Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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grumpf
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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von grumpf » 05.01.2016, 14:59

Der DBSV verfolgt mit seinem Strategiepapier und den damit verbundenen Regeländerungen folgende Ziele:
Er will der Bogenverband im deutschen Raum werden.
Er will attraktiv für möglichst viele traditionelle Bogenschützen sein.
Es soll nur drei traditionelle Bogenklassen geben (Jagdbogen, Langbogen, „Primitivbogen“).
Die Bogenklassen sollen möglichst einfach definiert sein und die Bögen sollen einfach vor Ort kontrollierbar sein.

Zum Trefferbild unterschiedlicher Bogentypen für gleiches Zug- und Pfeilgewicht bei gleicher Auszugslänge:
Mit dem Jagdbogen kann ich dank tiefausgeschnittenen Bogenfenster, Pistolengriff und möglicher Plastikpfeilauflage am präzisesten schießen. Ich habe die höchste Reproduzierbarkeit beim Halten des Bogens, sowie beim Pfeilauflegen. Zugleich ermöglichen die Recurves einen effizienteren Energieübertrag von Bogen auf den Pfeil. Daraus resultiert eine flachere Flugbahn des Pfeils und somit ein Vorteil bei größeren Entfernungen.
Gegen über dem Jagdbogen fehlen dem Langbogen der Bogenköcher (eine im Prinzip willkürliche Abgrenzung zum Jagdbogen), die Pfeilauflage und die Recurves. Der Verlust von Pfeilauflage und Recurves führ zu einem Präzisionsverlust. In der Regel sind Bogenfenster und Griff nicht so stark ausgeschnitten wie beim Recurvebogen.
Beim „Primitivbogen“ oder besser Bogen ohne Pfeilauflage und eingeschnittenen Schussfenster, habe ich durch den Schuss über den Handrücken (leider) vielmehr Möglichkeiten den Bogen unbewusst anders zu Greifen. Durch das Fehlen des Shelfs bzw. der Pfeilauflage unterliegt die Position des Pfeils vorne am Bogen einer größeren Streuung als bei den anderen Bogentypen. Somit trifft man mit diesen Bögen wiederum etwas schlechter.
Der Unterschied zwischen Yumi, ELB, Mongolischem- oder Manchu-Bogen oder einem Osage-Flachbogen ist im Vergleich dieser Bögen mit einem modernen Jagdbogen mit ILF und Pfeilauflage gering. Alle fünf habe die gleichen Probleme beim reproduzierbaren Greifen und Pfeilauflegen. Sie unterscheiden sind eher im Energieübertrag auf den Pfeil, also im Weitschussverhalten (35m und mehr).
Das oben gesagte spiegelt sich in den von Felsenbirne genannten Lippekfaktoren für diese Bogentypen auch gut wieder: 1,00 Primitivbogen mit Holzpfeil vs. 0,98 für Reiterbogen mit Holzpfeil. D.h. mit dem Reiterbogen kann ich theoretisch 2% mehr Ringe schießen. Meine Formschwankungen sind deutlich größer. ;)

Wie kam es zur Materialfreigabe bei den Primitivbögen:
Der DBSV will die Primitivbogenklasse Richtung der Historical Bow der IFAA öffnen, sich allerdings nicht auf Zertifikate irgendwelcher Bogenbauer/-hersteller einlassen. Vielen Bögen ist ihr Innenleben einfach nicht auszusehen: Glasfiberreiterbogen mit Lederüberzug; Eibenbogen mit Bambusbacking (sogar aktuell DBSV konform); Reiterbogen mit Laminat aus Sehne, Holz, Glas und Kunsthorn; Yumi mit Carboneinlage; Ulmenbogen mit Rohhautbacking (sogar aktuell DBSV konform).
Da bleiben also nur zwei Möglichkeiten wenig Schützen die nur reine Selfbows schießen: Kein Backing, kein nichts. Wenn sich z.B. ein Span abhebt, kannst Du den Bogen nicht mittels einer Hanfwicklung oder eines Backings flicken, sondern musst ihn wegwerfen.
Oder man gibt die Bogenform vor (keine Pfeilauflage, kein eingeschnittenes Schussfenster) und das Material frei. Dann hat man mehr Schützen in dieser Klasse, die sich unter meiner Meinung nach einigermaßen fairen Bedingungen messen können. Yumi, ELB, Mongolischem- oder Manchu-Bogen oder einem Osage-Flachbogen & Co spielen dann alle in der selben Klasse. Und können mit beliebigem Ablass geschossen werden.

