Kettenhemden

Fragen und Antworten zu Gewandungen.
AZraEL
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Kettenhemden

Beitrag von AZraEL » 03.06.2004, 15:32

hab da mal ne frage.

bin momentan dabei mir ein kettenhemd zu stricken. danach nehme ich den passenden gambeson in angriff... 8-)
was ich eigentlich frage wollte ist, ob das historisch-authentisch überhaupt zu einem bogenschützen passt, so ein kettenhemd, oder ob das eher etwas für den nahkämpfer ist. hat ja jemand einen plan von? oder sogar bilder?
...jedenfalls werfen sie keine sachen mehr nach mir, vielleicht, weil ich einen bogen mit mir rumtrage?

Kuno

Kettenhemd gestrickt?

Beitrag von Kuno » 03.06.2004, 19:15

nicht für ungut, aber wenn ich das richtig verstehe meinst du damit wirklich Stricken so das es die Optik eines Kettenhemdes hat oder ? Nun, meiner Meinung nach ist die schon nicht besonders Historisch :o belegt und daher ist es wohl mitunter völlig egal welche Waffe man dabei mit sich rumträgt, oder? Ich möchte auf keinen Fall beleidigend rüber kommen, aber gestrickte Kettenhemden ist wie einen Fiesta mit Mercedesstern zu fahren, es sieht einfach nur aus wie gewollt aber nicht gekonnt.
Lieber ein bisserl sparen und ein echtes Kettenhemd kaufen. Hab auf dem Flachsmarkt in Krefeld letztes WE eines gesehen für 130,-EUR. Ich denke das ist doch erschwinglich.

Falls mit stricken das wirkliche knüpfen eines echten Kettenhemdes gemeint war, dann sag mir doch mal bitte wie das geht. ;-)

Bis auf bald
Frank

Harbardr
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tut euch nicht weh, Jungs...

Beitrag von Harbardr » 03.06.2004, 20:02

...das mit'm "Kettenhemdstricken" ist allseit's bekannt u. soll mitnichten bedeuten, daß der "Stricker" hier mit Nadel u. Faden an's Werk geht.
Ein Kettenhemd wird, wie's schon der Name sagt, aus Ringen gemacht!

Ob das Kettenhemd nun zu einem Bogenschützen passen tut hängt sehr von der dargestellten Zeit ab.
Die englischen Gardebogenschützen (um 14./15. JH) trugen z.B. eines u. zwar unter dem Wappenrock, o. der Oberbekleidung.
Das mit dem Gambeson für Bogner ist eine Frage, die so nicht gestellt werden darf.
Belegt ist, daß Bogner zum Teil auch nur Wämse aus mehreren Lagen Leinen (je nach Einkommen soll's bis über 20 Lagen gegeben haben), das z.T. auch mit Hanf gepolstert, bzw. ausgestopft u. abgenäht waren.

Halfmoon
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Kettenhemd

Beitrag von Halfmoon » 03.06.2004, 21:57

Also beim Thema Kettenhemd will ich mich auch mal wieder (nach langer Abstinenz) zu Worte melden.
Ich habe bereits 2 Hemden und und eine Haube "gestrickt" (mit Zangen, Seitenschneider, etc. :tool ;-) )
Ich kann nicht verhelen, daß sich so ein Hemd nicht an zwei Nachmittagen macht - dennoch kann ich alle nur ermutigen, die sich mal versuchen wollen. Wenn man dann irgendwann fertig ist (und dazu sollte man sich besser nicht unter Druck setzen), blickt man auf ein Werk, auf dass man in jedem Falle Stolz sein kann! Dabei ist es ja jedem selber überlassen, wieviel Zeit und Mühe er hineinstecken will. Schließlich bestimmt die Größe (also der Durchmesser) der Kettenringe entscheidend die Anzahl der benötigten Kettenglieder. Ein großer Durchmesser führt natürlich schneller zu einem fertigen Hemd, allerdings finde ich es persönlich nicht so schick, wenn die Zwischenräume der Kettenglieder zu groß werden. Anders ausgedrückt: je größer die Ringe, desto "luftiger" sieht das Hemd am Ende aus (das sind dann eben die ab 150 Euro), aber natürlich wird es auch nicht so schwer, wie ein "dichteres" Hemd ... jeder wie er will, oder wofür er es braucht, gelle.

