Kompositbogen bauen

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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skerm
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 27.05.2009, 19:09

Danke für die Erfolgswünsche! Ich habe inzwischen weiter gemacht und Sehnenbrücken angebracht. Das mit der Standhöhe ist ein Wahnsinn. Das war irgendwie an jedem Tag anders. Also, was soll's, ich lass es so. Ich wollte bei den griffnahen Wicklungen eigentlich mit Hitze ein bißchen was machen, aber das war am nächsten Tag wieder weg als hätte ich nie was gemacht.

Bild

Wie man sieht ist das ganze nicht so recht in der Waage, aber bei den bescheidenen ungefähren 25# die er bei 28 Zoll hat, ist das wahrscheinlich egal. Bogen ist es leider noch keiner. Ich muss vorher noch die Sehne überreden, mittiger zu verlaufen. Im Moment verwinden sich die Wurfarme irgendwie. Hab noch nicht genau rausgefunden wie, aber die Sehne ist in etwa 2 Zentimeter aus der Mitte. Für den nächsten habe ich einen fein breiten Süßkirschensplintkern - besten Dank an Snake-Jo! -, bei dem das dann hoffentlich anders aussehen wird. Auch wenn da noch kein Pfeil heil rauskommen würde, werde ich glaub ich trotzdem beim Abendessen ein Glas drauf trinken ;)

Bild

Gruß,
Daniel

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skerm
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 31.05.2009, 09:21

Die Sehne hab ich mittig hinbekommen. Der Bogen lief am Übergang zu den Siyahs bei beiden Wurfarmen etwas seitlich weg. Ich hab den Bogen mit Zwingen auf einem Brett fixiert (am Griff und in der Mitte der Wurfarme) und dann im Übergang flache Keile untergeschoben, um etwas in Gegenrichtung zu biegen. Dabei habe ich die betreffende Stelle an beiden Wurfarmen gleichmäßig erwärmt und das ganze dann 1,5 Stunden ruhen lassen.

Die Siyahs habe ich schlanker gemacht und den Bogen dann geschossen. Angesichts des niedrigen Zuggewichts habe ich nicht viel erwartet und wurde echt positiv überrascht. Der schießt nämlich ordentlich. Hmm, wie schön wär dasselbe in 60#. Ich arbeite daran ;)
Meine Frau hat gesagt, daß sie den ja schießen könnte. Ich hab zuerst gedacht, daß sie einen Scherz mit meiner Begeisterung macht, aber sie will tatsächlich. Bedingung ist, daß ich den Bogen ordentlich bemale, damit sie das Sehnenbacking weder sieht, noch damit in Berührung kommt.

Hier ist noch ein Foto von heute morgen, nachdem der Bogen die Nacht über Zeit hatte, wieder Reflex aufzubauen.

Bild

Gruß,
Daniel

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kra
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von kra » 31.05.2009, 10:09

Ganz großer Respekt! ich lese mit viel Vergnügen und lerne viel dabei!
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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skerm
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 31.05.2009, 12:09

Danke! :)
Zuerst hatten wir wie es nicht geht, jetzt fast so wie es geht, also wäre als nächstes genau so wie es geht dran.

Daniel

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Snake-Jo
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Snake-Jo » 01.06.2009, 13:52

Hallo Daniel,
nun bin ich wieder aus dem Urlaub zurück und kann mitlesen. Also hier auch mein Kommentar:
- Biegung sieht gut aus
- Auszug wunderbar, Wurfarme parallel zum Pfeil
- Rückstellung über Nacht: gut!
- unterschiedliche Standhöhen nach erneutem Aufspannen: ist normal bei diesen Teilen  ;D
- Übergang zum Siyah noch zu tief, zuviel Gewicht
- der Griff ist ein "Knubbel", sowas geht doch eleganter!  ;)

Glückwunsch zum gelungenen Bau, habe schon deine Flasche Wein darauf getrunken.  :) :) :)

Sehnenbelag einfach mit gaaanz dünnem Leder oder Rohhaut belegen, Horn frei lassen. Man kann auch bedruckten Leinenstoff nehmen oder Seide (farbig).  Stoff aufziehen mit Ponal blau (nur einseitig den Bogenrücken einpinseln, darf nicht durchdrücken), Leder und Rohhaut mit Hautliem.

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 01.06.2009, 17:41

Hi!

Vielen Dank! Ich bin ja eh noch nicht ganz fertig! Beim Griff ist noch was zu tun, da läuft das Horn nämlich schräg aus und das sieht doof aus. Der Siyahübergang ist echt noch dick, das ist nicht optimal gelaufen. Da das Horn recht kurz ist (es hört ein paar Zentimeter nach der Wicklung schon auf), habe ich den Übergang jeweils mit einem Holunderstreifen aufgepolstert. Das muss ich noch am Bandschleifer flach machen, aber generell ist der Übergang zu lang ausgefallen find ich. Der wird beim nächsten Bogen kürzer sein.

Ich fürcht mich schon vorm Finish...