Hier lautet auch das Motto des DBSV: Notfalls lieber 5 Schützen verlieren, aber dafür 30 Schützen gewinen. ;D


Warum Holzpfeile beim Primitivbogen?
Man könnte ja konsequenterweise auch noch das Pfeilmaterial freigeben. Dies würde aus meiner Sicht zu deutlich zu starken Vorteilen der Bögen aus modernen Materialien in dieser Klasse führen. Da gerade bei Zuggewichten zwischen 20# und 40# dann Bögen aus modernen Materialien mit extrem leichten Carbonpfeilen ausgerüstet werden können (8ggp und weniger sind kein Problem) und sich somit auf Entfernungen ab 35m deutliche Vorteile ergeben (ach bis 50m kann ich immer gerade draufhalten).
Man könnte aber bei den Regeln natürlich ein relatives Mindestpfeilgewicht von z.B. 9ggp vorschreiben (ein reines Mindespfeilgewicht von 400gn wäre gegenüber leichten Bögen nicht fair und bei Bögen über 50# beinah sinnlos). Aber wie will man das gefahrlos, schnell, einfach und ohne Schummelmöglichkeit kontrollieren?
Holz bringt da ein intrinsisches Mindestgewicht mit. Da kommt man bei handelsüblichen Zugewichten von 30# bis 50# kaum auf 8ggp, 9ggp sind schon teilweise schwer zu erreichen. Und Zuggewichte über 50# müssen ja auch erst einmal technisch sauber geschossen werden können.

Viele Grüße

Jens

P.S: Ich habe aus DBSV-Kreisen auch schon den Spruch 512 Bogenschützen und 512 Klassen gehöhrt. Zwei Schützen haben nie exakt das gleiche Material und sind im gleichem Alter. ;) ;)
Beim Bogenschießen sollte auf geeignete Kleidung geachtet werden. ;)

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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von Felsenbirne » 05.01.2016, 15:24

@grumpf
danke für diesen ausführlichen Beitrag!
@Eddy
Wenn mein Bogen eine Carbonlage hat, behaupte ich einfach das wäre der Kleber? Soll der Schütze ihn vor Ort zersägen?
Anliegende Sehne: Ich stell einfach die Standhöhe größer ein, wenn der Bogen kontrolliert wird, und nu?

Wenn man unangemessene Vorteilsverschaffung (und das damit einhergehende gequake) verhindern,
um einerseits echte, tatsächliche und weitestgehend unverfälschte Vergleichswerte zu erhalten und andererseits
von den Sportlern / Teilnehmern allgemein tolerierte, faire Bedingungen schaffen will,
MUSS man einfach die verschiedenen Bogenklassen und das dabei zu verwendende Pfeil-/ sonstiges Material
schlicht und einfach und ebenso rigoros in mehrere Klassen trennen und aufteilen...


Da gebe ich Dir ausdrücklich Recht, ist aber in der Praxis nicht zielführend. Es ist ja eben die Herausforderung mit möglichst wenig Klassen max. Fairness zu erreichen. Die sog. Spassturniere sind übrigens für viele Top Schützen ein notwendiges Trainingspflichtprogramm, weswegen es aus meiner Sicht aus Sinn macht, die Regeln verbandsnah zu halten.
ein Grund warum ich dieses Jahr erstmal in einer Langbogenklasse Carbonpfeile zugelassen habe. Es bringt denen nichts wenn sie bei uns nur Holz schießen dürfen, aber in Qualifikationen etc. Carbon verwenden.

Pfeilauflagen haben meiner Meinung nach am historischen/primitiven Bogen gar nichts zu suchen. Dies macht ja gerade diese Bogenklasse aus, neben der zwingenden Verwendung von Holzpfeilen. Siehe auch den Beitrag von Grumpf.