Ich persönlich bin nicht der mega-"A"-Mann und habe also beim Bau meiner Hemden auch keinen gesteigerten Wert darauf gelegt. Im Grunde müßte man ja jedes Kettenglied auch noch vernieten und dürfte auch keinen verzinkten Stahldraht benutzen, aber das wäre mir dann doch etwas zuviel geworden ... Aber wie gesagt, jeder wie er will - ein Kettenhemd mit vernieteten Gliedern ist optisch natürlich unschlagbar !!!

Hier mal ein link (http://www.tempora-nostra.de/index_f_neu.shtml) mit einer - wie ich finde - sehr guten und ausführlichen Anleitung. Wirklich "A" ist die Anleitung für das Hemd wahrscheinlich eher nicht, aber da ich es nachgebaut habe, kann ich sagen: es sitzt wirklich bombe! Allerding würde ich für den Anfang erst mal ein Hemd mit nur nur einer Orientierung der Ringe empfehlen ...
Andere links findet man á mass im Netz ... einfach mal durch"googeln" ;-)

Mein erstes Hemd habe ich jedoch auch ohne jede Anleitung gebaut - nur mit dem Wissen, wie man die Glieder so ineinander setzt, dass ein Geflecht entsteht. Und auch dieses ist was geworden ... also nur Mut!!

Bild

Bild

Wer noch mehr Bilder oder Tipps braucht, kann sich ja per IM bei mir melden ... ich helfe gerne weiter, wenn ich kann.

Halfmoon

AZraEL
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Beitrag von AZraEL » 04.06.2004, 01:38

keine angst kuno...ich mach mir schon ein richtiges hemd, mit "stricken" meinte ich schon die arbeit mit akkuschrauber (zum selberdrehen der ringe), seitenschneider, spitz- und kombizange. eine gute anleitung hab ich auf www.kettenhemd.net gefunden, worüber ich übrigens auch auf fc gekommen bin, weil es da verlinkt ist. schau es dir doch einfach mal an.
...jedenfalls werfen sie keine sachen mehr nach mir, vielleicht, weil ich einen bogen mit mir rumtrage?

Kuno

verzeihet, verzeihet

Beitrag von Kuno » 06.06.2004, 21:15

Stricken nennt man auch dies ? Wieder schlauer ! :doh

Ich bin sehr beeindruckt von dem vorhaben sich sollch ein kettenhemd selbst zu stricken.
:anbet

Nun ja meine Zweifel kamen halt vom besagten Flachsmarkt in Krefeld. Die dortigen Ritter trugen tatsächlich gestrickte (aus grauer Wolle !!) Kettenhemden. Oder war dies damals so üblich ? Naja sah eher höchstpeinlich aus, aber egal, ist ja deren Ding. Für mich muss es ja auch nicht 100 % "A" sein, aber zumindest annähernd.

Also wünsche ich noch frohes Schaffen und ein gutes gelingen bei Eurem Werk. Ich werd mir mal so eine Anleitung bei Zeiten anschauen, denke diese fummels-Arbeit könnte mir auch liegen.
:-)

Wie hoch ist den der Durchschnittliche Kostenaufwand für solch ein Hemd in guter bauweise ?

Gehabt Euch wohl
Frank :fcsmilie

Harbardr
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hör ich da Ritter?...

Beitrag von Harbardr » 06.06.2004, 22:25

Original geschrieben von Kuno

Die dortigen Ritter trugen tatsächlich gestrickte (aus grauer Wolle !!) Kettenhemden. Oder war dies damals so üblich ?



