Scheibe hin, Scheibe her -
das eigentlich Spannende ist doch, daß von den Schützengilden (zumindest) in großen Städten des deutschen Reiches bis ins 16. Jahrhundert auch mit dem Handbogen geschossen wurde, obwohl dieser militärisch keine Rolle spielte.
Außer für Augsburg gibt es zumindest für Nürnberg einen Beleg für das Ende des 15. Jahrhunderts. Wahrscheinlich existiert da noch viel mehr. Im Frühneuhochdeutschen Wörterbuch habe ich sogar einen Hinweis auf einen
Ring aus Chalcedon (?) „
wie man ihn zum Bogenschießen braucht“ (Anfang 15. Jahrhundert) gefunden. (Hab aber weder Zeit noch Lust, die Quelle auf den Kontext hin zu überprüfen).
Zurück zur Scheibe: Im Süddeutschen Raum wird seit dem 15. Jahrhundert auf Scheiben geschossen – entweder auf einfache runde Holzscheiben (
unbemalt!, manchmal einfache Fassböden) oder auf bemalte runde Papierscheiben. Letztere haben sich nicht erhalten.
Die ersten prächtigen Ehrenscheiben stammen m.W. erst aus dem frühen 16. Jahrhundert (alle Angaben let. Dotzauer, G. Das Schützenwesen in Bayern, Landshut, 1984).
Leider läßt sich selbst maximaler Vergrößerung nicht erkennen, mit welchen Motiven die im Trachtenbuch gezeigten Scheibe gemalt ist. Jedenfalls handelt es sich um 12 (11?) Zeichen/Motive, was bei einer runden Scheibe ja eine schöne symmetrische Einteilung ergäbe.
Da ist halt Deine Kreativität gefragt, Benzi! Die 12 Apostel dürften’s ja nit gewesen sein (welche christliche Schütze schießt denn auf sowas) – aber nimm doch die
7 Todsünden + 4 Kardinaltugenden (zur Gestaltung einer Scheibe mit den Todsünden vergleiche Hieronimus Bosch – kommt zeitlich fast hin).
Oder allegorische Darstellungen der 12 Monate? Holzschnitte aus dem 14.-15. Jahrhundert lassen sich ja wohl finden.
Oder die 12 Tierkreiszeichen?
Oder wenn du ganz faul sein willst - nimm die schönen Karten aus dem
Hofämterspiel als Vorlage (
https://en.wikipedia.org/wiki/Hofamterspiel).
Oder
allegorische Darstellungen der wilden Völker der 4 Weltgegenden? (3x4 = 12) Damit würde die Scheibe zum "Weltenkreis".
Norden (oben): Lappen/Finnen Moskowiter Riesen (vergl. Olaus Magnus – die Wunder des Nordens
Süden (unten): Pygmäen/Schwarzafrikaner/Einfüßler (da gibt’s schöne Bilder aus der Schedelschen Weltchronik)
Westen (links) Scote/Ire Indianer Sirene (für den wuiden Ozean)
Osten (rechts) Österreicher Chinese Türke
Meister Benzi, es gibt Möglichkeiten ohne Ende eine solche Scheibe mit Bildmaterial (wichtig wäre, daß das einheitlich ist) aus der Zeit, in der solche Scheiben verwendet wurden, ansprechend zu gestalten, wenn Du nur ne künstlerische Ader oder Zugang zum entsprechenden technischen Gerät hast.
Damit kannste nit nur in der Fremde reüssieren, sondern das ließe sich auch bei allen möglichen internationalen Turnieren in der Heimat verwenden. Denn wenn so ne Vorlage erstellt ist, kann sie ja beliebig oft reproduziert werden, nit wahr?
Total fröhlich (denn Ramsay wurde vom Hund gefressen
)
K02