Wettbewerb Composit-special

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Hexer
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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Hexer » 13.12.2010, 13:06

Snake-Jo hat geschrieben:Bei mir ist nun der Hornbelag am Bogenbauch aufgeklebt.
Wie Daniel vermutete, hatte die Sehnenschicht den sehr breiten (60 mm) Wurfarm über die Breite gewölbt. Daher mußte ich zuerst die Hornplatten kochen und dann heiß mit Schraubzwingen auf den Wurfarm biegen, damit sie die gewölbte Form annehmen.



Da hätt ich mal noch ne Frage:
Wenn ichs richtig verstehe hat der biegende Bereich jetzt also eine Wölbung über die Seiten? Also "von rechts nach links" sozusagen... also.... ne Wölbung deren Bogen man sehen würde wenn man von oben oder unten den Wurfarm entlang guckt?

Macht sowas keine Probleme? Zumindest dürfte der Arm doch dann in der Richtung in der er später eigentlich biegen soll wesentlich steifer werden, oder? Belastet sowas nicht irgendwie zB die Außenkanten des Wurfarms?

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Snake-Jo
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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Snake-Jo » 13.12.2010, 15:35

@Hexer: Gute Frage! :)
Dies wäre sicher der Fall, wird aber durch Horn und weitere Sehnenschicht ausgeglichen, sodass der Gesamt-Querschnitt dann ballig erscheint.
Querschnitt breiter Composit.jpg

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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von menix » 15.12.2010, 22:26

Kann man das Horn auch mit Hautleim aufkleben ? Oder ist das nicht zu emppfehlen?
Wollte meinen Bogen nur mit Naturmaterialien machen.

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Galighenna
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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Galighenna » 15.12.2010, 23:23

Na klar geht das auch mit Hautleim. Die Bogenbauer früher hatten ja auch kein Epoxy etc.
Man muss nur beachten, das man bei Hautleim wesentlich passgenauer arbeiten muss, weil Hautleim kaum spaltfüllend ist. Für eine gute Klebung muss die gesamte Fläche wirklich passgenau sitzen. Wenn das gegeben ist und die Vorbehandlung stimmt hält Hautleim das Horn am Holz, als wäre es direkt daran angewachsen ;)
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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Snake-Jo » 16.12.2010, 13:14

@Menix. Wie Gali schau schrieb: Gut plan machen, dann mittels Sägeblatt in Längsrichtung aufrauhen (s. meine Sehnenbacking-Anleitung), den Hautleim verdünnt auf Horn und Holz aufpinseln und mittels HLP gut warm machen, damit es tief in die Poren eindringt. Beim Anpressen mit den Schraubzwingen nochmals abschnittsweise warm machen, dann anziehen.

Vorteil: Falls der Bogen irgendwie nicht hinhaut, kann man die Hornschichten mit Hitze wieder lösen.
Nachteil: Keiner, hält bombig.

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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Snake-Jo » 29.12.2010, 15:53

Zwischenstand: Die Hornbeläge sind drauf. Gesamtstärke der Wurfarme in der Mitte vom biegenden Teil: 12,5 mm
Zum Vergleich: Andere Bogen ähnlicher Breite haben bei mir meist rund 10 mm und dann 50 lb
Ich habe jetzt nur eine Wicklung jeweils am Griff angebracht. Nun kann der Bogen mit Hilfe der Tepeliks eingebogen werden, muss damit dann 1 Tag ruhen und wird dann aufgespannt.
Biegebank-Tepeliks.jpg


Auf der Biegebank habe ich den ersten Tepelik eingebunden. Man beachte die 2 Bindelöcher Nähe Griff. Damit ist es möglich, die Tepeliks alleine ohne fremde Hilfe einzubinden. Die Schraubzwinge dient nur der Sicherung.
Vorgang: Mit der HLP wird der Wurfarm hornseitig warm gemacht, am oberen Ende eingebunden und an der Biegebank fixiert.
Ich benutze nun den anderen Wurfarm als Hebel und kann so wechselseitig die beiden Verschnürungen am Griff immer fester anziehen. Das geht selbst bei schweren Bogen recht problemlos und ist außerdem auch völlig gefahrlos (mein ich). ;D
Es geht ohne Biegebank, z.B. mit einer Bohle im Schraubstock oder einer Bohle mit 2 Schraubzwingen am Tisch festgemacht.

