Pferdebemalung bei den Ungarn ?!?

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Pferdebemalung bei den Ungarn ?!?

Beitrag von Archiv » 17.08.2006, 22:03

Hallo, vielleicht kann mir jemand, der sich mit der Materie besser auskennt wie ich etwas zur Pferdebemalung sagen.
Aus dem Indianischen kenne ich es ja und praktiziere es auch, daß entsprechend der Taten bzw. Erfolge das Pferd und dessen Reiter man das Pferd und sich mit den Symbolen schmückt oder entsprechende Wünsche dokumentiert (Stärke, Schnelligkeit, Sicherheit, Schutz). Nun sehe ich immer wieder vor allem bei den Kassai-Reitern Pferde, die auch allerhand Bemalung aufweisen (und Kaftanträger draufsitzen), die ich aber weder von den Farben, noch von den Symbolen zu deuten weiß. Wer hat da Ahnung, was da an ungarischen Mythen, Symbolen usw. benutzt wird. Immerhin haben ja sehr entfernt auch die Ungarn eventuell ähnliche Vorfahren wie die Indianer in den Völkern Sibiriens und der Mongolei, wo ja ähnliche Sachen bekannt sind. Würde mich brennet interessieren, ob da eventuell Kulturhistorisch irgendwelche Parallelen zu finden sind!!!

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locksley
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Beitrag von locksley » 17.08.2006, 23:53

Ich weiß zwar auch Nichts über die ungarische Mythologie und Symbolik, habe hier aber was gefunden auf das Du aufbauen kannst. Die Informationen im Netz sind zumindest deutschsprachig sehr dürftig.

Ungarische Mythen

hier dann noch das altungarische Runenalphabet
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

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Beitrag von Archiv » 18.08.2006, 07:00

Na da lag ich ja gar nicht so verkehrt, was den Ursprung angeht! Danke für den Link!
Leider weiß ich immer noch nichts über Farben und Symbole, vielleicht kann mir darüber noch einer was sagen, wäre doch toll, wenn da ein gemeinsamer Ursprung zu finden wäre!

Niels

Beitrag von Niels » 18.08.2006, 10:50

Die Pferdebemalung bei den Landnahmeungarn ist in etwa so wahrscheinlich, wie Pferdebemalungen bei den Slawen, Wikingern usw. dieser Zeit.

In Istvan Dienes, "Die Ungarn um die Zeit der Landnahme" wird im Kapitel "Geisterkult, Taltoschglaube und Urreligion" einiges zur Glaubenwelt der Altungarn gesagt, wobei da auch viele Mutmaßungen dabei sind.

Zunächst mal waren die Ungarn offenbar sehr tolerant bezüglich des Glaubens. Es wurden auch christliche und jüdische Symbole gefunden. Die Ungarn lebten vor der Landnahme lange Zeit im Chasarenreich, dessen Führer weitgehend dem jüdischen Glauben anhingen. Die kabarischen Stämme waren Anhänger des Islam. Es waren also viele Religionen unter den Ungarn vertreten.

Überwiegend lebten die Ungarn jedoch nach heidnischen Bräuchen. Allerdings fand da auch eine Enwicklung statt und die Bräuche waren nicht einheitlich. Frauen und Kinder hingen oft noch stark einem alten Kult an, der dem sibirischen Ongon-Kult (echter Totemismus) nahesteht. Belege dafür sind Ongone (Tierknochen und dgl., die den Tiergeist repräsentieren) in Frauengräbern.

Bei den Männern überwiegen ganz deutlich Pflanzenornamente. Dies ist auf den Glauben an einen Lebenbaum zurückzuführen, der die Welt der Lebenden und der Geister verbindet. In diesem Lebensbaum hausten viele hilfreiche Wesen. Der Einfachheit halber stellte man überwiegend anstatt einer Unzahl einzelner Geister den Lebensbaum oder Blätter davon dar.

Der Taltosch (Schamane) war Vermittler zwischen diesen Welten. Die Rolle der Taltosch und damit des Glaubens änderte sich aber offenbar recht schnell nach der Landnahme und mit dem einsetzenden Zentralismus.

Vermutlich wurden sie immer mehr von der führenden Schicht instrumentalisiert.

"Der Glaube an die direkte Hilfe von Schutzgeistern wurde bei den Männern, die den Zwang der Gesellschaftsordnung viel unmittelbarer spürten, früher erschüttert, es entwickelte sich die Vorstellung der einfache Mensch könne nur durch die Vermittlung der Herren oder der ihnen dienenden Taltosch mit der Welt der Geister in Verbindung treten."

