Was ist das für ein Bogen?

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Direwolf
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Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Direwolf » 16.01.2013, 20:50

Hab mal wieder im Auktionskatalog geschmökert und diesen Bogen gefunden.
Leider hab ich keine weiteren vernünftigen Infos gefunden. Meine Grosseltern hatten bei diesem Auktionshaus einen Mongolen
Komposit aus dem 17 Jhd. erstanden welchen ich dann geerbt habe und ca 8 Jahre lang sogar geschossen.
Er brachte noch 75# bei 28", hatte vermutlich mal mehr Zuggewicht.

Also für mich sieht das nach einem Türken oder Koreaner Bogen aus und ob man den noch zum schiessen bringt wäre dann die 2. Frage. Und auch ob sich das lohnt ;-)
Der Mongole hatte damals "nur" ein 1000er gekostet deshalb ist es nicht so tragisch das er jetzt hinüber ist und nur noch
als Deko taugt.

Würde mich auch interessieren ob die abgebildeten Pfeile aus Bambus sind (wie mir erscheint) oder ob die zusammengesteckt sind.
Dateianhänge
Komposit.jpg

Yumiya
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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Yumiya » 16.01.2013, 21:05

Wie lautete denn die Beschreibung im Auktionskatalog,
und um welches Auktionshaus und Jahrgang handelte es sich dabei?

Yumiya

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skerm
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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von skerm » 16.01.2013, 21:23

Sieht nach einem Mughalbogen aus.

Gruß,
Daniel

Direwolf
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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Direwolf » 16.01.2013, 21:47

Auktionshaus Fischer

Beschreibung:

Reflexbogen, 18jh. Verleimtes Holz, Griff von ovalem Querschnitt.
Die abgeflachten Bogenarme enden in dreikantigem Uebergang zu kurzen Holzstegen mit Kerben
in denen die Sehnenschlaufen eingehängt werden. Rot-Goldene Fassung mit Ornamenten, beschädigt.
Dazu 11 Holzpfeile mit diversen Eisenspitzen. CHF 1200.- / 1500.-

Also ich würde auf türkisch tippen, da auf den nächsten Seiten diverse Shamshir, Jatagan etc. angeboten
werden.

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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Yumiya » 16.01.2013, 22:27

Im Katalog steht doch auch noch die Zeile: Petrasch et al., Die Karlsruher Türkenbeute.
Es ist also davon auszugehen dass es sich um einen Türkischen Bogen handelt.

Und im übrigen lautet die exakte Beschreibung im Katalog:
Reflexbogen, osmanisch, 18. Jh. Verleimtes Holz ...

Der Hinweis am Ende gilt vermtl. diesem Buch: Amazon
Bild

@Direwolf
Kann es sein, dass du uns die beiden Begriffe der Beschreibung "türkisch" und "osmanisch" nicht mitteilen wolltest,
weil du Zweifelt hattest, und gerne die Einschätzung der Reiterbogenspezialisten hier im FC gehört hättest?
Ich bin mir sicher, sie würden ihre Meinung immer abgeben.

Yumiya
Zuletzt geändert von Yumiya am 16.01.2013, 23:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Arry » 16.01.2013, 23:39

Würde Skerm zustimmen, von der Form her ein typischer "Krabbenbogen". Mag sein, dass er bei den Türken erbeutet wurde. Aber die Bauform ist indo-persisch.
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.

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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Sateless » 16.01.2013, 23:49

Wenn das Dingen wirklich osmanisch sein soll, wurde dafür ein nordindischer Bogenbauer unter osmanischer Fuchtel beschäftigt.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Yayci » 16.01.2013, 23:54

... was historisch nicht auszuschließen wäre! ;)

Steht nicht bei Kani was von den jeweiligen Vorzügen und Nachteilen persischer bzw tatarischer Bögen?? Irgendwas geistert mir da im Kopf rum. Hab leider Kani grade nur im Original zur Hand und leider kann ich kein Osmanisch "querlesen"...
"Bogenschießen ist eine schwere Aufgabe, wer es betreibt, weiß es. - Okçuluk bir belâdir, onu çeken bilir." (Türkisches Sprichwort)

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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Sateless » 17.01.2013, 00:36

Das ist historisch durchaus realistisch! ;) Nebenbei verbindet es halt diesen Bilderbuchkrabbenbogen mit der Aufschrift "osmanisch", die der Auktionssachverständige draufgepinselt hat. Völliger Quatsch wird dieser Bogen nicht sein, sonst hätte man ein anderes Design übernommen. Vermutlich Stabilität bei der Witterung vor Ort, oder sonst etwas.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von skerm » 17.01.2013, 09:11

Also das ist klar, was das für ein Bogentyp ist. Die Unterschiede zwischen den osmanischen, krim-tatarischen, persischen und indo-persischen sind doch recht deutlich.

