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Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 09.02.2015, 20:11
von acker
Nun er hatte EINEN Bogen und der war für alles egal ob Hase, Eichhörnchen, Fisch, Muh Kuh, Wolf, Hirsch, Elch, Wisent, Bär, Meinungsaustausch mit anderen Mitteln usw usf,...Mann mußte mitnehmen was er kriegen konnte!
Wer als Jäger unterwegs ist und sich dabei uU auch gewiß sein muß sich gegen Fauna und andere Mitmenschen verteigen zu müssen und zu können der mag einen etwas stärkeren Bogen dabei gehabt haben als jene welche es sich am Seeufer bequem gemacht haben und gezielt aus der Hütte das Jagdwerkzeug der Wahl mit sich zu führen.
Ich kann mir auch gut vorstellen, das es eine Art männliches impornier Gehabe auch nicht so weit her geholt sein kann, frei nach dem Motto "Na kannst Du auch meinen Bogen ziehen ? " -> heute sinds halt die Golf Gti ;)
Natürlich nur vorrausgesetzt das man sein Bögelchen auch selbst beherrscht denn er war ja wichtig fürs eigene Überleben.

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 09.02.2015, 20:19
von Wilfrid (✝)
Ich hatte ja nen Eibenbogen beim Bowswap im Rennen, auch so 60#. Und das Teil mit unter 10 grpp war richtig Sch.... zu schießen.

Außerdem kommt so ein Modell bei leichten Pfeilen nicht sooooo in die Puschen.

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 09.02.2015, 20:21
von killerkarpfen
Kann sein im Extremfall!
Ich habe mir erlaubt kurz einige Schneeballschäfte zu vermessen. Ich darf anfügen, dass ich einiges an Schneeballruten zu Handen, und auch einige solcher Pfeile schon hergestellt habe.
Also meine dickste rohe Schneeballrute, gemeiner Schneeball ist eher noch schwerer als wolliger Schneeball kommt mit einer Länge von 115 cm und einem Schaftdurchmesser von 13mm zu 10.5mm am Ende auf 62 Gramm. Spine am dünneren Ende gemessen ca 85#. Eine Silexspitze lanzettlich 44mm lang 28mm breit und 4mm dick 7 Gramm
Dies entspricht jedoch nie einem für mich schiessbaren Pfeil.

Meine Turnierpfeile vom Pfeilsapturnier im Vergleich Link
Spine 50#
Durchmesser Nocke 7 bis 7.5mm Schaft vorderes Drittel 9 bis 9.7mm, zur Spitze auf 8mm getappert
Länge 29.3“ bis zum Ansatz der Spitze
Gewicht mit Spitze 510 bis 530 Grain.

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 09.02.2015, 21:25
von Neumi
Tach, ich schiess meinen 61# Eibenbogen mit 7-7,5 gpp Pfeilen und der iss ganz schön flott. Das jetzt nicht, weil ich das gut finde, sondern, weil das meine momentan schwersten Pfeile sind und ich alles ausprobiere und mirs egal ist, ob der bricht - wenn der mit den leichten Pfeilen noch nicht "in die Puschen" kommt, bin ich echt mal gespannt, wie das dann abgeht, wenn ich endlich schwerere Pfeile hab.
Ich hab mich Heute gewundert, warum man überhaupt Ötzis Beil gefunden hat - nach dem zu urteilen, was ich dazu bis jetzt gelesen habe, muss das Ding ziemlich wertvoll gewesen sein. Warum hat der Gegner das nicht mitgenommen? War es etwa einer aus dem eigenen Clan und konnte das Ding wegen dem Wiedererkennungfaktor nicht mitnehmen?
Und noch etwas: Blacksmith's Nachbau hat bei 32" Auszug +130#. Der Ötzi mit ca. 160cm Körpergrösse konnte doch aber sicher keine 32" Zoll ziehen oder? Das heisst dann, dass das zu ziehende Gewicht schon mal deutlich niedriger war. Ich bin ja kein Jäger und hab davon kene Ahnung, aber wenn man im Gebirge jagt, ist es dann nicht so, dass man an die Beute eher selten bis auf 30m oder so ran kommt (mangels Deckung) und in der Regel auf viel grössere Entfernungen treffen muss?
Und noch was zur körperlichen Leistungsfähigkeit: Kuckt euch mal die indischen Essenslieferanten in Mumbai an oder kuckt euch mal die Arbeiter in den Schwefelminen in Indonesien an. Das sind alles Heringe mit praktisch gar keinem Fett auf Körper (nicht falsch verstehen), aber die sind zu extremen Höchstleistungen fähig. Was ich damit sagen will ist einfach, dass wir nicht heutige Mitteleuropäer usw. mit unseren Massstäben an Kraft, Ausdauer und Leistungsfähigkeit mit Menschen von vor 5000 Jahren vergleichen können.
Grüsse - Neumi

