Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

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Arry
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry » 29.03.2013, 18:45

Gestern habe ich den Kern und einen Hornstreifen gezahnt, der andere Streifen folgt bald.

Das Ganze lief trotz nicht so schlechter Vorbereitung nicht optimal: Die Ahle, mit der ich entlang eines flexiblen Lineals die erste Rille in den Kern gemacht habe, hat an der Spitze des Griffstück-Spleisses eine kaum zu erkennende Seitwärtsbewegung gemacht, die der Zahnschaber später nachvollzog. Das gröbste habe ich wieder herausgeholt, aber eine winzige Schlängelung machen die Rillen an der Spitze des Spleisses trotzdem.

Ich hoffe mal, dass beim späteren Verleimen das erwärmte Holz zusammen mit dem erwärmten Horn und dem Anpressdruck von einigen Schraubzwingen die Rillen trotzdem sauber ineinander zwingen.

Der Hornstreifen wies an den Seitenrändern einige Risse auf, die ich ausgeschliffen habe. Leider hat er dabei an Breite verloren - und der Zahnschaber hat an den Rändern auch etwas Material abgetrennt. Nun könnte es gut sein, dass der Bogen bei 127cm ntn eine Breite von nur 3,2cm im biegenden Bereich haben wird, inklusive der Sehnenschicht. Die Sorge ist, ob das instabil werden könnte?
IMG_1993.jpg

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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry » 01.04.2013, 14:31

So, wer einen Daumen über hat, möge ihn bitte gedrückt halten - momentan werden Hornstreifen und Kern mit dünnem Leim (Mischung Haut- und Hausenblasenleim) bestrichen, bis sie irgendwann glasig glänzen:
IMG_2007.jpg

Das ist die unmittelbare Vorbereitung für das Verleimen an sich, dass ich diese Woche vornehmen möchte.
Bei den Hornstreifen fällt mir je nach Lichteinfall dieses Detail auf:
IMG_2012.jpg

Meine erste Vermutung war, dass es Luftblasen sein könnten, aber mit einer Messerspitze gelang es mir nicht, so eine "Luftblase" aufzubrechen oder zu entfernen, weswegen ich hoffe, dass es einfach eine Struktur im Horn ist, die wegen des Leims das Licht bricht. Was meint Ihr?
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Galighenna » 01.04.2013, 14:38

Ja, Horn ist teiltransparent und besteht aus sehr feinen Fasern. Wenn an einigen Stellen der Abstand und die Größe der Fasern stimmt, so können sie das Licht auf eine andere Art brechen so das dort Farbschimmer erscheinen. Der Vogel Star z.B. hat keine bunten Federn, sein Gefieder ist nur deshalb metallisch Bunt, weil die sehr feine Struktur in den Federn das Licht speziell bricht. Das gleiche gilt für viele Schmetterlingsarten.

Luft wird es nicht sein. Das hättest du beim schaben der Rillen bereits gemerkt.
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry » 02.04.2013, 15:59

Danke Gali!

Derweil glänzen die Hornstreifen schön. Das soll mit Hautleim ja nicht so leicht hinzukriegen sein, aber die Mischung Hautleim und Hausenblasenleim bei rund 60°C funktioniert hier -so mein unqualifizierter Eindruck jedenfalls- wirklich gut. Zumal es mir in der Werkstatt nur möglich war, Holz und Horn auf etwa 40°C zu bringen statt der empfohlenen 50°C.

Insofern liegt schon mal alles bereit für den nächsten Akt:
IMG_2013.jpg


Grüße
Arry
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von skerm » 02.04.2013, 17:43

Schön! Wünsche gutes Gelingen!

Ich hab diese Prozedur einmal gemacht. Ich habe am Freitag begonnen und alle paar Stunden die Schichten aufgetragen. Ich fand es mühsam, meine Frau war verärgert, weil ich das ganze Wochenende Leimtopf und Hornstreifen in der Küche stehen hatte. Im Anschluß dann die Klebesauerei im auf Dampfbad transformierten Badezimmer. Hatte seither keine große Motivation das zu wiederholen. Aber so sauber wie du arbeitest siehst es bei dir hinterher wahrscheinlich besser aus als bei mir vorher...

Gruß,
Daniel

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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry » 02.04.2013, 19:18

Hehe, gute Idee mit dem Badezimmer! Die Werkstatt wird leider nicht so bullig warm... Ich vertraue da auf die Eigenschaften der Hausenblase, die das Gelieren verzögern soll. Aber das Scheiternsrisiko ist groß. Bin gespannt, ob es klappt ::)
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von benzi » 02.04.2013, 20:36

viel Erfolg!

