Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Feanor1307
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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Feanor1307 » 12.06.2012, 19:25

@Arry
Mit grünem einheimischen Ahornholz welches fehlerfrei ist bekommst du bei 1,5 cm Dicke gedämpft praktisch jeden Radius und Winkel gebogen. Siehe hier: http://198.170.107.188/phpBB2/viewtopic ... 3&start=45 Kviljos Post.
Allerdings ist es grün und nass und wie Jo sagt verzieht es sich noch. Deswegen haben es die Osmanen entsprechend lange trocknen lassen, nach dem Biegen :) und am besten auf der Form. Adam schlägt ca. 3-4 Monate vor. Da du schneller vorwärts kommen möchtest rate ich dir davon also eher ab.
Wenn du Leisten mit 5 mm Dicke verwenden willst solltest du die Rillen vorher reinmachen wie Jo es vorschlägt da das Holz sonst zu wabbelig wird. Bei 7 mm Leisten kannst du die Rillen auch nach dem Biegen rein machen. Das würde ich dir empfehlen da du 1.) mit 5 mm Leisten bestimmte Bereiche nicht aufbauen können wirst (es sei denn du laminierst) und 2.) Leisten mit Rillen (die ja recht tief sind) eine wesentlich höhere Bruchwahrscheinlichkeit aufweisen als solche ohne.

Viele Grüße Kevin
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EddieDean

Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von EddieDean » 12.06.2012, 23:30

@Feanor
Jetzt nicht krumm nehmen..
Hast du schon einen Komposit gebaut? Oder sind die Sachlagen theoretischer Natur?

Gruß
Stephan

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Feanor1307
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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Feanor1307 » 13.06.2012, 00:05

Moin Moin,

musste a irgendwann kommen die Frage :) :) :). Ich habe Bogenbau mit Komposits angefangen. Hier mal die Antwort die ich vor nicht allzu langer Zeit Arry gepostet habe (es ist spät und wäre viel zu schreiben - sorry Arry)

"Meine Osmanen das ist eine lange Geschichte. Zunächst habe ich es erst einmal so gemacht wie du. Ich habe mir einen Übungsbogen gekauft . Dann hatte ich mir einen Biokomposit bestellt und gewartet. Bei Grozer gab es damals massive Umbauten und so hat es von der Bestellung bis zur Fertigstellung 1 Jahr gedauert. Deshalb habe ich nach 2 Monaten Wartezeit angefangen selbst zu bauen . Damit begann ein langer Weg und um es vorweg zu nehmen fertig ist noch nix. Meinen ersten Komposit und damit meinen ersten Bogen überhaupt habe ich viel zu schwer ausgelegt. Ich dachte, wenn schon die ganze Arbeit dann auch richtig mit Dampf. Beim letzten Sehnenauftrag habe ich die Leimkonzentration zu niedrig gewählt. Die Schicht wurde rissig und delaminierte. Heute weis ich wie man so etwas lösen kann. Damals nicht. Ich habe versucht die Lage Sehnen mit viel warmen Wasser wieder runterzubekommen. Dabei war ich wohl etwas zu ungestüm und habe den Kern irreparabel beschädigt. Das war der erste. Rein rechnerisch hätte der 140 lbs gebracht. Naja.
Nr.2 bin ich etwas vorsichtiger angegangen mit Hörnern von Dictum. Alles von 0. Zwei der 3 der Hörner hatten nicht die optimale Geradwüchsigkeit. Ich hätte sie zurückschicken sollen. Habe ich nicht gemacht. Versucht zu korrigieren. Mit einer Überplattung habe ich dann zwei Hornstreifen hinbekommen dielang genug waren. Jedoch habe ich mich vermessen und die Überplattung kam genau ins Kassan Auge (wirst du noch lesen warum das fatal ist). Also das Horn brach bei diesem Bogen beim Einbiegen. Eine Reparatur mit Sehnenwicklung folgte. Hielt auch ganz gut allerdings hatte ich den Bogen wiederum zu schwer gearbeitet 110 lbs. Geplagt von heftiger Ungeduld beim Einbiegen und Auflegen der Sehne habe ich den Bogen dann zerrissen . Ich denke jedoch spätestens im Schießbetrieb hätte sich die Überplattung ohnehin verabschiedet....
Bogen Nr. 3 ist gerade in Berarbeitung. Auch hier haben sich Probleme mit dem 3. Sehnenbelag ergeben. Durch Umzug und Arbeitswechsel habe ich leider in letzter Zeit relativ wenig Gelegenheit weiter zu arbeiten und so liegt auch Bogen Nr. 4 als fertig verleimter Bogen rum der noch auf Formgebung und Sehnenbelag wartet."

