Japan - Bildliteratur?

Andere japanische Bögen und Techniken (Yabusame etc.)
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Tiga
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Japan - Bildliteratur?

Beitrag von Tiga » 12.12.2005, 09:21

Hiho!

Meine Schwester braucht noch ein Weihnachtsgeschenk und mein Schwager interessiert sich neuerdings fuer Japan. Ziemlich allgemein...

Kann jemand von Euch ein Buch empfehlen, in dem japanische Gebrauchsgegenstaende (Alltagsgegenstaende, Geschirr, Kleidung, Waffen, Ruestung ...) schoen bebildert dargestellt sind? Epoche ist eigentlich egal, nur nicht gerade 20./21. Jahrhundert.

Es geht nicht um Fachliteratur fuer einen Japan-Experten, sondern um schoene Bilder mit Beschreibung fuer jemanden, der gerade anfaengt, sich fuer Land und Kultur und Aesthetik Japans zu interessieren.

Hat wer ne Idee?

Gruss
Susanne
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york
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mein Tipp

Beitrag von york » 12.12.2005, 19:41

als aktiver Kampfkünstler empfehle ich dir
"Das Lexikon der Kampfkünste - Werner Lind, Sportverlag Berlin" ISBN 3-328-00898-5

ist, wie der Titel schon sagt, sehr Kampfkunstlastig, natürlich nicht nur Japan aber gut bebildert (nur Zeichnungen)
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Wittiko
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Beitrag von Wittiko » 12.12.2005, 22:32

Habe den Katalog einer Ausstellung von 1984 geschenkt bekommen, war im "Haus der Kunst" in München. Titel: "Kunstschätze und Lebensstil eines japanischen Fürsten der Shogun-Zeit"

Schöne Bilder und erklärende Texte, Waffen und Rüstung, Teelöffel und Krüge, Kleidung, Theatermasken, Texte...

Sicher nicht alles Alltagsgegenstände, da ja Besitztum eines Fürsten, aber eindrucksvoll.

Ist aus einem Antiquariat, Preis und andere Bezugsquellen kenne ich nicht. Vielleicht über zvab.com (<- jou, einige Treffer) versuchen.

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Rado
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Nippon

Beitrag von Rado » 13.12.2005, 00:21

Würd ich mal Kyujin anquasseln,der scheint mir ein absoluter Experte auf dem Gebiet zu sein.
An der Stelle nen Gruss an Kyujin-san :anbet

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Beitrag von Rado » 13.12.2005, 00:51

Ich hoff das ist OK kyujin,es geht ja nur um ne kleine Beratung?

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locksley
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Beitrag von locksley » 13.12.2005, 01:08

Wenns denn was ohne Bildmaterial sein soll, würde ich die Romane um "Sumawara Atikada" von Ingrid J. Parrker empfehlen. Erschienen im Aufbau Verlag.

Eine ISBN hab ich auch grad zur Hand 3-74466-2098-8, der dritte Band, im deutschen erschienen als "Der Schatzmeister des Tenno"

Diese Bücher spielen im Japan des 11. Jhd. fernab jeglicher "Bushido" Romantik. Es sind Kriminalromane von einer Japanologin und Literarturwissenschaftlerin die, die damals herschenden Gesellschaftsverhälnisse wiederspiegeln.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

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Beitrag von Tiga » 13.12.2005, 08:52

@wittiko
Perfekt - das duerfte genau das sein, was sie sucht!

@alle anderen
Die Tipps merke ich mir dann fuer Geburtsagsgeschenke u.ae. ... :-)

Und mal wieder: :fcsmilie

Susanne
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RE: mein Tipp

Beitrag von Jalaxle » 13.12.2005, 11:47

Original geschrieben von York

als aktiver Kampfkünstler empfehle ich dir
"Das Lexikon der Kampfkünste - Werner Lind, Sportverlag Berlin" ISBN 3-328-00898-5

ist, wie der Titel schon sagt, sehr Kampfkunstlastig, natürlich nicht nur Japan aber gut bebildert (nur Zeichnungen)


Wow, scheinbar schönes Buch was ich gerne haben würde nur leider ein bissel teuer...naja ich hoffe auf Weihnachten.
Habs gleich als Wunsch an meine Eltern weitergeleitet *g*
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Beitrag von Kyujin » 13.12.2005, 12:01

Na, dann sind ja schon alle Wünsche erfüllt...

Zum "Lexikon der Kampfkünste" muss man allerdings bemerken, dass Herr Lind - nun, sagen wir mal sehr spezifische Interpretationen anbietet.

