Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

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LongbowO
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Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von LongbowO » 09.10.2017, 17:41

Hallo Leute,
ich stecke gerade in der Klemme:

Ich habe einen Bogenrohling gekauft, diesen gebeizt und wollte ihn mit Teaköl finishen. Jedoch bleibt die Holzoberfläche klebrig, wahrscheinlich weil ich zu viel Öl benutzt habe. Ich habe versucht, das überschüßige Öl mit Terpentin-Ersatz aus dem Baumarkt zu entfernen, was aber keine wirklich Veränderung gebracht hat.

Jetzt meine Frage:
Kann ich die klebrige Holzoberfläche einfach darüber lackieren?

Seitennotiz:
Ich brauche den Bogen bis Freitag. ;D

Vielen Dank für eure Hilfe.

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Grombard
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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von Grombard » 09.10.2017, 17:55

Ähm... Wie lange hast du das denn trocknen lassen?
Bei Öl trägt man auf und nimmt da überschüssige dann ach einer halben Stunde mit einem Lappen runter.
Teak-Öl wäre jetzt allerdings nicht unbedingt meine Wahl für einen Bogen.. aus Teak wird er ja wohl nicht sin oder?
irgendwas is ja immer

LongbowO
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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von LongbowO » 09.10.2017, 17:56

Ich hab zwei Schichten aufgetragen und sie jeweils 8 Stunden trocknen lassen. Viel zu lang. :-(

Der Bogen ist aus Esche.

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fatz
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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von fatz » 09.10.2017, 17:58

@Grombart: Teak-Oel ist auch nix anderes als das ganze Holzoelzeugs....

@LongbowO: Probier mal Waschbenzin. Aber am besten im Freien....
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von LongbowO » 09.10.2017, 18:00

@fatz:
Und du meinst das entfernt das überschüssige Öl? Greift das denn den Beizeffekt an?

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fatz
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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von fatz » 09.10.2017, 18:07

Ja.
Keine Ahnung. Kommt auf die Beize an und wie fest du rubbelst.
Haben ist besser als brauchen.

LongbowO
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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von LongbowO » 09.10.2017, 18:16

Danke. Ich probiere es aus und berichte.

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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von Blacksmith77K » 09.10.2017, 18:18

fatz hat geschrieben:
@LongbowO: Probier mal Waschbenzin. Aber am besten im Freien....



Terpentinersatz, Waschbenzin, probier mal Salzsäure oder Bunsenbrenner. ;D

Ernsthaft: Aceton auf einen Lappen, das Öl ist weg und dein Holz leidet nicht. Ein Liter Aceton kostet vielleicht 7€. Alles andere wird auf Mineralöl-Basis hergestellt und löst lediglich den Ölfilm an und du hast ein dolles rumgeschmiere.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

Meier2
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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von Meier2 » 09.10.2017, 19:04

Servus,

Das Überlackieren auf pappigen Ölfilmen funktioniert nicht einmal mit Öllack.

Aceton wäre auch meine Empfehlung für eine Reinigung des Holzes.

Mach das möglichst im Freien oder dort, wo Du gut lüften kannst, das Zeug hat es in sich.

Falls du dann doch noch einmal ölen willst:

Mach es so, wie Grombard es beschrieben hat und dann nimm Dir ZEIT!

Je nach Ölsorte, vorhandenen oder nicht vorhandenen Sikkativen,( dann spricht man auch von Ölfirnis) der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit kann das Trocknen von Öl bis zu mehreren Wochen , z.B. bei Mohnöl, dauern.
Du solltest mindestens zwei Aufträge machen, besser mehr und der erste ist der wichtigste, da hier am meisten Öl in das Holz einziehen kann.
Erwärmen, oder verdünnen des Öls mit z.B. Zitrus, -Orangenöl, Shell-Sol, oder Balsamterpentin verbessert das Eindringverhalten des Öles.

Viel Erfolg und GEDULD!

Servus
Meier2

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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von killerkarpfen » 09.10.2017, 20:33

Oel trocknet nach meinem Wissen nicht, es oxydiert.

Der Heidjer rät immer das behandelte Teil ans Licht zu stellen. Micht deucht da hat er recht, so härtet es schneller aus.