"Es bildete sich die Vorstellung einer vom Himmlischen gewollten Hierarchie heraus, deren irdischer Vertreter der Großfürst war."

Die Pferdebemalung der Kassaianer hat also eher gar nichts mit den Altungarn zu tun. Allerdings sind die Kassaianer in ihren gesamten Struktur - abgesehen von der ihnen fehlenden Toleranz - dichter dran an der landnahmezeitlichen Glaubenswelt, als ihnen das selbst bewusst ist.

benz

RE:

Beitrag von benz » 18.08.2006, 14:47

Original geschrieben von Niels

Die Pferdebemalung der Kassaianer hat also eher gar nichts mit den Altungarn zu tun. Allerdings sind die Kassaianer in ihren gesamten Struktur - abgesehen von der ihnen fehlenden Toleranz - dichter dran an der landnahmezeitlichen Glaubenswelt, als ihnen das selbst bewusst ist.


Niels, Niels Du machst mir Sorgen, mit Deiner Nominierung für den Friedensnobelpreis isses nu ja wohl Essig :D

Ich hab mir nach der sehr interessanten Frage von tsa-wa-ke mal die Bilder von eben jenen angesehen:

http://www.horsebackarchery.net/aktuell ... tion_d.jpg

http://www.horsebackarchery.net/kassai/ ... eutsch.jpg

Ich denke die meisten sind reine Phantasy Bemalungen. Lediglich eine sieht aus wie eine Rune aus dem link von locke.

http://www.horsebackarchery.net/austria ... riding.jpg

Ich denke da hat die "Indianerfraktion" mehr historischen Hintergrund, obwohl ich bezweifle, daß da jeder coup der gemalt wurde auch wirklich stattgefunden hat :-( :D

liebe Grüße benzi

acheson
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RE:

Beitrag von acheson » 18.08.2006, 14:49

Original geschrieben von Niels

- abgesehen von der ihnen fehlenden Toleranz -



oh jeemineh, was sitzt Dir denn immer noch auf der Leber. (bitte keine Details, das artet sonst wieder aus, ich nehm es einfach zur Kenntnis :-( )

Zur Bemalung ("á la Kassai") kann ich nur sagen, das im Tal und auch bei den Wettkämpfen hier, immer ein bis zwei Leute "eingeteilt" werden, die dann die Pferde nach ihren Vorstellungen bemalen. Es gibt also in dem Sinne keine konkreten Vorlagen (jedenfalls hab ich noch keine gesehen).

Gruss

Holger
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Männer, die wirklich was aushalten!
...
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(Hägar der Schreckliche)

Niels

RE: RE:

Beitrag von Niels » 18.08.2006, 16:56

Original geschrieben von benz

Niels, Niels Du machst mir Sorgen, mit Deiner Nominierung für den Friedensnobelpreis isses nu ja wohl Essig :D


Ich habe auch schon ein ganz schlechtes Gewissen, aber den konnte ich mir einfach nicht verkneifen, wo Herr Dienes mir doch so eine schöne Steilvorlage gespielt hat ... :) :)

Ne, keine Bange von diesen Details habe ich selbst die Nase gestrichen voll.

Ich habe auch überhaupt nichts gegen bemalte Pferde. Tweety ging ja auf einem Wettkampf ja auch schon mal bemalt. Da hatte ich meinen Mitreiter (Wolfgang), der sich mit der indianischen Symbolik auskennt gebeten, die Bemalung zu übernehmen.

Es soll halt jeder machen, wie er/sie es gut findet.

Nur wenn man Außenstehenden die Taschen zu vermeintlichen historischen Bezügen oder gar Traditionen vollhaut, finde ich es nicht mehr ganz so toll.

Aber um mal beim Thema zu bleiben, ich habe in dem oben zitierten Buch noch zwei sicher auch spekulative Erklärungen zur Bedeutung von Pferdeschmuck und zwar zu den selteneren und mehr bei den Frauen vorkommenden Tierdarstellungen gefunden:

"z.B. der Hund mit Halsband auf den Beschlag des Pferdezaums, der das Pferd bewachte, begleitete und seine Reiterin beschütze. Dergleichen hat man überall im Karpatenbecken gefunden (Kenézlö, Szakony, Kistengelic). Auch der Hirsch, der dem Reiter den rechten Weg weist, wurde auf solchen Beschlägen dargestellt (Törtel)."

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