Aus meiner Sicht sehr von den "Bushido/Zen"-Mythen geprägt. Wie das eben so ist, wenn Karateka auf der Sinnsuche die Rechtfertigungslegenden des modernen Japan wörtlich nehmen und sich zu wahren Verwaltern des japanischen Kriegererbes berufen fühlen. Was immer ein wenig putzig wirkt, denn Samurai haben bekanntlich nichts mit Karate zu tun.
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会

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Beitrag von Tiga » 13.12.2005, 12:44

Och, wenn Dir noch ein schoenes "Japanisches Bilderbuch" einfaellt, kann das bestimmt nicht schaden...

Aber der Weihnachtswunsch duerfte sich mit Wittikos Tip tatsaechlich perfekt erfuellen lassen.

Aber ich haette da noch mal ne Frage zu den "Bushido/Zen/Samurai-Ehre"-Mythen. Hab ja hier gelernt, dass die keineswegs so historisch sind, wie romantische "ich bin auch so eine ehrenvolle KriegerIn" das gerne sehen wuerden - aber aus welcher Zeit stammen die nochmal? Das hab' ich schon wieder vergessen.

Gruss
Susanne
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Beitrag von locksley » 14.12.2005, 10:20

@Tiga

Als Antwort auf Deine Frage, hier nochmals die Zusammenfassung von Kyujin im Kriegerthread, zum Thema "Bushido"

[navy][/navy]Zu den hier vielfach bemühten Samurai (oder besser: Bushi) kann ich nur bemerken, dass Tiga den Nagel auf den Kopf getroffen hat: Romantisch-heroische Idealisierung.

Das berühmt-berüchtigte Bushido mit seinem im Grunde völlig unspezifischen Pfadfinderethos ist eine Erfindung der vorletzten Jahrhundertwende. Nitobes Buch mit gleichem Titel, das den vorher ungebräuchlichen Begriff populär machte, wurde 1900 herausgegeben - auf Englisch für ein westliches Publikum geschrieben! Sein Anliegen ist die Anerkenung der japanischen Kultur als ethisch gleichrangig mit der westlich-christlichen - von der japanischen Geschichte hatte Nitobe als westlich geschulter Agrarøkonom auch nach eigenem Bekunden wenig Ahnung.

Sieht man genau hin, bleibt vom vielzitierten Ehrbegriff der japanischen Krieger wenig übrig: Verrat unter Alliierten auf dem Schlachtfeld war eher die Regel als die Ausnahme. Auch seppuku (ritueller Selbstmord) oder das spontane Abschlachten von unehrerbietigem Pöbel war viel seltener, als man gemeinhin annimmt. Die angebliche Todessehnsucht der Samurai stammt aus ideologischen Streitschriften des 18. und 19. Jahrhunderts. Die lange Friedenszeit seit ca 1600 liess die gesellschaftliche Eliteposition der "Krieger ohne Krieg" problematisch werden. Das Hagakure ist ein typisches Beispiel für den ausgeklinkten Papierradikalismus frustrierter Verwaltungsbeamter, die schon lange besser schreiben als kämpfen konnten und von den Ruhmestaten der Vergangenheit träumten. Das an sich ziemlich unbedeutetende Werk (es spielte in der zeitgenössischen Diskussion keine wesentliche Rolle) wurde erst von der kaiserlichen Armee des modernen Japan ausgegraben und zu Propagandazwecken ausgeschlachtet. Allerdings im genau entgegengesetzten Sinne als dem ursprünglichen: Während Yamamoto Tsunetomo die besonderen elitären Kriegereigenschaften der Samuraiklasse mit ihrer "Todesverrücktheit" begründete, sollten nun alle Japaner gleichermassen an diesen heroisch-übermenschlichen Tugenden teilhaben. In dieser geschichtsklitternden Verwertung der Vergangenheit waren sich die japanischen und die deutschen Herrenmenschenideologen in der Tat sehr ähnlich und man sollte sich sehr genau ansehen, woher das manchen liebgewordene Kriegerbild eigentlich kommt. Auch der immer wieder als Gewährsmann für Kyudo angeführte Eugen Herrigel ("Zen in der Kunst des Bogenschiessens") unterstüzte nach seinem Japanaufenthalt als Philosophieprofessor in Erlangen das Naziregime aktiv.