Gruß,
Daniel

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Commerz » 10.06.2009, 04:45

Hi skerm,
kannst Du nicht "einfach" noch ne Ladung Sehnen auf den Sehnenbelag kleben? Oder würde der Bauch kollabieren?
Kann mir (ohne Erfahrung) vorstellen das das Horn noch eine Menge abkann. Oder malst den Bogen bunt an und hast Deiner Frau einen schönen Bogen gebaut ;)
Ich persönlich würde die 1.Variante bevorzugen. 8)
--Commerz

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 10.06.2009, 08:11

Hi!

Das mit der Sehne könnte ich sicher machen, aber dadurch würde nicht nur das Zuggewicht sondern auch das Gewicht steigen. Sehne ist ja schwer. Außerdem.. Hast du schon mal Sehne geklopft? Wenn ich wieder mal Zeit haben werde, mir die Arbeit anzutun, dann kommt die auf einen neuen Rahmen rauf. Den hab ich eh schon in Arbeit, aber mangels Zeit wird der erst irgendwann im Juli fertig werden.

Gruß,
Daniel

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Snake-Jo » 11.06.2009, 15:41

Doch, Daniel, mach ihn fertig. Du brauchst ja nur die stark biegenden Bereiche mit Sehne belegen, das geht schnell.
Wenn Du zur Zeit 25 lb auf 28" hast, bekommst Du bestimmt
28 lb auf 28" mit etwas mehr Sehne
auf 30" wären das 31 lb und nach etwas Lagerung werden die Bogen noch härter, also dann ca. 33 lb auf 30", also ein ordentlicher Bogen für den Reiter bzw. Reiterin.  ;),

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Howard Hughes18 » 11.06.2009, 22:16

Also, ich muss da ein Kompliment machen:

Dir ist da ein sehr sehr schöner Bogen gelungen.

Respekt.
КАТО НЕ ЩЕШ МИРА, НА ТИ СЕКИРА

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 14.06.2009, 20:16

Danke!

@Snake-Jo: Ich bin einstweilen noch Fußgänger! Die nächsten zwei Wochen werde ich mit meinem Umzug beschäftigt sein und nichts tun können. Dafür werde ich dann deutlich näher bei meinem Sehnenklopfplatz wohnen und dann geht es dahin! Nach dem Urlaub ;)

Gruß,
Daniel

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 04.07.2009, 20:59

Heut hatte ich Gelegenheit ein paar Pfeile mit dem Bogen zu schießen. Ganz normale 5/16 Kieferpfeile, 100 Grain Spitze, 4" Federn, 28" lang. Mit meiner noch ziemlich unbeholfenen Daumentechnik habe ich ca. 140 Meter weit geschossen. Das find ich gar nicht schlecht. Mal schauen, wie es sich verändert, wenn ich die klobigen Siyahs in eine schlankere Form bringe.

Snake-Jo hat geschrieben:- unterschiedliche Standhöhen nach erneutem Aufspannen: ist normal bei diesen Teilen  ;D


Beim ersten Aufspannen seit drei Wochen oder so war wieder ein Wurfarm deutlich stärker als der andere. Er ist in seine reflexe Form zurück und hat mir den Daumen zwischen Bogen und Sehne eingeklemmt. Nachdem ich die Sehne für so 10 Sekunden zum schwächeren Wurfarm gedrückt hatte, waren die Wurfarme wieder ziemlich auf normaler Standhöhe. Daran muß ich mich wohl gewöhnen. Einen schwereren Bogen werde ich aber zum Aufspannen wohl nie über die Knie biegen. Da werd ich nämlich sonst ein nervliches Wrack dabei  ;)

Gruß,
Daniel

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Arry » 06.05.2012, 19:21

So Ihr Lieben,
nach langer Lektüre diverser Threads meine ich, dass ich guten Gewissens folgende Fragen stellen kann, die grob auf einen osmanischen Reiterbogen abzielen:
- Was nutzt Ihr als Schaber (Tasin, siehe http://www.turkishculture.org/picture_s ... ageID=4097) für die Längsrillen im Holzrahmen und im Horn, wie stellt Ihr die Führung sicher, damit die Riefen von Holz/Horn später sauber in einander passen? Wäre für Bilder dankbar! (Edit: Dieser Punkt hat sich erledigt, habe gerade diese schöne Anleitung gefunden: viewtopic.php?f=67&t=15707)
- Welchen Epoxid-Kleber für Horn/Holz könnt Ihr empfehlen?
- Können/sollen Holz und Horn vor dem Kleben mit Aceton entfettet werden?
- Rahmenmaterial: Ich weiß, Eibe, Spitzahorn, Ulme und Robinie (jew. Spätholz-Anteil) sowie Bambus gehen gut. Ginge denn auch Esche?
- Muss der Jahresring auf der Rahmenoberseite unbeschädigt sein oder ist flache Form, elliptischer Querschnitt wichtiger?
- Sind Wurfarme gleich lang/gleich stark, ist das Griffstück genau mittig angebracht?
- Hätte jemand ein Bild, aus dem ein sinnvolles Belegmuster für Sehnen hervorgeht? In der Sehnenbelag-Anleitung von Shake-Jo sind leider alle Fotos deaktiviert.
Grüße,
Arry
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Snake-Jo » 07.05.2012, 13:43

