Zugstärken älterer Bögen

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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart » 20.12.2006, 15:24

@eldoro: mache folgendes Gedankenspiel:

1. Nimm einen Golfball und einen Schläger aus Styropor.

Damit bekommst Du den Ball vielleicht 20 m weit!

2. Nun nimm einen normalen Golfschläger.
Da können locker 100 m drin sein.

3. Nun nimm einen Schläger mit nem 5 kg schweren Bleikopf.
Huch - wieder nur 20 m...

Bis zu einer Grenze x wird ein schwererer WA (=hier: Schläger) die Leistung steigern, weil er mehr Energie aufnehmen/abgeben kann!
OBERHALB dieser Grenze aber wird das zusätzliche Gewicht wieder hinderlich, weil die Fasern (=hier: Deine Arme) das Gewicht nicht mehr effektiv beschleunigen können!

;-)

Rabe

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Peter O. Stecher
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Beitrag von Peter O. Stecher » 20.12.2006, 16:18

Beim modernen Flightschießen ist man einem "Leerschuß" schon sehr nahe. Der Pfeil ist gerade so schwer dass er die max. Energie aufnehmen kann vom Bogen.Irgendwo ist dann halt der Break-Even- Point auch was die Zuggewichte angeht, da gehts dann um Zentimeter.


WAS mir hier bzgl. "schwere" WA nicht einleuchtet ist, warum schwer?

Ein optimaler WA ist in der Lage möglichst viel Energie zu speichern und in Form der "Vorschnell-Bewegung" über die Sehne auf den Pfeil zu übertragen. D.h.: Der WA kann/soll so leicht wie möglich sein bei genügend "Schnellfreude"....
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zugstärken

Beitrag von joerg-peters- » 20.12.2006, 19:38

Betr. "Weitschüsse" mit dem Bogen ausgeführt von den Türken: Wenn die Türken wirklich so weit geschossen haben, konnten sie nach meinen Infos aus dem WWW nur so geschossen haben, dass sie sich auf den Rücken legten, den Bogen mit beiden Füssen drückten und die Sehne mit beiden Händen zogen.
ich weiss jetzt aber nicht mehr, wo das stand, und ich werde das auch nicht probieren können, wg. Bandscheibenschadens.
In diesem Jahr gab es einen Film im Fernsehen, da konnte man so eine Angriffsszene sehen. es sah schon eigenartig aus, wie die sich zum Schiessen hinlegten, aber vorstellbar ist diese Schiesstechnik. Wie schussgenau diese Technik war, sei dahingestellt, aber es kam da ja nur auf die Salvenwirkung auf eine geschlossene Formation an

MaNa
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Beitrag von MaNa » 20.12.2006, 20:09

Jop, das kam auch mal im ZDF "Mit flammenden Schwert". Ich glaube, da wurde irgendwas von 400 Metern gesagt.
de sagittis Hungarorum libera nos, domine

Eldoro
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Beitrag von Eldoro » 20.12.2006, 22:09

Original geschrieben von ravenheart

@eldoro: mache folgendes Gedankenspiel:

1. Nimm einen Golfball und einen Schläger aus Styropor.

Damit bekommst Du den Ball vielleicht 20 m weit!

2. Nun nimm einen normalen Golfschläger.
Da können locker 100 m drin sein.

3. Nun nimm einen Schläger mit nem 5 kg schweren Bleikopf.
Huch - wieder nur 20 m...

Bis zu einer Grenze x wird ein schwererer WA (=hier: Schläger) die Leistung steigern, weil er mehr Energie aufnehmen/abgeben kann!
OBERHALB dieser Grenze aber wird das zusätzliche Gewicht wieder hinderlich, weil die Fasern (=hier: Deine Arme) das Gewicht nicht mehr effektiv beschleunigen können!

;-)

Rabe


Schon verständlich,aber gibt es wirklich so extreme Unterschiede im Gewicht bei (Flight)Bögen ?
Juhhuuu, neues UsErBiLd .......

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kra
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Beitrag von kra » 20.12.2006, 23:22

Na ja, bei Flightbögen bist du an einem Extrem des Bogenbaus angelangt (das andere sind die ELB's mit 180# mit den schweren Pfeilen :D). In diesem Höchstleistungsbereich geht es wirklich um jedes Detail.
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Beitrag von Peter O. Stecher » 21.12.2006, 09:12

Mt einem Fußbogen, der einem östlichen Bogen sehr ähnlich war schoß Kenneth Wilhelm (der Mann mit dem Apfel am Kopf in einem Hill-short-movie, der dann flüchtet) 1938 846yards.

Einmal schoß er mit einem 125# 4Fuß 6Zoll Osage-Bogen (Handbogen, nicht Fußb.) 550yrds.
https://classic-archer.com/

cybernuth
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Fußbögen

Beitrag von cybernuth » 21.02.2007, 16:47

Soweit ich weiß, wird - oder wurde zumindest- in Amazonien mit Fußbögen gejagt. kann so unpräzise nicht sein. Affen und Vögel sind i.d.R. kleiner als Menschen...

Taran
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Quelle?

Beitrag von Taran » 21.02.2007, 18:04

Wäre interessant, die Quelle dafür zu erfahren. Alle Amazonas-Bögen, die ich kenne, haben zwar ein spezielles Design, sind aber Handbögen.

Aus Südindien und den vorgelagerten Inseln sind ja fußbögen dokumentiert. Da gibt es auf einer Museums-Seite Bilder - Hat jemand den Link?
Aber im Urwald und bei der Jagd stelle ich es mir schwierig vor, mich erst hinlegen zu müssen...
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... και δόξα τω Θεώ !