Mit Lösungsmitteln gabs nach meinen Erfahrungen immer ein geschmiere. Und was man nicht weggewischt hat wird zu Orangenhaut.
Aushärten lassen, abschleifen und neu versuchen. Nur fürchte ich wird das bis Freitag nichts.
Eppur si muove

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kra
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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von kra » 09.10.2017, 21:09

Meine Meinung, wenn du den Bogen am Fr. brauchst laß ihn wie er ist und schieße ihn im Notfall etwas "feucht". Oder reibe ihn mit einem nicht fusselnden Tuch soweit ab, bis es geht.

Schutz vor Feuchtigkeit ist dann gegeben und du kannst nach dem WE in Ruhe das weitere Vorgehen planen und ausprobieren.

Schnellschüsse tun selten gut und das Ergebnis ist in aller Regel "suboptimal"
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von LongbowO » 09.10.2017, 23:38

Also der Bogen ist ja auch nicht feucht, die Oberfläche ist halt nur etwas klebrig, so wie der Boden in einer dreckigen Disko. ;D

Aber das mit dem Licht könnte tatsächlich sein, da er die letzten Tage im dunklen Keller stand. Ich lass ihn mal in der Wohnung etwas Licht bekommen. Wenn sich der Zustand bis übermorgen nicht verbessert hat, kann ich immer noch die Aceton-Nummer machen.

Der Event am Freitag ist jetzt auch kein Turnier, sondern "nur" ein Live-Rollenspiel. Und der Bogenrohling hat 80 Euro gekostet. Der Schaden würde sich dann auch in Grenzen halten.

Danke euch allen für eure Tipps.

Meier2
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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von Meier2 » 09.10.2017, 23:59

@Killerkarpfen

Die Begrifflichkeit des "Öltrocknens" ist der umgangssprachlich bzw. laienverständliche Ausdruck für den Oxidationsprozess des Öles mit dem Sauerstoff der Atmosphäre. ;)
Es ist bedauerlich, das dein Lösungsmitteleinsatz immer mit Geschmiere geendet hat.
Solche Probleme hatte ich bisher glücklicherweise nicht.
Funktionierende Mischungsverhältnisse findest Du z.B. in der gratis Oberflächenfibel, welche bei der Firma Dick, erhältlich ist.
Oder wenn du Interesse hast, dann schicke mir eine PN und wir können uns dann weiter darüber austauschen.

Servus und Guten Nacht Euch allen

Meier2.

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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von Bausch & Bogen » 10.10.2017, 02:14

Moin,
wie Meier schrieb ist auch die Temperatur nicht unwichtig, unter "Zimmertemperatur" dauerts je nach Öl ewig und 1 Tag.
Keller klingt schon etwas kühl, unter Umständen ists noch nicht mal richtig eingedrungen, bei Tungöl aka Holzöl ist mir das schon gelegendlich passiert.
Ich würde vor der Radikalkur mit Aceton (wäre meine zweite Wahl) erstmal mit nem Fön/HLP das Öl verflüssigen, etwas einfönen, Überstand abwischen und an einem warmen, lichten Platz einen Tag "trocknen" lassen. Aber vorsichtig, nicht zu heiß fönen, Du willst den Bogen ja nicht rösten.

Teaköl ist ein Pflegemittel für Möbel aus Teakholz oder anderen Harthölzern, das aus Leinöl, Rizinusöl, Holzöl, Naturharz und weiteren, meist herstellerspezifischen Zutaten besteht. Es kann farblos oder pigmentiert sein. Sein Vorteil gegenüber einem Anstrich ist, dass die Holzporen offen bleiben, das Holz somit atmen kann. Das Öl verbessert die Wetterbeständigkeit und Unempfindlichkeit des Holzes. Eine zu häufige Anwendung ist allerdings nachteilig: Die Poren werden zugeschmiert, die Oberfläche bleibt klebrig.
Zitat Wikipedia

Lack auf Öl klappt idR super, wenn das Öl vollständig ausgehärtet ist (nach nem Jahr bist Du auf der sicheren Seite :D ), aber der Rizinusanteil könnte da Probleme machen, sowas hatte ich noch nicht unterm Lappen.

Viel Erfolg,
Christian
Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt. (Gandhi)

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killerkarpfen
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Re: Bogenbau: Lack auf Öl-Finish?

Beitrag von killerkarpfen » 10.10.2017, 06:50

Meier2 dankefür Dein Angebot. Seit ich die Vorgänge kenne, komme ich ganz gut klar mit Öl und Trockenzeiten. Die beschriebenen Probleme
Kenne ich nur zu gut aus meinen Anfangszeiten. :D
Eppur si muove

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