Zur Lippekwertung:
meiner Meinung nach die beste Quelle um die Unterschiede der versch. Bögen mit den diversen Pfeilmaterialien miteinander
zu vergleichen. Auf Pollys und Janitschars Anregung hin haben wir das bei unserem VM's verwendet.
Gruss Matthias

Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften.

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller

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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von benzi » 05.01.2016, 15:54

hallo Jens!

danke für den ausführlichen Beitrag!

ich bin ja nun nicht der Vereins- oder Verbandsmensch... daher habe ich die Diskussion nicht wirklich verfolgt...
daher meine Frage:
grumpf hat geschrieben:Oder man gibt die Bogenform vor (keine Pfeilauflage, kein eingeschnittenes Schussfenster) und das Material frei. Dann hat man mehr Schützen in dieser Klasse, die sich unter meiner Meinung nach einigermaßen fairen Bedingungen messen können. Yumi, ELB, Mongolischem- oder Manchu-Bogen oder einem Osage-Flachbogen & Co spielen dann alle in der selben Klasse. Und können mit beliebigem Ablass geschossen werden.


ist das nun beschlossene Sache so?

liebe Grüße und noch alles Gute für 2016
benzi
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)

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grumpf
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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von grumpf » 05.01.2016, 16:16

@benzi

Es kann noch daran gearbeitet werden (per Schreiben/Eingabe an Deinen Landesverband - bei Dir Bogenverband Baden Würtenberg). Es soll im Frühling 2016 beschlossen werden und dann ab 2017 gelten.

VG Jens

P.S: Der Verteter des BVBW schiesst auch Reiterbögen. ;D
Beim Bogenschießen sollte auf geeignete Kleidung geachtet werden. ;)

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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von Skua » 05.01.2016, 19:11

Hallo,
keine Pfeilauflage, kein Schußfenster, freie Materialwahl beim Bogen, dazu Holz- oder Bambuspfeile. Das sind die Regeln, nach denen wir in der Türkei und in China geschossen haben. Hat sich dort bewährt und würde mich freuen, wenn das auch hier so wäre.

LG Skua
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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von eddytwobows » 05.01.2016, 20:49

Felsenbirne hat geschrieben:.../...Wenn mein Bogen eine Carbonlage hat, behaupte ich einfach das wäre der Kleber? Soll der Schütze ihn vor Ort zersägen?
Anliegende Sehne: Ich stell einfach die Standhöhe größer ein, wenn der Bogen kontrolliert wird, und nu?.../...


Höer ma, Löckchen, entweder willst Du nicht weiterdenken oder es liegt an den Minustemperaturen, aber egal... ;) :D ;D

Dunkle Kleberschicht etc. und der Schütze hat hat KEINEN eindeutigen Nachweis wie beschrieben,
außer seiner Behauptung = Zweifel an der Regelkonformität

Konsequenz ohne wenn und aber...:

Entweder es liegt ein eindeutiger Nachweis vor, daß es sich NICHT um Carbon etc. handelt (egal wie !), oder der
Schütze wandert ab in die Kategorie "Andere", fertig aus...

Die Nachweislast liegt damit einzig und allein beim Schützen, nicht beim Veranstalter, Wettkampfrichter oder sonst wem...

Sobald sich das herumgesprochen hat und die ersten mit Ihren Bogen ohne eindeutigen Nachweis in der "Anderen"- anstatt
der Holzbogenklasse antreten mußten, wird / sollte es sich (fast) von alleine Regeln...

Betr. Standhöhe :
Hab ich auch bereits (ich dachte ja, einigermaßen verständlich) geschrieben...

Unter- bzw. überschreitet die Standhöhe die Maße min. 5", bzw. max. 6" = Zweifel an der Regelkonformität...

Sprich, der Schütze hat auch hier wieder den Eindeutigen Nachweis zu führen / zu erbringen,
notfalls hat er (oder sie) den Bogen / die relevanten Standhöhenmaße vor Ort zur Überprüfung einzustellen...

Macht er (oder sie) es nicht = Zweifel an der Regelkonformität = ab in die Kategorie "Andere", fertig...