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 09.02.2015, 21:31
von Blacksmith77K
Neumi hat geschrieben:Und noch was zur körperlichen Leistungsfähigkeit: Kuckt euch mal die indischen Essenslieferanten in Mumbai an oder kuckt euch mal die Arbeiter in den Schwefelminen in Indonesien an. Das sind alles Heringe mit praktisch gar keinem Fett auf Körper (nicht falsch verstehen), aber die sind zu extremen Höchstleistungen fähig. Was ich damit sagen will ist einfach, dass wir nicht heutige Mitteleuropäer usw. mit unseren Massstäben an Kraft, Ausdauer und Leistungsfähigkeit mit Menschen von vor 5000 Jahren vergleichen können.
Grüsse - Neumi


DANKE! Ich hatte einen ähnlichen Post vor dem Veröffentlichen wieder gelöscht... ;D

Zum Ötzi: 28-29" maximaler Auszug, wenn er voll im Bogen gestanden hätte.

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 09.02.2015, 21:40
von Squid (✝)
Ja, aber zumindest für einen Pirsch- und Lauerjäger ist so ein Bogenmonster doch absolut kontraproduktiv. Sowohl wegen der Länge, als auch, weil man zum Schießen eben sehr aufrecht sehen muss. Verstecken is da nich...

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 09.02.2015, 21:46
von Sherrif Sherwood
Hm..... ich sehe da sind sehr interessante Ansätze und Überlegungen drin, da werd ich wohl im Sommer nochmals ins Museum gehen müssen, was?
Freu mich schon, wie jedes Jahr darauf.....

Äh, gibts denn hier keine Südtiroler im Forum?

Gruss Jürgen

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 09.02.2015, 23:14
von apaloosa
Hab noch einen Link (von Angela). Schade, dass sie seit 2013 nichts mehr dazu geschrieben hat.
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=25&t=14304&hilit=%C3%B6tzi&start=15

VG
Harald

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 10.02.2015, 00:34
von Heidjer
Oh, das Ötzi einen 100 Pfünder ziehen konnte, traue ich ihm durchaus zu, die nötige Kraft dafür sollte er gehabt haben, viel entscheidener ist dabei die Technik, aber auch die traue ich ihm zu.

Die Frage, die ich mir stelle, ist warum?
Wofür brauchte er dieses Zuggewicht?
Einen Körperpanzer mußte er jawohl nicht knacken, und wie Squid schon bemerkte, wäre ein kürzerer 70 Pfünder für die Jagd viel Praktischer.
Bleibt nur der kriegerische Grund, war er ein Krieger oder Räuber?
Er selbst wurde ja offentsichtlich von einen Pfeil erlegt, nur kam der, nach meiner Meinung, wegen der geringen Eindringtiefe, von einen 50# oder 60# Bogen. Wäre der von einen 100# Bogen abgeschossen worden, hätte der Pfeil ihn komplett durchschlagen!

Wir sehen, es gibt noch einiges zu forschen und zu klären. ;)


Gruß Dirk

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 10.02.2015, 08:43
von Rado
Oder es erwischte ihn auf Distanz. Ich glaube da wird vieles bleiben was man nie wird klären können. Nur vermuten kann man.
Und ich sehe es genauso, dass er keinen 100Pfünder geschossen haben wird. Wozu?
Ein sehr wichtiges Gesetz der ´Wildnis´ ist "Energie sparen".

