Tillern eines Komposit

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Snake-Jo
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Tillern eines Komposit

Beitrag von Snake-Jo » 21.12.2007, 11:26

Ein asiatischer Reflexbogen aus Horn, Sehne, Holz birgt ein hohes Verletzungsrisiko beim ersten Aufspannen. Daher sollte man allergrößte Sorgfalt dem Tillervorgang widmen.
Ich hatte im Thread "Kompositbogenbau" meine eigene Methode vorgestellt, die erstens einfach zu bewerkstelligen ist und zudem das Verletzungsrisiko enorm mindert. Leider hat bislang niemand diese Anleitung befolgt, sondern alle richten sich nach authentischen Beschreibungen von Bogenbauern in der Literatur. Leute: das sind erfahrene Bogenbauer, die ihre Materialien auf den Zehntelmillimeter einstellen, bevor sie den Bogen zusammenkleben! Mit viel, viel, viel Erfahrung geht das, ansonsten lieber diese Methode:

1. Den Holz-Rahmen einschließlich der Siayahs fertigstellen und den Bogen tillern bis Vollauszug. Da der Rahmen nur 4 mm Holztiefe hat, geht das. Falls der Rahmen das nicht aushält, dann war das Holz sowieso nicht geeignet.
2. Den Holzrahmen mit einer Sehnenschicht belegen und tillern. Über die Holzseite oder durch Ausgleichen mittels der zweiten Sehnenschicht an den schwachen Stellen.
3. Zweite Sehnenschicht drauf, wieder tillern. Immer bis Vollauszug bzw. mind. 28"
4. Wenn sich der Bogen mit den beiden Sehnen-Schichten optimal biegt, dann die Hornschicht drauf. Jetzt ist es wichtig, den Bogen ordentlich warm und weich zu machen, indem man ihn zigmal übers Knie biegt oder mit den Siyahtipps zum Boden gegen den Fußboden durchdrückt. Nun versuchen, über eine lange Vorspannsehne und Tillerbrett den Bogen bis auf Aufspannhöhe bringen. Durch Abschaben von Horn und warm machen der steifen Stellen zuende tillern.

Ja, ich weiß, es wird in der Literatur anders herum beschrieben: Erst Horn, dann Sehne. Ich weiß aber auch, das dann das erste Aufspannen meist mit einer Katastrophe endet.  :o :o :o :o :o

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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Eowar der Neugierige » 21.12.2007, 12:24

Hi,

erstmals vielen Dank für die Tilleranleitung für nen Asiatischen Kompositbogen Snak-Jo.
Aber ich hätte ne Frage dazu. Sollte man nicht den Bogen versuchen, wenn das Horn schon drauf ist, mit Wärme zu tillern (falls man den Bogen ja übertillert ist ja ne Menge Arbeit für die Katz)?

LG

Eowar

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Snake-Jo
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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Snake-Jo » 21.12.2007, 14:56

@Eowar: Ich hatte ja geschrieben:
"Durch Abschaben von Horn und warm machen der steifen Stellen zuende tillern."

Man muss beide Möglichkeiten einsetzen und dazu gehört ein feines Händchen.
Das Warmmachen des Horns bzw. des ganzen Bogenabschnitts bewirkt, dass diese Stelle weich wird, manchmal zu weich, wenn man zuviel oder zulange Wärme einwirken läßt. Das Warmmachen wird meistens dann eingesetzt, wenn ein fertiger Bogen, der lange an der Wand hing, beim Aufspannen unterschiedliche Standhöhen der Wurfarme zeigt. Das kommt dadurch, das ein Komposit noch "nachreift", also stärker wird, aber durchaus unterschiedlich von Wurfarm zu Wurfarm. Das Warmmachen ist die einzige Möglichkeit, die Wurfarme für das Schiessen wieder in Form zu bringen, ohne dass man aufwändige Lackierungen, Backings, Lederteile und Wicklungen entfernen muss. Koreanische Flightbogen werden eigentlich grundsätzlich beim und nach dem Aufspannen über Tepliks durch Tempern in Form gebracht.
Der noch unfertige Bogen wird ganz normal über die Schichtdicke getillert, weil das Warmmachen nur einen temporären Effekt hat. Man hat natürlich auch die Möglichkeit, an den schwachen Stellen noch Sehnenmaterial am Rücken aufzutragen.
Übertillern kommt vor, aber wenn man den Bogen danach ein halbes Jahr ruhen läßt, -oh Wunder- hat er wieder mehr Power (s.o.).  Ansonsten: Unter noch mehr Rückspannung noch mehr Sehne drauf.

Eldoro
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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Eldoro » 22.12.2007, 17:14

danke für die Beschreibung vom Tillern  :)
Wie machst du den Bogen weich? Mit welchen Methoden und wie warm?
Wäre nett, wenn du da noch ein bischen zu schreiben würdest  ;D
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Karl-Heinz

Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Karl-Heinz » 22.12.2007, 17:16

Ja, ich weiß, es wird in der Literatur anders herum beschrieben: Erst Horn, dann Sehne.


Ich habe mich zwar nicht eingehend mit dem Thema beschäftigt aber Deine Variante würde ich auch vorziehen, den ohne Sehenbelag wär mir das zu riskant.