Wird die Standhöhe während des Turniers so maßgeblich ver-/ geändert, daß aus einem "geflippten" Bogen
mit 8" Standhöhe auf einmal ein Jagdrecurve mit 5 1/2" Standhöhe wird (Beispielmaße),
dann wird das mit ziemlicher Sicherheit schon jemanden aus der Gruppe auffallen und an die Wettkampfleitung
weitergegeben werden, was dann selbstverständlich zur Disqualifikation des entsprechenden "Schummelschützen" führt... >:)

In allerletzter Konsequenz könnte man dann noch die Regel einführen, für den Fall, daß derartig vorsätzlich "beschissen"
und es NICHT an die Wettkampfleitung weitergegeben wird, aber trotzdem auffällt, sprich,
der entsprechende Schütze wird wie auch immer erwischt, letztendlich die KOMPLETTE Gruppe disqualifiziert wird... >:)

Und auch dafür gilt dann, sobald es sich herumgesprochen hat und die ersten Gruppen
komplett rausfliegen / disqualifiziert werden, es sich (fast) von alleine Regeln wird... >:)

Die größere Schwierigkeit, die ich persönlich bei der ganzen Sache sehe, dürfte eher die sein, ausreichend versierte / technisch-/ Handwerklich Qualifizierte / begabte Leute mit ausreichend Chuzpe u. Motivation aufzutreiben,
die den Überprüfungsjob übernehmen können / wollen... ;) :D :D

LG
etb
Zuletzt geändert von eddytwobows am 05.01.2016, 21:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Ralph
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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von Ralph » 05.01.2016, 21:00

@ grumpf
„Wie kam es zur Materialfreigabe bei den Primitivbögen:…
Oder man gibt die Bogenform vor (keine Pfeilauflage, kein eingeschnittenes Schussfenster) und das Material frei. Dann hat man mehr Schützen in dieser Klasse, die sich unter meiner Meinung nach einigermaßen fairen Bedingungen messen können. Yumi, ELB, Mongolischem- oder Manchu-Bogen oder einem Osage-Flachbogen & Co spielen dann alle in der selben Klasse. Und können mit beliebigem Ablass geschossen werden.“


Moment:
Die Bogen aus reinen Naturmaterialien fänden sich auch in dieser Klasse. Jene haben gegenüber Bogen aus modernen Materialien definitiv Nachteile bei der Leistungsfähigkeit und der Stetigkeit der Leistungserbringung, wie bereits Eddy und Felsenbirne erwähnten: Ein Glascarbon-Reflexbogen des Zuggewichtes X ist zu jeder Jahreszeit, bei jeden Witterungsverhältnissen gleich leistungsfähig. Ein HSK oder Osage-Flachbogen mit demselben Zuggewicht X ist dahingehend zum teil extremen Schwankungen unterworfen. Bei Bedarf kann man das gern nachmessen.

Was wäre also "einigermaßen fair" daran, diese in eine Klasse zu stecken ?

@ gumpf
„Warum Holzpfeile beim Primitivbogen?
Man könnte ja konsequenterweise auch noch das Pfeilmaterial freigeben. Dies würde aus meiner Sicht zu deutlich zu starken Vorteilen der Bögen aus modernen Materialien in dieser Klasse führen. ….…..Und Zuggewichte über 50# müssen ja auch erst einmal technisch sauber geschossen werden können.“


Man müßte auch das Pfeilmaterial freigeben, wenn man das Bogenmaterial freigäbe - das wäre konsequent.

Worin lägen im Übrigen die "deutlich starke Vorteile für Bögen aus modernen Materialien" bei der Materialfreigabe für die Pfeile ? Dass man weiter schießen kann oder keine Bogenlampe braucht ? Welchen Unterschied würde das bzgl. des Treffens der Ziele ausmachen ? Entschuldige bitte, aber ich habe es weder im Training, noch auf irgendeinem Turnier erlebt, dass jemand dadurch benachteiligt worden wäre, dass das Ziel zu weit weg (oder zu nah) gestellt gewesen wäre.
Und DBSV-Turniere werden - wenn ich richtig informiert bin ::) - nicht unter der Verwendung von Zielen in der Entfernung 150 und mehr Metern ausgetragen....

