Daumenring

Technik und praktische Umsetzung
Taubert
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 326
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Beitrag von Taubert » 05.03.2005, 01:53

Also, Taran meint, ich soll ein wenig Senf dazugeben:

Wegdrehen des Bogens:
Eine derartige Technik ist m.E. nur bei langen Bögen mit tendenziell rundem Griffstück praktizierbar. Der japanische Yumi bietet sich hierfür sicherlich an, aber das können andere sicher besser beschreiben. Beim kurzen oder sehr kurzen Bögen dürfte das Trefferbild durch ein Verdrehen sicherlich schlechter ausfallen, da ein kurzer Bögen nichts verzeiht. Auch die Griffgeometrie z.B. beim türkischen Reiterbogen läßt ein Verdrehen unsinnig erscheinen.

Verdrehen der Sehnenhand beim Lösen:
Ich sehe darin keinen Vorteil, sicherlich hängt es aber von der Art des Griffes und der Handgeometrie ab, ob daraus ein sauberer, gleichmäßiger Release entstehen kann. Beim japanischen Bogenschießen wird durch ein Drehen des Handgelenkes gelöst. Das hängt jedoch mit der Beschaffenheit des Schießhandschuhs zusammen. Der Daumen zieht hier (gestreckt), ohne zusätzliche Verriegelung durch einen Finger die Sehne nach hinten, die auf einer Erhöhung gelagert ist. Durch das Drehen der gesamten Hand rutscht die Sehne von dieser Erhöhung ab.
Beim Schiessen mit Daumenring würde bei mir die Lagerung der Sehne durch ein Verdrehen des Handgelenkes unnötigerweise Gefahr laufen, zu verrutschen. Weiterhin besteht m.E. die Gefahr, die Sehne zu "verziehen".

Unterschätzt wird beim Schiessen mit dem Daumenring möglicherweise der Zugewinn an Schnelligkeit beim Lösen, insbesondere bei kurzen Bögen. Es ensteht eine hohe Anfangsenergie, die durch entsprechend steifere Pfeile ausgeglichen werden muß, damit die Pfeile nicht am Bogen streifen.

Über Unterschiede zwischen dem Lösen nach hinten un dem statischen Lösen, kann ich wenig sagen, außer, daß das Lösen nach hinten mir schwieriger erscheint. Ich probiere mal herum.

Gruß Götz

Taran
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 4385
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Daumenring

Beitrag von Taran » 06.03.2005, 19:32

Mein erster Daumenring aus Horn ist in Arbeit. Jab, du hast mir doch mal ein kleines Horn gegeben! Das lag ímmer noch rum. Jetzt wird aus dem Ende ein Daumenring und aus dem Rest alles mögliche andere Zeugs.
Die Rohform ist schon soweit, den Daumen kriege ich auch rein und fast nicht mehr raus.
Danke an die Anleitungen hier im Forum, und außerdem stütze ich mich auf die Fotos auf webarcherie.
Taran von Caer Dallben

... και δόξα τω Θεώ !

Tower
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 433
Registriert: 30.10.2003, 08:49

Kay’s Thumbring Book,

Beitrag von Tower » 06.03.2005, 20:47

Hallo,
hat jemand das Buch: "Kay’s Thumbring Book, by Kay Koppedrayer" schon mal in der Hand gehabt? Gibt es unter anderem bei Krackow:

Krackow

Das ist die Frau von Jaap Koppedrayer von Yumi.

Ein Bericht zum Inhalt wäre hilfreich?

Vielen Dank!
Das Leben ist zu kurz um sich mit minderwertigen Dingen zufrieden zu geben! Besonders Schwerter, B?gen, Menschen allgemein, Freunde, Sexual- wie auch Lebenspartner!

Archiv
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8908
Registriert: 16.04.2007, 22:36

Beitrag von Archiv » 18.05.2005, 16:49

Original geschrieben von Der Steppenreiter

Haltet es so wie die alten Türken und versucht es einmal mit der Daumentechnik.


