Lederpflege für faule ;-)

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vinkona
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Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von vinkona » 26.02.2008, 20:23

Nachdem mein Leben zu kurz ist um regelmäßig normale Lederpflege zu betreiben bin ich mal wieder den bequemen Weg gegangen:

Alter Kopfkissenbezug und da alles rein: Zügel, Kopfstücke, Nasenriemen.
Mit dem Lederwaschmittel (für die Vollbesatzhosen - war noch ein Rest da) bei 30° in die Waschmaschine.

Jetzt hängt alles im Keller zum trocknen. Hat letztes Jahr schon gut geklappt.

Für morgen stellt sich mir nur die Frage - alles mit Lederfett oder mit Lederöl behandeln?

Grüßle

Vinkona

Gaia
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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von Gaia » 26.02.2008, 21:02

Das ist jetzt kein Kochrezept  ;)

@Vinkona, ich mach's mir auch einfach. Nehme flüssige reine Schmierseife, einen Eimer und fülle das ganze mit Wasser auf. Trense und Martingal hineintauchen. Nach ein paar Min. rühre ich das ganze mit der Hand noch etwas herum. Dann raus damit zum trocken. Hinterher kann man noch ein wenig mit normalem Lederfett einreiben.

Die Schmierseife ist wirklich gut weil rückfettend.
An einem Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter.

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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von Harlekijn » 27.02.2008, 09:37

vinkona hat geschrieben:Für morgen stellt sich mir nur die Frage - alles mit Lederfett oder mit Lederöl behandeln?


Lederfett reicht aus.
Ich habe meine Motorradklamotten früher genauso "schonend" gereinigt. Nach dem Trocknen bekamen die eine großzügige Portion Lederfett, einen Tag einziehen lassen, dann die besonders bedürftigen Stellen nochmal gefettet. Die Sachen haben immer lange gehalten, kann also nicht so verkehrt gewesen sein.
Die Lederteile für's Pferd sind aus viel dickerem Leder als Kleidung, vielleicht solltest Du sie deshalb komplett 2 mal fetten?

Gruß, Harlekijn.

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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von Snake-Jo » 27.02.2008, 10:09

Wir müssen in der Lederpflege unterscheiden:
- Lederreinigung (säubern, waschen etc.)
- Leder geschmeidig machen (die meisten Öle und Sattelfette)
- Leder wasserfst machen  (meist mit Wachsen oder Kombination aus Fetten)

Die allermeisten Sattelfette z.B. schützen nicht vor Nässe. Test: Wasser auftropfen, nach einigen Sekunden ist es in den Sattel eingezogen, statt abzuperlen. Das macht jedoch nichts, da das Leder durch das Fetten oder Ölen gegen Alterungsprozesse widerstandsfähig geworden ist und trotzdem geschmeidig bleibt.

Ich habe mal bei uns ein Kummet aus den Garten ausgegraben, welches dort mehrere Jahrzehnte (!!!!) im Boden lag. Das Leder war noch erkennbar und durchaus noch fest.  Dies zeigt, wie widerstandsfähig gegerbtes Leder ist.

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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von shewolf » 28.02.2008, 11:54

Im Gerbungsprozess wird das im Rohleder vorhandene Kollagen chemisch verändert. Dadurch wird die Haut haltbar (kein Zerfallprozess mehr)  aber auch pflegebedürftig (Zellen erneuern sich nicht mehr und es wird kein Talg mehr gebildet). Darum empfiehlt es sich, Leder nach dem waschen/nass werden einzuölen/fetten.

Lederöl zieht tief ein, hat aber eine kürzere "Standzeit", d.h. es verdunstet schneller. Lederfett geht nicht so tief rein, hält aber länger geschmeidig.

Bei harten, dicken Ledern gebe ich erst Öl drauf, und arbeite dann mit Fett nach.

Hydrophob gegerbte Leder (Chromgerbung) nehmen kein Wasser auf, und mögen auch kein Fett/Öl.

Vorsicht bei Silkonlederpflege: einmal benutzt, sind die Poren versiegelt und nachfetten ist nicht mehr möglich.
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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von Ritter Jos » 28.02.2008, 19:50

Leder ist Tierische Haut die durch gerben so verändert wird das sie im nassen nicht fault und im trockenen zustand nicht bricht. 
                          Leder Merksatz!!