Grüße benzi
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry » 03.04.2013, 10:59

Tja, das Verleimen des ersten Hornstreifens ging dann doch ziemlich schnell vor sich. Es war recht früh am Morgen (kurzfristig eingetretene organisatorische Gründe). Die Bude war nicht allzu warm, ich schätze 20°C. Wärmer wäre besser gewesen. Es war nicht ganz leicht, Holz und Horn auf Temperatur zu bringen. Die Heizung reichte nicht aus (ca. 30°C), weswegen ich wie schon zuvor die Heißluftpistole nahm. Damit ca 45°C, also etwas knapp unterhalb der empfohlenen 50°C.
Der Leim hatte ca. 60°C und war dadurch bei der letzten Zwinge immerhin noch so flüssig, dass noch relativ flüssiger Leim rausgedrückt wurde. Aber an der Luft gelierte er innerhalb von ein paar Minuten...
Wie so oft kann ich mangels Erfahrungswerten nicht beurteilen, ob die Aktion erfolgreich war ::) Wir werden sehen 8)
Grüße
Arry

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Alle meine Zwingen. Für den zweiten Wurfarm werde ich mir allerhand leihen müssen.

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Der gelierende Leim.
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Haitha » 03.04.2013, 11:23

Fahrradschlauch funktioniert auch sehr sehr gut!

Sieht spitze aus, deine Vorgehensweise :) kann skerm nur zustimmen!
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry » 03.04.2013, 11:42

Dankeschön, Ihr beiden!
In ein paar Monaten wissen wir, ob es gut lief. Wie heißt es so schön in einer Signatur in einem anderen Forum: "If it breaks, you get to keep both parts" :)
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Galighenna » 03.04.2013, 11:52

Auf jeden Fall sauber gearbeitet und ich finde es klasse das du mit Hautleim arbeitest. Viele haben ja keine Lust, wollen lieber schnell fertig werden und nehmen dann Epoxy.
Da hast du jetzt nen Vorteil: Wenn der Bogen irgendwie nen Fehler hat, kannst du alles auseinander nehmen weil sich ja der Leim wieder lösen lässt, ;)
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Snake-Jo » 03.04.2013, 12:42

Arry hat geschrieben: Die Heizung reichte nicht aus (ca. 30°C), weswegen ich wie schon zuvor die Heißluftpistole nahm. Damit ca 45°C, also etwas knapp unterhalb der empfohlenen 50°C.
Der Leim hatte ca. 60°C und war dadurch bei der letzten Zwinge immerhin noch so flüssig, dass noch relativ flüssiger Leim rausgedrückt wurde. Aber an der Luft gelierte er innerhalb von ein paar Minuten...


Das klingt gut, wird schon werden. :)
Die Klötzchen-Methode zum Anpressen gefällt mir nicht. An den starken Biegungen liegen die Klötzchen seitlich hohl. Da wäre eine dünne Leiste von 3-4 mm besser, weil die der Biegung folgt und den Druck besser weitergibt.
Ich erhitze den Leim beim Verpressen bzw. kurz davor: Horn, Holzkern und Anpressleiste erwärmen, aber nur punktuell, eine Schraubzwinge auf die Stelle setzen, weiter erwärmen, nächste Schraubzwinge. Oder mittels Tendschek: Erst die komplette Wicklung machen, dann das gesamte Teil erwärmen. Die Schnur zieht das dann weiter zusammen und der Leim tritt aus.

Das größte Problem sehe ich beim ersten Aufspannen. Momentan wird der Bogen geschätzte 200-300 lb erreichen, bzw. da muss dann noch einiges an Holz abgetragen werden. ;)

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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry » 03.04.2013, 13:54

Galighenna hat geschrieben:Wenn der Bogen irgendwie nen Fehler hat, kannst du alles auseinander nehmen weil sich ja der Leim wieder lösen lässt, ;)

Oh ja, das wird total toll :D
Snake-Jo hat geschrieben: Das klingt gut, wird schon werden. :)

Prima, danke für diese Einschätzung! Man liest und denkt zwar nach, aber so richtig sicher kann man sich beim ersten Mal nicht sein. Da ist so eine Bewertung viel wert.
Snake-Jo hat geschrieben: Momentan wird der Bogen geschätzte 200-300 lb erreichen, bzw. da muss dann noch einiges an Holz abgetragen werden. ;)

Ich werfe mir ein paar Dosen Spinat ein, und dann sind 200lb ein Klacks! Nein im Ernst: Den Holzkern werde ich, sobald das Horn es zulässt, bis auf 4-5mm im Sal runterarbeiten.
Grüße
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Galighenna » 03.04.2013, 14:02

STellt sich für mich die Frage, warum der Holzkern momentan noch so dick ist. Hat das einen besonderes technischen Grund? Ich hätte es leichter gefunden, 5mm Holz zu dämpfen und biegen statt 10 oder 15mm...

(Ich hoffe ich hab das jetzt in diesem Thread nicht überlesen oder vergessen, der ist so lang, da weiß ich nicht mehr alles -.- )
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry » 03.04.2013, 14:14

Bei dieser Methode lässt man den Holzkern dick bis nach der Hornverleimung, damit er sich nicht beim Zwingen/mit dem Seil festdrehen verzieht.
Grüße
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