Hab ich vorgestern im Wald auch probiert :D
Die Vorteile sind einleuchtend, besonders das Wegfallen des "den Pfeil durch den Bogen schieben müssen"

Nur: meine Pfeile gehen nach wie vor Kilometer rechts am Ziel vorbei und sie fliegen wie ein angeschossener Truthahn.
Aúßerdem bräuchte ich eine Anleitung wie das Einnocken schnell funktionieren könnte ich brauch nämlich "Stunden". Irgendwo hier im Forum war ein Bild vom Daumenrelease, ich glaube von Mongol, aber ich kann es nicht finden.......


Lukas Novottny schießt genau aus diesem Grund nur mit dem Daumen und er ist dabei sauschnell.


Noch ne Frage: Klemmnocken? oder nich?

liebe Grüße benzi

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 18.05.2005, 17:22

Das mit dem Truthahn habe ich auch bemerkt. Und es gibt noch etwas ganz Dummes. Der Pfeil liegt rechts auf und mit einem mal ist dein linkes Auge das Führende. Bei den meisten von uns ist es aber nicht gleichzeitig das dominante Auge. Das schaut nämlich bestenfalls auf die Bogenarminnenseite - ergo ganz schön viel anders.

1. Nocken
a. Pfeile gerade vor dem Bogen halten. Daran scheitert es meistens schon, weil diese blöden ungarischen Bögen meistens nämlich vollkommen falsch gebaut sind. Der Griff ist zu konvex nach innen gewölbt. Nicht so bei türkischen Bögen, da ist der Griff nach aussen gewölbt.

b. Pfeil nur nach unten ziehen in Sehne einführen bis zum Nockpunkt, keine Klemmnocks! Nur mit Zeigefinger und Mittelfinger an den Bogenhalten,

c. Dann Daumen um Sehne verschliessen. Fertig!

2. Zielen
Das muss wohl oder übel wieder neu gelernt werden. Von aussen mit dem falschen Auge, ist mühevoll aber es geht.

3. Lösen
Das ist der Knaxus Knusus, sehr schwer und vorallem der Spinewert muss stimmen. Sonst probiert man sich zu Tode und kriegt die Dinger einfach nicht zum geradeausfliegen.

Taran
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 4385
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Mal was Neues

Beitrag von Taran » 17.01.2006, 18:00

Bild
Diesen Ring, angeblich aus Bronze, gibt's auf Ebay.
Die "offene Form" scheint mir interessant, um ihn gut anpassen zu können - mit einer Schlaufe würde ich ihn aber trotzdem gern sichern.
Hätte jemand ein paar Abschnitte Kupfer- oder Messingrohr (22-25mm Innendurchmesser) für mich zum Ausprobieren?
Oder was meint ihr überhaupt zu der Sache? Gibt's schon Erfahrungen?
Taran von Caer Dallben

... και δόξα τω Θεώ !

Archiv
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8908
Registriert: 16.04.2007, 22:36

Beitrag von Archiv » 17.01.2006, 18:06

Möglicherweise ist die "Verstellmöglichkeit" zwar ein Segen aber auch ein Fluch gleichermaßen. Ich habe einen Ring aus Horn, der auf der Rückseite, da wo die ebay-Ringe die Öffnung haben, gerissen ist. Beim Ausziehen, wenn der Ring also belastet wird, klemmt sich Haut in den Spalt: aua aua!

Das Bronze- oder Messingzeuchs dürfte allerdings erheblich stabiler als Horn sein; vielleicht gehts...

Wenn Du wissen möchtest, wo man Hornringe anprobieren kann --> IM.

Benutzeravatar
Buddelfrosch
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 287
Registriert: 30.08.2005, 00:23

Beitrag von Buddelfrosch » 17.01.2006, 18:30

Ich sehe eigentlich keinen Vorteil in dieser Konstruktion. Bei meinen eigenen Ring hab ich durch das einkleben von Lederstücken eineb bequemen und stabilen Sitz erreicht.
Bild
Außerdem läßt sich durch den Ort der Lederstücke der Ring an die spezielle Anatomie deines Daumens anpassen.
Ein Problem konnte ich aber auch damit nicht lösen. Der am Anfang straff sitzende Ring, wird im Verlauf des Trainings immer lockerer. Zwar kann er nicht vom Daumen rutschen, aber ein sauberer Release wird mit dem lockerern Ring deutlich schwieriger.

