse
walta
---------------
mit wie viel dBA hast du dabei geflucht? und wie lange?

Benutzeravatar
the_Toaster (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3706
Registriert: 28.09.2007, 19:29

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von the_Toaster (✝) » 04.09.2009, 12:05

Ich würde sagen, dass die Schäfte zu lange bei geringer Temperatur getoastet wurden.
Dadurch werden die auch innen sehr hart uns spröde. Indiz ist der Brösel, der aus den gebrochenen Schäften gefallen ist.
Als Beispiel aus dem täglichen Hausgebrauch möchte ich mal einen Toaster anführen.
Ein normaler Toaster toastet mit hoher Temperatur. Dadurch wird der Toast außen schön dunkel und knusprig, aber innen ist er weich und matschig. Das merkst Du dann, wenn Du das noch warme Toast mit Butter beschmieren willst. Du drückst das Toast platt.
Mein Toaster (ein Russel Hobbs, schweineteuer aber meine Mutter wollte den damals unbedingt haben, jetzt habe ich ihn "geerbt") toastet mit geringer Temperatur. Braucht viel länger und bräunt von außen genau so. Aber das Toast ist dann gut durchgetoastet und durchgängig fest. Das Toast kriegste mit nem Buttermesser nicht platt gedrückt.
Auf den Bambus übertragen bedeutet das, dass es Sinn macht ihn mit hoher Temperatur zu rösten, so dass er nur von Außen hart und spröde wird. Innen bleibt er weich und flexibel, was er ja auch soll.

------------

Ein Toaster weiß Bescheid...  ;)
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

Benutzeravatar
skerm
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1466
Registriert: 20.03.2007, 14:37

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von skerm » 04.09.2009, 16:29

ravenheart hat geschrieben:Oder in meiner Behandlung?
Es ist zwar so, dass Schäfte in Hochgeschwindigkeits-Videos erstaunliche Verformungen vertragen, und ich gehe davon aus, dass sie es dann auch "per Hand" abkönnen müssen


Wenn eine Verformung schnell ausgehalten wird, dann auch langsam. Ich glaube, daß man das so pauschal sagen kann. Mir fällt zumindest kein Material ein, bei dem die Bruchdehnung bei steigender Dehnrate größer wird.

Gruß,
Daniel

Benutzeravatar
shewolf
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2202
Registriert: 12.09.2003, 11:22

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von shewolf » 04.09.2009, 17:37

Bist Du sicher, das die Schäfte auf dem Video die gleiche Machart sind, wie Deine?

Auch ich hatte mit "glatten" Bambusschäften in diesem Jahr die ersten Ausfälle... was mir mit den naturbelassenen, leicht krummen nie passiert ist... ::)

Ich vermute, beim Abschleifen werden Fasern bzw. Schichten entfernt, die maßgeblich Einfluß auf die Stabilität haben. Denn wenn du Dir einen durchgeschnittenen Schaft von oben anschaust, sind die Faserkanäle unterschiedlich (innen größer, außen enger). Die äußere Glasurschicht ist weggeschliffen, und das die Nodien an den Nodien dicker sind, hat einen Sinn - sonst gäbs die Dinger nämlich nicht.

Dazu kommt noch die evtl. Erhitzung, die wahrscheinlich nicht kontrolliert erfolgt ist sondern ein Nebeneffekt vom Schleifen ist...
Thoughts are magnetic -
you attract what you think about most.

Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8691
Registriert: 10.10.2003, 11:05

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von Snake-Jo » 05.09.2009, 09:29

@Rabe: Das Problem wurde von den Vorrednern erkannt und beschrieben: Zu trocken, zu oft erhitzt, alt und spröde. Das wars! ;D
Beispiel: Wenn ich meine Schäfte ernte, sind sie meist noch gelbgrün. Sie werden ca. 3 Monate auf die Zentralheizung gelegt, bis sie gelb geworden sind, dann gerichtet mittels Spiritusflamme. Wenn man sie dann ein paar Tage in einem mäßig feuchten Raum regenerieren läßt (Feuchte) und dann fertig macht,u.a. 2 mal PU-Lack, bleiben sie so. Wenn man sie vorher der Sonne aussetzt und z.b. jahrelang draußen auf der Terrasse vergißt, werden sie spröde. Pilzinfektionen kommen hinzu und arbeiten auch an der Brüchigkeit.  :'(

Benutzeravatar
Steilpassfaenger
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 760
Registriert: 13.01.2009, 16:22

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von Steilpassfaenger » 06.09.2009, 15:54

Hallo zusammen!