Noch ein Bild vom bislang fertigsten :) (Bogen Nr. 2) aus meiner damaligen Werkstatt (Küche). Insgesamt muss ich sagen das sich das was ich hier poste aus Theorie und Erfahrung speist. Erfahrung mit unzähligen/fatalen Fehlern die mir u.a. gezeigt haben wie man es nicht machen sollte. Dennoch bin ich froher Hoffnung das im nächsten halben Jahr was fertig wird. Und wenn nicht dann gehe ich eben weiter auf dem Weg :).

Viele Grüße

Kevin
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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Penumbra » 13.06.2012, 07:20

Hallo Feanor, nur nicht aufgeben ;D Kommen da noch Brücken dran? oder seh ich die nicht? Wenn es wieder in die Hose gehen sollte, können wir in einem Threat einen Osmanen parallel bauen step by step.

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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Feanor1307 » 13.06.2012, 08:12

Nein Nein, der Bogen im Bild war Nr. 2 der 1.) eine Überplattung nahe des Kassan Auges hatte und 2.) mit 110 lbs zu derb. Das Bild zeigt meine ersten Versuche ihn zu biegen wobei ich mich ziemlich reinhängen musste. Was man nicht sieht ist sein unrühmliches Ende: Das Vorbiegen auf den Biegeformen war mir dann doch zu heiß also habe ich mir Tepliks gebaut. Darauf habe ich den Bogenn dann aufgespannt und so in etwa auf halbe Standhöhe bekommen. Leider hatte ich die Tepliks falsch dimensioniert so dass ich beim weiteren Ziehen den Bogen gegen den Wiederstand der Tepliks gedrückt habe. Dann kam der Punkt Ungeduld hinzu und der unbedingte Wille dem Bogen endlich eine Sehne auf zu ziehen. Ich habe den Bogen also mit den Knien gegen die Tepliks an beiden Armen gezogen und dabei nicht darauf geachtet das ich ihn damit über den Rand der (falsch dimensionierten) Tepliks breche, während die eigentlichen Biegenbereiche fixiert waren. Als es dann das erste mal spürbar (!)im Kassanauge knackte habe ich dann vor lauter Ärger Nägel mit Köpfen gemacht und den Bogen zerissen ... Tja kurz ist der Wahn und lang ist die Reuhe. Ich glaube aber nicht das man es hätte reparieren können. Und Überplattungen im Kassan Auge dafür schlage ich heute noch manchmal mit dem Kopf gegen die Wand.
Aus solchen Dingen lernt man Vieles neben dem technischen: Geduldig sein, besonnen arbeiten und immer schon das nächste Projekt im Feuer haben damit man gleich weiter machen kann und nicht resigniert. Deshalb sind Bogen 3 und 4 hier in Arbeit. Diesmal mit etwas niedrigerem Zuggewicht. Neue Bögen werde ich erst im Herbst wieder beginnen wenn es mit dem Schießen nicht mehr ganz so viel Spass macht. Dann auch gerne in Gruppenarbeit :).

Viele Grüße Kevin
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EddieDean

Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von EddieDean » 13.06.2012, 10:22

Okidoki.

Dann ist mir jetzt auch der Kontext klar.
Unter den Blinden ist der Einäugige König. ;D

Und wahrlich, über vermeidbare Fehler kannst du gut berichten ;)
Ich wünsch dir viel Erfolg.


Weitermachen Jungs.

Gruß
Stephan

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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Arry » 13.06.2012, 11:49

Jawohl, weitermachen.
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.

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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Feanor1307 » 13.06.2012, 12:24

Janitschar hat geschrieben:Okidoki.

Dann ist mir jetzt auch der Kontext klar.
Unter den Blinden ist der Einäugige König. ;D

Und wahrlich, über vermeidbare Fehler kannst du gut berichten ;)
Ich wünsch dir viel Erfolg.


Weitermachen Jungs.

Gruß
Stephan


Nun ja es gibt ja hier nicht nur Blinde ... Es gibt mind. 4 Leute hier die auch schon schussfertige Komposits hergestellt haben :). König sein ist auch nicht so mein Ding. Und Fehler... naja ich könnte sicherlich ein Buch damit füllen oder eben Forumsseiten. Ich hoffe es hilft den Leuten und sie machen nicht die Gleichen.
Ein anderer Punkt: Wenn es sich um persönliche Erfahrungen handelt stelle ich das raus, im anderen Fall zitiere ich. Meistens Karpowicz, manchmal das Reflexbogenbuch.

