Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

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kra
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von kra » 12.12.2013, 10:36

Ok, verstanden. Hab mir eben nochmal deine Postings dazu angesehen.
Etwas Ähnliches wurde ja beim Khotan-Bogen gemacht, dort allerdings aufgrund der Breite der Biegezone.

Ein Problem bei "nicht-paralallen" Hornstreifen sehe ich darin, das die Klebeflächen Horn/Horn die Druckspannung aufnehmen müssen. Wären schmale, paralelle Hornstreifen nicht besser?
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Chirion » 12.12.2013, 10:51

@ benzi für die verwendung von parallel angeordneten Hornstreifen git es historische Vorlagen siehe Khotan und indopersische Bögen.

@ kra die Hornstreifen sind schmal, aber wenn sie so geschitten werden, konisch und liegen daher nicht absolut parallel. Allerdings entspricht die Verklebung einem extrem in die Länge gezogenen V-Spleiß, die Klebefugen sind mindestens 30cm lang, da ich keine kürzeren Streifen verwende, die beiden äußeren Streifen sind überhaupt durchgehend, der Verbund hält.
Zuletzt geändert von Chirion am 12.12.2013, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von benzi » 12.12.2013, 11:03

Chirion, ja aber wie liegen diese 5 Hornpallen auf? ich kann es nicht erkennen.....
Two Late Han to Jin Bows from Gansu and Khotanhorn.jpg

Bildquelle
edit: oder besser formuliert: wie sind sie aus dem Horn geschnitten?

Grüße benzi
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Chirion » 12.12.2013, 12:42

@benzi schwer zu sagen aber aus meiner Erfahrung weiss ich, dass, so wie ich schneide, nur bei wirklich großen Hornern parallele Streifen mit einer Breite von mehr als 1,5cm und einer Länge von maximal 30cm zu erreichen sind. Deshalb nehm ich mal "normal" geschnittene Streifen im Khotan an.

Allerdings ist ein Verbund wie im Khotan mit nicht ganz parallelen Streifen, mit der Chirion-Hornkoposit Methode sehr gut herstellbar.
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Lord Hurny » 14.01.2014, 19:46

Sodala, wie versprochen kommen jetzt ein paar Bilder und Fakten zu meinem Komposit-Projekt, das 2012 begonnen hat, aber ursprünglich nie die Absicht hatte ein Komposit zu werden. Siehe auch hier:http://fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=22103&p=390589#p390589
Hier eine Kurzfassung:
der aktuelle Bogen hat eigentlich schon über 1000 Pfeile geworfen, war aber immer zu leicht vom Zuggewicht her.
Nachdem ich ihm einige Lagen Sehne verpasst habe, den Bauch getempert habe und schließlich sogar mit Flachsfasern am Bauch rumexperimentiert habe, hat sich keine befriedigende Verbesserung eingestellt.
DSCN2480.jpg
Der Bogen, übrigens aus Osage Light, nach der Sehnenauflage, vor der Flachsauflage...
DSCN3522.jpg
verkehrt aufgespannt, mit 2 Flachsauflagen am Bauch, die nichts brachten ausser Stauchrisse im Flachsgewebe nach drei mal Vollauszug...
DSCN4602.jpg
ich hab das Zeug wieder vom Bauch runter geschliffen...
DSCN4601.jpg
...und jetzt warten diese Hörner, dass sie von mir noch ordentlich platt gemacht und mit dem Bogen verklebt werden...

Der Plan ist jetzt, in aller Ruhe die Hörner plan zu schleifen, mit Hautleim auf den Bauch zu kleben und 3-6 Monate zu trocknen, bevor er wieder gespannt wird. Also Mitte bis Ende 2014 gibt's hier was neues.
lg,
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Arry » 14.01.2014, 20:02

Yeah! Daumen und große Zehen gedrückt!
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Cyrano65 » 15.01.2014, 09:16

ich weiss nun nicht genau ob ich es überlesen habe... habt ihr die hornstreifen nun platt auf das holz geklebt oder holz und horn mit rillen versehen um es zu verzahnen? ???
Es gibt Tage da stehe ich irgendwie neben mir…
und so schieße ich dann auch…
irgendwie daneben :o)

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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Lord Hurny » 15.01.2014, 09:34

Ich werde die Oberflächen ohne Verzahnung aber stark aufgerauht verkleben.
Mein Kompo wird max. 45# bei max. 30" Auszug haben - das sollte die "glatte" Verklebung vertragen.
In einigen Monaten kann ich dann sagen obs funktioniert hat ;) .
lg,
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Chirion » 15.01.2014, 09:55

Frage zum Flachs, hast du den mit Hasenhautleim verklebt?
Hast du Epoxy als Kleber fürs Horn erwogen?
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Lord Hurny » 15.01.2014, 10:27