Wenn man jetzt einwenden würde, Kunstmaterialpfeile flögen bei weit entfernten Zielen einfach besser und geradliniger; Holzpfeilschützen wären also benachteiligt, so ist das m. E. keine Frage des Materials, sondern der Fähigkeit oder Unfähigkeit des Schützen.

Weiterhin:

Und: Was haben Zuggewichte über 50 Pfund mit dem Regelwerk des DBSV zu tun ?

Letztlich möchte ich es mit etwas drastischer als Felsenbirne formulieren (bin gespannt, wann gleich wieder einer nach dem Moderator schreit):

Der DBSV will Mitglieder gewinnen. Dieses wollen Schützen aus der Kategorie nutzen, die sich bisher aufgrund ihrer Bogenformen und Materialien noch nicht explizit in den Bogenklassen wiederfinden oder sich zwar widerfinden, jedoch nicht an Wettbewerben teilnehmen und somit keinen Zuwachs für den Verband darstellen können, weil sie meinen, benachteiligt zu werden, weil sie nach dem bisherigen Reglement in eine Klasse eingeteilt würden, in der sie ohnehin keinen Blumentopf gewinnen könnten.

Letzteres liegt jedoch nicht an der Einteilung der Klassen oder Bögen selbst – es ist erstaunlich, wie viele Bogen aus modernen, leistungsfähigen Materialien sich im Kreise dieser Zielgruppe fiden – sondern, entgegen ihrer eigenen Verlautbarung, an der mangelnden Fähigkeit und/oder mangelnden Erfahrung und/oder mangeldem Training oder schlichtem Antitalent der Masse derer Bogenschützen.

Es wird erwartet, dass eine Klasse geschaffen würde, in welcher man gleichsam schon eine Trophäe bekäme, wenn man, wie so oft zu beobachten, nur aufgetakelt genug über den Parcours stelze bzw. doch wenigstens das eigene Hypermaterial den Triumph von selbst bringen möge.

Ich wäre gespannt, was passieren würde, wenn diese Schützen dann ihre Primitivbogenklasse wie derzeit im Entwurf vorgesehen bekämen – und sich dann auf Turnieren angesichts von Schützen, die mit ihren Bogen aus reinen Naturmaterialien heute schon modernen Jagdbogen Konkurrenz machen könnten, trotzdem wieder hinten finden würden.

Dann bräuchte es vielleicht eine weitere Klasse – die der UBS („Unfähigen Bogenschützen").

Ich verstehe nicht, warum man sich nicht einer konsequenten Herausforderung stellen mag.

Deswegen plädiere ich für eine konsequente Freigabe bzw. konsequente Trennung. Praktisch kontrollieren lassen ließe sich - im Gegensatz zur IFAA-Regelung der historischen Belegbarkeit - das.
"Timur spricht:
Was ? Ihr missbilliget den kräftigen Sturm
Des Übermuts, verlogne Pfaffen!
Hätt' Allah mich bestimmt zum Wurm,
So hätt' er mich als Wurm geschaffen." - Goethe, West-östlicher Diwan, Buch Timur

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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von Heidjer » 05.01.2016, 21:44

Also wenn ein Schütze irgendwelche Nachweise mitführen muß, außer Schützenausweis oder Versicherungsnachweis eventuell, wäre das für viele Schützen schon mal ein Kriterium um an diesen Turnier nicht teilzunehmen!
Außerdem wie soll so ein Nachweis aussehen?
Eidesstattliche Erklärung mit notarieller Bestätigung das der Haselstecken selbst geschnitzt wurde und er keine chemische Behandung erfahren hat?
Nein die Klasseneinteilung muß einfach sein und die Bogenkontrolle auch, ich habe zur Bogen- und Pfeilkontrolle nur 20 Sekunden Zeit, schließlich will nicht mehr als 1 Stunde für alle Turnierteilnehmer brauchen. ::)
Auch für jeden Schützen sollten die Regeln einfach und verständlich sein, nur so funktioniert die Kontrolle innerhalb einer Gruppe.