...scheinen mir doch eher Narren, denn Gewappnete. Doch sei gewiss, ein solch schändlich Tun war in der alten Zeit mitnichten zugange. :D :D

Wenn bei einem Kettenhemd (4 in 1, Halbarm, Länge bis zum Schritt) aus 10er Ringen (außen) so um die 50-Tausend Ringe verarbeitet werden u. ca. 1000 Ringe so um eine Stunde Arbeit in Anspruch nehmen, dann haste schonmal die Eckdaten.
Plötzlich erscheint der Preis von ca. 450 bis 520 Euronen garnicht mehr so überzogen, oder? :-(
Werden aber genietete, o. geschweißte Ringe verarbeitet, dann schießt der Preis sehr schnell auf die 1000 Euronen zu.
Ich mein hier NICHT die "Sonderangebote" mancher Anbieter, sondern die, nach alten Vorlagen, händisch hergestellten Kettenhemden.

Für die "günstigen" Kettenhemden (aus 12er Ringen) wir der Säckel auch um fast 200 Goldrand geschröpft. Bei entsprechender Suche läßt sich dieser Preis aber sicher noch unterbieten.

Also, ganz wie man's braucht, "A" (für authentisch), o. "B" (für billig). ;-)

AZraEL
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Beitrag von AZraEL » 06.06.2004, 23:06

also erst mal ist da die frage ob man es kaufen will oder selber "stricken" (das ist wohl nicht der fachbegriff dafür, aber ich fand es passte so nett-ironisierend zu der arbeit). dann kommt es bei den gekauften drauf an wie groß die ringe sind (innendurchmesser von 8 bis 12 mm ist so standart), aus welchem material (eisen, federstahl, brüniert oder geglüht oder verzinkt, oder es gibt sogar welche aus alu, dass soll aussehen wie mithril), wie es geschnitten ist (lang- oder kurzarm, beinlang...), und letztendlich ob die ringe offen, verschweisst oder genietet sind. die letzteren beiden sind nahezu unbezahlbar, alleine weil es eine schweinearbeit ist. wie sehr offene ringe dem original entsprechen, kann ich dir allerdings nicht sagen ("offen" bedeutet nur dass sie eine schnittstelle haben, an der man sie auf- und zubiegen kann).

wenn du dich entscheiden solltest ein kettenhemd selber zu machen, suchst du dir aus wie groß deine ringe werden sollen (um so kleiner die ringe um so enger das kettengeflecht, aber damit steigt auch der arbeitsaufwand und das gewicht). dann schaust du dich in deiner umgebung mal um wo du am besten draht herbekommst. der sollte so 1,4 - 1,8 mm stark sein. beim eisengroßhandel soll man eine 8 kg spule für unter 10 euro bekommen, davon würden wohl so 2 reichen. da ich sowas nicht in meiner nähe gefunden habe, hab ich 1,8 mm starken eisendraht aus dem baumarkt genommen. ist zwar an materialkosten etwas teurer, aber mir war es zu blöd hunderte von km zu fahren. dann brauchst du im prinzip nur noch 2 zangen, einen seitenschneider und einen akkuschrauber um die ringe selber zu drehen. und natürlich jede menge zeit. alternativ kannst du auch fertige ringe kaufen, die belaufen sich allerdings so um die 6 euro für 1000 stück. da du aber schätzungsweise 30.000 ringe brauchst, ist selberdrehen die deutlich günstigere alternative...

hoffe ich hab dir erstma ein wenig weiterhelfen können.
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Nullman
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Beitrag von Nullman » 07.06.2004, 12:17

Im Landschaftsbedarf-Handel (oder wie das heisst) gibt es "Zaunspanndraht". Ich nehme da den 1,6 mm verzinkten Draht. Die gibts da in 5Kg-Spulen, Preis... weiss ich nicht mehr, letzter Kauf ist zu lange her, aber die 10 Euronen könnten stimmen.

Gruss

Nullman
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Benny
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oder so...

