Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
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Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
Kennt jemand den Bogen?
Hat den jemand schon einmal gebaut?
Wie ist deren Schussverhalten zu den anderen Komposit-Bogen?
Hat den jemand schon einmal gebaut?
Wie ist deren Schussverhalten zu den anderen Komposit-Bogen?
Re: Simmering-Bogen
Da nun der ein Nachbau und eine dazugehörige hervorragende Dokumentation vorliegt, hole ich diesen thread wieder hoch um den Bogen und die Dokumentation hier zu besprechen.
Joachim Rutschke und Holger Riesch dokumentieren ihren Nachbau in "Waffen- und Kostümkunde" Heft 1, 2012. Seite 77 - 120
http://www.waffen-kostuemkunde.de/aktuelle-hefte.php
Einzelhefte sind zu beziehen bei:
Louis Hofmann
Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG
Domänenweg 9
96242 Sonnefeld
Telefon: +49 (0) 95 62 / 98 30 - 0
Fax: +49 (0) 95 62 / 98 30 - 44
E-Mail: info@lhdruck.de
Der Artikel beschreibt sehr gut, wie aus dem Fund der Beinplatten eine Rekonstruktion des Bogens entstand.
Da wir hier die Möglichkeit haben mit dem Autor persönlich zu komunizieren, mach ich davon hiermit gebrauch.
@Snake Jo
zunächste zwei Fragen:
1. (mein Lieblingsthema weiter Auszug ) sowohl auf der Zeichnung auf dem Riemenbeschlag von Orlat (Seite 90) als auch beim Jagdmotiv aus dem "Oxus-Tempel" werden Bogen vergleichbarer Typen weit auf Brusthöhe ausgezogen. Ihr schreibt, dass ein Auszug von 80cm möglich ist (Seite 100) Außerdem stellt Ihr fest, dass sich der Wirkungsgrad bei langem Auszug erhöht (Seite 107)
Warum habt Ihr die Bilder und die Schussversuche nicht mit einem Auszug von 80cm anstatt mit einem von 70cm gemacht?
2. könnte der Hornbelag bauchseitig auch konvex ausgelegt worden sein?
Ihr sprecht in diesem Zusammenhang von Röntgenaufnahmen von Querschnitten vergleichbarer Bogen. Dazu gibt es leider keine Abbildungen........?
soweit mal
Ich hoffe an dieser Stelle auf eine fruchtbare Diskussion!
liebe Grüße benzi
Joachim Rutschke und Holger Riesch dokumentieren ihren Nachbau in "Waffen- und Kostümkunde" Heft 1, 2012. Seite 77 - 120
http://www.waffen-kostuemkunde.de/aktuelle-hefte.php
Einzelhefte sind zu beziehen bei:
Louis Hofmann
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Domänenweg 9
96242 Sonnefeld
Telefon: +49 (0) 95 62 / 98 30 - 0
Fax: +49 (0) 95 62 / 98 30 - 44
E-Mail: info@lhdruck.de
Der Artikel beschreibt sehr gut, wie aus dem Fund der Beinplatten eine Rekonstruktion des Bogens entstand.
Da wir hier die Möglichkeit haben mit dem Autor persönlich zu komunizieren, mach ich davon hiermit gebrauch.
@Snake Jo
zunächste zwei Fragen:
1. (mein Lieblingsthema weiter Auszug ) sowohl auf der Zeichnung auf dem Riemenbeschlag von Orlat (Seite 90) als auch beim Jagdmotiv aus dem "Oxus-Tempel" werden Bogen vergleichbarer Typen weit auf Brusthöhe ausgezogen. Ihr schreibt, dass ein Auszug von 80cm möglich ist (Seite 100) Außerdem stellt Ihr fest, dass sich der Wirkungsgrad bei langem Auszug erhöht (Seite 107)
Warum habt Ihr die Bilder und die Schussversuche nicht mit einem Auszug von 80cm anstatt mit einem von 70cm gemacht?
2. könnte der Hornbelag bauchseitig auch konvex ausgelegt worden sein?
Ihr sprecht in diesem Zusammenhang von Röntgenaufnahmen von Querschnitten vergleichbarer Bogen. Dazu gibt es leider keine Abbildungen........?
soweit mal
Ich hoffe an dieser Stelle auf eine fruchtbare Diskussion!
liebe Grüße benzi
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)
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Re: Simmering-Bogen
Hallo Benz,
vielen Dank für das Aufgreifen des Themas!
Zuerst zu den Fragen:
1. Langer Auszug: Ja, stimmt, wir haben nur 70 cm abgebildet. Das hatte verschiedene Gründe. Der Bogen war in der Herstellung ziemlich aufwändig und ich wollte das Teil nicht vor Publikation größerer Belastung aussetzen. Da war ich einfach vorsichtig. es ist schon ein Unterschied, ob man so einen Bogen zum Schießen baut oder sogar eine ganze Seriedieser Bogen als Profi-Bogenbauer oder ob man nur ein Unikat hat.