Rabe hatte die Schäfte von mir und ich hab sie aus China importiert.
Bisher sind mir noch keine dieser Schäfte beim Bogenschießen gebrochen.
Meine Freundin hat schon einige direkt hinter der Spitze bei Treffern auf Holz abgebrochen.
Natürlich hab ich auch Rabes Biegetest gemacht und die Schäfte sind bei dieser Belastung auch wirklich gebrochen. Nach 10 gekillten Schäften war ich selber verdammt sauer.
Diese in großen Mengen hergestellten Schäfte, mit abgeschliffenen Nodien und der dunklen Oberfläche sind spröder als normale Bambusstecken.
Ist auch klar, die Powerfasern und die Nodien sind komplett abgeschliffen und wie toaster schon erklärt hat, wurden sie definitiv zu lange getoastet.

Aber einen Biegetest bei meinen Pfeilschäften durchzuführen würde ich nicht machen, da das Material einfach zu stark vorbelastet wird und dann erst recht verzogen ist.
Von Bambuschäften bin ich selber komplett abgekommen, da Kiefernschäfte in Preis und Qualität einfach nicht zu schlagen sind.

Gruß
Matthias
Waldviertel

Benutzeravatar
Kyujin
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 719
Registriert: 16.03.2004, 10:01

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von Kyujin » 06.09.2009, 18:24

Das hört sich nicht gut an. Bruch im Abschuß plus ein wenig Pech gibt gerade bei Bambus sehr häßliche Handverletzungen.

Den von Rabe beschriebenen Biegetest müssen unsere Bambuspfeile problemlos aushalten (auch wenn viele kyūdōka normalerweise Aluminiumschäfte schießen, werden für's Techniktraining auf kurze Distanz gerne ubefiederte Bambuspfeile benutzt).
Zuletzt geändert von Kyujin am 06.09.2009, 19:18, insgesamt 1-mal geändert.
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会

Benutzeravatar
the_Toaster (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3706
Registriert: 28.09.2007, 19:29

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von the_Toaster (✝) » 06.09.2009, 20:55

Also sollte ich vom Erwerb von Buchtbambus Abstand nehmen.
Ich werde mal bei Herzogsägmühle anfragen ob die ihre Schäfte auch als Meterware und länger liefern können.

@ Gervase:

Wie sind denn Deine Bambusschäfte?
Zuletzt geändert von the_Toaster (✝) am 06.09.2009, 20:57, insgesamt 1-mal geändert.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

Benutzeravatar
Steilpassfaenger
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 760
Registriert: 13.01.2009, 16:22

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von Steilpassfaenger » 06.09.2009, 21:55

@Kyujin

Auf 100cm würden die Bambusschäfte eine handbreite Durchbiegung schon aushalten.
Aber nach einem Jahr Roven und Scheibenschießen mit den spröden Bambusschäften mit Bögen bis zu 60 Pfund kann ich sagen, dass die Pfeile den Abschussvorgang auf jeden Fall aushalten.

@the_Toaster

Kauf keinen Buchtbambus, ist besser so.

Gruß
Matthias
Waldviertel

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von Ravenheart » 07.09.2009, 09:40

@Steilpassfaenger: Du solltest Dich hier aber gar nicht "outen", dieser Thread war rein sachlich gedacht, nicht als "Pranger"! Nur um das noch mal ganz klar zu sagen!