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 10.02.2015, 09:43
von benzi
Rado hat geschrieben:Ein sehr wichtiges Gesetz der ´Wildnis´ ist "Energie sparen".


das ist z.B. ein Punkt der oft vergessen wird und den man dann gut nachvollziehen kann, wenn man auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann...

@Dirk ich hab leider keinen Eibebogen zum Selbstversuch.... und vermutlich auch kaum die Zeit einen zu bauen...

liebe Grüße benzi

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 10.02.2015, 10:17
von eddytwobows
.../...900gr bis 1000gr kommt mir für Pfeile aus Schneeball aber sehr schwer vor, hat da mal jemand die genauen Maße?
Oder ist das Pfeilholz über die Jahrtausende schwerer geworden?.../...


Naja, davon ausgehend, daß diese 900-1000 gr einen tatsächlichen, offiziellen Meßwert darstellen, bleibt die Frage,
obwohl sie ev. u.U. als Dumm erscheinen mag, wann und vor allem in welchem Zustand wurden die Schäfte gewogen...? ???

Da sie ja nunmal die Kleinigkeit von 5000 Jahren im Eis gelegen haben, kann man wohl ohne weiteres davon
ausgehen (...da sie kaum wasserdicht gelagert gewesen sind und ebenfalls wechselweise angetaut und auch wieder
eingefroren sind, ebenso wie Ötzi selber...), daß sie mit Wasser vollgesaugt sind / waren...

Jetzt ist aber gerade bei sowas das Problem, daß man solche alten und vollgesaugten Holzartefakte nicht einfach trocknen
kann, jedenfalls nicht, ohne das sie, gelinde gesagt, immensen Schaden davontragen würden, sie müssen speziell behandelt
und präperiert werden (siehe Wasa, Mary Rose, div. Moorfunde, etc. ...).

Sollten sie also von daher im nassen Zustand gewogen worden sein
(...ohne das der Wasser / Konservierungsflüssigkeitsanteil abgezogen-/ gerechnet worden ist...),
wären sie natürlich um ein etliches schwerer, was dann ein gute Erklärung für das, wie Heidjer sagte, für
Schneeball zu hohe Schaftgewicht ist...

Was vielleicht auch noch interessant und u.a. für die Klärung der Bogenstärke aufschlußreich wäre, ist der Zustand von Ötzis Schulter und sonstigen Armgelenken-/ Knochen hinsichtlich dort zu findender oder halt nicht zu findender typischer
Verschleißerscheinungen, wie sie z.B. bei englischen Kriegsbogenschützen festgestellt worden sind...

Weiß da jemand (z.B. Angela... ;) :) ) irgendetwas genaueres, ob und in wie weit eine solche Untersuchung vielleicht
bereits stattgefunden hat oder ev. noch geplant ist...? :) ???

LG
etb

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 10.02.2015, 10:27
von Firestormmd
Es macht aber einen Unterschied, ob jemand in der Englischen Armee den ganzen Tag nichts anderes macht als Warbows schießen, oder ob man am Tag nur ein paar Schüsse macht. Diese Schulterdeformierungen, vor denen immer gewarnt wird, sind doch nur bei Leuten anzutreffen, die das wirklich berufsmäßig machen. Unsereins oder gelegentliche Jäger/Krieger haben das nicht in dem Maße, denke ich.

Vielleicht war der Bogen auch nur grob zugeschnitten und Ötzi wollte ihn sich in Ruhe zurecht feilen, wenn mal nichts gescheites im Fernsehen kommt. Wer weiß es? Es ist glaube ich müßig darüber zu spekulieren.

Grüße, Marc

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 10.02.2015, 10:39
von eddytwobows
Genau dieser Unterschied war der Gedankliche Ansatz dahinter, um diesen Umstand entweder zu den
bereits sonstigen Fakten hinzufügen oder halt endgültig ausschließen zu können... :) :)

LG
etb

Re: Ötziausrüstung

Verfasst: 10.02.2015, 16:21
von Neumi
Hallo, die Gewichtsangabe der Pfeile habe ich aus diesem pdf >>Direktlink<<
Grüsse - Neumi

Mega-Link verkürzt! Rabe