Hallo Arry, ich schreib einfach mal dazu.
Arry hat geschrieben:So Ihr Lieben,
nach langer Lektüre diverser Threads meine ich, dass ich guten Gewissens folgende Fragen stellen kann, die grob auf einen osmanischen Reiterbogen abzielen:
- Was nutzt Ihr als Schaber (Tasin, siehe http://www.turkishculture.org/picture_s ... ageID=4097) für die Längsrillen im Holzrahmen und im Horn, wie stellt Ihr die Führung sicher, damit die Riefen von Holz/Horn später sauber in einander passen? Wäre für Bilder dankbar! (Edit: Dieser Punkt hat sich erledigt, habe gerade diese schöne Anleitung gefunden: viewtopic.php?f=67&t=15707)
- Welchen Epoxid-Kleber für Horn/Holz könnt Ihr empfehlen? UHU-Endfest 300 plus Heißlufpistole
- Können/sollen Holz und Horn vor dem Kleben mit Aceton entfettet werden? Schadet nicht. Frisch aufgerauhtes Horn kann man auch so verkleben. Zudem läßt sich aufgerauhtes Horn schlecht entfetten.
- Rahmenmaterial: Ich weiß, Eibe, Spitzahorn, Ulme und Robinie (jew. Spätholz-Anteil) sowie Bambus gehen gut. Ginge denn auch Esche? Ich würde die ringporigen Hölzer wie Eibe, Ulme, Robinie anfangs nciht verwenden. Bevor man eine Leiste verwendet, sollte man sie zum Halbkreis biegen. Ein 5 mm starke HolZ muss das aushalten.
- Muss der Jahresring auf der Rahmenoberseite unbeschädigt sein oder ist flache Form, elliptischer Querschnitt wichtiger? Die Jahresringe sollten plan bzw. parallel zur Oberseite verlaufen. Dabei angeschnittene Teile sind problemlos. Rechteck-Querschnitt ist günstiger.
- Sind Wurfarme gleich lang/gleich stark, ist das Griffstück genau mittig angebracht? Es gibt alle Variationen, einfach ein authentisches Vorbild heraussuchen und dann so bauen.
- Hätte jemand ein Bild, aus dem ein sinnvolles Belegmuster für Sehnen hervorgeht? In der Sehnenbelag-Anleitung von Shake-Jo sind leider alle Fotos deaktiviert. Hinweis in dem anderen Thread
Grüße,
Arry

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Feanor1307 » 07.05.2012, 14:20

Moin Moin,

Moin Moin,

kurz zum Schaber. Ich nehme zunächst ein kurzes Messer mit breiter Klinge und ziehe jeweils eine gerade Linie mit der Spitze senkrecht auf dem Horn. Dazu nehme ich zunächst ein kräftiges Linieal als Führung und fixiere dies mit Schraubzwingen auf dem Horn damit es nicht verutscht (am besten Lineal/Horn/Werkbank zusammen mit 2 Zwingen fixieren). Dann führe ich das Messer mit der Spitze fast senkrecht und der nicht schneidenden Seite zum Lineal an diesem auf dem Horn entlang (Druck). Die Kerbe vergrößere ich unter hin und her führen auf ca. 1 mm Tiefe. Dann nehme ich eine handelsübliche Gärungssäge mit gleichmäsigen Zacken. Diese Zacken werden zunächst begradigt. Dazu einige Male mit dem Blatt in den Schraubstock einspannen. Dann wird die erste Zacke der Zäge orthogonal zur Längsrichtung des Horns in die bereits bestende Kerbe eingenockt und diese quasie als Führung benutzt. Dabei immer aufpassen das man nicht rausrutscht oder verwackelt. Dabei ist es am besten das Blatt nicht ganz herunter zu drücken sondern ausgehend von der Führungskerbe immer tiefer zu werden. Halte die Säge nicht ganz senkrecht sondern minimal schräg in Zugrichtung. Das Ganze dauert pro Horn ungefähr eine Stunde. Das Blatt ab und zu wenden hilft der Schärfe :).
Zum Holzrahmen: Da gibt es verschiedene Philosophien. Ich würde den Rahmen zunächst etwas stärker machen (mind. 7 mm bei Ahorn) damit du beim Aufleimen des Horns eine gewisse Stabilität hast. Ansonsten kann es passieren das sich der ganze Rahmen beim Aufleimen verzieht und du einen verdrehten Bogen bekommst. Eingeleimte Verdrehungen müssen hinterher immer wieder vor dem Schießen korrigiert werden da sie sehr stabil sind.
Verlegepläne für Sehnen gibt es in der richtigen (!) Literatur. Die brauchst du ohnehin.

Viel Erfolg + Grüße Kevin
Niemand versucht es herauszuholen, wenn er einmal weiß was in Ihm steckt!

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