Benutzeravatar
kra
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6734
Registriert: 06.08.2003, 23:46

RE: Mal was Neues

Beitrag von kra » 17.01.2006, 20:35

Original geschrieben von Taran

Hätte jemand ein paar Abschnitte Kupfer- oder Messingrohr (22-25mm Innendurchmesser) für mich zum Ausprobieren?
Oder was meint ihr überhaupt zu der Sache? Gibt's schon Erfahrungen?


Erfahrungen hab ich nicht, aber Kupferrohr müßte ich noch rumliegen haben (Heizungsrohre). Ich schau mal.
Rest IM
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Taran
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 4385
Registriert: 06.08.2003, 23:46

@ Buddelfrosch

Beitrag von Taran » 17.01.2006, 21:12

Eigentlich wird der Daumen ja eher dicker...
liegts vielleicht daran, dass dein Ring genau kreisförmig ist? Er sollte etwas oval sein, sagen manche.

@Johnny Winter
Mit Leder könnte man ja auch den Spalt "unterbrücken". Die untere Kante (die zur Handfläche hin) unterlege ich auch bei meinem Hornring mit dünnem Leder. Dann kann ich den Ring nicht nur aus der Rille heraus, sonder auch mit der Sehne hinter den Ring gehakt schießen.


@kra
danke, aber nicht, dass dann bei euch der Ofen aus ist...
Taran von Caer Dallben

... και δόξα τω Θεώ !

Der Steppenreiter

er sollte etwas oval sein

Beitrag von Der Steppenreiter » 18.01.2006, 14:21

ich denke er muß oval sein!

Denn nur dann sitzt er wie bei einem Bayonettverschluss sicher auf dem Daumen und flutscht beim Schuß nicht weg.

Das hinzukriegen, sollte mit Kupfer so schwer nicht sein. Man nehme einen Schraubstock, drehe an der Spindel bis es passt. Vielleicht kriegt man ihn sogar wieder rund, wenn man sich verdreht hat... :)

Trebron
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1415
Registriert: 12.06.2004, 13:20

RE: er sollte etwas oval sein

Beitrag von Trebron » 18.01.2006, 14:38

Original geschrieben von Der Steppenreiter

ich denke er muß oval sein!

Denn nur dann sitzt er wie bei einem Bayonettverschluss sicher auf dem Daumen und flutscht beim Schuß nicht weg.

Das hinzukriegen, sollte mit Kupfer so schwer nicht sein. Man nehme einen Schraubstock, drehe an der Spindel bis es passt. Vielleicht kriegt man ihn sogar wieder rund, wenn man sich verdreht hat... :)




Mit oder ohne Daumen :o


:D
Wer nur zur?ck schaut, sieht nicht, was auf ihn zukommt

angeblich ungarisches Sprichwort

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 18.01.2006, 14:58

Trebron kennt die Lösung:
Mit plattem Daumen lassen sich natürlich auch kugelrunde Heizungsrohre als Daumenring einsetzen... :) :) :)

benz

Beitrag von benz » 30.01.2006, 21:25

Hallo zusammen,

immer wieder sehe ich auf Bildern und unlängst in der Klotze, daß die Mongolen trotz Daumenrelease den Pfeil links auflegen (als Rechtshänder).

Ist all unsere Theorie falsch, oder wieso können die das?

liebe Grüße benzi

Benutzeravatar
Kyujin
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 719
Registriert: 16.03.2004, 10:01

RE: Japanische Schiesstechnik

Beitrag von Kyujin » 31.01.2006, 04:24

Original geschrieben von Taubert
Wegdrehen des Bogens:
Eine derartige Technik ist m.E. nur bei langen Bögen mit tendenziell rundem Griffstück praktizierbar. Der japanische Yumi bietet sich hierfür sicherlich an, aber das können andere sicher besser beschreiben. Beim kurzen oder sehr kurzen Bögen dürfte das Trefferbild durch ein Verdrehen sicherlich schlechter ausfallen, da ein kurzer Bögen nichts verzeiht. Auch die Griffgeometrie z.B. beim türkischen Reiterbogen läßt ein Verdrehen unsinnig erscheinen.