Ja, den Flachs habe ich mit Hasenhautleim verklebt und leider auch nicht mit einer Wicklung verdichtet, darum ging das am Bauch in die Hose (und bei anderen Projekten auch am Rücken).
Epoxy nein, ich wills unbedingt mit Hautleim versuchen - ich hab Zeit ;)
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Chirion » 15.01.2014, 10:41

Hab ich mir gedacht Hasenautleim ist als Bindematrix für Facings aus "weichen" Fasermatrialien sicherlich nicht geeignet, da der Hasenhautleim nur geringe Druckfestigkeit hat.
Als Backing Flachs/Hasenhautleim ist ein Verdichten, also reduzieren des Leimanteils im Vergleich zum Faseranteil sicherlich wichtig (Hosengummi/Haarfön), aber auch für die Trocknungszeit sollte ähnliches gelten wie für Sehne/Hasenhautleim sprich 3 Monate.

Fürs Horn geht der Hasenhautleim bekannlich gut und wie du richtig schreibst ist die Zeit dies braucht bis die Flüssigkeit durchs Holz abdiffundieren (durchs Horn dauerts noch länger) kann hier der wesentliche Faktor.
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Arry » 15.01.2014, 17:40

Lord Hurny hat geschrieben:Ich werde die Oberflächen ohne Verzahnung aber stark aufgerauht verkleben.

Huhu, das heißt Du willst 2K-Kleber nutzen? (Hautleim soll laut Karpowicz um so besser halten, je glatter die Flächen sind.)

Was den Auszug und die Belastbarkeit angeht: Francesco Alessi baut seine (wunder, wunderschönen) Türken auch mit einer glatten Fläche zwischen Holz und Horn - ich glaube, er hobelt sogar beide, damit sie möglichst glatt werden.
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Lord Hurny » 16.01.2014, 08:50

Danke für den Tip, das ist interessant und neu für mich,
ich werde definitiv kein Epoxy benutzen sondern Hautleim - das heisst dann für mich das ich die momentan eher glatten Oberflächen nicht mit der Drahtbürste sondern mit 240er Papier zur Klebung vorbereiten soll? (momentan sind sie 80er behandelt)
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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Snake-Jo » 16.01.2014, 14:22

Arry hat geschrieben:Hautleim soll laut Karpowicz um so besser halten, je glatter die Flächen sind.

Ich habe andere Erfahrungen gemacht. Der Hautleim klebt bei mir immer auf rauhen Flächen (Stichsägeblätter zum Aufrauhen) und wird zusätzlich noch erwärmt, damit er gut ins Holz einzieht und eine gute Verbindung geschaffen wird. Die Herstellung größerer Klebeflächen durch Verzahnung ist immer die bessere Möglichkeit, auch wenn der ein oder andere auch mal erfolgreich eine Verklebung auf glatten Flächen hinbekommen hat.

@Lord Hurny: Ein Komposit hat eine Holzschicht von 4-5 mm Stärke. Die von dir gewählten Abmessungen führen nicht zum Ziel: entweder wird der Bogen zu stark oder die Sehnenschicht auf dem Rücken ist unterdimensioniert und reißt einfach durch, bei entsprechender Belastung oder reißt nicht, bringt dann aber auch nichts. Osage als Rahmenmaterial ist natürlich top.

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Re: Erster Komposit, Horn und Sehnenchaos

Beitrag von Lord Hurny » 16.01.2014, 15:24

@Jo,
okidoki, bezüglich Verklebung bleibt mir dann eigentlich nur die "Versuch macht klug" Methode ;) .

zur Info:
der Bogen hat aktuell eine Holzdicke von ca. 6-7mm und 3 oder 4 Sehnenlagen am Rücken (ich weiss es nicht mehr so genau, is schon lange her, ich sollte meinen eigenen Thread durchkämmen ;D ).
Die Sehnenauflage war auf jeden Fall für das Holz am Bauch überdimensioniert, die Sehne hat wenig bis gar nicht gearbeitet und hat mir den Bauch zerknittert. Als das geschah, reifte in mir langsam der Gedanke den jetzt eigentlich unnützen Bogen für Kompositexperimente heranzuziehen (geplant ist ein Hornbauch mit max.2-3mm Dicke).
Das heisst, sollte der Bogen jemals funktionieren, hat er natürlich keinen Anspruch auf Korrektheit bezüglich irgendeiner historischen Vorlage.
Ob der Bogen dann mit seiner Leistungsfähigkeit verglichen mit dem Arbeitsaufwand überzeugt, wage ich jetzt schon stark zu bezweifeln.
Dieses Projekt dient dazu, einen eigentlich schon verkorksten Bogen zu retten und in die Welt der Komposits reinzuschnuppern.
Ob ich dann das Thema Komposit-Bogenbau ernsthaft anpacke (so wie Arry) steht noch lange in den Sternen ;) .
lg,
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