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Beitrag von Peter O. Stecher » 26.02.2007, 08:36

Fußbögen sind jagdlich nicht vorstellbar, man denke: pirschen-sehe Affen-niederlegen-langsam ziehen......da bleibt kein Tier sitzen od stehen bist fertig bist ;( ;(
https://classic-archer.com/

Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 26.02.2007, 08:56

Soweit ich weiß, wird - oder wurde zumindest- in Amazonien mit Fußbögen gejagt. kann so unpräzise nicht sein. Affen und Vögel sind i.d.R. kleiner als Menschen...


Ich schieße kreuzdominant und hab echte Probleme aber mit den Füßen das ist ja noch besser,wie lange soll man da üben?

Gruß

K-H

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Beitrag von MaNa » 26.02.2007, 16:31

Naja, so lange muss man da nicht üben. Es geht ja bei diesen Fußbögen nur darum massig Pfeile extrem weit zu schießen. Zielen muss man da nicht viel.
de sagittis Hungarorum libera nos, domine

horsebow
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Re:

Beitrag von horsebow » 23.04.2007, 20:37

Negley hat geschrieben:Fußbögen sind jagdlich nicht vorstellbar...;(  ;(

Das heißt doch nur, daß Du es Dir nicht vorstellen kannst, oder?
Du kannst Dir auch keine Schußweiten vorstellen, die von Bögen stammen, die du nicht kennst, oder?
Ich war jetzt 6 Monate offline, aber es hat sich nix geändert ;D

Gruß, horsebow
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845

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Peter O. Stecher
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Re: Zugstärken älterer Bögen

Beitrag von Peter O. Stecher » 24.04.2007, 16:02

Horsebow schön dass Du wieder da bist, nein, es hat sich nichts geändert, hörensagen Unfug bleibt dennoch Unfug!!


Worauf willst mit einem Fußbogen schießen? Auf einen Elefanten der vor dir steht?  Fußbögen haben einfach mit der Jagd nix zu tun, möglicherweise wurden sie irgendwann zu militärischen Zwecken eingesetzt (hab ich aber auch noch nie gehört)...

Ich kann mir überdies alle Schußweiten vorstellen die erwiesenermaßen schießbar sind - sicher aber nicht 900m die der Freund des Cousins des Wächters des Sultans vor einem engl. Patienten der das dann aus dem Gedächtnis aufschrieb angeblich und unvermessen geschossen haben soll - vermutlich hat auch die Mondphase gepasst als die Pfeile geschlägert wurden und die Gänse gerupft worden sind.
UND, man weiß, wie etliche Studien (z.B. S. Pope) bestätigen, dass asiatische Kompositbögen schon lange bei uns auch bekannt sind. Die frühen Flight-Schützen benutzten aber eher LB-Ähnliches - das mag aus der engl. Tradition kommen oder auch nicht - heute jedenfalls werden kurze, den asiat. Bögen ähnliche Recs benutzt, und das wird auch seinen Grund haben.
Zuletzt geändert von Peter O. Stecher am 24.04.2007, 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
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HuntingOwl
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Re: Zugstärken älterer Bögen

Beitrag von HuntingOwl » 07.05.2007, 14:10

Negley hat geschrieben:Fußbögen haben einfach mit der Jagd nix zu tun, möglicherweise wurden sie irgendwann zu militärischen Zwecken eingesetzt (hab ich aber auch noch nie gehört)...


Dochdochdoch ..... so weit ICH weiß, haben zumindest die Chinesen so'n Ding tatsächlich in großen Massen eingesetzt. Ziel waren Pfeil-"Wolken" auf gegnerische Truppen bzw. auch Städte und Dörfer, dazu waren die Pfeile auch groß dimensioniert und eher Lanzen als "Pfeile". Sie sollten wohl beim runterkommen Panzer durchschlagen, vielleicht auch Holzbalken und wie ein Schaschlikspiess gleich mehrere Soldaten kampfunfähig verletzen.

Ich halte aber ein jagdliches Schießen damit ebenso für einerseits unmöglich und andererseits etwas dämlich.  ;D
Nur ein Wild mit herausoperiertem Nervenkostüm bliebe seelenruhig so stehen und würde sich auch noch wegen des schlechten Zielens auf Anweisung selbst genau in die Schussbahn stellen.

Ich glaube aber (hört hört!) mitbekommen zu haben, daß altägyptische Schützen immerhin deutlich mehr als hundert Pfund gezogen haben sollen. Stellenweise hört man von 150 Pfund und mehr.
Eine "Reaktionszeit" von ca. 40 Metern angesichts einer heranrasenden Ritterschar halte ich für Bogenschützen für mangelhaft. Noch bevor die den zweiten Pfeil auf der Sehne hätten, wären sie tot. Die "Abstandsargumentation" halte ich für nachvollziehbar und stichfest, demzufolge wären mindestens (!!) hundertfünfzig Meter Abstand zwischen Bogen und angreifenden Truppen absoluteste Untergrenze.

Einfache Überlegung: mittelalterliche Trebouchets (deutsch Tribok) warfen Steine bei Belagerungen immerhin gut zweihundert Meter. DAS dürfte DIE Distanz gewesen sein, bei denen sich die Bedienmannschaften gerade ausserhalb der Pfeilreichweite aufgehalten haben. Berücksichtigt man, daß die Bogenschützen auf den Mauern standen, würde das wohl einer originalen Wurfweite von ca. 150 Metern (halbwegs zielsicher) entsprechen und auf irgendwas zwischen 70 und 100 lbs hindeuten??!!

Michael
Nacht + Feder + Jagd = Eule

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