Standard-Bruchtest

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Snake-Jo
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Standard-Bruchtest

Beitrag von Snake-Jo » 19.04.2004, 18:14

Der standardisierte Bruchtest zum Vergleich verschiedener Bogenhölzer

Häufig wird die Frage nach der Eignung eines Bogenholzes (z:B. Birke) oder eines bestimmten Stückes innerhalb eines Stammes (z.B. Robinie) gestellt. In der Regel werden dann Glaubensbekundungen zur Eignung des Holzes vorgetragen. Dies hiflt den Fragestellern aber nicht weiter. Ein standardisierter Test liefert vergleichbare Werte, die die Beurteilung eines bestimmten Holzstückes zulassen.
Ich verwende einen abgewandelten Test nach T. BAKER (1992), der ausführlich in der tb Nr. 11, S. 28-30 beschrieben ist.
Ein 45 cm langes Holzstück mit dem Querschnitt von 12,5 x 12,5 mm wird aus dem gleichen Stammstück gesägt, aus dem man später den Bogen herstellen möchte. Es wird in die abgebildete Wandhalterung eingeklemmt und mittels Federwaage aus dem Baumarkt nach unten entlang eines Kreisbogens ausgelenkt. Dabei verfährt man wie bei den Schießvorbereitungen mit einem Holzbogen: erst etliche Male einen kurzen Weg auslenken und dann immer weiter und nie zu lange im Vollauszug innehalten. Es wird gemessen mittels Federwaage: Die aufzuwendende Zugstärke in kg pro Weg, also z.B. 8 kg bei 10 cm Auslenkung. Weiterhin kann man messen: Wie weit kann ich ausziehen, bis ein Set von 1 cm erreicht wird? Nun ziehe ich weiter, bis die Holzprobe kracht und habe damit die maximale Ausdehnung gemessen.
Am Bruchverlauf erkennt man, ob das Stück Holz eher zugstabil oder mehr druckstabil war, wie die Faser verläuft und ob das Holz kurz- oder langfaserig ist. Ebenso ist der Bruchverlauf - entlang der Jahresringe oder quer durch – erkennbar. Damit erhalte ich vergleichbare Werte, ähnlich wie der Spinewert für den Pfeilschaft. JavaScript:paste('Bild');
Thumb

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Beitrag von Archiv » 02.05.2004, 21:35

@ Snake-Jo

was für einen Einfluß hat der Feuchtigkeitsgrad des Holzes auf dessen Flexibililtät bzw. dessen Bruchverhalten?

Taran
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cf Tim Baker

Beitrag von Taran » 02.05.2004, 21:40

Je feuchter, desto flexibler (vgl. Möbelbau, gedämpftes Holz), aber auch desto mehr Set.
Je trockener, desto elastischer, stärker.
Aber nicht zu trocken - dann wird's spröde.
Taran von Caer Dallben

... και δόξα τω Θεώ !

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RE: cf Tim Baker

Beitrag von Archiv » 02.05.2004, 21:45

Original geschrieben von Taran

Je feuchter, desto flexibler (vgl. Möbelbau, gedämpftes Holz), aber auch desto mehr Set.
Je trockener, desto elastischer, stärker.
Aber nicht zu trocken - dann wird's spröde.


Ist dann die Schlußfolgerung, daß ich nur bei gleichem Feuchtigkeitsgehalt des Holzes einen brauchbaren Vergleichswert durch einen Bruchtest erhalte richtig oder falsch?

Taran
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meiner bescheidenen Ansicht nach...

Beitrag von Taran » 02.05.2004, 22:02

...muss auch der Feuchtigkeitsgehalt vergleichbar sein.
Ist das Holz feucht genug, lässt sich fast alles zum Bogen biegen...
Taran von Caer Dallben

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feuchtes Holz

Beitrag von Snake-Jo » 04.05.2004, 20:02

läßt sich gut biegen, ist weniger elastisch und hat weniger Spannung, d.h. wirft nicht so gut, s. Taran!
Ich konnte hier an dieser Stelle nur eine Kurzanleitung geben, aber: je mehr Bedingungen standardisiert werden, umso besser (vergleichbarer) werden die Ergebnisse. Zum Trockenheitsgrad: wer es messen kann, um die 9 %
rel. Holzfeuchte ist gut, ansonsten für den schnellen, praktikablen Test: Holzprobe auf die Heizung legen (oder auf Lampenkörper, Aquarienleuchte etc.) bis sich das Gewicht nicht mehr verringert. Im Zweifelfall nicht bis zum Bruch ausziehen, sondern Wert bei Auslenkung 10 cm notieren und später nochmals messen. Bleibt der Wert dann gleich, ist alles o.k.
Man wird merken, dass die Werte von Proben derselben Holzart, aber aus unterschiedlichen Stämmen stark variieren können, es also wichtig ist, dass man ein Stück des vorliegenden Holzes verwendet.