Falls es den Bogen zerreißt, werde ich mich leise weinend in ein dunkles Kellerloch verziehen.....


und den nächsten bauen. 8)

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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Snake-Jo » 30.12.2010, 14:42

Nach einem Tag in den Tepeliks nun der Aufspannversuch an der Aufspannhilfe. Hier mit Standhöhe 5 cm.
Puh, es ist, wie Daniel beschrieb:
Der pure Angstschweiß auf der Stirn, in beiden Händen so einen Wurfarmhebel mit gfühlten 100 lb, das Knacken der Sehnenpackung und die Angst, die Aufspannhilfe aus Pressspan könnte sich in Krümel auflösen. Irgendwann den Mut der Verzweiflung aus irgendeiner Bogenbauerecke hergeholt, an die Schimpf und Schande gedacht, wenn alles zerreißt und die Holzdübel eingehakt. Das Gleiche auf der anderen Seite..... die Biegung ist gut, das reicht erstmal so. Allerdings werde ich wohl noch einiges abtragen müssen an Horn im Bogenbauch.
Wenn man bedenkt, dass diese verleimten Composits am Anfang wesentlich stärker und härter sind, wie später, wenn sie eingeschossen sind, dann folgt daraus: Wenn sie das aushalten, sollte es später keine Probleme geben. Ich werde jedoch nicht so einen Warbow bauen, den dann außer Blacky niemand ziehen kann. Angestrebtes Zuggewicht sind 50-60 lb.
Aufspannhilfe6cm.jpg

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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Galighenna » 30.12.2010, 14:49

Jo das sieht Klasse aus! Wenn er dir zerreißt wäre auch ICH sehr traurig. Da denken wir aber einfach gar nicht dran. Das wird bestimmt ein ganz toller Bogen!
Ich für meinen Teil bin aber noch kein Stück weiter, habe das Projekt jedoch keinesfalls aufgegeben oder vergessen... Bin Motivationsmäßig im Bogenbau gerade etwas weniger gut bei der Sache und es ist mir auch zu kalt und ungemütlich Draussen in der Werkstatt. Mit steif gefrorenen Fingern ist schlecht leimen und Holz kochen/biegen und und und...

Wenn es wieder besser ist, werde ich auf jeden Fall weiterbauen. Und vielleicht können wir dann die Bögen mal bei einem Treffen vergleichen :) Da freue ich mich schon drauf.

Ich drücke dir und Catweazel aber auf jedenfall weiter die Daumen und hoffe das das richtig gut wird :) Viel Spaß!

A propos... Catweazel? Wie sieht es denn bei dir aus? bist du schon weiter gekommen?
Und wer baut sonst noch so still und heimlich mit?
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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von catweazel » 31.12.2010, 13:12

Galighenna hat geschrieben:
A propos... Catweazel? Wie sieht es denn bei dir aus? bist du schon weiter gekommen?


Hi,

ich habe mir nach der "opulenten Vorweihnachtszeit" eine Auszeit von Werkstatt u. Co gegönnt, musste sein, soll ja weiterhin Spaß machen..., nächste Woche baue ich weiter.

Guten Rutsch Euch allen.

Marcus

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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von skerm » 31.12.2010, 13:49

12,5mm Dicke haben es bei dem kleinen Biegebereich in sich! :) Spannende Angelegenheit!

Wie sieht es denn mit dem Reflex beim Aufspannen des warmen Bogens aus? Ich weiß von meinen Versuchen, daß sich seitliche Abweichungen bei ~50°C gut korrigieren lassen, da müsste dann doch auch viel Reflex rausgehen, wenn man warm aufspannt.

Gruß,
Daniel

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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Snake-Jo » 31.12.2010, 14:58

@Daniel: Ja, genau, du kennst dich aus. Das ist bei mir nicht anders und wie mir Compositbogensammler mitteilten, die Regel.
Mein Special hatte nach dem Abspannen die "Möwenform", allerdings mit weit nach oben geklappten Flügeln wegen der Siyahwinkel. Die Rückspannung beträgt nun nur noch 40 cm, Tendenz steigend. ;)
Wenn der Bogen vollends eingebogen ist, wird er auch nicht mehr warm gemacht. Das war nur eine große Hilfe beim ersten Aufspannen. Ich werde mal messen, welche Kraft ich an jedem Wurfarm aufwenden muss, um ihn in die erste Halterung zu bringen.

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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Snake-Jo » 01.01.2011, 10:15

Das momentane Ende vom Lied:
Eine Messung der aufzuwendenden Kraft an einem Wurfarm beim Vorbiegen auf der Biegehilfe bis zum ersten Dübel ergab 55 lb.
Dies ist für den Übergangsbereich eine enorme Belastung. Die Zug- und Druckverhältnisse sind meiner Meinung nach an der Übergangsstelle vom Griff zum Wurfarm am stärksten:
Special mit Bruch.jpg


Der biegende Wurfarm bricht erstmal nicht, weil er über die Biegung ausweichen kann.
Der Griff ist mittig stabil genug, da rührt sich nichts.
Die Übergangszone ist besonders durch den starken Winkel gefährdet. Hier laufen die Kräfte aus der Spur.
Die Stelle wird stark gedehnt und der Bruch geht dann nach außen am Rücken.
@Gali und Daniel: Könnt ihr das noch genauer erläutern?

