Am Freitag hatte ich einen Tag Urlaub genommen, um unter anderen auch am Bogen etwas weiter zu arbeiten. Bevor es ans Tillern ging, habe ich erstmal die Maße von meinem erfolgreichen Musterexemplar mit dem Rohling verglichen. Der Rohling hat eine WA-Breite von 31mm und sollte so um 27mm Endmaß bekommen. Das trifft sich ganz gut, weil die Leimfugen und die WA-Seiten sowieso noch gesäubert werden müssen:
WA-Breite des Vorgängers:
Ist und Soll:
Dann habe ich noch alle Ecken und Kanten mit Schleifpapier verschliffen und die Wurfarme etwas dünner gemacht. Bei 17mm WA-Dicke hat der Rohling dann endlich etwas nachgegeben. Da sich bei soch starken Reflex ein Bodentiller praktisch nicht durchführen lässt, habe ich den Griffbereich auf den Boden aufgelegt und die mit den Händen jeweils die Tips durchgedrückt. Irgendwann war der Bogen soweit, dass ich ihn das erste mal mit langer Sehne auf den Tillerstock spannen konnte:
Das sieht schon garnicht schlecht aus! Wichtig ist hier bei:
Unbedingt den Griff mit einer Schraubzwinge fixieren, sonst schlägt der Bogen ganz leicht um. Das kann ganz doll aua machen!Dann wird getillert. Ich nehme dabei gerne mein Tiller-Tool, was im Prinzip nur ein kleiner Bauklotz ist:
Den hält man an den gebogenen Wurfarm und betrachtet den Lichtspalt, der sich bildet. Dann schiebt man das Tool den Wurfarm entlang und schaut, wo der Spalt größer oder kleiner wird. Wird er kleiner, ist dort eine steife Stelle, wird er größer, hat man da eine Schwachstelle. Entsprechende steife Stellen werde markiert und dort Material entfernt. Schwachstellen werden ignoriert. Sind sie sehr deutlich, markiere ich sie mit einem "X", damit ich sie definitiv nicht ausversehen bearbeite, was sie noch zusätzlich schwächen würde:
Bei einem sochen Bogen mit relativ kurzen biegenden Bereich, versuche ich eine gleichmäßige Biegung über den ganzen Wurfarmbereich zu erzeugen. Hier sieht man, dass der obere (rechte) WA eine deutlichere Biegung in WA-Mitte hat. Den linken WA versuche ich erstmal anzugleichen:
Nach ein wenig Tillern hat sich schon etwas Set gebildet. Ist er gelcihmäßig über den Wurfarm verteilt, kann man recht zufrieden sein:
Nun lässt sich der Bogen auch irgendwann auf eine kleine Standhöhe spannen, und mann kann das erste Mal einen richtigen Bogen sehen:
Hier messe ich immer wieder den Abstand vom WA zur Sehen an beiden Wurfarmen und versuche die Werte annähernd gleich zu halten, damit keine WA deutlich schwächer oder stärker wird. Das möchte ich erst am Ende einstellen. Zu diesem Zeitpunkt tillere ich nur noch mit Sandpapier. Zum einen ist der Bogen dann, wenn er fertig getillert ist, auch wirklich fertig. (Ein Finish an einen rauhen Rattanbogen, kostet einiges an Zuggewicht) Zum anderen besteht dann nicht die Gefahr, dass man sich zu starke Schwachstellen einfängt. Geduld ist hier eine Tugend!
Das Tiller-Bild betrachte ich nun nur noch im Spiegel eines Fensters. Wenn hier die beiden Wurfarme gleichmäßig aussehen, sollte der Tiller ungefähr stimmen. Die ganz groben Schwachstellen sind ja schon eher beseitigt worden. Nun geht es nur noch darum, den Bogen auf den gewünschten Auszug zubekommen, ohne dass ein WA zu stark oder zu schwach wird.
Als nächstes werde ich den Bogen auf die entgültige Standhöhe bringen und das Zuggewicht kontrollieren. Momentan schätze ich ihn auf 40#@22".Es sollte also noch genügend Spielraum vorhanden sein, um das gewünschte Zuggewicht zu erreichen.
Grüße, Marc