Boettger
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Auflagenabstand

Beitrag von Boettger » 04.06.2006, 00:18

Hi,

Eine Maßangabe fehlt mir noch bei der Auflage. Der Abstand von 10 cm - bezieht sich dieser auf die Auflagenmitte oder auf die linke Kante des Auflagenholzes?
Je nach Anordnung dürften sich unterschiedliche Werte ergeben meine ich.
Im Interesse eines möglich vergleichbaren Standards,

mfG

ääähhhh... wohl eher eine dumme Frage. Natürlich die rechte Kante. Hab mich gestern durch die Zeichnung etwas verwirren lassen. War wohl doch schon etwas zu spät gestern Nacht für soviel Logik. -> musste also editieren :schaem

Danke - ich werd`s versuchen!

mfG

komposti
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RE: Auflagenabstand

Beitrag von komposti » 05.06.2006, 16:51

Original geschrieben von Boettger

moin,
gestern nacht, mir geht es wie dir, sah es in der tb für mich anders aus.[mitte]
ich werde es heute abend kontrollieren.
was mich interressiert, ist aber auch der abstand der endkante zur mitte zugkerbe und die breite des widerlagers.
leider kann ich nichts mehr präziese nachvollziehen, da meine 3bände tbb "weggekuckt" wurden.
und das jetzt, wo ich endlich ein stück ernten konnte und etwas mehr, als sonst besser machen möchte.
mich interssiert nun auch der unterschied zwischen der theoretischen berechnung eines bogens nach bruchtest und meinen designvorstellungen aus diesem stück.
jeder vorteil wird mit einem nachteil erkauft.

schiefa
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Beitrag von schiefa » 09.06.2006, 10:46

Für alle die das Glück haben, bei ihrem PC einen Bildschirm oder gar einen Drucker dabei zu haben :o :

Alle Maße lassen sich wunderbar abmessen und im Maßstab umrechnen. Für den Maßstab brauche ich nur eine bekannte Länge nachmessen (z.B.die 45cm). Der Fehler durch die Perspektive ist im Allgemeinen (edit1: in diesem Fall durch die geringe Aufnahmeentfernung leider nicht) gering.

Andreas

edit2: oder doch recht genau wenn die Probenläge gesamt 20" ist, die 10cm nirgends vorkommen, die 45cm zwischen Kerbe und Auflagepunkt sind

Boettger
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mißglückter Standardbruchtest

Beitrag von Boettger » 16.06.2006, 19:08

Also ich habe gerade meinen ersten Standardbruchtest gemacht und dabei verglichen mit den Angaben Tim Bakers in der TBB Bd. 1. S. 107f wohl leider unbrauchbare (nicht standardisierbare) Werte erhalten.

Mein Aufbau war wie folgt: Auflage mit 10 cm (rund wie bei Tim Baker, höchster Punkt als Maß), das gute Stück 45 cm lang, 12,5 x 12,5 mm breit und hoch, die Kerbe 12,5 mm (1/2") zurückgesetzt.

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/13394/Standardbruchtest.jpg]
Bild[/url]

Das Teststück war aus Esche, auf einen mit < 1mm sehr dünnen Jahresring heruntergearbeitet (doch eine ganz schöne Arbeit - ich kann verstehen dass diesen Test kaum jemand macht :-) ) Insgesamt ein recht krummer Hund, wie man aus dem Bild sehen kann.

Ergebnisse: ca. 6 mm Set bei 5 cm Auszug. 1 cm Set bei ca. 7cm Auszug, Bruch bei 12 bis 13 cm Auszug. Keine Stauchfalten. Da ich aber nur meine Bogenwaage nehmen konnte habe ich noch überhaupt keine messbare Zugbelastung auf dem
Probestück, die Bogenwaage zeigt ja erst ab 20 Pfund an!

Ohne gemessene Belastung ist aber natürlich überhaupt keine standardisierte Aussage zu treffen. :bash

Meine Interpretation des Ergebnisses: Der Stave ist möglicherweise wirklich zu spröde (das muss sich wohl noch auf anderem Wege herausstellen). Der durchgehende Jahresring taugt nichts, d.h. ohne Backing wird das vermutlich nichts.
Soll aus diesem Holz überhaupt was werden dann nur lang, breit und gebacked.

Evtl. folgt noch ein weiterer Test mit Backing und einer schwächeren Zugwaage.

Für kluge Hinweise bin ich jederzeit offen :D

mfG

schiefa
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Beitrag von schiefa » 17.06.2006, 13:58

Über die ganze Probe einen Jahresring freilegenm ist schon aufwändig.
Im Prinzip reicht es aber wenn Du das im Bereich der stärksten Beanspruchung, also beim rechten Auflager machst.
Baker gibt den Bereich mit links und rechts jeweils 3" an. Rechts stimme ich ihm zu, auf der linken Seite reichen aber wegen des kurzen Hebels 1-2" aus.
Wenn ich Deine Ergebnisse mit Bakers "mittelmäßigem Holzstück" vergleiche,
fällt mir vor allem die stärkere Setentwicklung bei Deinem Stück auf.
Ein Backing ist daher aus meiner Sicht nicht zu empfehlen.

Andreas

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