Gruß

K-H

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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Rifle » 22.12.2007, 17:28

Äh, ich glaube du hast da was missverstanden K-H.
Sehne muss beim ersten Aufspannen sowieso drauf sein. Jo ist der Meinung man sollte aber den sehnenbelegten Bogen ohne das Horn schon Tillern, während in der Literatur alle drei Schichten verklebt werden und dann erst getillert wird.

Das einzige Problem das man vielleicht dabei bekommen könnte sind evtl. Stauchrisse auf dem Holzrahmen. Ich weiß es nicht, aber kann es mir im Extremfall vorstellen.

@Snake-Jo
Ist diese Sorge unbegründet?

Christopher
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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Christopher » 22.12.2007, 19:39

erst díe Sehne aufzukleben bewirkt doch auch eine größere Vorspannung, oder ???

kann man eig. auch an der Sehnenschicht rumschleifen, um beim Tillern nach dem Sehnenbelegen eine wirklich ebene Klebefläche für das Horn zu erhalten?

oder eigentlich müsste doch ein gleichmäßiges Tapern (zumindest bei astfreiem Holz) einen recht guten Tiller bewirken, oder seh ich da was Falsch?
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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Snake-Jo » 23.12.2007, 12:49

Christopher hat geschrieben:erst díe Sehne aufzukleben bewirkt doch auch eine größere Vorspannung, oder ???
kann man eig. auch an der Sehnenschicht rumschleifen, um beim Tillern nach dem Sehnenbelegen eine wirklich ebene Klebefläche für das Horn zu erhalten?


@Christopher: Ja, die Sehnenschicht zieht den nur 4 mm starken Holzrahmen in die Rückspannung. Wenn vorher Horn drauf ist, muss man das mit einer Sehne unter Rückspannung unterstützen (s. Bild von Eldoros Flightbogen). Ein fetter LB wird z.B. von der ca 2-3 mm dicken Sehnenschicht nicht in Rückspannung gezogen, schafft die nicht.
Das zweite habe ich nicht verstanden: Wieso plan für Horn? Das Horn kommt doch am Bauch auf die Holzschicht.
Ansonsten ja: Man kann den knochentrockenen Sehnenbelag beschleifen, aber das ist nur sinnvoll, wenn man leichte Sehnen-Knuppel und Erhöhungen im Leim abtragen möchte. Die Sehnenfaser darf nicht zerschnitten werden.
@Rifle: Nein, unbegründet. Wenn der 4 mm starke Rahmen mit Sehnenbelag auf Vollauszug gebracht wird und dann Kompressionsfalten zeigt, ist das Holz nicht brauchbar. Die Hölzer, die ich verwende, packen das locker: Kirschbaum-, Pflaumen-, Eibenholz und Bambus.

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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Christopher » 23.12.2007, 19:16

@snake Jo:erstmal danke für die Antworten :)

was ich meine, ist, dass man das Holz mit dem Bandschleifer plan schleift, um das Horn aufzukleben. wenn man am Bauch noch rumschleift, ist die Fläche nicht so absolut plan, dasselbe gilt auch für die verzahnten oberflächen, wo tillern am Bauch nicht so geschickt wäre...

Hoffe meine Frage jetzt deutlicher ausgedrückt zu haben  :-[
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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Eldoro » 23.12.2007, 19:46

@ Squid es wäre besser wenn du die einzelne Fragen in den entsprechenden Theards stellen würdest (inzwischen dürfte es zu jedem ein Theard geben :D), nur, damit es nicht wieder ein durcheinander wie im Monstertheard gibt ;D
@Snake-Jo mich würde noch interessieren, wie du den Bogen weich machst.
Wie warm machst du ihn? ;D
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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Christopher » 25.12.2007, 16:10

@ Squid es wäre besser wenn du die einzelne Fragen in den entsprechenden Theards stellen würdest (inzwischen dürfte es zu jedem ein Theard geben Lächelnd), nur, damit es nicht wieder ein durcheinander wie im Monstertheard gibt Grinsend


squid??? ???

meinst wohl mich ;) :o
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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Squid (✝) » 25.12.2007, 16:25

Nö, er meinte schon mich... ich hab den Beitrag aber wieder gelöscht. Ich hatte nach den Gesamtkosten für die Zutaten für nen Komposit gefragt, aber leider den "Was kosten denn die Zutaten-Thread" nicht gefunden und mich daher flegelhafterweise hier dahingehend zu Worte gemeldet.

Auf eine Grundsatzdebatte, ob es sinnvoller ist, einfach die Frage zu beantworten, oder ob Belehrungen über die richtige Nutzung einzelner Threads zielführender sind, hatte ich aber keine Lust.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Christopher » 26.12.2007, 17:19

ach sooo...

mach doch nen"was kosten denn die Zutaten"Tread auf, würd mich auch mal interessieren... ;D
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Steilpassfänger

Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Steilpassfänger » 01.04.2008, 15:34

Tach zusammen.

Nach längerem überlegen stellte sich mir die Frage, wie es möglich ist das Horn nach dem Anbringen des Sehnenbelages am Bogenbauch anzukleben. Da ja der Bogen schon in einem hoffenltich starken Reflex ist und das Horn nicht. Wurfarm mit Bogenrücken auf Brett legen, gerade biegen, Horn draufpappen und mit Schraubzwingen am Brett fixieren?

Gruß
Matthias

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Re: Tillern eines Komposit

Beitrag von Christopher » 01.04.2008, 15:45

weichkochen...
soll angeblich nudelweich werden ;D
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