Ob der aufgespannt und geschossen werden kann ist anhand des Bildes nicht zu sagen. Was ich mich dem Bild nach mit sehr großer Überzeugung sage ist, dass der Bogen noch nie aufgespannt worden ist. Wenn der schon aufgespannt oder gar geschossen worden wäre, dann hätte er nicht mehr diese schöne namensgebende Form (außer vielleicht jemand hat ihn unter Wärme in diese Form zurückgebogen).

Gruß,
Daniel

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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von skerm » 17.01.2013, 09:14

Anderes Beispiel für so einen Bogen: http://anthromuseum.missouri.edu/grayso ... albow.shtm

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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Direwolf » 17.01.2013, 09:29

Jep, habs jetzt auf der Website auch gesehen, Osmanisch, Türkenbeute. Und ich hatte meine Zweifel.
In meinem Katalog stand jedoch nichts davon. Die beschreibungen sind in einem blauen Begleitbuch, da stand nur was ich oben schrieb.
Finde es komisch das man so ein schönes Stück immernoch für 1500.- bekommen kann, während man andererseits für ein Verrottetes Stück Metall was mal ein Schwert war schlappe 15000.- hinblättern muss.
Der Bogen wurde eh schon verkauft, aber ich denke das er irgendwie verzogen war. Das untere Ende überlappt das obere.
Die beschreibung "Holz verleimt" ist auch komisch. Das sollte doch eigentlich ein Komposit sein, kann mir nicht vorstellen das es nur ein Holz Laminat ist.

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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Yumiya » 17.01.2013, 11:47

Nebenbei ... falls sich jemand für das das Buch "Die Karlsruher Türkenbeute" interessiert,
es kann auch günstiger bei ZVAB erworben werden.
http://www.zvab.com/basicSearch.do?anyWords=Die+Karlsruher+T%FCrkenbeute&author=&title=&check_sn=on

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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Trainer » 17.01.2013, 12:35

Direwolf hat geschrieben:... Meine Grosseltern hatten bei diesem Auktionshaus einen Mongolen Komposit aus dem 17 Jhd. erstanden welchen ich dann geerbt habe und ca 8 Jahre lang sogar geschossen.



wow, du hast 8 Jahre lang einen mehr als 200 Jahre alten Bogen geschossen...
Bei Anderen wäre der mit weißen Handschuhen ganz vorsichtig in eine Glasvirine gelegt worden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich getraut hätte den überhaupt erst zu spannen.

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Re: Was ist das für ein Bogen?

Beitrag von Direwolf » 17.01.2013, 17:06

@Trainer: Der Bogenbauer der mir die Sehnen dafür gemacht hat meinte das auch. 17 Jh. ist nur eine Schätzung des Kantonsarchäologen. Hatte meine Zweifel ob dieser Bogen wirklich so alt war und vorallem wie er so lange in einem Schiesstauglichen Zustand bleiben konnte. Es ist auch unklar ob er wirklich aus der Mongolei stammt. Vom Aussehen, Grösse und den Sehnenbrücken könnte es aber stimmen. Kann aber auch sein das es ein Chinese oder Tibeter war, die hatten ja ganz ähnliche Bögen. Naja 8 Jahre hat er gehalten und sich dann mit einem lauten Knall verabschiedet bei dem der gebrochene Wurfarm mein Gesicht zum Glück knapp verfehlte ;-)

Edit: Muss noch etwas richtigstellen. Ich habe gestern den Begletzettel zu dem Mongolenbogen wiedergefunden.
Darin steht folgendes:

Reflexbogen, Mongolei. Spätes 18 Jhd. Horn, Holz verleimt. Dunkelrot / Braun lackiert, teilweise beschädigt.
Sehnenhalterung aus Bein
Länge: 122cm
Zustand: 2
Aus Privatbesitz
Verkaufspreis: Fr. 987.-


Das war 1972

Mit Sehnenhalterungen sind wohl die Sehnenbrücken gemeint. Was mmich irgendie stutzig macht ist die sehr gute Verarbeitung
(Das er nach all der Zeit noch Schiessfähig war) was im krassen Gegensatz zu dem sehr schlichten (um nicht zu sagen hässlichen) Erscheinungsbild steht. Ende Februar kriegt Penumbra den Bogen zur Untersuchung zugeschickt, er kann dann sicher mehr dazu sagen.

Bin noch auf folgende Seite gestossen http://www.tooveys.com/lots.asp?WEBLOTID=220435&LOTID=1145
Kann man kaum Glauben, für dieses Prachtstück hätte ich ohne zu zögern das 10 Fache bezahlt. >:(

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