Mit waschen laugen wir die Gerbsubstanzen aus dem Leder. Lederseife oder Schmierseife und eine weiche Bürste schnell mal drüber, fertig. Aber bitte nicht in die Wachmaschine. Das Leder wird nur ausgelaugt. Zum einfachen nachfetten rate ich unseren Kunden zum Lederfett. shewolf hat recht mit dem Öl, wenn das Leder sehr spröde ist, dringt es tief ein. Als Lederfett kann ich nur zu Tierowa, Lederfett raten, nicht ganz billig, aber mit Abstand das Beste was wir bis jetzt im Laden hatten. Unsere Pferde Besitzer und  Bergwanderer schwören drauf.
Es macht das Leder geschmeidig, dringt tief ein. Das Leder wird Wasserdicht, bleibt aber atmungsaktiv.
Silikonlederpflegemittel, nein danke, das Wasser perlt zwar gut ab, das Leder verliert aber auch seine Natürlichen Eigenschaften.

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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von walta » 28.02.2008, 20:30

nachdem wir gerade so schön im tips geben sind: was nehm ich eigentlich für wildleder? damit das ganze wasser und schmutzabweisend wird und trozdem wild  (rauh) aussieht?

grüsse
walta
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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von shewolf » 01.03.2008, 18:19

walta: Wildleder ist ein Sonderfall. Wildleder ist ein Spaltleder, d.h. es hat keine glatte Haarseite mehr. Es ist meist chromgegerbt. Wenn Du Wildleder fettest, wird es erst mal glatt. Du mußt dann mit einem Wildleder- oder Messingdrahtbürstchen die Fasern wieder aufrauhen.

Alternativ kannst Du Wildlederspray verwenden. Das ist aber 1. nicht A, produziert 2. Spraydosenabfall.

So richtig A ist die Verwendung von Fettleder: das ist Sämisch-, Hirn- oder Eigelb-gegerbt. Die in der Gerbmasse enthaltenen Fette machen das Leder geschmeidig (Rückfettung). Mit der Zeit wird das Leder "speckig", behält aber seine wasserabweisende Wirkung.
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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von vinkona » 01.03.2008, 18:34

Nach einem Tag trocknen auf der Leine hab ich alles wieder gut geölt - zur Pflege und 2 Tage später (das Öl war gut eingezogen) noch kurz mit guten Lederfett drüber als Schutz gegen Pferdeschweiß und gut.

Meine Trensen sind nicht nur kurz am Pferd bei schönem Wetter und möglichst wenig schwitzenden Pferden, sondern müssen schon was abkönnen.

Die ältesten Westernzügel, die in Gebrauch sind, haben schon ca. 20 Jahre auf dem Buckel (Leder) und waren bestimmt schon 3 x in der Waschmaschine hat bisher gut funktioniert.

Grüßle

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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von walta » 01.03.2008, 20:34

danke an shewolf

jetzt bin ich etwas verwirrt.
ich kann zum einfetten normales lederfett verwenden und nachher wieder aufrauhen.
und dieses fettleder ist eine eigene ledersorte.

ist das soweit richtig?

grüsse
walta
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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von Ritter Jos » 01.03.2008, 22:33

Wildleder, aus Gemsen, Reh, Hirsch Ziege, Antilopen, Gazellen, werden sämisch gegerbt, manchmal auch kombiniert. Velourartig,  zugerichtet.  ;D

 
Billiger Ersatz, werden als Rauleder bezeichnet, gespaltene Rindshäute und die werden vorwiegend mit Crom gegerbt.

Mit Nubuk- und Velourleder will ich jetzt erst gar nicht anfangen. Die meisten Schmeißen alles immer in einen Topf und dann ist es Rauleder.

Was hast du den nun für Leder? ???

Jos
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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von walta » 02.03.2008, 07:56

ähm - ein geschenktes?

hatte ich schon erwähnt das ich noch ganz am anfang stehe was leder betrifft.

macht euch nicht zu viele gedanken - derzeit muss ich ohnedies meinen lederspray aufbrauchen den ich noch zu hause habe.

grüsse
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Re: Lederpflege für faule ;-)

Beitrag von Ritter Jos » 02.03.2008, 09:16

Wenn du es vor dem Einsprühen, mit einer weichen Messing-Bürste anraust machst du nichts verkehrt. ;)

In Hannover läuft gerade die Orthopädie-Schuhtechnik Messe, wie immer war ich da, was die Gerbereien heute alles machen!!  Vier m2 große Kalbfelle, Schlangenimitat endlos mit Schuppen aus echtem Leder und noch so einiges mehr wo man nur noch staunt.
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