Die Taktik der japanischen Bogenschützen, ob beritten oder zu Fuss, war im übrigen ein wenig anders als hier dargestellt. Es gab den Zweikampf unter gleichrangigen, aber für die Mehrzahl der Teilnehmer war das Schlachtengetümmel genauso anonym wie für moderne Infanterie. Noch heute wird von (wenigen, fortgeschrittenen) Schützen der Heki Ryu das Schiessen in Rüstung und beweglicher Formation auf dem Schlachtfeld geübt. Kriegerphantasien sind den meisten Kyudoka meines Bekanntenkreises allerdings fremd - vielleicht, weil wir gerade als späte Angehörige einer historischen Schiessschule (Heki Ryu) genau wissen, wie viel uns von unseren Vorgängern trennt? Mit Yoshida Genpachiro Shigeuchi, dem Bogenmeister des ersten Tokugawashoguns und Namensgeber unseres Zweiges der Heki Ryu ("Insai Ha") verbindet mich ausser der lebendigen Traditionslinie im Bogenschiessen doch kaum etwas.

Der Bogen wurde übrigens schon im 16. Jahrhundert von der Arkebuse bzw Muskete als schlachtentscheidende Distanzwaffe abgelöst: Oda Nobunaga, der die Einigung Japans einleitete, errang seinen entscheidenden Sieg bei Nagashino 1575 mit 3000 Feuerwaffen. Zu dieser Zeit gab es in Japan mehr und besser ausgebildete Gewehrschützen als in ganz Europa! Das passt nicht zu unserem idyllischen Bild des ritterlichen Samurai a la "Shogun" und "Last Samurai". Aber dieses Bild ist Fiktion.

Quellen sind zum Beispiel:

Karl F. Friday, Bushido or Bull? A Medieval Historian’s Perspective on the Imperial Army and the Japanese Warrior Tradition, The History Teacher, Volume 27, Number 3, May 1994, pages 339-349.

G. Cameron Hurst, Death, Honor, and Loyalty: The Bushido Ideal, Philosophy East & West, 40:4 (October 1990), 511-527.

Noel Perrin, Giving Up the Gun: Japan's Reversion to the Sword, 1543-1879, David R. Godine Publisher; Reissue edition 1995
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Beitrag von Tiga » 14.12.2005, 13:41

@ locksley

Prima, vielen herzlichen Dank!
Wirklich nett von Dir, zumal ich mir die Infos ja auch selber aus dem Kriegerthread haette herauskramen koennen...

So kann ich dann meinen japaninteressierten Schwager gleich desillusionieren :lalala

Liebe Gruesse
Susanne
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Aureus
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Ryokan

Beitrag von Aureus » 14.12.2005, 22:45

Hallo Tiga,

wenn man in die Geschichte Japans, die Traditionen und die Ästhetik eintauchen möchte, so wird man irgendwann auf die traditionellen Gästehäuser Japans stoßen.

In dem folgenden Band

"RYOKAN - Zu Gast im traditionellen Japan"
von Gabriele Fahr-Becker
ISBN 3-8331-1222-0

Bild



findet man herrliche (und natürlich auch viele :D :D :D :D ) Fotos dieser teilweise schon historischen Häuser, sowie der Riten und Zeremonien wie beispielweise der "Weg des Tees", das No-Theater und vieles mehr.

Für mich ist das mit eines der schönsten Bücher über Japan.

Viele Grüße!

Aureus
Die fliegenden Teppiche ins Reich der Phantasie.

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york
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Beitrag von york » 15.12.2005, 07:34

@kyujin

das das gefärbt ist, mag schon wahr sein, aber du wirst kaum ein anderes werk auf dem markt finden, welches trotz "färbung" eigentlich alle kampfkünste, von japan, china, indien, korea, bis ... in einer solch komprimierten form anbietet.
wenn man sich das einmal vor augen hält, was es bedeutet alle diese informationen zu sammeln und auszuarbeiten, weiss man was das an zeit beansprucht haben muss - drum kann ich dieses buch jedem kampfkünstler, der etwas über seinen tellerrand hinausehen will (meiner ist Jiu jitsu) wärmstens empfehlen.

ich verwende diese buch auch gerne als nachschlagewerk um meinen schülern schnell eine bebilderte antwort auf fragen zukommen zu lassen.

wenn du's nicht interpretiert haben willst, dann empfehle ich dir das "Hagakure
von Tsunetomo Yamamoto" wenn du's nicht schon kennst ...
so und jetzt Ende sonst wird's zu sehr OFF TOPIC

Oss
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Beitrag von Tiga » 15.12.2005, 09:04

@aureus
Danke, das klingt auch klasse.

Hach, wird meine Schwester mir dankbar sein... :-)
Hab gleich gesagt: Ich frag mal bei FC, da weiss bestimmt wer was.

Liebe Gruesse
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