Jedenfalls gab es auf der Aufsapnnhilfe bei Spannhöhe 8 cm ein häßliche Geräusch am rechten Wurfarm. Ich bin dann schnell in Deckung gegangen. Der rechte Wurfarm streckte sich deutlich und es krachte weiter. Dann blieb es ruhig. Ich beobachtete dass dann erstmal aus sicherer Entfernung für 2-3 Stunden. Danach wagte ich mich wieder an die Aufspannhilfe und habe den Bogen blitzschnell abgespannt (fragt mich nicht wie, ich hab dabei 2 Liter Schweiß verloren und dass innerhalb von Sekunden).
An der oben bezeichneten Stelle sah man nur eine weißliche Verfärbung im Sehnenbelag, sonst nichts. Nach Herunterraspeln der Wicklung sah ich dann den Bruch unter der Wicklung: Da hatte direkt im Übergangsbereich eine Leimung in Kombination mit der äußersten Holzschicht nciht gehalten. Dafür waren Wicklung und Sehnenbelag stabil genug und haben Schlimmeres verhindert.
Das sind natürlich wichtige Erfahrungen und die Erkenntnis:
Starker Winkel am Griff erfordert eine stabile Verbindung bzw. Übergangsstelle. ::)
Ich mach nun kein langes Geschieß (für die Freunde des langen "I", sonst Geschiss) ;D
werde den Griff neu gestalten, zwei Schwalbenschwanz-Verbindungen im Griff versenken und den Griff sowie die Übergangsstelle mit Knochenplättchen a la Hunnenbogen verstärken.

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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von skerm » 01.01.2011, 12:20

Das ist schade! Die Wurfarme sind noch intakt, also Schwein gehabt!

Das mit dem Geräusch und so, das kann ich dir gut nachfühlen. Da geht man erstmal aus dem Weg. Ich hab meine Aufspannplatte ja am Boden liegen. Wie mir was ähnlich passiert ist, bin ich gleichmal aufgehüpft. Bei mir haben sich da die Hörner gelöst und das Holz hat sich in den Griff rein gespalten. Nach erneutem Aufkleben hat es dann aber gehalten, entweder war also mein Epoxy schon zu alt oder ich hab beim Zuschleifen des Horns das ganze zu heiß werden lassen, auch möglich.
Bild

Dein Winkel ist recht heftig. Aber das muss funktionieren, geht bei den Koreanern und Krim-Tataren ja auch. Da sind die Wurfarme mit V-Spleiß am Griff angebracht, oder? Ich möchte demnächst wieder was in dieser Richtung angehen, da werd ich den V-Spleiß versuchen.

Was die Kräfte angeht, öhm. ???

Gruß,
Daniel

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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Galighenna » 01.01.2011, 12:28

Ui... Das is ja ein Ding... Wie gut das man diese Bögen immer so prima reparieren und umbauen kann :)

Naja Jo du hast schon recht, genau an der von dir eingezeichneten Stelle MUSSTE die größte Belastung auftreten. Dort macht ja der Übergang vom Griff auf den WA einen ziemlichen "Knick" und auch wenn sich dort so gut wie nichts biegt, sorgen die Zugkräfte dafür, das sich z.B. der Sehnenbelag vom Untergrund lösen will, um den Knick "gerade" zu machen und das an einer sehr kleinen Konzentrierten Stelle. Das Könnte Holzfasern mit hochgerissen und dann unter der Sehnenschicht zu diesem Bruch geführt haben.
Ich vermute das man den Übergang dort Rückenseitig wesentlich runder gestalten muss um die Kräfte auf eine größere Fläche zu verteilen.
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Re: Wettbewerb Composit-special

Beitrag von Snake-Jo » 01.01.2011, 13:26

@Gali: o.k. mach ich runder und zusätzlich noch einen Hornbelag auf den Rücken. Oder doch nur Sehne? ???
Jedenfalls mit den Beinplättchen seitlich. Die überdecken dann auch den Spleiß.

Noch die Zuggewichte: 62 lb auf Spannhöhe ergibt errechnete 110 lb auf 28"
Wenn ich von den gewünschten 60 lb ausgehe, kann ich wunderbar am Spannhöhe runtertillern.
Die Biegung an den Wurfarmen ist schon fast perfekt. Aber vorab noch die Reparatur vom Griffteil. Das dauert...
schließlich muss da auch der Sehnenbelag wieder neu.

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