Später, als alles im Kasten war, habe ich das Teil dann mal auf 80 cm ausgezogen und das kam den Bildern von Orlat verdammt nahe.
Naja, und dann war noch das Fotoshooting auf dem Pferd. Ich habe den Bogen gefühlte 50 mal ausziehen müssen bis der Fotograf vom Bonner Museum zufrieden war. Der Bogen hatte bei dem kalten Wetter schon bei 28" runde 60 lb. Mehr war für mich einfach nicht drin...
2. Konvexer Hornbelag oder auch konkaver: Beides ist möglich ! Wir haben uns für die technisch einfachste Form entschieden: einfach plan, da sowas natürlich viel leichter zu kleben und zu pressen ist.
Inzwischen konnte ich ja noch ein paar Erfahrungen mit Mongolenbogen sammeln: Die altvorderen haben genau wie heutige Bogenbauer immer gerne die praktikabelste Lösung angestrebt. Das kann ich nicht einfach mal so behaupten, sondern mit etlichen Beispielen belegen.
Aber wie auch immer: Da gab es sicher auch früher eine große Bandbreite an Ausführungen.
Röntgenaufnahmen: Diese gibt es vom Khotan-Bogen, ebenfalls aus hunnischer Zeit. Wegen der Urheberrechte konnten wir keine der Aufnahmen abbilden. Man kann sie aber im Web bei ATARN anschauen (Stichworte: ATARN, Selby, Khotan).
Von einem anderen Bogentyp, dem Mongolenbogen, gibt es ebenfalls Röntgen- und CT-Aufnahmen, die teilweise in dem schon genannten Museums-Katalog (Bonn) abgebildet sind.
vielen Dank für das Aufgreifen des Themas!
Zuerst zu den Fragen:
1. Langer Auszug: Ja, stimmt, wir haben nur 70 cm abgebildet. Das hatte verschiedene Gründe. Der Bogen war in der Herstellung ziemlich aufwändig und ich wollte das Teil nicht vor Publikation größerer Belastung aussetzen. Da war ich einfach vorsichtig. es ist schon ein Unterschied, ob man so einen Bogen zum Schießen baut oder sogar eine ganze Seriedieser Bogen als Profi-Bogenbauer oder ob man nur ein Unikat hat.
Später, als alles im Kasten war, habe ich das Teil dann mal auf 80 cm ausgezogen und das kam den Bildern von Orlat verdammt nahe.
Naja, und dann war noch das Fotoshooting auf dem Pferd. Ich habe den Bogen gefühlte 50 mal ausziehen müssen bis der Fotograf vom Bonner Museum zufrieden war. Der Bogen hatte bei dem kalten Wetter schon bei 28" runde 60 lb. Mehr war für mich einfach nicht drin...
2. Konvexer Hornbelag oder auch konkaver: Beides ist möglich ! Wir haben uns für die technisch einfachste Form entschieden: einfach plan, da sowas natürlich viel leichter zu kleben und zu pressen ist.
Inzwischen konnte ich ja noch ein paar Erfahrungen mit Mongolenbogen sammeln: Die altvorderen haben genau wie heutige Bogenbauer immer gerne die praktikabelste Lösung angestrebt. Das kann ich nicht einfach mal so behaupten, sondern mit etlichen Beispielen belegen.
Aber wie auch immer: Da gab es sicher auch früher eine große Bandbreite an Ausführungen.
Röntgenaufnahmen: Diese gibt es vom Khotan-Bogen, ebenfalls aus hunnischer Zeit. Wegen der Urheberrechte konnten wir keine der Aufnahmen abbilden. Man kann sie aber im Web bei ATARN anschauen (Stichworte: ATARN, Selby, Khotan).
Von einem anderen Bogentyp, dem Mongolenbogen, gibt es ebenfalls Röntgen- und CT-Aufnahmen, die teilweise in dem schon genannten Museums-Katalog (Bonn) abgebildet sind.
- Ursus maximus
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- Registriert: 29.12.2007, 11:05
Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
Ich finde es schön das Ihr das Thema aufgenommen habt. Ich habe nicht mehr geglaubt das da noch was kommt.
Es wäre schön wenn auch ein paar bilder da wären. Aber ich glaube dazu muss ich mir das Heft zulegen?!
Es wäre schön wenn auch ein paar bilder da wären. Aber ich glaube dazu muss ich mir das Heft zulegen?!
Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
Hallo Ursus,
danke für die Anfrage, die mitten in der Abgabe der Publikation fiel. Zu dem Zeitpunkt hätten wir nichts vorweg nehmen dürfen. Ich bitte da um Verständnis. Ja, wir haben da drei Jahre mit der Rekonstruktion zugebracht, nun ist es geschafft.
Nein, du brauchst das Heft nicht kaufen, obwohl es natürlich eine ganze Fülle an Informationen bieten könnte, die ich hier nciht alle schreiben kann.