Verdrehen der Sehnenhand beim Lösen:
Ich sehe darin keinen Vorteil, sicherlich hängt es aber von der Art des Griffes und der Handgeometrie ab, ob daraus ein sauberer, gleichmäßiger Release entstehen kann. Beim japanischen Bogenschießen wird durch ein Drehen des Handgelenkes gelöst. Das hängt jedoch mit der Beschaffenheit des Schießhandschuhs zusammen. Der Daumen zieht hier (gestreckt), ohne zusätzliche Verriegelung durch einen Finger die Sehne nach hinten, die auf einer Erhöhung gelagert ist. Durch das Drehen der gesamten Hand rutscht die Sehne von dieser Erhöhung ab.


Da ich erst jetzt über diesen Thread stolpere, muss ich da doch nochmal einhaken. Darüber, ob Elemente der Kyudotechnik für andere Bögen Sinn machen, will ich nicht streiten. Wer das probieren will, sollte aber von einer richtigen Beschreibung der Kyudoschiesstechnik ausgehen.

Der Griffquerschnitt japanischer Bögen ist zwar verschieden, aber doch ziemlich wenig rund:

Historische Bögen zeigen einen trapezoiden Querschnitt mit deutlich breiterem Rücken (genauso ist auch das Übungsinstrument, Gomuyumi oder liebevoll "Zwille", geformt), bei neueren ist diese Trapezform etwas weniger ausgeprägt (flacher), aber tendenziell immer noch vorhanden.

Bild

Die modernen Anfängerbögen mit Holzkern und Glasfiberoberflächen sind fast dachlattenartig geformt, werden aber genauso geschossen.

Die Griff- und Schiesstechnik erfordert auch geradezu einen angedeutet kantigen Querschnitt, mit einem runden Griff würde das Drehen des Bogens nicht funktionieren.

Das Lösen beim Kyudo ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit, denn es geschieht eben nicht aus einem Punkt heraus, sondern als Resultat einer steigenden Ganzkörperspannung, wobei rechts und links in der Tat auch noch Drehbewegungen im Spiele sind. (Im Detail stütze ich mich hier auf die klassische Technik der Heki-Schule, modernes Kyudo funktioniert etwas anders, hat aber letztlich ähnliche Qualitätskriterien.)

Zunächst einmal wird nicht einfach mit der rechten (= Zug-) Hand losgelassen, das ist ein typischer Anfängerfehler (als katebanare bekannt), der zu schlappen, undynamischen Schüssen führt. Die Drehbewegung rechts erfolgt aus dem ganzen Unterarm in einem gedachten Punkt nahe dem Ellenboghen (das Handgelenk bleibt passiv, übrigens kann man das Handgelenk anatomisch bedingt auch gar nicht drehen), denn sie soll so genau wie möglich in der Pfeilachse erfolgen. Zwar wird die Sehne in der Tat in einer Grube des Handschuhdaumens gehalten, dort bleibt sie im Auszug aber erst einmal nur, weil Mittel und Zeigefinger auf der Daumenspitze aufliegen und sie verriegeln (der entstehende Druck des Zeigefingergrundgliedes gegen den Pfeil hält diesen am Bogen, auch wenn der leicht gegen den Pfeil nach rechts gekippt steht). Erst in der Spannungssteigerung im vollen Auszug gleiten die Finger vom Daumen und geben die Sehne frei.

Auch das Verdrehen in der linken (= Bogen) Hand und das Rotieren des Bogens in der Hand geschieht nicht einfach als Wegkippen im Handgelenk nach links, sondern als Resultat der Arbeit des Druckpunktes in der Daumenwurzel gegen die Bogenkante - dieser Vorgang (tsunomi no hataraki) ist das Kernstück unserer Technik und wird nicht einfach mal so in ein paar Jahren gemeistert. Tatsächlich sagt man , dass der Schuss links (!) ausgelöst wird - mit der Bogenhand!

Um ohne eigene Trainingsrfahrung zumindest eine grobe Vorstellung vom Auslösen im Kyudo zu bekommen, empfehle ich wie immer das Video von Roland Pohl
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会

Antworten

Zurück zu „Bogenreiten praktisch“