Natürlich schmerzen mich die 50 Eusen, die dieser "Test" mich gekostet hat, aber ich denke, es war wichtig!
Diese "brutal geschönten" Schäfte sind relativ neu auf dem Markt, und im ersten Eindruck "bestechend". Wenn sie aber im Gegensatz zu "normalen" Bambusschäften qualitativ deutlich abfallen, muss das publik werden!

Daher gerne hier noch mehr eigene Erfahrungen mitteilen! Besonders interessant solche, die Vergleiche ziehen können!

Rabe

Benutzeravatar
Lord of Cork
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 330
Registriert: 21.11.2005, 11:38

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von Lord of Cork » 07.09.2009, 10:03

"Kauf keinen Buchtbambus, ist besser so."

http://cgi.ebay.de/50-X-Echte-Tokin-Bam ... 911.c0.m14

Kann ich beim besten Willen nicht bestätigen.
Ich habe schon diverse Male für mich und für Freunde o.g.fertige Bambusschäfte aus der Bucht gekauft und bin überaus zufrieden.
Bisher ist definitiv keiner beim Nachbearbeiten gebrochen o.ä. Lediglich durch eigene Dusseligkeit ist mir beim Nockenbau (Verstärkung mit Schaschlikspiess) mal der eine odere andere Schaft aufgerissen. Dazu anmerken muss ich aber auch, dass die Schäfte zwar die angegebene Länge haben jedoch in der Steifigkeit, dem Gewicht bzw. Spine deutlich differieren.   
Sé leigheas na póite ól arís.
LoC

Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8691
Registriert: 10.10.2003, 11:05

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von Snake-Jo » 07.09.2009, 11:27

@Steilpass: Ich seh das auch rein sachlich fachlich. Es dient der Sache, wenn hier über die Behandlung von Bambuspfeilen geschrieben wird. Ich werde mal Biegetests machen und hier reinstellen. Ich habe keine Bucht-, auch keine See- oder Teichbambusarten, sondern nehme meinen Gartenbambus.  ;D

Benutzeravatar
Steilpassfaenger
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 760
Registriert: 13.01.2009, 16:22

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von Steilpassfaenger » 07.09.2009, 12:48

Hey Rabe und SnakeJo!

Sehe diesen Thread nicht als Pranger an, aber die Leser des Forums sollten ruhig erfahren, dass so ziemlich jeder von uns bei verlockenden Angeboten schon mal tief ins Klo gegriffen hat.

Die Optik und der gute Preis der Bambusschäfte können leicht blenden.

Wie gesagt gab es beim Schießen der Bambuspfeile nie Probleme, aber Frau und Herr Bogenschütze kaufen sich ja Bambusschäfte, weil diese mehr aushalten bei Stein- und Holztreffer.

Die komplett plangeschliffenen und totgetoasteten Schäfte können es eben nicht mit Kiefern oder Zedernholz aufnehmen, was den Sinn und Nutzen von Bambuschäften auf die Optik reduziert.

---> Hui hast du schöne Bambuspfeile Maxi und wie toll die brechen wenn man sie biegt! :P

Mein Tipp, Miracle Wipp und lieber Holz als Toastbambus.

Gruß
Matthias
Waldviertel

Benutzeravatar
walta
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5016
Registriert: 05.11.2005, 21:58

Re: Bambusschäfte gebrochen

Beitrag von walta » 07.09.2009, 14:02

eine mögliche erklärung: meine bambus sind normale tonkinstäbe aus dem baugeschäft. auch frisch geschnittenen bambus hab ich bereits verarbeitet.
der bauhausbambus und die fertigen schäfte kommen alle per schiff aus china (nehme ich mal an) - also jede menge zeit um in einem schönen heissen container vor sich hinzutrocknen. der unterschied zwischen geschliffenen schäften und blumenstäben ist die wachsschicht. ich vermute mal das diese schicht den bambus vor dem austrocknen - und folglich vor dem bruch schütze. der angegeben ebay shop bietet die schäfte lakiert an - das wird auch schützen.
ich versuche immer so viel wie möglich von der wachsschicht am pfeil zu lassen.

grüsse
walta
----------------
kann das wer bestätigen ?

Antworten

Zurück zu „Pfeilbau“