Der fertig rekonstruierten Bogen:
danke für die Anfrage, die mitten in der Abgabe der Publikation fiel. Zu dem Zeitpunkt hätten wir nichts vorweg nehmen dürfen. Ich bitte da um Verständnis. Ja, wir haben da drei Jahre mit der Rekonstruktion zugebracht, nun ist es geschafft.
Nein, du brauchst das Heft nicht kaufen, obwohl es natürlich eine ganze Fülle an Informationen bieten könnte, die ich hier nciht alle schreiben kann.
Der fertig rekonstruierten Bogen:
Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
Hallo,
in meiner Archivsammlung habe ich dieses Foto gefunden. Dürfte von dem gleichen Fund handeln. Falls euch es interessiert, habe noch mehrere eingescannte Fotos von Hunnengräbern...
Gruß
Laszlo
in meiner Archivsammlung habe ich dieses Foto gefunden. Dürfte von dem gleichen Fund handeln. Falls euch es interessiert, habe noch mehrere eingescannte Fotos von Hunnengräbern...
Gruß
Laszlo
Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
Dann her damit
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw
– George Bernard Shaw
Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
Hier sind ein Paar Bilder...
Quelle: Laszlo Gyula: Őstörténetünk legkorábbi szakaszai. Budapest, 1961
Published 1961 by Akadémiai Kiadó in Budapest .
Written in Hungarian.
ergänzt, Jo
Quelle: Laszlo Gyula: Őstörténetünk legkorábbi szakaszai. Budapest, 1961
Published 1961 by Akadémiai Kiadó in Budapest .
Written in Hungarian.
ergänzt, Jo
Zuletzt geändert von szuku76 am 29.01.2012, 17:16, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
hallo Laszlo,
danke!
könntest Du noch die Quelle anführen - danke!
Grüße benzi
danke!
könntest Du noch die Quelle anführen - danke!
Grüße benzi
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)
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Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
benzi hat geschrieben:hallo Laszlo,
danke!
könntest Du noch die Quelle anführen - danke!
Grüße benzi
Ich habe es gerade korrigiert.
Lg.
Laszlo
Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
@Snake Jo
Ihr stellt in Eurem Beitrag die Theorie auf, dass die Hornplattenverstärkungen ein längeres Mitführen des Bogens im aufgespannten Zustand ermöglichen.
Meiner Erfahrung nach verwinden sich Bogen im arbeitenden Bereich der WA und auch dort findet stringfollow statt, warum wirken die Hornplatte im Griffbereich und an den steifen Enden Eurer Meinung nach dem entgegen?
viele Grüße benzi
Ihr stellt in Eurem Beitrag die Theorie auf, dass die Hornplattenverstärkungen ein längeres Mitführen des Bogens im aufgespannten Zustand ermöglichen.
Meiner Erfahrung nach verwinden sich Bogen im arbeitenden Bereich der WA und auch dort findet stringfollow statt, warum wirken die Hornplatte im Griffbereich und an den steifen Enden Eurer Meinung nach dem entgegen?
viele Grüße benzi
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)
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Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
hallo Jo,
äh........ ich wollte nochmal ganz nett an meine Frage im vorigen Beitrag erinnern.
danke und Grüße benzi
äh........ ich wollte nochmal ganz nett an meine Frage im vorigen Beitrag erinnern.
danke und Grüße benzi
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(Peaceful Warrior, Film)
(Peaceful Warrior, Film)
Re: Der Hunnenbogen von Wien-Simmering
benzi hat geschrieben:@Snake Jo
Ihr stellt in Eurem Beitrag die Theorie auf, dass die Hornplattenverstärkungen ein längeres Mitführen des Bogens im aufgespannten Zustand ermöglichen.
Meiner Erfahrung nach verwinden sich Bogen im arbeitenden Bereich der WA und auch dort findet stringfollow statt, warum wirken die Hornplatte im Griffbereich und an den steifen Enden Eurer Meinung nach dem entgegen?
viele Grüße benzi
Sorry, Benz, hab ich wohl überlesen.
Nein, nicht Hornplattenverstärkungen, sondern der breite Hornbelag auf den Wurfarmen ist beschrieben (S. 109 oben). Da steht auch gleich die Erklärung bei: Im Vergleich zu schmalen und dicken Wurfarmen weisen sie weniger Stringfolow auf! Dies ist aber allgemein bekannt, mußte nur in dem Kontext der normalen Leser noch erwähnt werden: Ein dicker Wurfarm wird immer mehr gestresst (gestaucht) und behält dadurch auch mehr dauerhafte Kompression, was sich durch mehr Stringfollow auswirkt. Ein breiter Wurfarm dagegen hat bei gleicher Wurfkraft mehr Masse.
Dieses Phänomen kann jeder selbst nachvollziehen: Man biege einen Streifen Bambus von 40 mm Breite und 4 mm Stärke im Halbkreis. Dann mache man dasselbe mit einem etwa 30 mm breiten und 6 mm starken Streifen. Der schmale, aber dickere Streifen wird immer stringfollow aufweisen, während der dünne wieder ganz gerade wird. Komposit-Materialien verhalten sich da nicht anders.