Beitrag von Benny » 07.06.2004, 14:47

Läuft gerade als sammelbsestellung in der gruppe:

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/11075/ringe.jpg]
Bild[/url]


8mm innen 10mm ausen
1000 ring = 186g
Stahl rostend
ca. 9 € /1000 St
incl Nietenzange

WARUM AUCH NICHT. WER SONST NIX VOR HAT!!
:D
ciao
Benny

AZraEL
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9 euro???

Beitrag von AZraEL » 08.06.2004, 10:57

9 euro für tausend ringe bei einem durchmesser von 8 mm? haste dir mal kurz überlegt wieviele ringe du dann brauchst...so für ein kettenhemd in t-shirt format schätzungsweise 30.000 oder mehr.
...jedenfalls werfen sie keine sachen mehr nach mir, vielleicht, weil ich einen bogen mit mir rumtrage?

Benny
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is ne menge...

Beitrag von Benny » 08.06.2004, 12:08

So 30.000 St. hät ich auch gesagt!
30 x 9€ = 270€ nur für T-Shirt form

AAAAAber!!!
Geplättelte Ringe! In der Selbstherstellung um einiges aufwendiger.
Auserden Vorgelocht incl. passende Nieten.

Is viel Geld aber ich finde es nicht Teuer.

Außerden hat nicht jeder die möglichkeit in der Wohnung stundenlang zu hämmern.Ist (find ich) eine "leichte" Möglichkeit sich ein Genietetes zu Bauen.

ciao
Benny

Ahenobarbus
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Beitrag von Ahenobarbus » 08.06.2004, 12:11

@ Benny,
sind die Ringe alle mit Niet, muss jeder Ring vernietet werden????

@ AZraEL
Ich hab einen ws für Kettenhemden und meine Leutchen (von LARPern bis Mittelalter) sind kräftig am Stricken. Benutzt werden 8mm Ringe und 12mm brünniert. Mach Dir erst mal gedanken, was Du denn darstellen willst. Ich als Syrer oder römischer Aux habe ein kurzärmeliges Kettenhemd. Ich käme nie auf dei Idee, ein langärmeliges Kettenhemd zu tragen.

Die Teilchen auf den diversen Märkten sollte man nicht alle als gebrauchstauglich ansehen. Es gibt genügend Händler oder auch Privatleute, die Kettenhemden aus billigstem Material verkaufen. Die verwendeten Ringe lassen sich per Hand verbiegen und damit ist das Kettenhemd einfach nicht zu gebrauchen.

Mail mir mal, und ich helf Dir mit Ringen weiter.

Ahenobarbus

Benny
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Beitrag von Benny » 08.06.2004, 12:24

@Ahenobarbus
Müssen alle einzeln vernietet werden. Werden alle offen geliefert.
Benny

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Beitrag von AZraEL » 08.06.2004, 12:44

@ ahenobarbus

ich würde nicht sagen dass mein material das beste ist, wiel ich wie erwähnt verzinkten eisendraht in der stärke 1,8 mm verwende und ringe mit 10 mm innendurchmesser daraus drehe. sie lassen sich zwar nicht mit der hand verbiegen, hatte aber auch nicht vor es zum schaukampf zu nutzen... lange ärmel wollte ich auch nicht machen, da mir das mit dem verjüngen nach vorne hin zu kompliziert ist, ich eh kurzarmfanatiker bin und ich mir lange arme zum bogenschießen auch eher als hinderlich vorstelle. was bei der sache für mich zählt ist dass ich es selber gebaut habe und in der lage bin es selber zu reparieren oder zu erweitern. das ist mir tausendmal mehr wert als ein gekauftes, genau wie mein erster bogen, den ich die tage fertig gestellt habe (wollte ihn demnächst im präsentationsthread mal vorstellen). auch wenn es qualitativ nicht das allerbeste ist, ich habe es immerhin selbst gemacht. oder wie seht ihr das?
...jedenfalls werfen sie keine sachen mehr nach mir, vielleicht, weil ich einen bogen mit mir rumtrage?

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