Viele Grüße

Kevin
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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von G_Bee » 13.06.2012, 14:43

@all: Ich lese ja jetzt schon eine ganz lange Zeit hier mit und mich interessieren Kompositbögen enorm.
Leider weiss ich aber auch, dass dieses Projekt noch mal eine ganze Weile später VIELLEICHt auf dem Programm steht.

Kompliment an alle die hier schreiben und uns an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.
Wirklich ganz großes Dankeschön!

G_Bee

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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Arry » 13.06.2012, 18:26

Hey G_Bee, das ist doch eine schöne Rückmeldung :)

Viel der Vorarbeit hat bei mir mit der Herstellung von Werkzeug und Hilfsmitteln zu tun. Hier habe ich den Rahmen eines Ikea-Kleinstsofas recycelt:

P1020641.jpg
Stabile Buche.

P1020642.jpg
Kurzer Prozess mit der Ryoba.

P1020643.jpg
Obere Seite ausgeschnitten.

P1020644.jpg
Lange Bretter verleimt, dabei kann man gleich das Verschnüren mit Seil üben...

P1020651.jpg
Und das Ergebnis: Hoppla, ein Tillerstock bis 32". Wird dann mit Schraubzwingen am Tisch festgemacht.
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.

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Die große Frage: Die Maße...!

Beitrag von Arry » 13.06.2012, 18:37

Peile zZt eine Länge von 134cm ntn an, die sich wie folgt aufteilen:
11cm Griffstück (das Holzstück dafür ist dann 33cm lang und läuft oben und unten jeweils in einem 11cm langen Spleiss aus).
Wurfarme jeweils 61,5cm lang (Leisten müssten dann, mit jeweils 4cm Handhabungsverlängerung an jedem Ende, 69,5cm lang sein).
Nun stellte sich die große Frage nach den Radien und Winkeln für die Biegeform und damit den oberen Teil der Wurfarme. Einige Recherche bei ATARN brachte ein Muster hervor, das dort von Adam Karpowicz für gut befunden wurde (was mich betrifft, damit höhere Weisheit).
Erst brachte ich das jpg dazu, die selben Maße zu haben wie die Vorgaben des ursprünglichen Erstellers. Das konnte ich dann aber nur auf DIN A4 ausdrucken und musste es, ganz old school, mit einer Projektion hochskalieren:
P1020648.jpg
Projektion von 1:2 auf 1:1

Dann merkte ich: Hoppla, der Bursche will 70cm lange Wurfarme haben, also ist das Ganze für mich zu groß. Nochmal runterskaliert, einen Drucker gefunden, der DIN A3 druckt, und so sieht das Ganze jetzt aus:
P1020650.jpg
Die Maße

Kommentare willkommen!
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.

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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Feanor1307 » 13.06.2012, 20:48

Jetzt willst du doch so einen langen Bogen bauen ... na dann mal los :)!
Die Radien und Winkel sind gut, ich würde die Kassan insgesamt 3 cm länger machen und die Bas mind. 7 cm. Also insg. 31 statt der geplanten 27 cm. Damit bleibst du bei den richtigen Verhältnissen eines osman, Scheibenbogens z.B. 120 cm (gesamt); 20 cm (Kassan); 6,5 cm Bas. Die zusätzliche Länge würde ich von der Sal Sektion abziehen.

Viele Grüße Kevin
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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Snake-Jo » 14.06.2012, 09:11

Wenn man die alten türkischen Bogen mit einbezieht, dann sind Längen um 60" (ca. 150 cm) noch im Rahmen der Originalabmessungen. Wenn die eigene Körpergröße dem nicht entgegen kommt, würde ich auch noch länger bauen. Beim ersten Bogen empfiehlt sich das sowieso.
Grayson (1993): Composite bows in: TBB 3, S. 113

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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von kra » 14.06.2012, 10:35

134 cm sind für nen Türken zwar nicht gerade sehr kurz, aber als ersten Bogen sehe ich das auch eher als sinnvoll an.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Osmane in spe, angepeilt 45# bei 31"

Beitrag von Lord Hurny » 14.06.2012, 11:05

Als Material für den Rahmen wird sehr oft oder bevorzugt Ahorn erwähnt, hat das einen mechanischen Hintergrund oder eher einen historischen?
Ich möchte hier als Alternative Ulme erwähnen, was halten die Experten von Ulme als Rahmen?
Dieses Holz hätte doch gerade für Anfänger einige Vorteile, speziell was den Verlauf der Maserung betrifft, aber auch bezüglich Biegeeigenschaften und Verformbarkeit.
lg,
Lord Hurny

der manchmal den Bogen überspannt...

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