Als Schütze lese ich die Ausschreibung und wenn ich sie akzeptiere gehe ich zum Turnier oder eben nicht. ;)

Als Turnierveranstalter versuche ich es, es für alle Schützen recht zu machen und möglichst viele Schützen anzulocken.

Jede Regelung ist irgendwo ein Drahtseilakt und man kann es nicht absolut gerecht machen, die Kunst ist es, die Ungerechtigkeiten möglichst klein zu halten. ;)

Wer es bei einer deutschen Meisterschaft auf das Treppchen schaffen will, der muß sich wenigstens ein Jahr vorher schon Gedanken über sein Material machen und anfangen intensiv zu trainieren. Sich dann beim Turnier zu beschweren das ein anderer aber das bessere Material hat ist einfach nur unsportlich.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von killerkarpfen » 05.01.2016, 22:50

Wenn ich als Schütze für meinen Bogen einen Nachweis brauche so werden wahrscheinlich mehrere Anhaltspunkte zu einer Beanstandung geführt haben.
Andererseits kann auch nur ein klarer Umstand zu einer Beanstandung führen. Sonst gilt auch hier "in dubio pro reo"

Ich kann es nur aus meiner Erfahrung bestätigen. Ich gehe gern auf 3-D Turmiere, meine Liebe gilt dem hiesigen Langbogen und ich kenne aus dieser Gesellschaft einige Leute.
In gemischten Kategorien finde ich mich mit meiner Punktezahl meist in der Mitte oder den hinteren Rängen. Unter reinen Holzbogenschützen kann ich an guten Tagen auch mit den Guten mithalten. Da ist es Ehrensache mit autentischem Material anzutreten.
In solchen Momenten interessieren mich dann auch Resultate nicht, die mit einer modernen Materialart erzielt wurden.


Nur in den kühnen Träumen da träumt es auch mal, ... mal einen Tag zu erwischen und der ganzen Möchtegerntraditionsschützengesellschaft zeigen wo der Misthans den Most holt.
>:)
Eppur si muove

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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von Karnickel » 05.01.2016, 23:42

Ralph hat geschrieben:Letzteres liegt jedoch nicht an der Einteilung der Klassen oder Bögen selbst – es ist erstaunlich, wie viele Bogen aus modernen, leistungsfähigen Materialien sich im Kreise dieser Zielgruppe fiden – sondern, entgegen ihrer eigenen Verlautbarung, an der mangelnden Fähigkeit und/oder mangelnden Erfahrung und/oder mangeldem Training oder schlichtem Antitalent der Masse derer Bogenschützen.

Dann bräuchte es vielleicht eine weitere Klasse – die der UBS („Unfähigen Bogenschützen").

Ich verstehe nicht, warum man sich nicht einer konsequenten Herausforderung stellen mag.



O0

Hut ab Ralph, vollkommen richtig erkannt!

M.M. braucht es nur zwei Bogenklassen, Visier und ohne Visier.

Dann noch gern die Einteilung M/W und UBS/GBS (geübter BS)/PBS (Profi BS).

Klar ist das provokant und auch so gewollt.

Aber meine Erfahrung in diesem Jahr bestätigt das. Habe an zwei Killdings-Turnieren teilgenommen. Jeweiliger Modus: Doppelhunter mit drei Pflöcken. Die Entfernung des ersten Pflocks ergibt sich aus der Killhöhe des Zieles (Höhe x Faktor (weiß ich nicht mehr, ist aber sehr nah). Zweiter Pflock dann Faktor 1,5 dann 2,0. So dann auch die Wertung der zwei Pfeile. Kill +20/+30/+40, Körper entsprechend Minus. Miss wurde unterschiedlich gewertet, ist aber nicht so wichtig. In Sexau wurde nur nach Visier unterschieden, in Münster habe ich außerhalb der Wertung geschossen, Jochen war der Meinung, das CP einen zu großen technischen Vorteil hat.

Die Ergebnisse sprachen aber klar dagegen. In Sexau war der beste CP blank Dritter. In Münster wäre er Erster geworden, war aber auch ein guter Schütze (nicht ich).

Zudem noch das Ergebnis des Finalschießens des German-Masters das ein PB Schütze gewonnen hat, gegen einen Schützen mit modernem LB und Carbonpfeilen.

Was macht also einen guten Schützen/in aus?

Gut abgestimmtes Material, perfekte Technik, ruhe im Kopf!

Das schränkt sich dann schon ein, wenn es nicht um 3D jagdlich sondern auf Scheiben und die Zehner geht.

Sorry Ralph für etwas OT, kann aber auch gern getrennt werden, wenn Bedarf besteht.

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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von Felsenbirne » 06.01.2016, 09:18

@Eddy
mit deiner Interpretation der Beweislast würde kein Veranstalter mehr Turniere ausrichten wollen, da er 12 Notare und 30 Helfer zum Prüfen benötigt. Oder eben keine Prüfer, da eh niemand so ein Turnier besuchen will.
Man sollte auf beim Aufstellen von Regeln die Praxis nicht außer Acht lassen ;)

@Dirk
genauso ist das.

@karnickel

diese Art von Turnieren kenn ich, und ich finde die auch nicht schlecht. Allerdings dürfte sich der Spaß nur bei Schützen einstellen, die schon Top sind und in der Regel immer vorne mitschießen. Nur muss man da auch irgendwie hinkommen.

Die einen versuchen das über Training und harte "Arbeit" Die anderen versuchen eben über immer neue Materialien fehlende Übung zu kompensieren. Das sind in der Regel genau die, die am mosern sind.

Nachtrag: Das gilt auch nur für einige wenige. Modernes Material hat seinen Platz im Bogensport und zeichnet nicht automatisch die Schützen aus, die sich unsportliche Vorteile erhoffen.


@Killerkarpfen
wieso benötigt man die Einteilung nach M/W? Schießen Frauen perse schlechter?#
Und was machst du wenn in der Klasse geübter BS mit dem, der erster wird? Disqualifizieren, weil er sich nicht in der Profiklasse gemeldet hat?
Also doch auch nicht so das richtige...???


Bei der ganzen Debatte soll man auch nicht vergessen, dass es in der Regel nur einige wenige sind, die sich beschweren. Meist die, die nichts auf die Reihe bekommen.
Für Vereine wie unseren, sind derartige Wettkämpfe mit den Startgeldern aber eine immens wichtige Einnahmequelle. Wir können es uns schlicht nicht leisten durch völlig untaugliche Regeln unsere Teilnehmer zu vergraulen.
Deswegen liegt mir pers. auch viel daran, das der DSBV praxistaugliche Regeln aufstellt, nach denen wir uns richten können.
Jedem Veranstalter steht es dann ja noch offen, diese entsprechend seinen Belangen abzuändern. Die grobe Linie sollte aber eingehalten sein. Wir können uns dann bei dem üblichen gemoser auf die Regeln des Verbandes berufen.

@Skua
Regelungen die sich bewährt haben, wie in deinem Beispiel, sollte man doch auch übernehmen können. Es wird große Aufregung geben, aber die Masse der Schützen wird damit leben können.
Gruss Matthias

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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von eddytwobows » 06.01.2016, 11:27

@Eddy
mit deiner Interpretation der Beweislast würde kein Veranstalter mehr Turniere ausrichten wollen, da er 12 Notare und 30 Helfer zum Prüfen benötigt. Oder eben keine Prüfer, da eh niemand so ein Turnier besuchen will.
Gelegentlich soll man auf Aufstellen von Regeln die Praxis nicht außer Acht lassen ;).../...


Eher das Gegenteil...bei einem Kaufbogen läßt sich das durch die Vorlage eines entsprechenden Herstellerzertifikats,
in dem die verwendeten Materialien genannt werden und daß mit der Seriennummer o. ähnl. des Bogens etc. abgeglichen
werden kann, erledigen...

Der Ver-/ Abgleich dieser Daten sollte für den Wettkampfleiter(in), bzw. dessen Helfer(in) auch nicht schwieriger sein
oder unwesentlich länger dauern, als die normale Begutachtung des Bogens bei der Anmeldung, bzw. kurz vor Turnierstart...

Die größere Schwierigkeit liegt bei der Begutachtung von selbstgebauten Laminatbogen
(Dein Beispiel mit der dunklen Klebefuge), da muß man dann natürlich zwangsläufig
entsprechend versierte Leute haben, die auch dazu in der Lage sind, entsprechend zu erkennen und zu unterscheiden...

Andererseits denke ich mal, daß sich ein(e) Bogenbauer(in), bzw. Turnierschütze(in) kaum die Mühe machen wird,
einen solchen Bogen zu bauen (...und diesen nach Vorbild wie hier im FC als Zulassung öffentlich zu präsentieren...),
nur um sich damit einen mehr oder weniger geringfügigen Vorteil dadurch zu schaffen,
daß er/ sie mit einem solchen Bogen in einer anderen Bogenklasse starten kann...

Meiner Meinung nach wäre das denn dann doch ein etwas zuu großer Aufwand...

Vor allem auch unter der Vorraussetzung, daß, wenn es mal herauskommt, er / sie :

a. nicht nur für die Turniere, die er / sie geschossen hat, disqualifiziert wird, sondern
b. daß er / sie auch mit seinen Bögen nirgendsmehr irgendwo innerhalb des Verbandes anzukommen braucht... >:)

Ich gehe jetzt mal davon aus, daß, wer sich die Mühe macht und die Fähigkeit besitzt,
einen Turnierfähigen Laminatbogen selber zu bauen, es charakterlich einfach nicht nötig hat, zu bescheißen...

Außerdem, welche(r) Bogenbauer(in) wäre nicht stolz darauf, seinen / ihren selbstgebauten Laminatbogen öffentlich,
nach Vorbild wie hier im FC, als dokumentierten Bauthread / "making of" präsentieren zu dürfen,
um dann mit diesem Unikat eine dauerhafte Zulassung für die entsprechende Bogenklasse auf Turnieren zu erlangen... ;) :)

LG
etb

P.S.:
Ich laß jetzt mal meinen kleinen Verschwörungstheoretiker mit einem Auge aus der unteren Fensterecke schielen...

...und nach dessen Meinung soll mit diesem "angepassten" Regelwerk und der darin enthaltenen "Materialfreigabe"
in der Primitivbogenklasse nämlich nur erreicht werden, die echten, tatsächlichen, wirklichen Vollholzbogen nebst
Ihren Erbauern als letztlich nur nervige und störende Hobbyisten endgültig aus der Wertung und
dem sportlichen Geschehen zu drücken...
Ist jetzt vielleicht weit oder von um die Ecke hergeholt, aber nicht zu unwahrscheinlich, um es nicht zu erwähnen... >:)


LG
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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von Felsenbirne » 06.01.2016, 14:10

@Eddy
es geht nicht um die Leute die Ihre Bögen selber bauen sondern Bögen anfertigen lassen. Es ist schlichtweg unmöglich sich Zertifikate von jedem Bogen geben zu lassen, um dann noch zu prüfen ob die auch echt sind.

Das Ganze ist mit Verlaub völlig abstrus.
PS.
Es gibt mittlerweile Carbonpfeile mit Echtholzfurnier. (Warum auch immer >:) )
Gruss Matthias

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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von grumpf » 06.01.2016, 14:44

Es gibt mittlerweile Carbonpfeile mit Echtholzfurnier. (Warum auch immer >:) )


Offiziel damit der moderne Bogenschütze einen modernen Pfeil als naturverbundener Bursche in Holzoptik schiessen kann.

Inoffiziell damit der moderne Langbogenschützen bei der IFAA einen Holzpfeil vortäuschen kann, aber die Vorteile des Carbons hat. Solche Fälle soll es tatsächlich in 2012 bei der EM in Italien gegeben haben.

VG Jens
Beim Bogenschießen sollte auf geeignete Kleidung geachtet werden. ;)

Sateless
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Re: Initiative zu Regeländerungen im DBSV

Beitrag von Sateless » 06.01.2016, 15:05

Es gibt auch Carbonschwarz gebeizte Holzpfeile. Sieht auch gut aus.

Und Eddy, ich finds toll, dass du Regeln machen willst, die für Selfbows aus Weißholz super sind. Deinen Ansatz dabei finde ich allerdings unglücklich, und n bischen OT. Leider.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس

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